Ich wollte doch nur Futter spenden ...

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@mikesch: Vielen lieben Dank für diese schöne Erzählung. Mein Flori ist ja auch sehr reinlich und immer bereit, von seinen Mitkatzen verursachte Unreinheiten auf seine Weise zu beseitigen.:massaker: Und auch zum Thema Babykotzen kamen gleich wieder schöne Erinnerungen an meine Jugendzeit in mir hoch, als ich stolze Inhaberin eines Kleinkraftrades war und meine Mom als Tagesmutter arbeitete. Schön ist ja auch, wenn die Kleinen zu krabbeln anfangen und ihre Begeisterung für Motorradhelme entdecken, was sich als sehr praktisch erweist, wenn der Bananenbrei hinaus will ...

Hier noch schnell die heutige Sonntagsgeschichte, bevor ich gleich zum Katzenhilfe-Infostand auf unserem weltberühmten Pöttkes- und Töttchenmarkt ausrücken und einsamen alten Frauen erklären muss, wieso es keine gute Idee ist, sich ein süßes Babykätzchen als Gesellschaft ins Haus zu holen:🙁

Gibt es etwas Schöneres auf der Welt, als nach einem Tag voller Last und Mühsal heimzukehren in die eigenen vier Wände, wo man schon an der Tür freudig von seinen drei süßen, flauschigen Katzen begrüßt wird?

Ich frag ja nur. Also rein interessehalber. Wenn ich nach einem Tag voller Last und Mühsal heimkehre, sehen meine vier Wände ja oft gar nicht mehr so aus wie am Morgen, als ich sie verlassen habe. Manchmal scheinen es auch gar nicht meine vier Wände zu sein, weil sich vollkommen fremde Menschen darin aufhalten, wenn ich in sie zurück kehre. Und was die freudige Begrüßung meiner drei süßen, flauschigen Katzen angeht …

Es ist ausnahmsweise mal nicht Donnerstag, sondern Mittwoch, ich war einkaufen und wuchte eine voll beladene Klappkiste die Treppe hoch. Vor meiner Wohnungstür fristen schon seit drei Wochen eine Mörtelwanne, ein Sack Zement und ein Hilti ein einsames, verstoßenes Dasein. Ich überlege, ob ich wenigstens dem Hilti ein neues Zuhause bei mir bieten soll. Sowas kann man ja immer gebrauchen. Es macht mich auch zunehmend nervös, dass der ganze Ramsch noch immer vor der Tür rumlungert. Wenn Handwerker ihren Rempel bei einem liegenlassen, dann signalisieren sie häufig damit eine Rückkehrabsicht. Das ist wie Reviermarkieren.

Hinter meiner Wohnungstür miaut es sehnsüchtig. Mein Herz geht auf. Wie sie sich freuen, dass ihre Mama nach Hause kommt! Ich rufe, dass ich gleich da bin, und von drinnen rufen sie, dass ich mich mal beeilen soll. Ich stelle meine Klappkiste so ab, dass die Wohnungstür noch aufgeht und sogar ein schmaler Pfad zwischen dem Handwerkergerumpel und der Klappkiste bleibt. Man kriegt ja viel Übung in solchen Dingen in anderthalb Jahren.

Als ich den Schlüssel in die Tür stecke, nimmt das Geschrei drinnen schlagartig zu. Was für eine Freude! Es ist wirklich herzerwärmend, so willkommen geheißen zu werden. Ich öffne die Tür und beuge mich schon mal nieder, um meine Lieblinge zu liebkosen, die mir sicher gleich schnurrend um die Beine streichen werden. Von innen wird ungeduldig die Tür aufgedrückt, und die Lieblinge drängen sich an mir vorbei in den Flur. Fritz pflanzt sich umgehend auf der Türmatte der holden Nachbarin auf, Lilly rennt aufgeregt schnatternd um die Mörtelwanne und versucht sich zu erinnern, wie sie hierher gekommen ist, und Flori wandert zur Treppe und starrt die japanische Winkekatze an, die die Nachbarin auf dem Fensterbrett deponiert hat. Die Winkekatze winkt unablässig. Flori ist das nicht geheuer. Darum stellt er sich jeden Tag an die Treppe und liefert sich ein furioses Wettstarren mit der Winkekatze. Die Winkekatze hat bislang immer gewonnen. Flori fuchst das.

