Ich wollte doch nur Futter spenden ...

  • Themenstarter Themenstarter Semolina
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@anett: Ganz vorsichtige Antwort - dieses Jahr gab es zu viele Lücken, finde ich, sowohl was die Menge der Texte angeht als auch inhaltlich, deswegen ist Buch Nr. 3 nicht geplant. Ich denke aber auch, dass irgendwann mal die Qualität nachlässt, wenn man eine Fortsetzung nach der anderen raushaut; so à la "Rambo 148".

🙁 *schnüff*...das die Qualität nach Folge drölfzehn nachlässt mag ja für Sly-Filme, Police Academy o.ä- gelten; aber doch nicht für´Lilly, Flori und Fritz:sad: *schmoll*.
Ich fand sogar das zweite Buch noch einen Tacken besser als das erste...obwohl... wenn ich an die Karnevals-Folge denke *giggelundprust:omg:*.
Nun denn; dann werde ich Buch 1 und 2 solange lesen bis ich s auswendig kann...lang wirds nimma dauern😱 😉.
 
A

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Ich schließe mich Anett an, mit der Außnahme, dass ich es schon auswendig kann😀😀😀
 
Ooch, schade!
Ich hatte vor Weihnachten noch fest damit gerechnet. Und was les' ich nun am heiligen Abend?
 
Herzliche Gratulation zum verbesserten Krea-Wert und zum Geburtstag!
 
Zum Thema "Heiligabendlektüre": Es gibt doch noch andere schöne Bücher! Von den Brüdern Grimm zum Beispiel. Und wenn ich schamlos Werbung machen dürfte, dann würde ich für das neue Buch der Freundin werben, in deren Studio ich auch schon mal eine Lesung abhalten durfte.

Und ansonsten setzt man sich halt an Heiligabend mit Keks und Glühwein an den Rechner und liest nochmal den ganzen Thread durch!😀

In seinen Kindertagen war Flori das System „Stehlampe“ stets ein Rätsel. Sachen, die rum stehen, stehen ja in der Regel auch im Weg. Einem kleinen Katzenhirn schien das wenig logisch. Besser, man wirft die Stehlampe um, war Floris Devise. Liegende Stehlampen stehen nicht im Weg und können viel eleganter übersprungen werden.

Meine erste Stehlampe, ein sehr ansprechendes Stück mit geschwungenen Metallstreben und hübschen Glasschirmen, zerdengelte kurz nach Floris Einzug am Couchtisch. Ich trauerte lange um meine Lampe. Zwar konnte ich Ersatz-Lampenschirme auftreiben, aber die waren längst nicht so schön wie die Originale. Und die Stehlampe musste fortan in der Küche an der Wand stehen, wo ich sie an einen Haken anketten konnte, da Flori sich umgehend daran machte, sie wieder umzuwerfen. Nachts zeugte oft ein stundenlanges Kettenklirren von seinen emsigen Bemühungen. Die Kette widerstand, doch am Couchtisch war’s nun dunkel.

Dann entdeckte ich bei Ikea die Reispapierleuchte „Duderö“. Duderö, so dachte ich mir, konnte beim Umfallen nicht in Scherben zerspringen und kostete außerdem nur neun fünfundneunzig. Freudig trug ich Duderö nach Hause und baute es am Couchtisch auf. (Mir ist nicht ganz klar, ob es sich bei Duderö um einen Er oder eine Sie handelt. Wegen der bauchigen Form würde ich auf einen Er tippen. Aber ich will mir auch keine sexistischen Tendenzen nachsagen lassen.)

Flori guckte interessiert zu, wie Duderö Gestalt annahm und den Couchtisch erleuchtete. Ich beobachtete meinen halbstarken Kater den ganzen Abend mit Argusaugen. Flori räumte Schränke aus, drehte seine abendlichen Galopprunden und sprang schließlich aufs Sofa, wo er umkippte und einschlief. Duderö beachtete er gar nicht weiter. Ich ging mit dem beruhigenden Gefühl ins Bett, dass der kleine Schatz seine Aversion gegen Stehlampen offensichtlich überwunden hatte.

