Ich wollte doch nur Futter spenden ...

  • Themenstarter Themenstarter Semolina
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Ich drücke auch ganz feste die Daumen für die Prüfung!!!! Ich habe immer nen Heidenrespekt vor sowas, weil Prüfungssituationen immer Ausnahmezustand sind, aber da ich ja schon länger deine Geschichten verfolge, würde ich sagen, du kommst mit Ausnahmezuständen, zum Beispiel beim Abendessen, ganz gut zurecht 🙂 Ganz viel Erfolg wünsche ich.
 
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Ich habe immer nen Heidenrespekt vor sowas, weil Prüfungssituationen immer Ausnahmezustand sind, aber da ich ja schon länger deine Geschichten verfolge, würde ich sagen, du kommst mit Ausnahmezuständen, zum Beispiel beim Abendessen, ganz gut zurecht.

Ich will nicht hoffen, dass die Prüfungsaufsicht mir das Studentenfutter klaut!!!😱
 
Viel Glück für die Abschlußprüfung:pink-heart:

Ich habe heute wieder lachen können, was für eine tolle Geschichte.

Wie wäre es eigentlich, wenn du auf dein Highboard ein zweites Katzenbettchen stellen würdest?
 
Hoi
Hach, DIE Prüfung, die machst Du doch mit links, hast Dich schliesslich genügend rein gekniet. Und falls - nur für den eigentlich nicht vorhersehbaren Fall - eine Frage kommt, die Du nicht sofort und auf der Stelle parat hast: Improvisation ist alles - so wie beim Abendessen - wir essen was übrig bleibt - wir beantworten, was gerade da ist 😎 und in beiden Fällen: es genügt :pink-heart:
Glaub mir!
 
@Mietzis Tante: Du musst noch viiiieeel lernen.😀 Es geht nicht darum, dass jeder sein Bettchen auf dem Highboard hat. Sondern darum, wer die Herrschaft über DIESES Bettchen erringen kann!

Nicht nur das Leben prüft einen, zum Beispiel indem es einen mit Handwerkern, Grippeviren und Katzenpersönlichkeiten reich beschenkt und so den Menschen unablässig charakterlich formt und bildet und an seinen mannigfaltigen Herausforderungen wachsen und reifen lässt. Auch die IHK besteht darauf, dass, wer sich Industriekauffrau nennen möchte, vorher eine Prüfung ablegen müsse. Da lässt die IHK nicht mit sich reden. Man muss drei Stunden lang in einer stickigen, vom Angstschweiß der etwa hundert Mitprüflinge gesättigten Halle Fragen beantworten wie: Nennen und erläutern Sie neben der Absatzwerbung drei weitere Marketing-Instrumente! Oder: Nennen Sie vier Sachverhalte, die Sie bei der Ermittlung des Mindestbestandes zu berücksichtigen haben! Ganz schrecklich ist das. Und man darf dann auch nicht zur Wettbewerbsanalyse abschweifen und sagen, man habe den Innenminister zum Benchmarker erkoren und möchte die Antwort auf die gestellten Fragen aus Rücksichtnahme auf eine mögliche Verunsicherung des Prüfers verweigern. Das lässt die IHK nicht gelten, was ich ganz schön ungerecht und auch irgendwie sehr undemokratisch finde.

Sehr nervös, mit zittrigen Händen und Lillys Stoffmaus als Maskottchen fahre ich am ersten Tag zur Prüfung im Fach „Geschäftsprozesse.“ Es gelingt mir, immerhin zu jeder Frage eine Antwort hinzukrakeln, die vielleicht nicht den Prüfer, aber in jedem Falle mich verunsichert. Nach drei Stunden tut mein Nacken weh, mir ist übel, und als ich aufstehe, kippe ich fast aus den Latschen. Auf dem Weg zum Parkplatz fallen mir die ersten Fehler ein. Mir wird noch übler, und ich mache mir große Sorgen.