Ich trete die Tür mit dem Fuß auf, hieve meine schwere Klappkiste hoch und trage sie in die Küche. Dann ziehe ich meine Jacke aus, hänge sie auf, stelle meine Tasche in den Küchensessel und klappere mit den Futterschüsseln. Umgehend finden sich zumindest Fritz und Lilly wieder in der Wohnung ein und postieren sich schreiend an der Futterstelle. Ich gehe raus, um den Starrwettbewerb wie jeden Tag zu sabotieren. Ich muss mich beeilen, denn soeben ist Lilly aufgefallen, dass das dicke Kind noch fehlt, und ich höre bereits ein Trippeln hinter mir. Rasch klemme ich mir den Dicken unter den Arm, stecke einen Pfotenhieb gegen das Schienbein stoisch weg und treibe die kleine Truppe in der Küche zusammen.

Eine Stunde später. Alle Katzen sind satt, die Katzenklos sind gesäubert, die Wohnung ist aufgeräumt und ich komme auch endlich mal zum Essen. Unten schließt der Blumenladen. Die Nachbarin kommt die Treppe hinauf und ruft, dass sie gleich da ist. Hinter der Nachbarstür rufen sie, dass sie sich mal beeilen soll. Nebenan wird der Schlüssel umgedreht, die Katzen werden zum Zurücktreten aufgefordert, dann wird Chili wegen Unfolgsamkeit gerüffelt, und schließlich höre ich wie jeden Abend die Nachbarin „Chili, kommst du jetzt hierhin, Chili!“ rufend die Treppe wieder hinunter joggen und grinse schadenfroh.

Jedenfalls, bis sich mein Fritz wie jeden Abend an der Wohnungstür aufbaut und anfängt, schmachtende Lieder zu singen. Treuloser Hallodri!

Diesen unheimlichen Kameraden muss man im Auge behalten
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Nur wer die Sehnsucht kennt ...
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Flori wandert zur Treppe und starrt die japanische Winkekatze an, die die Nachbarin auf dem Fensterbrett deponiert hat. Die Winkekatze winkt unablässig. Flori ist das nicht geheuer. Darum stellt er sich jeden Tag an die Treppe und liefert sich ein furioses Wettstarren mit der Winkekatze. Die Winkekatze hat bislang immer gewonnen. Flori fuchst das.
Diesen unheimlichen Kameraden muss man im Auge behalten
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Danke für den Sonntagspruster:omg:.
 
Wie immer eine tolle Geschichte :muhaha:
Lade doch mal die Winkekatze zum Katzenkaffee ein. Vielleicht schmilzt dann das Eis zwischen den beiden😀
Gute Nachbarschaft ist doch immer wichtig😉
 
Ach wenn die Hilti so lange vor der Tür liegt hat die sich sicher ein neues Zuhause bei dir ausgesucht. Lass ihr doch ihren Willen.😀

Der Fritz und eure Nachbarin, ist irgendwie süß.:pink-heart:
Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag.
 
@mikesch: Und wenn du die Tastatur einfach mal direkt vor der Katzenklappe positionierst ...?

Diese Woche gibt es eine Geschichte zum umstrittenen Thema: Katzenernährung - Milch und Trofu!😉😉

In unserer überaus mobilen und flexiblen Welt sind Katzen ideale Haustiere, die mit wenig Aufwand zu halten sind. Einfach ein Klo hinstellen und eine Schüssel Trockenfutter, und man kann gänzlich frei und ungebunden sein Leben leben!

Das mag eine forenpolitisch unkorrekte Einstellung sein, aber manchmal, ach, manchmal beneide ich jene Zeitgenossen, die fröhlich und unbedarft an die Katzenhaltung heran gehen und ausgeschlafen durch ihr Leben hüpfen, welches sie ebenso unabhängig einschätzen wie das des kleinen Lieblings. Die müssen nicht um fünf Uhr aufstehen, wenn sie um viertel vor acht zu ihrem zehnminütigen Arbeitsweg aufbrechen wollen!

Nun muss ich fairerweise sagen, dass meine Katzen nicht ganz alleine daran schuld sind, dass ich immer so früh aufstehen muss, um rechtzeitig zur Schule zu kommen. Zum Teil bin ich auch schuld, weil ich immer so herum trödle. Und zum Teil ist auch die Baustelle schuld. Allerdings dehnen der Trödeltrend und die Baustelle das Zeitfenster zwischen Aufstehen und Aufbrechen nicht immer mehr aus, so wie die Katzen.

