Alle Jahre wieder stehen Eltern in aller Welt vor dem gleichen Problem: Es kommt der Tag, an dem der behütete Sprössling heulend aus dem Kindergarten heimkommt und den ratlosen Eltern die Scherben seiner unschuldigen Kinderwelt vor die Pantoffeln kübelt. Der Marvin hat gesagt, den Weihnachtsmann gibt es gar nicht!
Was tun? Den Marvin einen Lügner schelten und beim nächsten Elternabend einen Eklat mit den aufklärerisch gesonnenen Marvin-Erzeugern riskieren? Den eigenen Sproß liebevoll, aber bestimmt mit der rauen Wirklichkeit und dem Zusammenhang zwischen Weihnachtsmann und Karies erzeugenden Brausen konfrontieren? Und damit das Vertrauen in die elterliche Glaubwürdigkeit so kurz vor Weihnachten nachhaltig erschüttern?
Liebe Eltern unaufgeklärter Weihnachtsmann-gläubiger Kinder: Rettung naht! Ab sofort können Sie sich elegant aus der Affäre ziehen, indem Sie Ihrem schluchzenden Nachkömmling erklären, ja, der Marvin hat schon recht, irgendwie, denn den Weihnachtsmann gibt es nicht. Nicht mehr jedenfalls. Gestern gab es ihn noch. Aber heute ist er weg. Ein böser Kater hat ihn gefressen. Der böse Kater wohnt bei einer dummen Frau, die das Unglück nicht verhindert hat, und darum kriegst du jetzt auch keinen ferngesteuerten Hubschrauber zu Weihnachten, sondern nur die selbst gestrickten Socken von Oma Hilde.
Freitagabend. Der Weihnachtsmann ist müde vom Geschenkeverteilen und hält Ausschau nach einem guten Versteck für sich und seine sechs Rentiere. Da fällt sein Blick auf eine kleine Dachwohnung, in der eine dumme Frau, ein böser Kater und zwei weitere Katzen hausen. Mensch, denkt sich der Weihnachtsmann, da sieht’s ja aus wie bei Campbells unterm Sofa, überall Teebeutel, Plüschmäuse und Kratzpappen. In dem Vorweihnachts-Chaos fallen sechs Rentiere und ein dicker Mann, der weder zum Friseur geht noch seine Klamotten wechselt, bestimmt gar nicht auf.
Dachte sich’s und huschte geschwind samt seiner Rentiere den Kamin herunter, um sich dann leis, ganz leis am Sofa vorbei zu schleichen, wo die dumme Frau und der böse Kater lagen und Fernsehen guckten, und sich alsdann im Schlafzimmer zu verstecken. Der böse Kater indes hatte den Unrasierten und seine sechs Huftiere wohl bemerkt und richtete sich auf dem Sofa auf, und obgleich sich der bärtige Geselle und seine pelzigen Kumpane gleich hinter dem Kleiderschrank versteckten, sprang der böse Kater herbei und starrte alle giftig an. Die dumme Frau und die beiden anderen Katzen guckten auch, was es da zu sehen gab, doch sie sahen die Besucher nicht.
Nur der böse Kater ließ sich nicht hinters Licht führen. Gleich am nächsten Morgen, als die dumme Frau unter der Dusche stand, versuchte er den Weihnachtsmann und seine Rentiere aus der Wohnung zu werfen, aber da begannen die ein lautes und schiefes Blockflötenspiel, und obgleich der böse Kater eigentlich von Geburt an taub war, tat das Flöten seinen Ohren schrecklich weh, und er rannte ins Badezimmer und versteckte sich hinter der Waschmaschine, wo er ab und an leise knurrte und sich vorerst nicht hinaus traute. Erst als die dumme Frau ihn mit Leckerchen lockte, kam er wieder hervor, doch da hatten sich der Weihnachtsmann und die Rentiere bereits wieder versteckt.
Der böse Kater gab aber nicht auf. Als die dumme Frau am Sonntagmorgen endlich mal damit anfing, ihren im Weihnachtsstress vernachlässigten Haushalt auf Vordermann zu bringen, krochen der Weihnachtsmann und seine Rentiere schleunigst in den Kamin, damit sie nicht entdeckt würden. Und da schlug der böse Kater zu! Er kletterte flugs hinterher in den Kamin und fraß den Weihnachtsmann auf mit Haut und all den vielen vielen Haaren, und wenn die dumme Frau ihn nicht laut scheltend aus dem Ofenrohr gezogen hätte, dann hätte er auch noch die sechs Rentiere verschlungen und wäre endlich einmal satt geworden.
Ja, liebe Kinder, und darum gibt es ab sofort keinen Weihnachtsmann mehr.
Euch krieg ich auch noch, ich krieg euch alle!
Das Buch: Müsste jetzt auch als e-book erhältlich sein, jedenfalls kam eine entsprechende mail vom Verlag. Und was das Cover-Drama angeht (@pippilotta): Ob man sein eigenes Cover gestaltet oder auf eine Vorlage zurück greift, das macht preislich keinen Unterschied. Das minimalistische rosa Doktorarbeit-Cover ist so eine Vorlagen-Datei. Die hatte ich mir kurz angeschaut und dann weg geklickt, um mein eigenes Cover hochzuladen, aber durch einen kleinen EDV-Teufel wurde wohl die Vorlagendatei als freigegeben markiert - und so kam es dann zur Weihnachts-Special-Edition in rosa, wie mir BoD nun mitgeteilt hat. (Wer mit dem rosa Cover nicht in einigen Jahren Millionen scheffeln will, kann es aber wohl reklamieren; bei Beanstandungen aus dem Buchhandel werde laut Verlag Ersatz geliefert, was ich doch sehr weihnachtlich-nett finde.
🙂)