Am 11.11.2010 ging ein Sturm namens Carmen über den Nordwesten Deutschlands hinweg. Das weiß ich noch, weil ich an diesem Tag meinen gebrauchten Kleinwagen abholte, der seither auf den schönen Namen „Carmen“ hört. Dreieinhalb Jahre lang hat Carmen zuverlässig und ohne zu murren quengelnde Kater, Einkaufskisten und Kofferraumladungen voller Katzenstreusäcke transportiert und meine lautstarken Interpretationen von „Highway to Hell“ klaglos ertragen. Doch nun werden unsere Wege sich trennen. Das Projekt „Umschulung“ erfordert rigorose Sparmaßnahmen und einige Opfer. Drei Kilometer Schulweg kann man bequem mit dem Rad bewältigen, und es heißt Abschied nehmen von Carmen, AC/DC auf voller Lautstärke und viel Stauraum für leer gefutterte Bäckertüten, herum fliegende CD-Hüllen, Wasserflaschen und Katzenfallen. (Man sollte immer alles Notwendige dabei haben.)
Stattdessen muss nun alles Notwendige in eine Tasche passen, die man beim Radeln umhängen kann. (Bis auf die Katzenfalle. Die habe ich dem Tierschutz gespendet.) Da ich meine ziemlich ramponierte uralte Arbeitstasche nach meiner Kündigung in einem feierlichen Akt in der Mülltonne beigesetzt hatte, musste dringlichst ein neues Accessoire her, und so machte ich mich ein wenig wehmütig mit Carmen auf eine unserer letzten gemeinsamen Fahrten ins schöne Münster, wo nach einem vierstündigen Einkaufsmarathon endlich die meinen Ansprüchen genügende Tasche gefunden war. Ich liebe Taschen aus rustikalen Textilien mit ganz vielen Schnallen, Strapsen, Reißverschlüssen und Fächern dran. Das sieht cool aus und bringt einem viele Sympathien ein, wenn man samstags kurz vor Mittag beim Aldi an der Kasse steht und durch all die Schnallen, Strapse und Reißverschlüsse zu seinem Portemonnaie vorzudringen versucht, das dann gar nicht in dem Fach ist, in dem es sonst immer war.
Daheim wurde ich von drei übel gelaunten Katzen erwartet. Man hatte in der Zeit meines Resturlaubs durch beharrliches Nörgeln und Nerven die Abendbrotzeit schrittweise auf halb vier vorverlegt. Nun war es bereits halb fünf, was als unzumutbare Vernachlässigung empfunden wurde. Unter anklagendem Geschrei versammelte man sich in der Küche, und ich beeilte mich, schleunigst die Näpfe zu füllen, damit das Wehklagen ein Ende nahm und ich mich in Ruhe an die Erkundung der Entstrapsung meiner neuen Tasche machen konnte.
Während es aus der Mampfecke lautstark und zufrieden schmatzte, trug ich schon mal alles, was man so benötigt, zu einem großen Haufen zusammen: Regenzeug, Wasserflasche, Schreibzeug, diverse Bücher, Butterbrotdose, Gummibärchentüte, Kaugummipackung, Damen-Hygiene-Artikel, Tempopäckchen, Portemonnaie, Papiere, Schweizer Taschenmesser. Der Haufen wuchs. Mir kamen Zweifel. Ob das alles in die neue Tasche passte?
Mein kleiner Flori indes ist nicht nur ein sehr empathisches, sondern darüber hinaus auch ein hochintelligentes Tier. Nachdem er wie üblich als erster seinen Teller leer gesaugt hatte, wurde er auf die Nöte des Personals aufmerksam und entsann sich des Archimedischen Prinzips. Rasch errechnete er Gewichtskraft und Dichte seines Körpers, multiplizierte sie mit der Erdbeschleunigung und setzte das Ergebnis in Relation zu dem Krempelhaufen, den das Personal errichtet hatte. Hm, ja, müsste passen. Wenn das Taschenvolumen für Flori ausreichte, sollte es nach Archimedes auch für den Krempelhaufen reichen!
Passt! Kannze auch noch die Katzenfalle reinpacken.
@Bergziege: Herzlich willkommen an dich und die beiden Russen! Ich habe auch mal in deinen Thread geschaut und vor allem über die Katzenklo-Kauf-Geschichte gegackert. Vielleicht wird ja daraus auch mal ein Buch? Forum goes Bestseller-Liste? Von einigen Forinen (willienchen zum Beispiel oder das Personal vom "sprechenden" Leo) gibt es ja schon Werke. "Die schwarz-weiße Seite der Macht", "Das Leben des Pü" oder auch: "M + M - Tiefenpsychologie für jede Lebenslage" könnte ich mir auch gut vorstellen ...
😀