Eine prima Strategie, wenn man sich Sorgen macht, ist, sich einfach mit noch größeren Problemen zu konfrontieren. Während ich über Mindestbeständen und Marketing-Instrumenten geschwitzt habe, hat die Türkei einen russischen Kampfbomber abgeschossen, meldet das Autoradio, kaum dass ich meine Elli röchelnd zum Leben erweckt habe. Ich bin ja grundsätzlich ein eher feiger Mensch. Ich finde immer, man soll einfach keine schrillen Geräusche machen, wenn das die Katze aufregt, und man macht auch besser keine Flugzeuge von Leuten kaputt, die Atombomben und einen finsteren Charakter haben. Schlagartig habe ich die Geschäftsprozesse vergessen und fürchte mich stattdessen vor der Apokalypse.

Zuhause haben die Kater mal wieder die Mülltonne geplündert und den Müll rings um den Küchentisch verteilt. Ich vergesse die Apokalypse und zetere herum, dass der Schuldige sich umgehend stellen solle, damit ich ihn erwürgen kann. Ob man nicht mal an sensiblen Tagen wie dem heutigen auf meinen desolaten Zustand Rücksicht nehmen könne. Die Kater gucken verschlafen von ihren Schlafplätzen, strecken sich und waten durch die Müllflut, um sich gähnend vor den Futtertellern niederzulassen. Offensichtlich ist es nicht möglich, an sensiblen Tagen Rücksicht auf meinen desolaten Zustand zu nehmen. Resignierend fülle ich die Teller, räume die Küche auf und pflanze mich vor den Fernseher, um zu gucken, was die NATO jetzt macht und ob ich mir vielleicht morgen schon die Prüfungen „Wirtschaft und Sozialkunde“ und „Kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ sparen kann.

Die NATO denkt, was vermutlich auch Lilly stets gedacht hat, wenn Fritz und Flori sich wegen einer Spielmaus oder einer erlegten Spinne gezofft haben: Meine Güte, was für ein Kindergarten! Der hat angefangen! – Nein, der hat angefangen! Zum Glück hat sich die NATO aber nicht wie Lilly mit lautem Geschrei auf die Kontrahenten gestürzt, um sie ihrerseits zu ohrfeigen, sondern dazu gemahnt, man solle sich die Hand geben und sich gefälligst wieder vertragen.

So muss ich doch noch am anderen Tag zur nächsten Prüfung ausrücken. Da die erst mittags anfängt, bleibt mir noch Zeit genug, Formeln und Übungsbögen ein weiteres Mal durchzugehen und mich davon zu überzeugen, dass ich alles schon wieder vergessen habe, den Lagerzinssatz nie begreifen und ganz bestimmt durchfallen werde. Mein Schreibtisch sieht aus, als habe ein Tornado gewütet, ich bin vor lauter Prüfungsangst nicht zum Putzen gekommen, und die Kater haben mit meiner Nuss-Frucht-Mischung Tischfußball gespielt. Während ich schlottere und meinen Versagensängsten Ausdruck verleihe, liegen sie schon wieder auf ihren Schlafplätzen und werfen mir hin und wieder missbilligende Blicke zu. Musst du hier so’ne Hektik verbreiten? Kannst du nicht irgendwas putzen? Am besten den Hausflur oder dein Fahrrad?

Ja, Katzen sind sehr sensible Tiere, die mit feinen Antennen jede Stimmungsschwankung ihres Menschen aufzufangen im Stande sind. Sie merken das sofort, wenn es einem schlecht geht. Und dann lassen sie sich gleich was Drolliges einfallen, um einen abzulenken.

