Bei uns ist Spielen auch ein nicht ganz einfaches Thema, zumindest phasenweise. Meine Kater und wir, wir kennen uns erst seit zwei Jahren. Ich sage "erst", weil wir uns ständig neu und weiter kennen lernen und sie uns immer wieder überraschen.
Allan ist völlig unkompliziert, der ist einfach zu lesen für uns, zeigt klar, was er will, wenn er etwas will und ist dann auch zufrieden, wenn er es bekommt.
Edgar ist völlig anders. Er ist unser kleiner hyperaktiver Quirl, über den ich mir immer wieder den Kopf zerbrechen darf.
a) er braucht wahnsinnig oft Abwechslung, phasenweise sind Sachen toll, dann wieder nicht, dann wieder doch, dann monatelang nicht, dann tagelang doch.
b) ihn lastet fast ausschließlich gemeinsames Spiel aus, alleine hüpft er auch manchmal minutenlang durch die Gegend wie ein junges Reh mit einem Stück Hasenohr oder aber einer Sisalmaus - drei Millionen andere Spielzeuge sind offensichtlich völlig ungeeignet.
c) das gemeinsame Spiel musste ich die letzten zwei Jahre lernen. Wir brauchen dazu eine ganz bestimmte Angel, die recht lang ist. An dieser Angel dürfen dann nur bestimmte Anhänger hängen. Mal ein paar Monate eine Maus - dann bitte nur auf dem Boden spielen, mal diese Würmchen - damit bitte v.a. auf Sesseln, Couchen, aber nicht durch die Luft. Und zurzeit gehen ausschließlich echte Vogelfedern, die müssen einzeln an der Angel hängen. Ein paar Wochen war es eine große, weiße Schwanenfeder, die viel durch die Luft fetzen musste, damit sie Geräusche macht, um dann still irgendwo versteckt am Boden zu landen, wo er ihr auflauerte, sich anschlich um sie dann zu erlegen. Momentan ist es eine kleinere, schwarze Falkenfeder, die zwar auch fliegen soll, aber auf dem Boden dann ähnlich einer Maus von Versteck zu Versteck gezogen wird. Er kann lange lauern, anschleichen, ich kenne die Stellen, die er dazu bevorzugt.
Aber es gibt Tage, da muss mehr Action dahinter, da schlage ich die Feder in Bodennähe wild von rechts nach links und er stürzt sich wild darauf und dahinterher, sodass ich tatsächlich ganz schön durch die Wohnung renne. Dabei muss die Angel VOR ihm bleiben, ich aber HINTER ihm. Dann gibt es die Tage, wo er viel lieber lange lauert. Zurzeit am liebsten auf dem Balkon im raschelnden Laub.
Wenn dann mal mein Mann spielt (was er mit Edgar nicht so gerne tut), dann schaue ich zu und sehe nach einer Minute, dass Edgar nicht mitspielt, weil es ihm langweilig ist. Mein Mann gibt dann auf, weil er meint, Edgar habe keine Lust, Edgar gibt auf, weil er meint, mein Mann habe keine Lust.
Ich könnte jetzt noch viel über Edgars Aufmerksamkeits-Thema schreiben, was er so macht, um sie zu bekommen, wie wir darauf reagieren etc. Aber mir ging es ums Spiel. Ich bin so glücklich, dass wir so toll miteinander spielen können inzwischen, auch wenn es sehr anstrengend ist und meine volle Konzentration und meinen Körper- und Zeiteinsatz erfordert. Es macht mir Spaß zu sehen, dass er glücklich seinen Trieben nachgehen kann und wie zufrieden er die meiste ist inzwischen. Das ist aber ein ständiger Prozess, herauszufinden, was er gerade braucht und worauf er abfährt. Da er dafür auf mich angewiesen ist, weil er sich hier selbst keine Angeln wedeln kann und auch keine Vögel, Mäuse etc. in unserer Wohnung wohnen, tue ich das sehr gerne für ihn.
Und noch etwas zum Fernsehen. Man sollte sich mal überlegen, wie es auf eine Katze wirkt, die ja Fernsehen nicht versteht, wenn wir vor ihrer Nase sitzen, augenscheinlich wach sind, aber wie versteinert, und nicht ansprechbar, nicht erreichbar für sie. Aus unserer Sicht sind wir ja beschäftigt. Aus Katzensicht sitzen wir vermutlich da wie Zombies, die auf eine Stelle starren. Dass Katzen da Aufmerksamkeit wollen, finde ich sehr verständlich. Natürlich lernen sie wohl irgendwann, dass wenn wir da auf der Couch sitzen, sie uns in Ruhe lassen sollen. "Logisch" muss das aber nicht für sie sein und die eine versteht es wohl eher und schneller als die andere.