Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben 🙁
Wer wissen möchte, welcher haare raufende Hiob heute schon wieder auf uns wartete, kann folgenden Abschnitt überspringen, er befasst sich mit der Abholung gestern und der OP.
Abholung gestern und Fakten rund um die OP:
Gestern durften wir unsren Spatz also holen. Durch viele Notfälle wurde es recht spät, bis wir wieder Zuhause waren. Wir bekamen Fotos gezeigt (den Ausdruck hab ich heute beim Stammi vergessen, sonst hätte ich ihn mal eingescannt - egal) und als Vergleich dazu wie es laut Lehrbuch postoperativ aussehn sollte. Der Harnröhrenschlitz und an der Hautoberfläche befestigte, rinnenförmige Ausflussweg sollte eigentlich länglich und gleichmäßig rechteckig sein. Beim Buben ist er sanduhrförmig und leicht tailliert, weil die ehemalige inliegende Striktur nun oberflächlich liegt. So konnte sie gut gezeigt werden. Den Harnabsatz behindert die nun exponierte Harnröhrenstelle nicht mehr, sein Ausgang ist groß und es funktioniert ja auch mit dem Pullern.
Laut dem Doc war einer der wenigen Fälle wo man sagen kann, dass die OP 100%ig nötig gewesen ist, anhand der klinisch vorhandenen Engstelle. Wir haben es ihm also nicht umsonst aufgebürdet und weitere Harnabsatzprobleme sind damit nichtig, selbst wenn er im fortgeschrittenen Alter einmal Kristalle bekommen sollte (kann alles gut abfliessen). Wir sollten daheim weiter 1x täglich Metacam geben und am Freitag zum Stammi zwecks erster Nachkontrolle (wahlweise heute, wäre uns etwas komisch vorgekommen).
Zuhause ist er natürlich erstmal überall dagegen geschossen und viel im Rückwärtsgang unterwegs gewesen. Natürlich ist der Trichter doof und er muss per Hand gefüttert werden. Zumindest isst er ein wenig was und auch ein paar Bonbons wurden genommen. Auch mit ganz flachen Schälchen kommt er nicht so recht klar, aber das macht nichts. Wenn ich sehe, dass er zu seinen Näpfchen geht, biete ich ihm von der Hand etwas an und helfe beim Essen.
Wir haben so erleichtert durchgeatmet, geschmust, ruhen lassen und uns gefreut, dass der Kleine jetzt in Ruhe genesen kann. Der Trichter sitzt auch gut, er ist nicht mit einer Mullbinde befestigt, sondern einem kleinen Halsband mit Clip, der nochmal mit Pflasterstreifen befestigt ist. Wir sollen mehrmals täglich den Sitz kontrollieren, aber an die Wunde kommt er nicht, auch wenn er dauernd versucht sich zu putzen. Wir bürsten ihn vorsichtig an den noch behaarten Stellen mit einer weichen Bürste und streicheln möglichst viele lose Haare aus, dass er nicht verwahrlost und ein bessres Körpergefühl hat.
Seine Nieren hätten sich erholt (die Zystendiagnose hatte sich ja nicht bestätigt) und es wäre kein bleibender Nierenschaden zu erkennen, der eine Futterumstellung auf eine Nierendiät nötig machen würde. Hinweise für eine idiopathische Zystitis gäbe es auch nicht mehr.
Soweit so gut, dann bekam ich heute zwei Anrufe kurz nacheinander.
Der erste Anruf der alten TK, über den ich mich aufregen könnte:
Man erkundigte sich nach einer Woche nach dem Kater und es wurde gesagt, dass er woanders operiert wurde. Ein Moment Stille am Telefon. Man hätte sich gefreut informiert zu werden. Glaube ich gern, weil wir ja so umfassend von dieser TK über mögliche Diagnostik, als auch Testergebnisse informiert wurden! 😡 Dann wurde nach einer Woche(!) mal gesagt, dass er laut Antibiogramm (ich hoff der Name passt jetzt) Staphylokokken in der Blase hätte. Ob er noch ein AB bekommen würde, wußte ich ad hoc nicht, aber es wurde auch nicht hingewiesen, dass das dringend nötig wäre! Hauptsache ihm gings soweit erstmal gut. Ich hab den Bericht angefordert und endlich mal die gestaffelte Rechnung der letzten TK-Leistungen im mehrstelligen Hunderterbereich, die wir ja längst bezahlt haben. Es wurde mir noch gesagt, dass es noch keinen Resistenztest gäbe, weil das Labor irgendwelche Probleme hätte, oder nicht aus den Puschen käme, was weiss ich. Nach einer Woche! So wirklich eng gesehn hat man das alles aber anscheinend nicht.