Auch am nächsten Morgen stand Duderö noch unbehelligt neben dem Couchtisch. Frohen Mutes fuhr ich zur Arbeit. Als ich am Abend nach Hause kam, klaffte in Duderös Reispapierschirm ein Loch. Ich sprach mahnende Worte zu Flori, der mit kullerrunden Unschuldsaugen zu mir aufschaute und Schränke ausräumen ging. Ich klebte das Loch mit Tesafilm zusammen, schaltete das Licht ein und legte mich auf die Couch. Flori kam auf einer Galopprunde vorbei gesegelt und riss im Vorüberrennen ein neues Loch in Duderös Außenhaut. Ich sprach mahnende Worte und holte Tesafilm.

Nach drei Tagen hing der komplette Lampenschirm in Fetzen, und ich konnte Duderö wegschmeißen. Ich beschloss, an der Herausforderung zu wachsen, und fuhr wieder zu Ikea. Da konnte man sich nämlich auch Stehlampen im Baukastensystem selbst konfigurieren. Ich konfigurierte unter dem Aspekt „Jungkatertauglichkeit“ eine Stehlampe mit Metallfuß und Korbschirm. Geht beim Umfallen nicht kaputt und kann nicht in Fetzen gerissen werden. Daran würde sich der Tunichtgut die Zähne ausbeißen!

In den folgenden Tagen geriet Flori an seine Grenzen. Hundertmal warf er die Stehlampe um, hundertmal stellte ich sie wieder hin. Beinahe hätte ich den Beweis erbracht, dass menschliche Geistesleistung imstande ist, destruktive Kater in ihre Schranken zu weisen. Dann schmiss Flori die Lampe um, zwängte sich in den Korbschirm und rumorte dort so lange herum, bis die Metallhalterung entzwei brach.

Ich kapitulierte. Lange. Genau genommen bis zu meinem Urlaub letzte Woche. Da hab ich’s wieder getan: Ich war bei Ikea. Eigentlich wollte ich nur den Kleiderständer „Mulig“ in der ganz einfachen Ausführung erwerben, weil ich meine alte Hängegarderobe im neu renovierten Flur nicht aufhängen mag. (Dafür müsste ich Löcher in die Wand bohren. Ich gedenke den Flur jedoch im jungfräulichen Zustand zu belassen.) Aber dann kreuzte Knäsjö meinen Weg. Knäsjö hatte einen Metallfuß und drei Metallarme wie meine gute alte Stehlampe und Stoff-Lampenschirmchen! Und er war auf neunzehn Euro reduziert! Ich dachte ganz kurz nach, fand dann, dass mein Flori mittlerweile doch auch reifer und vernünftiger geworden sei, und wenn nicht, dann hätte ich wenigstens eine lustige Sonntagsgeschichte.

Und jetzt steht Knäsjö schon die ganze Woche hier rum und leuchtet und wird von Flori überhaupt nicht beachtet. Ich wette, er macht das extra.

Ich bin mir sicher, sie führen was im Schilde
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😀 Danke für die tolle Geschichte. NATÜRLICH wird die Lampe von Flori beachtet. Er überlegt noch. Schließlich sinds jetzt drei Lampenschirme. Möglicherweise ist er aber auch froh, DASS es nun endlich drei sind. Vielleicht mag er keine einzelnen. Montag ist dein Urlaub vorbei? Hmm, schauen wir mal, was dich erwartet ... 😉

Ein bisschen OT: Wie breit ist dein Flur? Vielleicht wäre dies hier eine schöne Alternative? http://www.moebel4home.de/metallgarderobe-julia-tessin.html

Das Beste: Du brauchst keinerlei Werkzeug, die Garderobe wird einfach nur aufgeklappt und eingehakt. Ich glaub, die würde sehr schön bei euch aussehen.
 
