Oh!!! Katzenforum goes Poetry Slam!
Was redet ihr von schiefen Brettern?
Das ist durchdacht: Man kann dran klettern!
Katzen haben außerordentlich empfindliche Ohren. So können selbst vollständig taube Exemplare dieser Gattung das Öffnen einer Kühlschranktür wahrnehmen. Welch eine Kakophonie muss unsere moderne Welt dann erst für die nicht tauben Exemplare darstellen! Das sollten wir uns hin und wieder einmal vor Augen führen, wenn wir durch unseren lärmenden Alltag tollen, ja ihn gar mit heim bringen in die stille Welt unseres häuslichen Miteinanders mit den flauschigen Radarlöffeln. Katzen hören nicht gerne Rammstein, sie hassen Staubsauger, und die ganz besonders geräuschsensiblen kleinen Lieblinge mögen es auch nicht, wenn man Flöte spielt oder am Handy neue Klingeltöne ausprobiert.
Lilly gehört zur besonders geräuschsensiblen Sorte. Ich möchte sogar behaupten, dass Lilly die geräuschsensibelste Katze auf diesem Planeten ist. Und falls noch irgendwo anders im Universum Planeten existieren, auf denen Katzen leben, dann wird sich auch dort schwerlich eine finden, die geräuschsensibler ist als Lilly. Wegen Lilly bin ich beim Blockflötenspielen nie über „Kuckuck, Kuckuck ruft’s aus dem Wald“ hinaus gekommen. Ich habe nämlich eine Blockflöte. Eine total schöne Blockflöte aus transparentem roten Plastik. Vor einigen Jahren habe ich mir die Blockflöte gekauft und daheim gleich zu musizieren angefangen. Dann kam Lilly angerannt, kreischte entrüstet und schlug mir die Blockflöte aus der Hand, und ich habe mich nie wieder getraut, Blockflöte zu spielen. Eine große Karriere ist vielleicht im Keim erstickt worden. Bloß weil Lilly so geräuschsensibel ist. Dem Handy ist das gleiche Schicksal widerfahren wie der Blockflöte, als ich einen Klingelton einstellen wollte. Steht deshalb auf Vibrationsalarm. Ist mir sonst zu gefährlich. Wenn mich einer anruft, reißt Lilly mir den Arm ab.
Freitagabend. Das Personal ist zu einem Geburtstag eingeladen und hat in der Ein-Euro-Abteilung im Supermarkt eine sehr geschmackvolle Gratulationskarte erworben. Vorne auf der Karte ist eine lustige fliegende Kuh, und wenn man die Karte aufklappt, leiert sie ein sehr gequältes „Happy Birthday.“ Das Personal findet das außerordentlich originell. Das Geburtstagskind sicher auch.
Lilly hingegen neigt eher zu konservativen Ansichten, was Gratulationskarten anbetrifft. Handgeschöpftes Büttenpapier mit einem hübschen Blumenmotiv ist schön. Karten mit fliegenden Kühen, die „Happy Birthday“ dudeln, sind hingegen absolut indiskutabel.
Diese wenig aufgeschlossene Einstellung zur Moderne und ihren technischen Finessen macht die Kartenbeschriftung zu einer äußerst schwierigen Mission. Die sich auf der Karteninnenseite zu vollziehende Beschriftung erfordert das Aufklappen der Karte, was unweigerlich das Auslösen des Dudelmechanismus zur Folge hat. Dies wiederum führt dazu, dass unter dem Küchentisch, auf dem die Kartenbeschriftung stattfindet, gekeift und am Personalbein gekratzt wird.
Das Personal klappt die Karte zu und flüchtet an den Schreibtisch. Lilly folgt motzend und schwanzwedelnd und behält das Personal im Auge. Das Personal legt die Karte hin und setzt sich aufs Sofa. Lilly wedelt noch ein bisschen und legt sich dann auf ihr Kissen, wo sie sich zusammenrollt und die Augen schließt.
Vorsichtig erhebt sich das Personal, schleicht zum Schreibtisch und klappt die Karte ein Stück weit auf. Lilly liegt auf ihrem Kissen. Das Personal setzt den Stift an. Der Aufklappwinkel reicht nicht aus. Das Personal erhöht ihn mit angehaltenem Atem. Die Karte dudelt „Happy Birthday.“ Lilly kommt mit Lichtgeschwindigkeit heran geschossen und krallt sich erneut ins Personalbein. Die Karte fällt vom Tisch und dudelt weiter. Lilly gerät in einen wahren Blutrausch und drischt wütend auf die Karte ein. Die Karte dudelt „Happy Birthday.“ Lilly hüpft auf der Karte herum und regt sich schrecklich auf. Fritz versteckt sich vorsichtshalber. Flori kommt erwartungsvoll angelaufen. Wenn Lilly auf was rumhüpft, dann gibt es meistens ein leckeres Motten- oder Spinnenpüree für das dicke Kind. Heute leider nicht. Heute gibt’s nur eine doofe Karte, die unverdrossen „Happy Birthday“ dudelt.
Eine Stunde später. Das Personal hat die Karte wieder an sich gebracht und sich mit ihr auf dem Klo eingeschlossen, um sie zu Ende zu beschriften, wobei die Karte noch einmal mit letzter Kraft „Happy Birthday“ dudelt. Bei der Übergabe an das Geburtstagskind gibt sie noch ein paar gequälte Töne und dann den Geist auf.
Aber die fliegende Kuh ist trotzdem schön.
So eine UNVERFRORENHEIT! und jetzt hat diese impertinente Person auch noch eine Kamera in der Hand!!!
"... machte Mrs. C. ihrem Ruf als unberechenbare Diva wieder einmal alle Ehre. Kurz nach der Aufnahme dieses Fotos landete die Fotografin mit einem Nasenbeinbruch im Krankenhaus."