Um fünf Uhr geht also der Wecker. Da ist man noch sehr müde. Ich jedenfalls bin da noch sehr müde. Meistens dauert es so bis viertel nach fünf, bis ich wach genug bin, um die Augen aufzuhalten. Dann schlurfe ich langsam in die Küche, wobei ich darauf acht gebe, nicht über eine Katze zu stolpern. Nachdem ich die Katzen mit gefüllten Futternäpfen kurzfristig aus dem Weg geräumt habe, ziehe ich überall die Rollläden hoch, lüfte das Schlafzimmer und grabe mich durch die Katzenklos. Dann versuche ich zu duschen.

Seit ich die neue Dusche habe, muss ich für das Zeitfenster „Körperhygiene“ immer einen Puffer einplanen. Die neue Dusche hat so einen umweltschonenden 38-Grad-Thermostaten, der aber irgendwie nicht richtig funktioniert. Vielleicht verfügt er auch über eine Art Wechselduschen-App. Wechselduschen soll ja sehr gesund sein. Die Dusche jedenfalls duscht mich immer so im Wechsel zwischen lauwarm und warm ab, und manchmal wird sie auch ganz kalt. Dann muss man sie ausmachen und wieder an, nachdem man eine Zeitlang gewartet hat. Wenn die Dusche zwischendurch kalt wird, hat man auch immer nur für 2-3 Minuten warmes Wasser, nachdem man sie aus- und wieder an gemacht hat. Das macht das Duschen an solchen Tagen zu einem zeitaufwändigen Ereignis.

Mittlerweile habe ich es aufgegeben, mich außer in ganz dringenden Fällen beim Vermieter über irgendwas zu beschweren, was das Herbeirufen der Gaswasserinstallateur-Gurkentruppe erforderlich machen würde. Die Leistung der Gaswasser-Gurkentruppe erschöpft sich erfahrungsgemäß darin, während meiner Abwesenheit in meiner Wohnung herum zu stehen, bedeutungsschwer die Therme anzustarren und mir ausrichten zu lassen, man könne nix feststellen. Ich vermute inzwischen, dass „Wir können nix feststellen“ das Unternehmensleitbild ist.

Ich finde mich also mit meiner wechselwarmen Dusche ab und sehe zu, dass ich immer pünktlich in die Schule komme und fleißig lerne, damit ich eine gute Prüfung ablege und einen ordentlichen, gut bezahlten Job bekomme. Ein reichhaltiges und gesundes Frühstück gehört ebenso zu dieser Strategie wie ein vernünftiges Pausenbrot, das ich nach dem Duschen zubereite und in meine Brotdose packe. Vorausgesetzt, es läuft nicht gerade mit Fritz davon.

Nach dem Pausenbrot renne ich in der Wohnung umher und werfe Leckerchen für die Katzen, die zu diesem Zeitpunkt bereits ungeduldig quengelnd vor meinen Füßen herum hampeln. Das Frühstück ist immerhin schon eine Weile her. Nach dem Leckerliwerfen bereite ich mein Frühstück zu, das neben anderen gesunden Sachen auch eine kleine Flasche Trinkjoghurt beinhaltet. Sobald ich das Trinkjoghurt aufdrehe, verliert Fritz komplett den Verstand. Fritz ist süchtig nach dem Trinkjoghurt. Das Aufdrehen des Deckels würde er auch noch auf der anderen Seite des Erdballs vernehmen und aufgeregt quietschend angaloppiert kommen.

Damit er mir nicht immer die Tischdecke mit allem, was drauf steht, beim Bremsen vom Küchentisch fegt, habe ich mir angewöhnt, das Trinkjoghurt gleich neben den Katzenfutternäpfen aufzudrehen. Fritz quietscht und hampelt. Flori plumpst vom Schrank und kommt auch angelatscht. Ich genehmige mir einen Schluck und gieße dann den Katern was auf die Teller.

Seit einigen Tagen hat sich das die-Katzen-wollen-Joghurt-trinken-Zeitfenster um einige Minuten ausgedehnt, weil Lilly beschlossen hat, dass sie auch was schlabbern möchte. Trinkjoghurt mag sie aber nicht. Und dass die anderen was kriegen und sie nicht, das ist ja wohl eine Ungeheuerlichkeit. Eine Auffassung, der sie ebenso lautstark wie zupackend Ausdruck verleiht.

