Semolina
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- 29. September 2009
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Das macht Hoffnung. Und nein: Ich bin auch nicht die Joanne K. Rowling der Katzenbücher - ein Job in der Buchhaltung wäre mir da schon als Existenzgrundlage mehr als recht!Ich hab knapp 200 Bewerbungen geschickt und war auf 20 Vorstellungsgesprächen quer durch Deutschland.
Aber widmen wir uns lieber den schwerwiegenden Problemen unserer lieben Flauschkugeln, die haben's nämlich auch nicht leicht.
Der Bettchenkrieg hat eine neue Stufe der Eskalation erreicht. Diplomatische Bemühungen um eine friedliche Lösung haben lediglich dazu beigetragen, die Auseinandersetzung zwischen den verfeindeten Parteien noch zu verschärfen. Und Flori wird wohl bald einen Herzinfarkt kriegen.
Dabei habe ich es nur gut gemeint. Ohne allzu große Hoffnung habe ich schon vor Wochen ein zweites Bettchen auf dem Highboard aufgestellt. (Die Lampe und die schöne Deko-Katze aus Holz mussten dafür im Schrank verschwinden. Aber angeschmuddelte Katzenbettchen voller Haare, Streu und Dinge, von denen man es gar nicht so genau wissen will, sind ja auch ein hübscher Anblick.) Vermutlich würde das zweite Bettchen eh nicht mit dem Poppes angeschaut.
So kam es dann auch, aber ich konnte mich mit dem beruhigten Gefühl auf dem Sofa ausstrecken, alles nur Menschenmögliche zur Konfliktlösung getan zu haben. Unbeachtet und trostlos stand das graue Bettchen neben dem geblümten.
Bis Fritz eines Abends aufs Highboard hüpft und wieder mal versucht, Flori aus dem geblümten Bettchen zu schubsen. Flori nölt protestierend und setzt sein Kampfgewicht ein, um den gegnerischen Angriff abzuwehren. Fritz versucht es mit Ohrenzwacken. Flori blökt und rührt sich keinen Millimeter. Fritz setzt sich hin und denkt nach. Dann dreht er sich um und legt sich in das zweite Bettchen.
Ich bin überrascht und gerührt. Zwei Katzen, zwei Bettchen, und jeder geht in eines. Das hat es ja noch nie gegeben. Eine Sternstunde der Harmonie, der Einsicht, des Sieges der Klugheit! Ich bin stolz auf meine Kater und mache gleich ein Foto.
Ich hätte es wissen müssen. Flori, gänzlich unharmonisch, schielt missmutig zum Bettennachbarn rüber. Mit einem Mal erscheint ihm das geblümte Bettchen, das er erobert und wochenlang verteidigt hat, gar nicht mehr so begehrenswert. Flori setzt sich auf und beschnüffelt das graue Bettchen. Fritz grummelt und macht sich breit. Flori haut ihm auf den Kopf. Fritz setzt sich auch hin und patscht Flori zwischen die Ohren. Flori versucht, in das graue Bettchen zu klettern. Fritz verteidigt das graue Bettchen. Flori purzelt vom Schrank. Fritz verliert das Gleichgewicht und segelt samt Bettchen hinterher. Einen Moment lang steht man bräsig auf dem Teppich, wedelt aufgeregt und richtet die zerzauste Frisur. Dann trollt sich Flori ins Provisorische, während Fritz in der Küche Fenstergucken geht. Bettchen, püh, als hätte man nix anderes zu tun.
Ich stelle die Bettchen wieder auf und kehre zurück auf mein Sofa. Nach einer Weile taucht Flori wieder auf, wirft einen scheelen Blick in die Küche und erklimmt hastig das Highboard, wo er triumphierend das graue Bettchen erobert. Fritz beobachtet die dreiste Landnahme von der Spüle aus und kommt angaloppiert. Flori duckt sich ins graue Bettchen. Fritz hopst aufs Highboard und rollt sich im geblümten Bettchen zusammen. Flori denkt eine Weile nach und klettert dann rüber, um Fritz platt zu walzen. Fritz schmeißt sich auf den Rücken und faucht. Flori guckt blöd aus der Wäsche und dackelt zurück ins graue Bettchen. Für den Rest des Abends liegt man nebeneinander und taxiert einander feindselig.
Ich beende das Patt, indem ich aufstehe und ins Bett gehe, wo sich nach kurzer Zeit die Kontrahenten einfinden und sich friedlich neben mir breit machen. Fritz liegt am nächsten Tag wieder auf dem Sofa, aber Flori hat seitdem Stress: Er kann gar nicht mehr in Ruhe schlafen, weil er immerzu von einem Bettchen ins andere wechseln muss. Nicht auszudenken, wenn er mal eine Minute lang ein Bettchen aus den Augen lässt und Fritz sich dann da rein legt!
Wahrscheinlich arbeitet er deswegen so an seiner Figur. Damit er in absehbarer Zeit beide Bettchen mittels Körperausdehnung gleichzeitig belegen kann.
Dieser Schrank ist zu klein für uns beide