Semolina
Erfahrener Benutzer
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- 29. September 2009
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Und wieder neigt die Waagschale des Weltenlaufs sich hin zum Herbste. Verstummt ist aller Vogelsang, verblasst der Sonne warmer Schein. Ein scharfer Wind aus Nord treibt die Gänse hin zu milderen Gefilden, und wehmütig folgt ihnen unser Blick, wie sie hinweg ziehen über die Wipfel welkender Bäume. Einen letzten stummen Gruß entsenden wir ihnen, den sommerlichen Gefährten der Badeseen, bevor wir den Liegestuhl zusammen klappen und uns zurück ziehen in die stille Stube zu Rollkragenpulli und Strickpantoffel.
Ja, nun bricht sie wieder an, die graue Zeit der kalten Füße und der Heizkostenabrechnung. Wie sagt der Dichter: Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, wer jetzt allein ist, hat keine Sägespäne auf dem Sofa.
Wohl dem, welcher die Schrecken dunkler Wintertage nicht zu fürchten braucht, da er, weit entfernt von aller Einsamkeit, drei liebliche Kätzlein zur Gesellschaft hat! Glücklich preise sich ein jeder, dessen Heim im goldenen Schimmer seiner schnurrenden Gesellschaft erstrahlt. Behaglich gemummelt in eine wollene Decke, verträumen jene Glücklichen manch neblig trübe Stunde auf dem Canapee, umgeben von Kätzchen und Sägespänen.
Sägespänen?! WIESO ist eigentlich meine Couch voller Sägespäne?
Okay, wie üblich bin ich im Urlaub krank geworden, habe Fieber und gerade ein Buch über Rilke, Kokoschka und diverse andere Neurotiker der anbrechenden Moderne gelesen, während sich meine drei Hausgenossen alle erdenkliche Mühe gaben, mein Krankenlager zur Katzenkuschelwiese und damit zu einer äußerst unbequemen Liegestatt für mich zu machen. Aber jetzt sollte ich wirklich mal damit aufhören, schwülstige Herbstelegien abzusondern und mich der Frage widmen, wo diese verdammten Sägespäne herkommen!
Ziemlich mannhaft für eine bettlägerige olle Katzentrulla raffte ich mich auf, schlüpfte in meine sagenhaft unvorteilhaften Puschen und schlurfte der Spur der Sägespäne hinterher zur Balkontür. Sägespäne, Sägespäne … hat Flori meinem Vermieter etwa die Kettensäge heimlich weggemopst? Nicht auszudenken, was er damit anzustellen imstande wäre! Eines Tages komm ich nach Hause, und er hat die Tür zur Rumpelkammer auf- und die Gastherme abgesägt! Nein, es wäre vollkommen unverantwortlich, dem nicht nachzugehen, Fieber hin, Rilke her.
Die Spur der Sägespäne wurde auf der Fußmatte stärker. Offenbar war ich auf der richtigen Fährte. Des Rätsels Lösung musste sich draußen vor der Tür befinden, was mich in gewisser Weise erleichterte, da die Rumpelkammertür sich drinnen hinter der Tür befand. Es bestand also schon mal keine Explosionsgefahr.
Dennoch beschloss ich, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern ihr weiterhin gewissenhaft nachzugehen. Heroisch meinen wehen Kopf und meine triefende Nase ignorierend, pirschte ich mich vor. Die Spur war jetzt ziemlich deutlich erkennbar und führte auch schlechtere Trapper als mich unübersehbar zur Bank, unter der ich meinen Wintervorrat Holzbriketts für den Ofen gelagert hatte …
Hatte. Gänse, Nordwind, Rollkragenpulli … und ein weiteres untrügliches Indiz für das Herannahen des Winters, welches auch den letzen Hauch des Zweifels ausschloss: Lilly hatte in der für sie charakteristischen emsigen Fleißarbeit meine Pressspanbriketts wieder in ihren Ursprungszustand zurück geführt und sich unter der Bank ein schönes warmes Nest daraus gebaut!
Kein Zweifel. Es wird Winter.
Ja, nun bricht sie wieder an, die graue Zeit der kalten Füße und der Heizkostenabrechnung. Wie sagt der Dichter: Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, wer jetzt allein ist, hat keine Sägespäne auf dem Sofa.
Wohl dem, welcher die Schrecken dunkler Wintertage nicht zu fürchten braucht, da er, weit entfernt von aller Einsamkeit, drei liebliche Kätzlein zur Gesellschaft hat! Glücklich preise sich ein jeder, dessen Heim im goldenen Schimmer seiner schnurrenden Gesellschaft erstrahlt. Behaglich gemummelt in eine wollene Decke, verträumen jene Glücklichen manch neblig trübe Stunde auf dem Canapee, umgeben von Kätzchen und Sägespänen.
Sägespänen?! WIESO ist eigentlich meine Couch voller Sägespäne?
Okay, wie üblich bin ich im Urlaub krank geworden, habe Fieber und gerade ein Buch über Rilke, Kokoschka und diverse andere Neurotiker der anbrechenden Moderne gelesen, während sich meine drei Hausgenossen alle erdenkliche Mühe gaben, mein Krankenlager zur Katzenkuschelwiese und damit zu einer äußerst unbequemen Liegestatt für mich zu machen. Aber jetzt sollte ich wirklich mal damit aufhören, schwülstige Herbstelegien abzusondern und mich der Frage widmen, wo diese verdammten Sägespäne herkommen!
Ziemlich mannhaft für eine bettlägerige olle Katzentrulla raffte ich mich auf, schlüpfte in meine sagenhaft unvorteilhaften Puschen und schlurfte der Spur der Sägespäne hinterher zur Balkontür. Sägespäne, Sägespäne … hat Flori meinem Vermieter etwa die Kettensäge heimlich weggemopst? Nicht auszudenken, was er damit anzustellen imstande wäre! Eines Tages komm ich nach Hause, und er hat die Tür zur Rumpelkammer auf- und die Gastherme abgesägt! Nein, es wäre vollkommen unverantwortlich, dem nicht nachzugehen, Fieber hin, Rilke her.
Die Spur der Sägespäne wurde auf der Fußmatte stärker. Offenbar war ich auf der richtigen Fährte. Des Rätsels Lösung musste sich draußen vor der Tür befinden, was mich in gewisser Weise erleichterte, da die Rumpelkammertür sich drinnen hinter der Tür befand. Es bestand also schon mal keine Explosionsgefahr.
Dennoch beschloss ich, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern ihr weiterhin gewissenhaft nachzugehen. Heroisch meinen wehen Kopf und meine triefende Nase ignorierend, pirschte ich mich vor. Die Spur war jetzt ziemlich deutlich erkennbar und führte auch schlechtere Trapper als mich unübersehbar zur Bank, unter der ich meinen Wintervorrat Holzbriketts für den Ofen gelagert hatte …
Hatte. Gänse, Nordwind, Rollkragenpulli … und ein weiteres untrügliches Indiz für das Herannahen des Winters, welches auch den letzen Hauch des Zweifels ausschloss: Lilly hatte in der für sie charakteristischen emsigen Fleißarbeit meine Pressspanbriketts wieder in ihren Ursprungszustand zurück geführt und sich unter der Bank ein schönes warmes Nest daraus gebaut!
Kein Zweifel. Es wird Winter.
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