Wären wir noch bei dieser Klinik wüßten wir nun zwar auch endlich mal, dass er eine Verkeimung hat, aber immer noch nicht welches AB helfen könnte, einen dazugehörigen Resistenztest gibts ja auch nach einer Woche noch nicht 😡
Der zweite Anruf der neuen TK, die ihn auch operiert hat:
Der Chefarzt war dran und informierte mich über das Ergebnis ihres Antibiogramms samt Resistenztest, das nicht vor einer geschlagenen Woche, sondern Montag beauftragt wurde. Hochgradige multiresistente Verkeimung der Blase. Bericht und fertiger Resistenztest wäre per Fax bereits an den Stammi raus zu dem ich sofort noch während der Praxiszeit fahren solle, damit er so schnell wie möglich eines der sehr wenigen AB´s bekommen kann, gegen die er nicht resistent ist. Das Depot-AB dass er laut Doc noch in der Klinik bekommen hatte, wäre eines der resistenten und somit wirkungslos. Die Informationspolitik dieser Klinik hat m. E. einen ganz anderen Charakter, als bei der ersten, wo man alles selbst anstoßen muss. Prognose der Verkeimungsgeschichte wäre leider nicht möglich, die wenigen noch gängigen AB´s wären nicht ohne und auch mit Nebenwirkungen behaftet. Man möge es mir nachsehn, ich hab die Nebenwirkungen nicht erfragt, um nicht noch verrückter zu werden 🙁 Ich bekam auch mögliche Medikamente genannt, die ich mir notiert habe.
Also der fortgeschrittenen Uhrzeit geschuldet James-Bond-mäßig zum Stammi, der den Bericht und Resistenztest schon vorliegen hatte und eines der gängigen AB´s laut Liste vor Ort. Auf dem Bericht stand auch was von Staphylokokken irgendwas, wenn ich richtig gesehen habe. Zumindest war das Wort das gleiche, wie beim vorangegangenen Telefonat. Eine Diagnose, die wir längst hätten haben und gegenwirken können, wäre die andre Klinik mal aus dem Trott gekommen und hätte gleich zu Anfangs ein Antibiogramm gemacht und nicht erst viel später auf unser Drängen 🙁
Ich vermute er hatte diesen multiresistenten Keim von Anfang an, weil das Marbofloxacin/Marfloquin ja von Anfang an nicht angeschlagen hat. Es stand auch auf der sehr langen Liste mit "R". Wo er sich den eingefangen hat, weiss allerdings niemand.
Der Bub bekam vom Stammi seine Dosis gängiges AB für heute gespritzt, jetzt müssen wir zweimal täglich Zuhause weiter spritzen. Wie das klappen soll, weiss ich noch nicht genau, was es mit dem Novalgin schon ein riesen Drama, aber wir haben keine Wahl. Der Tip des Stammis war ihn in sein Kisten zu setzen und von oben zu spritzen. Beissen kann er mit dem Trichter nicht, abhauen auch nicht und ich muss mir keine Gedanken machen ihm an der OP-Naht weh zu tun, wenn ich ihn irgendwie anderweitig fixieren müsste.
Zumindest sieht seine Naht sehr gut aus und ist trocken. Gepuschert hat er ins Kistchen. Die Fellflusen die dran hängen, läßt man besser dran, ehe man dran rum zupft.
Zumindest hat er daheim ein bißchen was von der Hand gegessen und ruht jetzt wieder. Jetzt müssen wir erstmal mindestens drei Wochen damit klar kommen ihn zu spritzen und Montag wieder zum Stammi, der Freitag leider Brückentag hat.
Bitte drückt weiter die Daumen, dass das Spritzen klappt und das AB auch anschlägt. Es ist zum verzweifeln. Hätte doch einfach endlich mal gut sein können, dass er endlich genesen und der Leidensweg mal ein gutes Ende nehmen kann.