Ja, früher WAR alles besser. Damals, in jenen goldenen Waldi-Eis-Jahren. Als das Wetter noch schön war, der Braune Bär einen auf den Punkt deliziösen Karamellkern hatte und Eltern der Fels in der Brandung waren. Wehmütig blicke ich zurück und appelliere dringend an die Mütter unter euch: Unterschätzt nicht diese wunderbaren Jahre, da eure Sprösslinge sich nicht von ihren Stofftieren zu trennen vermögen und in ihrer kindlichen Naivität noch daran glauben, dass ihr die Quelle aller Weisheit seid, die erwachsene Autorität, die zwar einerseits das Zimmeraufräumen gebietet, andererseits jedoch das allseits verlässliche Bollwerk darstellt gegen die Stürme des Lebens, die eine Kindheit schwer erschüttern mögen!
Allzu rasch ist sie doch verflogen, die unbeschwerte Kindheit, und es kommt der Tag, an dem man die furchtbare Wahrheit nicht länger ignorieren kann: Eltern sind gar keine Helden. Manchmal fragt man sich angesichts ihres infantilen Gebarens sogar, ob man wirklich deren Kind ist oder vielleicht doch adoptiert wurde. Ich jedenfalls frage mich das seit Dienstag.
Es kann nicht anders sein, ich muss adoptiert sein. Ich bin ja nun ein sehr integerer und ausgesprochen vernünftiger Mensch, dem Albernheit und kindisches Benehmen total fremd sind. Nie würde ich mir zum Beispiel Strohhalme in die Ohren stecken, weil die Katzen dann so blöd gucken. Oder mir eine Decke überwerfen und auf allen vieren durch die Wohnung krabbeln, weil die sich dann aufpüscheln. Und schon gar nicht käme ich auf die Idee, heimlich in den elterlichen Garten einzudringen und dort die Gartenzwerge bis zur Zipfelmütze einzugraben. Ich bin schließlich erwachsen, da macht so einen Tinnef nicht!
Umso stärker wurde ich in meinem Weltbild erschüttert, als ich am Dienstag nach einem Arztbesuch nach Hause kam und feststellen musste, dass meine (Adoptiv-?)Eltern meine Abwesenheit dazu benutzt hatten, in meine Wohnung einzudringen und den armen Flori brutal zu misshandeln. Bei meiner Heimkehr kamen mir Fritz und Lilly gleich entgegen gerannt, während Flori in seinem derzeitigen Lieblingsbettchen unter dem Couchtisch blieb und sich nur sehr schamhaft und zögerlich hervor wagte.
Und da sah ich es. Ich konnte es einfach nicht fassen. Außer meinen Eltern hat nur mein Vermieter einen Schlüssel für meine Wohnung, und dem traute ich es einfach nicht zu, dass er sich heimlich Zutritt verschaffte, um die Zutraulichkeit meines kleinen Lieblings schamlos zu einer solch schändlichen Tat auszunutzen.
Ich werde jetzt ein Foto der grausamen Misshandlung einstellen. Da ich mal wieder nicht kapiere, wie man Fotos spoilert, bitte ich die Zartbesaiteten unter den Forinen, an dieser Stelle auf gar keinen Fall weiter zu scrollen. Dieser entsetzliche Anblick unsäglichen Tierleids wird euch sonst den Nachtschlaf rauben!
Unbeschreibliches Leid spiegelt sich in den Augen dieser geschundenen Kreatur
Ich habe umgehend meine unmöglichen Eltern angerufen und zur Sau gemacht. Sie wollen Fritz jetzt einen Schlips kaufen.
Ein kleiner Nachtrag, weil einige fragten: Ich schule ganz profan zur Industriekauffrau um. Eigentlich bin ich gelernte Mediengestalterin, habe den Beruf auch lange Jahre gemacht, bin in einer arbeitslosen Phase aber im Einzelhandel gelandet (bevor man gar nix hat …) Auf Dauer möchte ich aber wieder etwas Qualifiziertes machen, und da ich grade noch in einem Alter bin, wo man einen Neuanfang wagen kann, wage ich’s mal. T-Konten, ich komme!