Zum Beispiel das Eimerchen umkippen, in das ich bis zur endgültigen Entsorgung in der Mülltonne alles reinschaufele, was ich vorher aus dem Katzenklo raus geschaufelt habe. Das lässt einen dann auch gleich wieder das Sorten- und Devisenkurs-Dilemma aus der WiSo-Prüfung vergessen, sobald man daheim den Flur betritt.😡

Prüfungsstress? Laaaaaaangweilig!
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Na und? Andere hatten noch größere Stofftiere dabei!!!
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Ein kleiner Hinweis, damit sich niemand Sorgen machen muss: Sollte hier eines Sonntags mal unerwarteterweise keine Geschichte auftauchen, liegt das zu 99,99% an der Hardware - der in die Jahre gekommene Schlepptopp fordert mich in letzter Zeit häufig zur Gewalttätigkeit gegen seine phlegmatische Art heraus.:grummel:
 
Ich sehe die Situation genau vor mir: die Kater sind wegen der Prüfung wochenlang zu kurz gekommen, weil ihr Mensch sich vorbereiten musste, sie haben die Situation stoisch ertragen, in dem Wissen, bald ist die Prüfung vorbei und dann wird wieder alles wie vorher. Nun ist die Prüfung vorbei, Kater froh und nun sollen sie Rücksicht nehmen????? 😀 😀 😀
Irgendwann ist es auch mit der Katergeduld vorbei :grin: .
 
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Mit der Lilly Maus kann es gar nicht schief gehen und wenn doch, hat das seinen Sinn, Lilly weiß schon was sie macht.

Deine zwei sind noch im Ausprobieren, wer kann Chef sein.
Was wenn Flori merkt, der Couchplatz, ist der für den Chef😀😀

Ich wünsche euch viel Glück, euch allen .
 
Nun habe auch ich deine Geschichten entdeckt 🙂
Ich bin schwer begeistert und berührt und kann mir Lilly auf ihrer Wolke lebhaft vorstellen... Irgendwie bleiben sie doch immer in unserer Nähe und begleiten uns!

Hier sind auch die Daumen für deine Prüfungen gedrückt, inkl. der immerhin 16 Pfoten, versteht sich 😉
 
Hier sind die Daumen ganz arg gedrückt für die Prüfung.
Viel Erfolg liebe Bianka!
 
Verglichen mit meinen Katern bin ich richtig hyperaktiv. Immerhin gehe ich nach wie vor jeden Tag in die Schule, wo ich vor dem Rechner zusammensinke, Bewerbungen schreibe und meine ereignisgesteuerte Prozesskette überarbeite, die die Dozentin unerklärlicherweise zu unübersichtlich findet. Danach kaufe ich ein, räume die Wohnung auf, wasche Wäsche oder kümmere mich um die elterliche Adventsdekoration. Was man halt so macht, wenn man das Pech hatte, als weiblicher Homo Sapiens auf die Welt gekommen zu sein und nicht als männlicher Felis Silvestris Catus.

Manchmal allerdings, nach schweren schriftlichen Prüfungen zum Beispiel, da nehme ich mir die Freiheit, ab und an den Lebensstil von Felis Silvestris zu imitieren und mich bohemienhaft am Nachmittag auf dem Sofa herum zu fläzen und dabei geistlose TV-Programme anzuschauen. Muss auch mal sein. Und manchmal lernt man ja sogar was dabei. Neulich zum Beispiel kam eine Sendung über urzeitliche Lebensformen, die dank moderner Filmtechnik animiert und lebensecht über den Bildschirm tollten. Ich lag elegisch auf der Couch und wurde Zeuge, wie Australopithecus, unser stark behaarter Vorfahre, angesichts eines in der Steppe herum gammelnden Zebrakadavers mit seiner Sippe in Streit geriet. Die Rangfolge bei Australopithecus, so die lehrreiche Erkenntnis aus dieser Sternstunde des Bildungsfernsehens, zeige sich unter anderem darin, wer als erster an in der Steppe herum liegenden Zebrakadavern herum nagen darf.