Schöne Geschichte, die vielen netten Ikea Namen, da denkt man doch glatt da sind neue Mitbewohner eingezogen 😀
Warte es ab, Flori ist älter und geht überlegter vor, so mit Planung .
Wer weiß, vielleicht gefällt ihm ja der neue Mitbewohner auch.
Ein neuer Freund, Flori und Knäsjö.
 
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Beinahe hätte ich den Beweis erbracht, dass menschliche Geistesleistung imstande ist, destruktive Kater in ihre Schranken zu weisen. Dann schmiss Flori die Lampe um, zwängte sich in den Korbschirm und rumorte dort so lange herum, bis die Metallhalterung entzwei brach.
:omg:...aber eben nur beinahe 😀.
Danke für die lustige Geschichte:grin:.
 
Soziale Netzwerke haben viele Vorteile. Nicht nur bedeuten sie für die Geheimdienste dieser Welt eine nicht unerhebliche Arbeitserleichterung, sie beugen auch der Unterforderung und Langeweile im Leben des Durchschnittsbürgers vor. Gäbe es Facebook nicht, würde ich mich zum Beispiel sehr einsam fühlen, weil ich dann kaum noch e-mails bekäme. So werde ich jeden Tag mindestens zwölfmal liebevoll ermahnt, etwas zu posten, weil Leute, die eine meiner beiden Seiten geliked haben, schon länger nichts mehr von mir gehört haben.

Am Dienstagabend nehme ich mir das zu Herzen und fotografiere eine absonderliche Geburtstagskarte für die vier Leute, die meine Satireseite geliked haben und sehnsüchtig auf Posts von mir warten, als mit einem Mal ein lauter Knall ertönt. Ich bin verwirrt. Die Kamera teilt mir mit, dass ich den Akku wechseln muss. Das tut sie für gewöhnlich ohne lauten Knall. An der Kamera kann es nicht liegen. Argwöhnisch halte ich nach den Katzen Ausschau. Die haben sich aber wegen des schauerlichen Wetters kuschelige Plätze gesucht und gucken ebenso erstaunt aus Kissen und Decken wie ich (bis auf Flori, der selig weiter pennt.)

Ich kontrolliere den Sicherungskasten und stelle fest, dass die Sicherungen von Geschirrspüler und Waschmaschine rausgeflogen sind. Das ist merkwürdig, da weder Geschirrspüler noch Waschmaschine laufen. Während Lilly, Fritz und ich noch rätseln, klingelt es an der Tür. Davor steht ein Mitglied der Comedian Electronics und begehrt freudestrahlend zu wissen, ob bei mir grade Sicherungen heraus geflogen seien. Ich bestätige das. Ja super, dann wüssten sie ja jetzt, dass das komische Kabel, das sie grade durchgekniffen hätten, weil sie es nicht hätten zuordnen können, offensichtlich in meine Wohnung geführt habe. Sie müssten jetzt mal eben in meinen Sicherungskasten gucken.

Ich lasse sie resigniert in meinen frisch gewischten Flur trampeln und gehe meinen Kameraakku aufladen. Das Ladegerät leuchtet rot auf. Immerhin scheint der Strom an sich noch zu funktionieren. Die Elektriker sind aufgeregt, weil sie in dem Sicherungskasten, an dem sie seit einem halben Jahr herumfuhrwerken, komische Dinge entdeckt haben, die offensichtlich in direktem Zusammenhang mit dem durchgeknipsten Kabel im Keller stehen. Beifallheischend teilen sie mir mit, dass sich in der Wohnung irgendwann einmal eine Nachtspeicherheizung befunden haben müsse. Als klar wird, dass es für diese bahnbrechende Neuigkeit keinen Belohnungskeks gibt, trollen sie sich enttäuscht mit der Drohung: „Wir kommen dann morgen wieder und bauen das aus, weil Sie haben ja jetzt keine Nachtspeicherheizung mehr.“

