Ich weiß schon, dass ich ganz bestimmt nicht Betriebsratsvorsitzende werde. Hingegen darf mein zukünftiger Chef (der Glückliche!) mich gerne zur Sicherheitsbeauftragten ernennen. Da sehe ich durchaus mein Potenzial. Ich bin nämlich sehr auf Sicherheit bedacht. Zum Beispiel stöpsele ich immer meinen Wasserkocher nach Gebrauch aus, weil ich schon zweimal im Lokalteil von Wohnungsbränden aufgrund selbstentzündeter Wasserkocher gelesen habe. Ich stehe auch manchmal nachts auf und gehe auf die Straße, um zu gucken, ob das Auto wirklich abgeschlossen ist. Und ich habe gleich zwei Fahrradhelme. Ja, als Sicherheitsbeauftragte werde ich gewiss in meinem zukünftigen Betrieb Firmengeschichte schreiben!
Den Leistungstest zum Thema „Gesundheitsschutz und Unfallverhütung am Arbeitsplatz“ habe ich vorgestern mit einer glatten Eins gemeistert, und jetzt arbeite ich schon mal an einem Thema, das bislang meiner Ansicht nach von den Berufsgenossenschaften bei der Ausarbeitung der Bildschirmarbeitsplatzverordnung sträflich vernachlässigt wurde. Ich denke, es ist an der Zeit, § 5 der BildscharbV um Absatz 1 zu erweitern: „Besondere Anforderungen an die zeitliche und ergonomische Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen Hauskatzen haltender Beschäftigter.“ Vielleicht könnte das aber auch gleich eine ihrer Bedeutung für den Arbeitsschutz gemäße ganz neue Verordnung werden. BildscharbHaKatzHaBeschV oder so. Ich fände das angemessen.
Bislang hatte ich ja nie Rückenschmerzen. Um mich herum haben fast alle Menschen Rückenschmerzen, was bei mir durchaus ein gewisses Mitgefühl auslöste. So lauthals wie die Rückenschmerzen immerzu beklagt wurden, schien es mir ein ziemliches Übel zu sein, Rückenschmerzen zu haben, und ich war immer herzlich froh, davon verschont zu sein. Obwohl ich häufig schwere Sachen herum schleppte, Gasflaschen und 90-Ah-Batterien und Zwanzigerkartons mit 25-mm-Stahlgestängen, hatte ich niemals Rückenschmerzen. Blaue Flecken an den Schienbeinen schon, wenn ich mir eine Gasflasche davor gedengelt hatte. Aber niemals Rückenschmerzen.
Jetzt bin ich grade mal zwei Wochen in der Schule und sitze den ganzen Tag auf einem ergonomisch geformten Stuhl herum, und was hab ich? Richtig. Rückenschmerzen. Vor allem nachts habe ich Rückenschmerzen. Dann wache ich auf und drehe mich von rechts nach links und von links nach rechts, und dennoch zieht es in meinen Lendenwirbeln. Ich drehe mich trotzdem. Man soll sich ja bewegen. Bewegung tut gut bei Rückenschmerzen.
Unglücklicherweise wird das Drehen häufig stark erschwert durch eine straff um mich herum gespannte Bettdecke, die ein störungsfreies Hin- und Herdrehen zur Entlastung der Lendenwirbelsäule fast unmöglich macht. Links neben mir schnarcht nämlich ein zusammen gerolltes Katertier, während rechts neben mir ein lang ausgestrecktes Katertier in mein Ohr atmet. Meine Arme sind links und rechts unter der Decke an meinen Körper gepresst und können nicht zur Katerentfernung eingesetzt werden.
Mist. Jetzt fängt auch noch meine Nase an zu jucken, und ich kann mich nicht kratzen. Und derart festgepresst und beidseitig von zwei kleinen Kraftwerken freigiebig mit Körperwärme versorgt, bricht mir der Schweiß aus. Ich versuche, durch Ruckeln und Strampeln irgendwelche Körperteile frei zu kriegen. Stelle fest, dass an meinen Füßen offensichtlich auch noch jemand liegt, denn von dort kommt ein empörter Aufschrei, und Schläge prasseln auf meine Schienbeine nieder. Divenkrallen gehen auch durch die dickste Kamelhaar-Bettdecke. Aua, aua.
Rechts neben mir wird der Ohrenatmer wach und wickelt mir unter wohligem Seufzen die Vorderbeine um den Hals. Die Luft wird knapp. Ich beginne zu röcheln. Links neben mir hört es auf zu schnarchen, stattdessen wird aufgestanden und unter Ächzen und Stöhnen ein wenig Dehngymnastik betrieben. Ich schöpfe Hoffnung. Vielleicht steht der ja auf und geht weg, und ich kann mich von Decke und Vorderbeinen ein wenig befreien?
Zu früh gefreut. Der Schnarcher sucht durchaus ein noch weicheres Lager und klettert auf meinen Bauch, wodurch sich offensichtlich die Gallensteine verschieben, denn von dort kommt nun auch ein leises Ziehen. Ich gebe einen gepeinigten Laut von mir. Meine Schienbeine kriegen noch ein paar Kratzer: Kannst du jetzt mal RUHE geben? Ich kann nicht schlafen bei dem Gejaule!
Die Stunden vergehen. Ich liege verdreht in die Decke gewickelt, während Lendenwirbel, Gallensteine und Schienbeine den Wettbewerb „Top 3 der fiesesten Schmerzen“ untereinander austragen. Wenigstens muss ich morgen früh nicht mein rechtes Ohr waschen, denn das wird gerade hingebungsvoll vom Würger geputzt, ohne dass die Umklammerung meiner Kehle deswegen nennenswert vernachlässigt wird. Auf meinem Magen wird öfter mal aufgestanden und sich hin- und her gedreht. Und am unteren Bettende sind meine Füße im Weg und werden unter verärgertem Gemotze ein bisschen an die Seite geschoben. Mir wird immer heißer. Und jetzt furzt auch noch einer.
Manchmal bin ich richtig froh, wenn der Wecker klingelt. § 5 Abs. 1 BildscharbV bzw. § 1 BildscharbHaKatzHaBeschV stelle ich mir in etwa so vor: „Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Bildschirmarbeitsplätze Hauskatzen haltender Beschäftiger neben einer den ergonomischen Erfordernissen angepassten Sitz- auch mit einer ebensolche Schlafgelegenheit auszustatten.“
Dosis zur Sonne, zur Freiheit!
Dinge, die man nach dem morgendlichen Klogang am besten in Dosis Bett erledigt
@mietzis tante: Oh ja - die Probleme kenne ich! Ich hatte jahrelang einen alten Mac aus fernen Mediengestaltertagen. Man konnte sehr viele Tassen Kaffee oder Hagebuttentee trinken, während er hochfuhr, verzweifelt etwas zu laden versuchte und nach einer Dreiviertelstunde bei 90% Ladebalken den Geist aufgab. Man kann dabei prima lernen zu entschleunigen und seine innere Gelassenheit zu trainieren. Oder auch seine Fähigkeiten beim Wändeverputzen, wenn das mit der inneren Gelassenheit nicht so hingehauen hat und man die Möhre wutschnaubend an die Wand geklatscht hat.
Für alle Dosis mit langsamen Rechnern habe ich aber zum Trost einen noch ganz unveröffentlichten Lesungstext auf meine Seite gestellt.
🙂