Ich würde schrecklich gern dem allgemeinen Drängen nachkommen und eine Rainer-Maria-Galerie einstellen, nur lässt sich die Unterwasserschnecke im Miniteich eher schwer fotografieren. Aber sollten mir Schnappschüsse gelingen, poste ich sie natürlich!
😀
In der letzten Woche ist der Haushalt wieder um ein Mitglied reicher geworden:
Nach einem Jahr mit Baustellen, Todesfällen und allgemeinem Siechtum gibt es zumindest einen Anlass zur Freude: Die finanzielle Lage lässt kurz vor dem Ende der Umschulung den Erwerb eines neuen (gebrauchten) Katzenkorbtransportfahrzeugs zu! Und das, zu dem Schluss komme ich nach kurzem Ringen mit mir selbst, gönne ich mir jetzt. Ein eigener PKW ist schließlich ein unbestreitbarer Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt, habe ich mit mir argumentiert, und wenn man drei Tunichtgute bei sich beherbergt, kann ein Auto vor der Tür im Notfall lebensrettend sein!
Auf den Entschluss folgen spannende Tage, in denen ich lauter glänzende, gut gepflegte Autos ausfindig mache, die allesamt vor den Augen meines technisch versierten Cousins keine Gnade finden. Nach einer Woche bin ich schrecklich deprimiert. Dann erreicht mich die Nachricht, dass der Cousin ein Auto für mich gefunden habe, es sei bereits angezahlt und somit meins. World’s Best Mum verbringt einen anstrengenden Tag damit, Papiere und Formulare zusammen zu bringen und das neue Flaggschiff der Campbell’schen Flotte anzumelden, derweil ich aufgeregt im Praktikumsbetrieb herum flattere und den Kollegen mit meinem Nie-wieder-Zug-Fahren-Jubel den letzten Nerv töte. World’s Best Abteilungsleiterin hat schließlich ein Einsehen und lässt mich eine Stunde eher gehen.
Voller Vorfreude breche ich mit den Eltern ins Ruhrgebiet auf. Nach zweieinhalb Stunden in diversen Staus auf der A1, der A40, der A45 und der A2 sowie so ziemlich allen Anschlussstellen dazwischen stehe ich vor meinem neuen Auto. Es ist fast so alt wie Lilly und äußerlich in einem ähnlich angegriffenen Zustand. Aber es ist gerade anstandslos durch den TÜV gekommen, und selbst mein Cousin hat kein Haar in der Suppe gefunden. Das Auto hat ziemlich viele Beulen und Schrammen, weder Zentralverriegelung noch Klimaanlage und ein Kassettenradio. Ich freue mich. Kann ich endlich mal wieder die Lieder meiner Jugend hören, die auf Kassetten gebannt in einer dunklen Schublade ihrer Wiederentdeckung harren! Alt und ramponiert muss ja nicht schlecht sein, es sind schließlich die inneren Werte, die zählen. Wenn man sich zum Beispiel Lilly so anguckt, kommt man schließlich auch nicht auf die Idee, dass der zerzauste kleine Staubwedel zwei dicke Kater stramm stehen lässt.
In den nächsten Tagen bin ich immer ziemlich spät zu Hause, weil ich Elli – so der Name der stolzen Limousine – ja schließlich die Gegend zeigen muss. Nach einem Jahr im Regionalexpress finde ich es sagenhaft toll, nach der Arbeit noch herum zu gondeln, durch Zoohandlungen und Gartencenter zu flanieren und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einem Bahnsteig herum stehen zu müssen.
Die Katzen finden das weniger toll. Schon die aufregende Neuigkeit „Wir haben jetzt wieder ein Auto!“ wurde wenig begeistert zur Kenntnis genommen. Neues Auto, ja und, kann man das essen? Rumkullern? Krallen dran wetzen? Na also. Stattdessen muss man jetzt dauernd auf sein Essen warten. Ist doch Käse.
Auch am Donnerstag kehre ich ziemlich spät heim und finde vor dem Blumenladen das Auto meiner Mutter vor. Mutter sitzt im Blumenladen und ordert einen Beerdigungskranz. Als sie meiner ansichtig wird, wie ich mit Einkäufen beladen heran schwanke, ist die Freude groß, denn ich habe Brot und Obst gekauft, und ihr fällt grade ein, dass es ihr an beidem mangelt, weswegen sie doch sicherlich an meinen Vorräten teilhaben kann.
Auch davon sind die Katzen nicht begeistert. Schwanzwedelnd steht man in der Küche und murrt vor sich hin, weil nun erst das Brot in zwei Teile geschnitten werden muss und die Fütterung der hungrigen Tiere sich unverantwortlicherweise noch weiter verschiebt als ohnehin schon. Flori hilft beim Obstauspacken und nagt an dem Henkel eines Plastikkörbchens mit Nektarinen. Nimm ihm das weg, mahnt meine Mutter. Ich ziehe an dem Henkel. Flori beißt zu. Der Henkel ist durch, und flugs verschwindet ein Ende in Floris Schnute. Ich schreie, er soll das sofort loslassen, und versuche es ihm aus dem Maul zu ziehen. Flori beißt nochmal zu und hat ein Stück ab. Ich drücke seinen Kiefer auf, grabsche nach dem Stück Kunststoff und sehe grade noch, wie es in Floris Rachen flutscht. Flori schluckt und hustet.
„Der hat das gefressen!“ kreische ich fassungslos. „Hab’s gesehen.“ bestätigt meine Mutter seelenruhig. „Das darf doch nicht wahr sein!“ schreie ich. „Kommt schon wieder raus.“ vermutet meine Mutter. Ich schreie noch ein paar S-Wörter, schüttele Flori und schelte ihn einen Holzkopf. Flori rülpst unbeeindruckt und wankt zu seinem Futternapf. „Was soll ich denn jetzt machen?“ schreie ich. „Warten, bis es wieder rauskommt.“ schlägt Mutter trocken vor, rafft Brot und Obst an sich und macht sich vom Acker. „Reg dich doch nicht immer so auf, der frisst doch dauernd was, das ist bis jetzt immer wieder raus gekommen. Wer weiß, was der den ganzen Tag so frisst, wenn du nicht da bist.“
Das beruhigt mich überhaupt nicht. Bebend bleibe ich zurück und beobachte mein dummes Tier mit Argusaugen. „Wenigstens haben wir jetzt ein Auto.“ sage ich zu Flori. „Im Notfall können wir sofort in die Tierklinik fahren.“ Flori steckt die Nase in seinen endlich gefüllten Futternapf und wirft mir einen scheelen Blick zu. Auto? Tierklinik? Das wollen wir doch mal sehen!
Sollte irgendjemand in den kommenden Tagen bei ibäh-Kleinanzeigen unter der Rubrik „Zu verschenken“ auf das Foto eines kleinen verbeulten Toyota stoßen, so bitte ich um eine kurze Nachricht. Der User flo08 hat keinerlei Berechtigung, meine Elli zu verschenken!!!
Obst ist sehr gesund, Obstverpackungen hingegen nicht