Also bekommt Lilly ein bisschen von meiner Kaffeemilch. Lilly verträgt Milch ganz hervorragend. Selbstverständlich kann das Milchtellerchen nicht einfach so in der Küche stehen, wo die Kater ihren Joghurt schlabbern. Das Milchtellerchen muss der hoheitsvoll voran schreitenden Diva dorthin hinterher getragen werden, wo sie sich niederzulassen geruht. Das wiederum erweckt das Interesse der Kater, die sich umgehend benachteiligt fühlen. Im Wohnzimmer gibt’s Milch, und sie werden in der Küche mit schnödem Trinkjoghurt abgefertigt!

Ein Wettrennen zum Couchtisch setzt ein. Fritz ist erster und versucht aufgeregt, den Milchteller zu erhaschen. Lilly ist beleidigt und macht kehrt, um ein ungestörteres Plätzchen zu suchen. Ich mache auch kehrt und stolpere über Flori, der hinter Fritz her hoppelt. Die Milch ergießt sich auf Flori. Flori ist kurz irritiert, freut sich dann aber und setzt sich hin, um sich zu putzen. Fritz beschwert sich lautstark über diese Ungerechtigkeit und pflanzt sich vor meinen Füßen auf, weil er auch mit Milch begossen werden möchte. Lilly ist am Kühlschrank angekommen und schreit, dass ich mich mal beeilen soll. Ich bin unserer Dozentin wieder einmal dankbar, dass sie so kulant war, für uns die Gleitzeit einzuführen.

Wenn ich um kurz vor acht das Haus verlasse, dann bin ich immer fix und fertig. Wäre eine Schüssel Trockenfutter denn eigentlich wirklich so verdammenswert?!

Ja hallo, also ich bin der Fritz, und ich habe ein Problem.
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Hallo Fritz, das ist ja gemein. Wie sollst du da an den Joghurt kommen.
So nah und doch so fern.
Hol Lilly, die zeigt dir wie es geht.( ein kurzer Schlag,nicht zu doll, an die Flasche und schon geht es😀)

Sag mal bei deinen Handwerkern, gibt es da auch einen Meister, oder sitzt der in einer anderen Stadt, sozusagen nur als Vorzeige-Meister?
 
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Köstlich - der Trinkjoghurt und die Geschichte!
 
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... und ich hab schon ein Geschenk gekriegt, das Beste von allen: Floris Krea-Wert ist von 2,7 auf 2,0 gefallen!!!!:grin::grin::grin:
 
Na das ist doch was!
Dann hoch die Tassen auf Dich und Deine Katzen-Gang 🙂
 
Ich habe gedacht morgen,am 03. 10 .ist er,dein Geburtstag😱
Oh, dann aber schnell: Alles Liebe für dich und ganz viel Glück

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Extra für dich schnell ein kleines Gesteckt gemacht😀

Mist, verkehrt herum.
 
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Ein Wettrennen zum Couchtisch setzt ein. Fritz ist erster und versucht aufgeregt, den Milchteller zu erhaschen. Lilly ist beleidigt und macht kehrt, um ein ungestörteres Plätzchen zu suchen. Ich mache auch kehrt und stolpere über Flori, der hinter Fritz her hoppelt. Die Milch ergießt sich auf Flori. Flori ist kurz irritiert, freut sich dann aber und setzt sich hin, um sich zu putzen. Fritz beschwert sich lautstark über diese Ungerechtigkeit und pflanzt sich vor meinen Füßen auf, weil er auch mit Milch begossen werden möchte. Lilly ist am Kühlschrank angekommen und schreit, dass ich mich mal beeilen soll. Ich bin unserer Dozentin wieder einmal dankbar, dass sie so kulant war, für uns die Gleitzeit einzuführen.

:omg:Danke, ich hatte gerade wieder intensives Kopfkino:omg:.
*malvorsichtigfrag*😳: Darf man sich denn auf ein drittes Buch freuen :glubschauge:.

Alles Liebe zum Geburzeltag 🙂 und ich freu mich mit über dein Geschenk daß Floris Crea wieder runter gepurzelt ist:yeah:
 
Nachträglich auch von mir noch alles Gute zum Geburtstag.
 
Auch von mir nachträglich noch alle guten Wünsche zum Geburtstag!

Liebe Grüße,
Winy
 
Alles Liebe nachträglich zum Geburtstag - und noch viele tolle BBs...
 