Die Heerscharen enttäuschter Facebook-Seiten-Fans müssen noch etwas warten, denn nun muss ich wieder mal die Gittertür vom Balkon in die Wohnung holen. Die Gittertür kommt bei Handwerkerbesuchen am Durchgang zum Flur zum Einsatz, damit die Katzen nicht entfleuchen. Man kann Handwerkern nämlich nicht beibringen, dass die Wohnungstür geschlossen zu halten ist. „Immer die Wohnungstür geschlossen halten“ wird von Handwerkern interpretiert als „Immer die Wohnungstür geschlossen halten, außer wenn ich kurz zum Auto gehe, meinem Kollegen im Keller was zuschreie, Zigarettenpause mache oder vergessen habe, die Wohnungstür zu schließen.“

Bis zu ihrem Einsatz am nächsten Tag lehne ich die Gittertür gegen das Highboard im Wohnzimmer. Fritz, dessen Bettchen auf dem Highboard steht, und Lilly, die unter dem Couchtisch auf einem dicken Kissen residiert, machen verdrießliche Gesichter. Ich erkläre, dass die Gittertür da erstmal gut steht. Lilly meint, dass ich schon sehen werde, was ich davon habe. Fritz glubscht argwöhnisch über den Rand seines Bettchens und ist ausnahmsweise mal mit Lilly einer Meinung. Flori pennt immer noch im Sessel.

Bis ich mein Abendessen zum Couchtisch trage. Vom Duft einer Gnocchi-Spinat-Pfanne mit viel Crème fraîche aus seinen Träumen gerissen, reckt er witternd das rosa Näschen, gähnt, streckt sich und kommt ins Wohnzimmer geschlurft, wo er die am Highboard lehnende Gittertür erblickt. Sofort schaltet der Katerorganismus auf Betriebsmodus. Alter, wat dat denn?! Gittertür am Highboard? Gehört die da hin? Doch wohl nicht! Kann man ja gar nicht in das offene Fach mit der alten Schreibmaschine klettern! Gut, macht man sonst auch nie, aber man könnte ja, wenn man wollte. Und wenn eine Gittertür am Highboard lehnt, löst das den unwiderstehlichen Drang aus, in das offene Fach mit der alten Schreibmaschine klettern zu wollen, in das man sonst nie klettert.

Von seinem Bettchen aus beobachtet Fritz verängstigt, wie unten an der Gittertür geruckelt wird. Die Gittertür kippt zur anderen Seite und landet polternd am Fernsehschrank. Fritz flieht panisch in die Küche. Lilly setzt sich hin und beobachtet sorgenvoll das Treiben des dicken Kindes. Flori zieht eine Schublade auf und hangelt sich ächzend hoch. Ich piekse ein Gnocchi auf die Gabel und stecke es in den Mund. Flori hat die Schreibmaschine erklommen, hampelt auf der Tastatur herum und kriegt die Lettern ins Gesicht. Findet jetzt, dass es gute Gründe gibt, nicht in das offene Fach mit der alten Schreibmaschine zu klettern. Balanciert hilflos auf dem Schlitten und würde gerne wieder runter hüpfen. Da lehnt allerdings die Gittertür im ungünstigen Winkel. Flori greift zu einem bewährten Mittel: Er bleibt, wo er ist, und fängt markerschütternd an zu brüllen. MAAAAAAAMAAAAAAA!!!!!!!! Hol mich hier runter!!!!

Bevor die Nachbarn den Tierschutz alarmieren, stürze ich zum Highboard und strecke dem gestrandeten Tier die Arme entgegen. Lilly lässt die Kriegsfanfare ertönen. Ich ziehe das dicke Kind aus dem Schrankfach, schüttele die Diva von meinen Kniekehlen, höre ein Knacken in meinen Lendenwirbeln und humpele zurück an meinen Abendbrotteller, der eigenartigerweise nur noch halb so voll ist. Als ich meiner Überraschung über dieses sonderbare Phänomen Ausdruck verleihe, ertönt unter dem Sofa ein warnendes Brummen: Herum streunende Gnocchi, so Fritzens Interpretation der Auffindesituation, sind wohl verdiente Beute und gehören dem, der sie gefangen hat.