Fast wie bei Felis Silvestris, dachte ich und sann darüber nach, wie unkultiviert es doch bei weniger entwickelten Lebensformen zugeht. Auch wenn ich als langjähriger Vegetarier eher selten Zebrakadaver auf dem Teller habe, sind meine beiden Felis Silvestrisse seit dem Verlust ihres Alpha-Weibchens irgendwie der Ansicht, ich dürfe erst als Letzte davon essen. Kaum steht der Teller auf dem Tisch, sind die Kater da und grabschen nach dem Essen, als drohe eine Art ideeller Kastration, wenn ich mir mal vor ihnen was in den Mund stecken möchte. Erst wenn jeder mit einer Nudel, einer Krokette oder einer Möhre siegreich abgezogen ist, kann ich mich einigermaßen kampflos der Nahrungsaufnahme widmen. Hier scheint es ums Prinzip zu gehen und nicht um leere Mägen.

Am Samstagmorgen eskaliert die Situation. Ich habe bereits Frischkäse, Trinkjoghurt und beträchtliche Teile meines Frühstückseis als Verluste abschreiben müssen. Außerdem blutet mein Daumen. Daran sind ausnahmsweise mal nicht die Kater schuld, sondern die Reibe. Ich habe Marzipan für Weihnachtsplätzchen gerieben und bin abgerutscht. Das hebt meine Laune nicht gerade. Als Flori auf der Arbeitsplatte landet und nach der Butter grabscht, rege ich mich auf und schwinge zeternd den Kochlöffel. Flori macht schmale Augen und setzt sich erstmal hin. Ich beäuge ihn argwöhnisch und löffele Butter in die Schüssel. Flori putzt seinen linken Vorderfuß. Pühhh, Butter! Wer braucht schon Butter! Interessiert mich doch gar nicht!

Von der anderen Seite rückt jetzt Fritz vor. Ich setze Fritz zu Boden und packe den Mixer aus. Flori putzt seinen rechten Vorderfuß. Ich gebe Zucker, Ei und Salz zu der Butter und verquirle alles zu einer homogenen Masse. Flori guckt gelangweilt. Fritz angelt ein bisschen unter Schmerzen geriebenes Marzipan aus der Schüssel, probiert, schüttelt sich, spuckt die Diebesbeute aus und geht enttäuscht von dannen. Flori guckt die Decke an. Ich werfe ihm noch einen misstrauischen Blick zu, nehme den Messbecher aus dem Schrank und schütte Mehl hinein. Flori legt den Kopf in den Nacken, holt ganz tief Luft und niest herzhaft in die Teigschüssel.

Ich stehe da mit meinem Messbecher und starre fassungslos in meine voll genieste Teigschüssel. Wie perfide ist das denn bitte schön? Mein schöner Plätzchenteig! Verseucht mit einer vaporisierten Ladung giftiger Katzenbazillen!

Bangen Herzens mache ich mich daran, die nieder schwebende Mehlschicht vom Küchenschrank zu putzen. Mir ist jetzt ganz schön beklommen zumute. Die weniger entwickelte Lebensform in meinem Haushalt ist zu bakteriologischer Kriegsführung übergegangen. Wo soll das noch hinführen?

Katzenhalter leben gesünder: Hatschi-Kekse stärken das Immunsystem
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Guten Morgen,
keine Angst, dem Fritz ist doch nur das Mehl in das Näschen gekommen.
Er würde nie sowas mit Absicht tun.😀
 
Ich schmeiss mich grad mal wieder weg vor Lachen :muhaha:

Da die Plätzchen ja noch in den Ofen kommen, hätte kein Mensch was gemerkt.:grin:
 
Liebe Bianka,
Deine Immunsystem These unterstützte ich voll und ganz.
Im Kleinkind Alter wollte meine Tochter immer alles Essbare unbedingt mit dem Herrn Kater teilen (oder diese ganzen gesunden Sachen haben ihr net geschmeckt, wer weiß?) Er hat natürlich immer ganz tapfer den Vorkoster gemacht. Ich musste mich immer dazwischen werfen, damit net geballte Kater Spucke im Kind landet.
Aber es kam wie es kommen musste... Irgendwann haben die beiden dann doch mal ein Biskuit Stäbchen brüderlich geteilt. Ähhhh...
Aber was soll ich sagen? Im Vergleich zu den Gleichaltrigen ist sie wenig krank....
Also liebe Mamas, kein Rotbäckchen Saft, sondern Kater Spucke steigert das Immunsystem!
 