Liebe nachträgliche Geburtstagsgrüsse und alles, alles Gute fürs neue Lebensjahr 🙂 Ne prima Abschlussprüfung der WB, gesunde Büselis und ein Vermieter wie ein umgekehrter Handschuh 😀 Auf dass alle Gurkentruppen der traurigen Vergangenheit angehören mögen 😎
Liebe Grüsse
Andrea
 
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... und ich hab schon ein Geschenk gekriegt, das Beste von allen: Floris Krea-Wert ist von 2,7 auf 2,0 gefallen!!!!:grin::grin::grin:

Hey, das ist ja super!! Von mir auch noch nachträglich alles Liebe zum Geburtstag!
 
Danke für die vielen netten Grüße!😀

@anett: Ganz vorsichtige Antwort - dieses Jahr gab es zu viele Lücken, finde ich, sowohl was die Menge der Texte angeht als auch inhaltlich, deswegen ist Buch Nr. 3 nicht geplant. Ich denke aber auch, dass irgendwann mal die Qualität nachlässt, wenn man eine Fortsetzung nach der anderen raushaut; so à la "Rambo 148". Sly mit dem Messer zwischen den Zähnen und künstlichem Darmausgang - wollen wir das wirklich sehen?😉

Aber hier geht es ja weiter, solange noch jemand mitlesen möchte:

Einer bislang unbestätigten Theorie zufolge soll sich der Mensch in seinem Verhalten im Laufe der Zeit seinem Haustier annähern. Ich halte das für ausgemachten Blödsinn. Meine Katzen zum Beispiel sind eigentlich den lieben langen Tag nur damit beschäftigt, auf die strenge Einhaltung festgelegter Strukturen zu achten und zwischendurch irgendeinen Bockmist zu veranstalten.

Da bin ich doch wesentlich flexibler. Am Montag steht zum Beispiel nach der Schule ein Arztbesuch auf meinem Plan. Ich mache nämlich jede Woche einen Wochenplan, der für diese Woche folgendermaßen aussah: Vormittags Schule (jeden Tag.) Montag nachmittag Arztbesuch und Bad putzen, Dienstag nachmittag Bücherei und Küche putzen, Mittwoch nachmittag Einkaufen und Staubsaugen, Donnerstag nachmittag Flur wischen, Freitag nachmittag Freundin treffen und vor Geburtstag flüchten, Samstag Wohnung feudeln, aufräumen und Staub wischen, Sonntag Radfahren und fürs Katzenforum schreiben. Das kann man nun wirklich nicht als strukturiert beschreiben, finde ich. Kann auch nicht verstehen, warum der Arzt so komisch guckt, als ich mein Bio-Feedback abgebe. Ich sollte nämlich ein Bio-Feedback erstellen, in dem ich eine Woche lang protokolliere, wann ich aufstehe, wie mein Tagesablauf aussieht, wie das Wetter so war, was ich wann gegessen habe, ob mich irgendein Wehweh geplagt und wie meine Gefühlslage derweil aussah. War gar nicht soviel Arbeit, wie ich zuerst dachte, weil ich bis auf das Wetter immer wunderbar auf das Geschriebene vom Vortag zurück greifen konnte.

Bis Mittwoch liege ich auch ziemlich gut im Plan, bis ich mit meinen Einkäufen nach Hause komme und es kurz darauf an der Tür klingelt. Vor der Tür steht der Vermieter, der wissen will, ob er mir eigentlich schon gesagt hat, dass heute die luschdigen Elegdrigger kommen, um nach monatelanger Dunkelheit endlich mal die Lampen in Bad und Flur anzubringen. Genaugenommen würden sie dann also jetzt gleich kommen. Oder ob das jetzt grad nicht passen würde.

Es passt mir nicht, aber es würde mir auch morgen, nächste Woche oder Heiligabend nicht passen, weil ich längst eine kleine Lampe auf die Kommode gestellt habe, die ein sehr heimeliges Licht in Flur und Bad aussendet, weswegen ich die provisorische Lösung der Anwesenheit der Gurkentruppe vorziehe. Da ich aber im Gegensatz zu meinen Haustieren ein sehr flexibler Charakter bin, ertrage ich die Anwesenheit der Gurkentruppe, verzichte aufs Staubsaugen und habe stattdessen schlechte Laune. Die Gurkentruppe ist zweieinhalb Stunden lang teils zu dritt damit beschäftigt, mit sehr viel Lärm und Staubentwicklung vier Lampen anzubringen. Dann teilen sie mir stolz mit, alle vier Lampen würden jetzt hängen. Drei davon würden sogar leuchten. Die vierte brenne unerklärlicherweise nicht, weswegen sie am Donnerstag nochmal wiederkämen. In einem seltenen Anfall von Impulsivität äußere ich mein Erstaunen, worauf ich pikiert darauf hingewiesen werde, Rom sei ja schließlich auch nicht an einem Tag erbaut worden.