Ich habe Kratzer in den Kniekehlen, Hunger und Rückenschmerzen. Facebook kann nicht von mir erwarten, dass ich heute noch meinen Pflichten zur Erbauung meiner Fangemeinde nachkomme!

MAAAAAMAAAAAAAA!!!!!!!
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Übrigens: Knäsjö steht noch!😀
 
Was habe ich wieder gelacht!😀
Ihr seid einfach genial. Danke für den Sonnenstrahl an dem trüben Sonntag.

Flori wollte sicher an dem neuen Buch weiterschreiben!
 
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Genau,Flori schreibt weiter, nach alt bewährter Weise, mit Schreibmaschine.😀.
Lilly du bist die Beste, immer schön auf Flori aufpassen.

Liebe Bianka, ich sehe mit Schaudern dem Tag entgegen, an dem in eurem Haus keine "Handwerker" mehr zugange sind.
Schreckliche Ödnis wird bei euch einziehen.
Aber ich bin guter Hoffnung, dass es noch sehr lange dauer wird.

Die Gittertür sieht sehr gut aus, hat die der Katzen-Großvater gebaut?
 
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Deine Geschichte heut war wieder wundervoll, danke dafür. Über "Comedian Electronics" habe ich mal wieder sehr gelacht, aber gleichzeitig mitgelitten mit dir und deiner Dauerbaustelle...

LG
 
:omg: Ich hoffe wirklich sehr daß Flori den Job an der Schreibmaschine übernimmt; solche Sachen kann man doch nicht im unübersichtlichen www stehenlassen😱; das gehört gedruckt🙂.

Bei den "Comedian Electronics" ist mir gleich ein Ohrwurm (Ein Stück Musik von Hand gemacht) in die Lauschlappen geschwirrt.
*Singon*
...
Dann denk‘ ich d‘ran, daß, wenn jetzt jemand an der Sich‘rung dreht,
Der Rockstar mucksmäuschenstill, lammfromm und im Dustern steht.
...
😉
 
"Comedian Electronics" ist göttlich.

Du kannst Dich wirklich glücklich schätzen, dass Du mit diesem unwiderstehlichen Humor gesegnet bist - und natürlich mit den drei weltbesten Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen😀

Knäsjo! Halte durch! Du schaffst es!
 
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@anett und alle anderen Interessenten: Sehr gerne stelle ich das baustelleneigene Animationsteam auch für Ihre Feier zur Verfügung. Ganz gleich ob Hochzeit, Kindergeburtstag oder Goldfischbeisetzung – die Comedian Electronics machen auch aus Ihrer Feier ein unvergessliches Erlebnis!

@ Mikesch: Dem Wunsch nach einem Handwerker-Foto komme ich ebenfalls sehr gerne nach, weise jedoch darauf hin, dass ich keinerlei Verantwortung für die Folgen übernehme (enthemmtes Verhalten, Scheitern der Ehe etc.) Habe kurz überlegt, ob ich Handwerkerfotos überhaupt ins Internet stellen darf, wegen Persönlichkeitsrechten an Bildern und so. Finde aber, ich kann meinen Balkon fotografieren, ohne damit rechnen zu müssen, dass sich dort fremde Personen mittels einer Leiter unangekündigt Zutritt verschafft haben und ins Bild geraten.

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Als moderne Frau habe ich ja Effi Briest nie so ganz verstanden. Warum um alles in der Welt muss man denn gleich dahin siechen und an einem Sommermorgen still sein Leben aushauchen, bloß weil der Kerl sein übersteigertes Ego in Mord und Kindesentzug auslebt? Da nimmt frau sich einen Anwalt und bringt den Alten hinter Gitter, und fertig ist der Lack! Also ehrlich.

