😱 Nein, Miezi ist bestimmt nicht krank, sondern das Brathuhn war zu groß, und man hätte es sonst wegschmeißen müssen, wenn Miezi nicht mit gegessen hätte!!! So war's doch, oder? Kranke Katzen sind schrecklich.
Unsere Sonntagsgeschichte zur Aufheiterung:
Als Katze hat man’s auch nicht leicht. Für den gestressten Mitteleuropäer unseres schnelllebigen Zeitalters mag es zwar so aussehen, als sei das Katzendasein ein entspanntes Leben zwischen Futternapf, Schlafkissen und Kratzbaum. Aber so ist das gar nicht. Der schnurrende Mitbewohner unserer zivilisierten Welt sieht sich mit Problemlagen konfrontiert, gegen die sich der Überlebenskampf seines gestreiften Urahns in der afrikanischen Steppe wie ein ewiger Mädchengeburtstag ausnimmt!
Der nämlich, der Urahn also, kann ja immerhin selbst dafür Sorge tragen, dass sich der Wanst mit Mäusen füllt. Der domestizierte Nachfahre hingegen ist in seinem Gedeihen gänzlich von einem so fragilen Faktor wie dem reibungslosen Funktionieren seines Personals abhängig. Wenn das mal kaputt geht, dann ist aber Schicht im Schacht oder, wie man in Katzenkreisen sagt: Aus die Maus!
Und wenn Flori sich sein Personal so anguckt, wie es spät nach Hause kommt und über kaputte Duschen, Vorbereitungskurse und Tierarztkosten rum jammert und dabei immer dünner und blasser wird, dann schwant ihm nichts Gutes. Gut, die Mama hat immer schon einen Hang zum Jammern und Schwarzmalen gehabt. Daran hat man sich ja mittlerweile gewöhnt und dreht sich mit einem Gähnen einmal auf dem Kissen rum, wenn die wieder mal die Hände ringt und ruft „Oh nein, die Fliese ist kaputt!“ oder „Oh nein, wer hat denn jetzt wieder gekotzt!“ oder „Oh nein, ich bin in dem blöden Kurs die einzige über zwanzig!“
Aber so allmählich nimmt das überhand. Muss wohl am Alter liegen. Die Lilly wird ja auch allmählich komisch, ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Aber da muss man halt auch Verständnis aufbringen. Und zusehen, dass die alten Schabracken noch möglichst lange durchhalten. Vor allem die, die die Dose aufmacht.
Hin und wieder freut die sich ja auch mal über was. Neulich zum Beispiel hat sie sich einen Ast gefreut, weil an der Seerose im Kübelteich auf dem Balkon so ein grüner Knubbel erschienen ist. Stierte immerzu ins Wasser und schrie guck mal Flori, eine Blüte! Und seitdem latscht sie dauernd zum Kübel und guckt, was die Blüte macht.
Freut sich der Mensch, bleibt die Katze gesund, das wusste schon die Werbung. Flori hat sich diese weise Botschaft gemerkt und ist stets bemüht, Mama jeden Tag Freude und nichts als Freude zu bereiten, was ein hohes Maß an Kreativität und ein nicht zu unterschätzendes Stresspotenzial darstellt. Aber für Mamas Wohlergehen und sein davon abhängiges Überleben ist Flori keine Mühe zu schwer!
Eines Abends kommt die Mama im Regen nach Hause. Sie ist ziemlich nass und hat einen großen roten Pilz in der Hand, von dem es tropft, weswegen der Pilz in die neue Dusche mit der kaputten Fliese gestellt wird. Pilz, denkt Flori, Pilz ist herbstlich, und herbstlich stimmt die Menschheit depressiv. Ich bastel der Mama jetzt mal eine schöne Seerose aus dem doofen Pilz. Da freut die sich bestimmt!
Aus dem Pilz eine Seerose zu machen ist indes gar nicht so einfach, denn der Pilz ist ziemlich groß und arg widerspenstig. Flori muss sein ganzes Körpergewicht zum Einsatz bringen, damit der Stiel vom Pilz zur Seite hin weg knickt. Gut, dass er immer tüchtig isst! Sonst wäre die gute Idee schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. So ist der Stiel aber in Kürze besiegt, und der Pilz liegt auf der Haube in der Duschtasse. Nun muss nur noch die pilzige Haube umgestülpt werden, damit der Pilz sich in eine schöne Seerose verwandelt.
Gewissenhaft beginnt Flori, auf der Pilzhaube immerzu im Kreis zu gehen. Die Pilzhaube ist auf kleine Metallstreben gespannt, die unter Floris Füßen zwar immer wieder nachgeben, dann aber unbeirrbar wieder in Pilzhaubenform zurück flutschen. Flori muss energisch auf ihnen rum trampeln, damit sie endlich kapitulieren und die Haube sich in die entgegengesetzte Richtung stülpt. Puh, geschafft! Stolz setzt Flori sich in die gebastelte Seerose und guckt in Mamas Richtung. Mama steht vor dem Spiegel und schrubbt mit einem Bürstchen im Mund rum (auch so eine vollkommen absurde menschliche Handlungsweise, für die Flori nicht das geringste Verständnis hat. Er schrubbt sich doch auch nicht mit Bürstchen im Mund rum! Auch wenn Mama immer sagt, er sollte das mal machen, weil man ohnmächtig wird, wenn Flori gähnt.)
Endlich dreht die Mama sich um und kriegt ganz große Augen, als sie Floris tolle Überraschung sieht. Dann wirft sie vor Freude die Arme in die Luft, fuchtelt rum und wird ganz rot im Gesicht. Flori schnurrt fröhlich und wird zur Belohnung hoch gehoben und aus dem Badezimmer getragen. Die anstrengende Bastelarbeit hat sich echt gelohnt, bestimmt kriegt er ein Leckerchen!
Es gibt aber kein Leckerchen. Bestimmt, weil die Mama das vor lauter Begeisterung über die schöne Seerose vergessen hat. Dafür kommt sie am anderen Tag noch nasser im Regen nach Hause und hat einen neuen Pilz zum Basteln mitgebracht. Diesmal einen blauen.
Komischerweise muss der aber im Flur abtropfen, wo Flori gar keine Seerose draus basteln kann.
Für dich, Mama!
Na ja, auch ganz nett. Aber meins ist ja wohl schöner!