So eine ausgefeilte bakteriologische Waffe, die den Backvorgang überlebt traue ich dein kleinen Schnuffern, so schlau sie auch sind, doch nicht zu 😀.

Wieder eine ausgesprochen unterhaltsame Sonntagsgeschichte. Danke dafür!

LG
 
Wenn die Kekse aus dem Backofen kommen sind sie weg, die Krankheitskeime.
Flori, du must hinterher..........:muhaha::muhaha:

Hat wiedr viel Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen.
 
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@mikesch: Recht hat er, der Katzenkenner, das ist alles nur Instinkt! (Hoffentlich.)😀

Mutter Natur ist nur auf den ersten Blick eine echte Lilly, die launisch und unberechenbar merkwürdige Gegenden auf der Erde verteilt hat. Den einen beglückt sie mit tropischer Vegetation oder malerischer Berglandschaft, den anderen verdammt sie zu einer Existenz in der Wüste Gobi oder in Dortmund. Gerecht ist das nicht, könnte man meinen. Aber man muss sich ja auch mal vor Augen halten, welch unterschiedliche Lebensformen die arme Natur so unterzubringen hat. Ein Pottwal zum Beispiel würde sich hier im Münsterland nicht wirklich wohlfühlen. Und was täte der Mongolische Wundergecko ohne die Wüste Gobi? Oder der BVB-Fan ohne Dortmund? Das alles ist sehr weise durchdacht von Mutter Natur und hat seine Daseinsberechtigung. Selbst Dortmund. Das möchte ich an dieser Stelle mal betonen, weil ich finde, das gehört auch einmal gesagt.

So ein bisschen gerät der schön durchdachte Plan von Mutter Natur immer durcheinander wegen des Menschen. Der Mensch wandert gerne umher. Von Ahlen nach Dortmund beispielsweise, weil dort die Einkaufszentren größer sind. Oder auch über Ozeane, wobei er Wollhandkrabben verschleppt. Oder Katzen. Die Katze wurde ja von Mutter Natur ursprünglich einmal in der Steppe platziert. Dann kam der Mensch vorbei und dachte, boah wat süß, die nehm ich mit. So schipperte die Katze über den Ozean nach Europa, wo ihre Haltung bis heute den Menschen vor gewisse Alltagsprobleme stellt. Das richtige Tränken des kleinen Lieblings zum Beispiel.

In der Steppe gibt es keine Wasserkräne. Das kennt die Katze nicht. Deswegen ist sie auch nicht so ans Trinken gewöhnt und häufig auch sehr uneinsichtig gegenüber gut gemeinten Utensilien aus dem Zoofachhandel. Die Nachbarin hatte in der enthusiastischen Anfangsphase ihres Katzenhalterdaseins noch so einen Trinkbrunnen. Den fanden die Katzenmädels auch ganz toll. Man konnte prima damit rumplanschen und das Ding auch noch auseinander montieren. Mittlerweile ist der Trinkbrunnen verschwunden und schnöden Wasserschüsseln gewichen.

Auch bei mir stehen Wasserschüsseln, die ich zugegebenermaßen stark vernachlässige. Zu meiner Verteidigung möchte ich aber hervor bringen, dass ich meine Katzen nie aus den Wasserschüsseln trinken sehe. Sie trinken aus der Aquarienvase oder aus meiner Lieblingskaffeetasse, die ich nach Gebrauch mit Wasser gefüllt in die Spüle stelle. Flori sitzt auch gerne bei Regenwetter im unbedachten Provisorischen und leckt glücklich die Waschbetonplatten ab. Und Lilly, ganz Diva, wartete ab, bis ich mir Wasser in ein Glas geschenkt hatte, um sodann hoheitsvoll auf den Tisch zu hüpfen und ladylike und standesgemäß den Durst zu stillen. Also achte ich darauf, dass Vasen, Tassen und Gläser mit Wasser irgendwo herum stehen. Die Wasserschüsseln kann man da getrost vernachlässigen.

