Ich wollte auch mal was sagen. Und zwar finde ich das voll gemein, wie hier immer alles total falsch dargestellt wird. Ob zum Beispiel was GEFUNDEN oder GEKLAUT wurde, das kommt ja wohl auch auf die Perspektive an!
Donnerstag ist mein freier Tag. Jedenfalls nennt sich das so, weil ich donnerstags nicht zur Arbeit muss. Mein freier Tag gestaltet sich allwöchentlich so wie vermutlich die meisten freien Tage der meisten mit einer Vollzeitstelle beglückten Bürger: Arzttermin, Einkaufen, die Bücher müssen zurück in die Leihbücherei, der Kater muss zur Nachkontrolle und die Wohnung will geputzt sein.
(Übrigens: Das hier
sagmal semolina, hat der deine küche so sauber geschleckt oder bist du so???
das ist ja supersauber bei dir!
- das lass ich grade rahmen und schenk es Mutti zum Geburtstag!!!)
Da ist es wohl nur recht und legitim, wenn man sich zwischendurch mal eine kleine Pause gönnt. Sich ein wohl verdientes Brötchen schmiert, einen Joghurt löffelt und einen schönen Pfefferminztee trinkt. Immerhin ist man auch an seinem freien Tag bereits seit sechs Uhr auf den Beinen, weil gewisse Haushaltsmitglieder auch donnerstags auf einem pünktlich servierten Frühstück bestehen.
😡 Auch das Mittagsmahl hatten sich die weniger produktiven Teile der Hausgemeinschaft bereits einverleibt, was das nachfolgend Geschilderte umso unverständlicher und gewissenloser erscheinen lässt.
Das Brötchen ist aufgeschnitten, der Tee zieht, der Kühlschrank wird geöffnet und eine Packung Tofu-Wurst-Attrappe entnommen. Kaum will ich mich zum Brötchen wenden, werde ich von Flori ausgebremst, der immer dann sein Gehör wieder zu erlangen scheint, wenn die Kühlschranktür geöffnet wird. Gerade lag er noch schlafend im Bett, nun steht er da wie hingezaubert und versucht die Wurstattrappe an sich zu bringen. Mit erhobenen Armen kämpfe ich mich zum Brötchen durch. Tofu hinwerfen, Flori aus der Margarine ziehen, das Tofu aus dem Einflussbereich zweier getigerter Pfoten schieben, die mit einem Mal auf dem Schrank herumtasten. Flori zu Boden befördern, Brötchen schmieren, Brötchen belegen.
Geschafft. Jetzt der Joghurt. Zuerst jedoch will der Brötchenteller zwischengeparkt sein, nach dem mittlerweile brüderlich vier Pfoten angeln. Der Brötchenteller wird auf die Sicherheitszone 1 - Mitte des Küchentisches - verbracht und der Kiloeimer mit Stracciatellajoghurt aus dem Kühlschrank entnommen, dessen Inhalt ich in ein Schälchen portioniere.
Dieser äußerst nachlässige taktische Fehler wird sich ohne Gnade von den feindlichen Truppen zunutze gemacht, die sich zu einer Umzingelungstaktik entschließen. Während Flori mit dem Kopf im Joghurteimer verschwindet, entert Fritz den Tisch und ergreift eine Brötchenhälfte, die er unter dem Tisch in Sicherheit bringt. Bei der Rückeroberung ist bereits die Attrappenwurst von ihrer Unterlage getrennt worden und wird argwöhnisch berochen. Häh, Tofu?!! Na ja, egal - he!!! Das hab ich erbeutet!!!
Während ich das Tofu vom Boden klaube und einen kurzen Kampf mit meinem Hausfrauengewissen ausfechte - was soll's, ich hab schließlich grade gewischt, einmal unter den Wasserhahn und wieder aufs Brötchen damit -, rückt die Verstärkung an und haut mir auf die Füße: Was soll denn das, den Jungs die Beute abnehmen, gib denen das gefälligst SOFORT zurück und gib mir auch was ab!
Toll, drei gegen einen. Nachdem ich Floris Kopf aus dem Joghurteimer gezogen habe, stehe ich am Wasserkran und wasche meine Tofu-Wurst, wobei ich auf einem Bein balanciere, um mit dem anderen Fuß Lilly auf Abstand zu halten. Fritz weiß seine Chance zu nutzen und klaut die zweite Brötchenhälfte, wobei der Teller vom Tisch fällt.
Verdammt. Jetzt reicht es aber. Ich werfe das Tofu auf die Spüle, klemme mir Flori unter den Arm, der den Joghurt nun direkt aus dem Schälchen schlabbert, tauche unter den Tisch, greife mir den mordsgefährlich knurrenden Fritz und schleife die Gefangenen in Richtung Schlafzimmer. Beim Proteststrampeln kommt man sich ins Gehege und fängt an, sich gegenseitig auf die Köpfe zu hauen, wobei meine Arme in arge Mitleidenschaft gezogen werden. Egal, Zähne zusammenbeißen! Indianer und Katzenpersonale kennen keinen Schmerz!
Kurz vor Erreichen des rettenden Gefangenenlagers mit der um sich kloppenden Fracht ereilt mich dann doch noch der Rückschlag: Ein aus dem Hinterhalt ausgeführter Befreiungsschlag der Partisanentruppen! Mit einem gellenden "MEEEEKK" verbeißt sich das zahnlose Lillykommando in meine Ferse, Fritz entgleitet mir, Flori rutscht hinterher, und ich komme zu dem Schluss, dass Marmelade auf dem Brötchen vielleicht nicht leckerer, aber zumindest stressfreier ist.
Guten Appetit und einen schönen Sonntag!
Bianka