Total fertig gemacht an Effi Briest hat mich aber das traurige Schicksal des armen Rollo. Wenn Effi meint, sie muss dahin siechen, dann soll sie halt. Unemanzipierte Trulla. Aber dass der arme Rollo sich auf ihrem Grab zu Tode grämt und dann auch noch an gebrochenem Herzen stirbt, nein, das ging zu weit, und ich habe das auch Herrn Fontane nie verziehen. Überhaupt sind mir Bücher gleich verleidet, wenn Tiere darin umkommen, da kenne ich keine Gnade.

Aber so ist er halt, der beste Freund des Menschen, treu bis in den Tod, darüber gibt es viele ergreifende Bücher und Filme. Die Loyalität des Hundes ist sprichwörtlich geworden. Über treue Katzen hingegen gibt es so gut wie gar keine Geschichten. Also eigentlich gar keine. Zumindest nicht dass ich wüsste. Nicht dass mich dieser Umstand überraschen würde. Wenn ich nach Hause komme, freuen sich meine Katzen zwar, aber nach über zwanzig Jahren mit den kleinen Rackern mache ich mir keine Illusionen mehr, dass ich als Person gemeint sein könnte. Die freuen sich über jeden, der zur Futterzeit die Wohnung betritt. Da könnten auch die Zeugen Jehovas kommen oder die Feuerwehr. Meine Katzen würden sich genau so freuen wie bei meiner Heimkehr.

Aller desillusionierten Abgeklärtheit zum Trotz schaffen meine Katzen es aber immer wieder, mich aufs neue negativ zu überraschen. Speziell eine meiner Katzen. Genau gesagt die eigentlich einzige Katze. Die beiden anderen sind ja Kater. Die verfügen zumindest über ein Mindestmaß an Anhänglichkeit. Außer wenn die Nachbarin kommt. Aber meine Katze, nein, von meiner Katze bin ich doch menschlich nun zutiefst enttäuscht.

Nach einem langen und anstrengenden Tag schleppe ich wieder einmal eine randvoll mit Katzenfutter und Knäckebrot gefüllte Einkaufskiste die Treppe hinauf und versuche dabei, nicht auf den Erdbrocken auszurutschen, die der gärtnernde Nachbar dort regelmäßig hinterlässt. Ich vermute, dass er sonst den Heimweg nicht findet. Männer sind ja häufig sehr hilflos, wenn sie nicht nach Navi fahren können. Darum sehe ich auch großmütig darüber hinweg, wenn zehn Minuten nach dem Flurwischen alles wieder voller Erdbrocken liegt. Ist ja schließlich auch egal, ob sich die Erdbrocken nach zehn Minuten oder erst am nächsten Tag einfinden. Beim nächsten Flurwischen sind sie auf jeden Fall wieder da.

Oben angelangt, stelle ich meine Einkaufskiste hin und schließe die Tür auf. Umgehend quellen Fritz und Lilly hervor und rennen aufgeregt im Flur umher. Flori toffelt hinterdrein. Ich lasse sie ein bisschen das Revier erweitern und bringe die Kiste rein. Wenn alle vor der Tür sind, ist die Gefahr auch geringer, dass ich beim Kistenschleppen über ein Tier stolpere und mir das Genick breche. Unbeschadet erreiche ich die Küche und stelle die Kiste auf dem Schrank ab.

Zeit, die Lieblinge herein zu rufen. Ich trotte wieder zur Tür und schreie in den Flur, dass jetzt alle wieder reinkommen sollen, weil es Essen gibt. Fritz saust an mir vorbei in die Küche. Flori steht an der Treppe und starrt die Winkekatze an, und Lilly ist bereits bis zum Flurfenster vorgedrungen und überlegt, ob sie die blöde Winkekatze von der Fensterbank fegen soll. Ich schreie, dass Lilly jetzt sofort rauf kommen soll, und klemme mir den Dicken unter den Arm. Fritz ist derweil wieder draußen und fragt, wo ich bleibe und was denn jetzt mit Essen ist. Ich schiebe ihn mit dem Fuß wieder rein, schmeiße Flori in den Flur und schließe die Wohnungstür. Flori hoppelt hinter Fritz her, der sich hoffnungsvoll wieder gen Küche aufgemacht hat. Ich schlurfe hinterher und nehme eine Dose aus der Einkaufskiste.