Sollte man meinen. Am Samstagmorgen sitze ich am Frühstückstisch und kämpfe mit Flori um mein Frühstücksei. Flori ist gerade ganz versessen auf Eier und haut jedesmal mit der Pfote nach dem Löffel, sobald ich den ins Ei getunkt habe. Ich kann ihn auch nicht vom Tisch heben, weil er sich mit den restlichen drei Pfoten ins Tischtuch gekrallt hat. Ich kann nur schneller löffeln als Flori hauen kann. Und versuchen, Fritz nicht in die Nase zu beißen, der direkt neben mir hockt und an jedem Löffel riechen muss, den ich mir in den Mund schiebe. Fritz mag keine Eier. Aber wenn Flori nach dem Löffel grapscht, muss ja mal überprüft werden, was da so drauf ist. Ich versuche mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal in Ruhe gefrühstückt habe. Ich glaube, das war im Juni, als ich wegen einer Lesung in Frankfurt im Hotel übernachtet habe.

Nach dem Ei nehme ich mir eine Grapefruit vor. Flori löst angewidert seine Pfoten aus der Tischdecke und lässt sich zu Boden plumpsen, wo er unter dem Küchensessel verschwindet. Unter dem Küchensessel steht auch eine Wasserschüssel. Eine leere Wasserschüssel. Vermutlich ist das Wasser verdunstet. Flori findet, das ist eine Schlamperei, und beginnt, die Wasserschüssel vorwurfsvoll hin- und herzuschieben. Fritz zuckt gemartert mit den Ohren. Wasserschüsseln, die über Fliesen geschoben werden, schmerzen sein empfindliches Gehör. Ich lasse die Grapefruit stehen und gehe schimpfend die Wasserschüssel auffüllen.

Flori folgt indessen, von Durst gepeinigt, seinem Überlebensinstinkt. Einen Großteil ihres Flüssigkeitsbedarfs deckt die Katze über die Nahrungsaufnahme. Während ich die Wasserschüssel fülle, leckt Flori ein bisschen Kräuterfrischkäse von meinem Knäckebrot. Ich rege mich schon gar nicht mehr auf. Ich nehme den Brotteller weg, löse die Katerkrallen einzeln aus der Tischdecke und setze das verdurstende Tier auf den Boden. Dann stelle ich die Wasserschüssel hin und verkünde, dass man nun wieder daraus trinken könne. Flori schaut mich an, als hätte ich ihm einen Teller Grapefruit angeboten, und erklimmt die Spüle, wo ein Bund Petersilie im Wasserglas steht. Dort zwängt er nun seinen dicken Bumskopp hinein und beginnt zu schlabbern.

Er kann nichts dafür, sage ich mir, das ist nur das Erbe seiner Ahnen, das ihm befiehlt, am unteren Ende von Vegetation nach Wasser zu suchen. Er macht das nicht aus Bosheit. Nein, ganz bestimmt nicht.

Katzenbrause mit Geschmack
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Oh Gott. Das ist wie bei uns ......
:wow::yeah::wow::wow:
 
Liebe Bianka,

wie immer grandios!

Ich ernte hier irritierte Blicke seitens der Vierbeiner, denn eben im Keller habe ich noch beim Beseitigen von Vogelresten inkl. angekauter Flügel (immer das leckerste daran) was von Tierheim oder Aussetzen geknurrt... Die Zeichen standen definitiv auf Sturm!
Und jetzt sitze ich brüllend vor Lachen vor der Couch... Bin runter gerutscht....
Wie Du siehst, die Eier in eurem Haushalt hängen den Segen in unsrem wieder grade...
Einen schönen dritten Advent!

Tanja, Geronimo, Kitty und Luzie
 
Es ist wirklich schön, dass sich solche Tischszenen auch woanders abspielen :grin:.

Danke für die amüsante Sonntagsgeschichte ich freu mich jede Woche darauf.

LG
 

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