Mietzis Tante: Das Geheimnis des Buchs ist sein Wiedererkennungswert: Jeder Katzensklave erkennt seine Lieblinge darin wieder, und jeder Katzensklavenbekannte erkennt darin den Katzensklaven wieder, der so viele lustige Geschichten von seinen Lieblingen erzählen kann!
😀 The story of this week:
Die zweite Urlaubswoche. Ein wenig wehmütig ist dem Personal zumute, als es auf dem heimischen Balkon steht und zusieht, wie dunkle Gewitterwolken sich am Himmel türmen. Wie allegorisch, denkt das Personal, denn auch am heiteren Himmel des Campbell’schen Sommerfriedens dräuen sie, des Unheils schwarze Wolken: Der Dachdecker hat sich für die letzte Juliwoche angekündigt, das Haus soll eingerüstet und der Balkon samt Katzengehege leer geräumt werden.
Schweren Herzens schaufelt das Personal fünf Schubkarren voller Erde aus den Pflanzgefäßen, karrt alles zum Kompost und schleppt die leeren Behälter die Treppe hinunter, der Katzengroßvater rückt an und bringt Leitern und Werkzeug, und der Donnerstag wird zum Katzengehege-Abbautag erkoren. Elegisch verbringt das Personal einen letzten Abend auf dem trostlosen Balkon, versonnen summt es „Sag mir, wo die Blumen sind“ und vermag kaum noch den Katzen in die ahnungsvollen Augen zu sehen. Da kommt in letzter Minute die Kunde von der Verzögerung der baulichen Maßnahme! Der Dachdecker ist noch mit den Sturmschäden der vergangenen Wochen beschäftigt, und die Hauseinrüstung verschiebt sich bis Ende August.
Na gut, denkt das Personal, die Blumen sind zwar weg, aber wenigstens kann das Katzengehege noch stehen bleiben, der Kelch der dreifach schlechten Katzenlaune ist erst einmal vorüber gezogen, und anstatt Gitter und Balken herunter zu schleppen, liegen mit einem Male unverhoffte freie Tage vor ihm. Quasi richtige Urlaubstage! Nun kann es doch noch nach Münster fahren!
Die Freude ist groß beim Personal. Rasch putzt es am Mittwoch noch die Wohnung, und am Donnerstag geht es dann endlich doch noch auf zum Sommerschlussverkauf in die Perle der Provinzhauptstädte. Glücklich flaniert das Personal durch die sommerlich heitere Innenstadt, beladen mit Katzengroßmuttergeschenken, bis nachmittags wieder einmal schwarze Wolken aufziehen und das Personal zusieht, dass es rasch gen Osten in die Heimat entschwindet.
Während das Gewitter sich über Münster entlädt, scheint zuhause noch die Sonne. Draußen jedenfalls. Drinnen herrscht ziemlich schlechte Stimmung, weil die Futterzeit um fast drei Stunden überschritten wurde, das Telefon blinkt, der Tierschutz hat angerufen. Schuldbewusst füttert das Personal die armen hungrigen Katzen, ruft den Tierschutz an und schneidet sich dann eine Schnitte Brot ab. Das Telefon klingelt schon wieder. Diesmal ist es die Nachbarin, die am Wochenende einen Catsitter braucht.
Das Personal bekommt allmählich ein schlechtes Gewissen. Vergnügungssüchtig ist es den lieben langen Tag in der Sonne herum spaziert und hat Hüte, Schals und Firlefanz gekauft, während daheim das Telefon heiß lief und drei Katzen Hunger, Not und Langeweile litten! Wie konnte ich nur, denkt das Personal und schneidet Tomaten klein, obgleich es vor lauter Gewissensbissen eigentlich schon gar keinen Hunger mehr hat. Mich den Verlockungen unserer konsumgeilen Welt hinzugeben, während ich daheim gebraucht wurde. Zur Strafe werde ich schon vorzeitig senil. Ich könnte schwören, dass ich mir vorhin eine Schnitte Brot abgeschnitten habe, doch nun, da ich sie mit Tomatenscheiben belegen möchte, ist sie nicht mehr da. Wie sonderbar.
So sonderbar war es dann doch nicht. Vielmehr hatten die Katzen die Schnitte Brot fort geschleppt und zerpflückt, vermutlich als Akt des Widerstands, als sie mit anhören mussten, wie das Personal am Telefon versprach, am Wochenende auf fremde Katzen aufzupassen. Das war ja wohl die Höhe! Erst den ganzen Balkon verschandeln, dann einfach so einen ganzen Tag lang abhauen und zum Schluss auch noch sich als Catsitter bei den blöden Nachbarkatzen verdingen! Diesem rücksichtslosen Verhalten gehörte unbedingt ein Riegel vorgeschoben.
Als das Personal am Freitag aufstand, hatte sich die Wetterlage dramatisch verschlechtert, draußen nieselte es, und drinnen hatte es sogar geschneit. Jedenfalls sah es so aus. Fliesen und Möbel waren mit weißem Pulver und lustigen Pfotenabdrucken bedeckt, und auf den Vorräten im Vorratsschrank lag eine winterlich weiße Schicht. Das für das Wetterphänomen verantwortliche Tiefdruckgebiet hieß Flori. Flori war in der Nacht aus nordöstlicher Richtung kommend durch den Vorratsschrank gezogen und hatte für gewaltige Turbulenzen in einer Schachtel Speisestärke gesorgt. Besonders hart betroffen war eine klebrige Grenadine-Sirup-Flasche im Zentrum des Unwetters, das sich erst am südwestlichen Ende des Schrankes über den Backzutaten abgeschwächt hatte.
Am Freitagmorgen lag das Personal standesgemäß mal wieder auf den Knien und beseitigte die Sturmschäden. Tief Flori war derweil schon wieder der reinste Sonnenschein.
IIIIICH?!! Blödsinn machen??!!!! ICH doch nicht!!!!