Auch der Donnerstag verläuft nicht wie geplant. Als ich morgens aufstehe, erklingt im Schlafzimmer ein merkwürdiges Geräusch. So eine Art Pfeifen und Gurgeln. Ich wandere schlaftrunken ins Bad. Flori folgt mir. Das Pfeifen und Gurgeln auch. Verwirrt schlurfe ich in die Küche. Auch hier pfeift und gurgelt es. Ich beschließe, zunächst einmal die Katzen zu füttern und dann der Ursache für die merkwürdigen Geräusche auf den Grund zu gehen. Hoffentlich ist es nichts, was von Gurkentruppen repariert werden muss.

Es ist tatsächlich nichts, was von Gurkentruppen repariert werden muss. Als ich Flori sein Frühstück auf den Teller löffele, sieht er mich unglücklich an, wendet sich ab und pflanzt sich unter den Küchentisch. Jetzt pfeift und gurgelt es auch wieder. Und zwar unter dem Küchentisch. Die Ursache des merkwürdigen Geräusches liegt eindeutig in des armen Lieblings Innereien!

Den Hausflurputz verschiebe ich spontan und flexibel auf den Samstag. Nach der Schule packe ich mein krankes Tier ein, verbarrikadiere Lilly und Fritz hinter der Gittertür und beauftrage die Nachbarin mit der Beaufsichtigung der Gurkentruppe. Flori und ich machen einen feinen Ausflug in die Tierklinik, wo neben dem Abhören und Abtasten des grummelnden Bäuchleins auch gleich ein Blutbild gemacht wird. Flori ist davon gar nicht begeistert. Beim Abhören motzt er schon ein bisschen, steigert sich beim Abtasten in ein wütendes Knurren und pinkelt beim Blutabnehmen unter markerschütterndem Geschrei die Arzthelferin voll.

Als wir wieder im Wartezimmer sind und auf das Ergebnis des Bluttests warten, ist er schon wieder fast der Alte, guckt sich neugierig um und überlegt, ob er der Französischen Bulldogge am Empfang vielleicht ein paar Beleidigungen an den Kopf schmeißen soll. Ich versuche derweil, mich auf die Dekoideen der ausliegenden Schöner-Wohnen-Zeitschrift zu konzentrieren. Flori merkt an, dass wir das Thema Deko doch eigentlich längst ausdiskutiert haben. Ich muss ihm recht geben und zappele nervös herum.

Schließlich werden wir wieder hinein gerufen. Die Tierärztin ist recht beschwingt, weil sich Floris Krea-Wert verbessert hat. Der Entzündungswert ist noch recht hoch, weswegen Flori ein Antibiotikum gespritzt kriegt, was ihn nochmal zu einer deutlichen Meinungsäußerung veranlasst. Aber dann dürfen wir mit einem Nahrungsergänzungsmittel, einer Ampulle SUC und Breitbandantibiotika für sieben Tage heimwärts fahren.

Zu Hause steht schon wieder ein Elektriker vor der Tür, bereit, mir einen weiteren Abend mit Lärm und Dreck zu versauen. Aber das wird ihm nicht gelingen, diesmal nicht! Floris Krea-Wert ist besser geworden! Da kann ich mich dann auch mal ganz spontan drüber freuen!!!

Der Blick eines Herzensbrechers
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Vielleicht hätte dein Verbieter mal Elektriker mit abgeschlossener Ausbildung verpflichten sollen.:grr:



Aber wenigstens hat Flori dir ein schönes Geburtstagsgeschenk bereitet.
War eigentlich der Vermieter wieder zum Geburtstag eingeladen?😀



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Nachträgliches Happy Birthday🎉🎂

Auch von mir ein nachträglicher Glückwunsch zum Geburtstag..
Schreib bitte noch viele lustige Geschichten. :pink-heart::pink-heart:
 

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