Moment. Da fehlt doch einer. Unter den missbilligenden Kommentaren der beiden Kater kehre ich zur Wohnungstür zurück. Die arme Lilly! Einfach vor der Tür vergessen! Bestimmt fürchtet sich die arme senile Maus zu Tode! Sorgenvoll reiße ich die Tür auf.

Die arme senile Maus fürchtet sich keineswegs zu Tode. Stattdessen steckt sie bis zur Halskrause in den Arbeitsschuhen des Nachbarn, die immer vor der Tür stehen, weil die Nachbarin keine Erdbrocken in der Wohnung haben möchte. Ich schreie arme Lilly und komm schnell, jetzt gibt’s Essen. Arme Lilly lässt ein verzücktes Schnaufen hören und bohrt den Kopf noch tiefer in den Schuh. Flori setzt sich wieder an die Treppe, und Fritz geht gucken, ob die Nachbarin vielleicht noch Katzenfutter in der Rumpelkammer hat. Zuhause gibt’s ja nix. Ich schreie, dass Lilly sofort den Kopf aus dem Schuh nehmen soll. Lilly bebt vor Wonne. Ich stampfe mit dem Fuß und brülle, dass sie jetzt sofort das ekelhafte Treiben unterlassen und sich umgehend in die Wohnung begeben solle. Lilly zuckt zusammen, taucht mit glasigen Augen aus dem Schuh auf und röhrt mich giftig an, bevor sie beleidigt in die Küche trippelt. Ich treibe die Kater vor mir her und knalle die Tür zu.

Habe jetzt die Nachbarin gebeten, ihren Lebensabschnittspartner zum Entfernen seiner Fußbekleidung aus dem gemeinschaftlich genutzten Flurbereich zu veranlassen, da dies bei meiner Katze höchst unangebrachte Verhaltensauffälligkeiten auslöse. Ich meine, man muss sich ja auch nicht alles bieten lassen. Es reicht ja wohl, wenn Fritz immer zu singen anfängt, sobald er die Nachbarin auf der Treppe hört!

Aber die hat bloß gelacht. Und die Schuhe stehen immer noch vor der Tür.

„Kommt Katzen, wir gehen alle in den Flur, und die Mama macht ein lustiges Foto von euch, wie ihr die Köpfe in die Schuhe vom Nachbarn steckt! – Katzen …? – Kaaatzen!“

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„Steck doch selber deinen Kopf rein. Wir wollen jetzt schlafen.“
 
Göttlich!:muhaha:

Deine Geschichten erhellen jeden noch so grauen Sonntag. Ich liiiieeebe deine Katze und Kater. Dickes Köppibussi an alle! (Nein, für dich gilt das nicht.🙄)
 
Da bei uns im Dezember die Küche renoviert wird, muss ich momentan etwas weniger lachen als auch schon.

Zumindest für Filme oder verfilmte Bücher ist diese Seite übrigens eine echte Hilfe: http://www.doesthedogdie.com

Meine 14.5 jährige Mimi ist auch eine fanatische Nachbarsschuh-Kopfreinsteckerin, dieses Verhalten scheint die Lebenserwartung nicht zu beeinträchtigen, aber die Lebensfreude gewaltig zu erhöhen! Ich denke, die Kombination von Sauerstoffmangel, Fussschweiss und Schuh-Leimdämpfen ist ziemlich toll und erst noch kostenlos.

Das Bild von Lilly ist so süss.:pink-heart:
 
:omg::omg: Wollte eigentlich noch schnell die anderen Foren durchstöbern und bin natürlich hier hängen gebieben! Göttlich! 😀
 

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