Ich habe Nachbarn gehabt, die bis ins hohe Alter Katzen hatten (Freigänger) und bis zum Schluß im eigenen Haus wohnten. Wir haben sie kennen gelernt, da waren sie 80 und 75, nicht wirklich gesund, aber absolut mobil und selbständig. Die Katze, die sie damals hatten, haben sie als altes Tier aus dem Tierheim geholt mit der Option, dass - falls sie vor der Katze sterben - diese natürlich wieder im Tierheim aufgenommen wird.
Als die Katze gestorben ist, wollten sie eigentlich keine Katze mehr aufnehmen, genau wegen der Problematik, was wird aus der, wenn sie sterben.
Glücklicherweise lief ihnen dann eine Katze zu, später noch eine zweite (möglicherweise hat es eine kleine Rolle gespielt, dass sie immer Katzenfutter für die Igel rausgestellt haben 🙄 ). Lange Zeit war die größte Sorge meiner Nachbarin, was aus den Katzen wird, wenn sie stirbt. Wir haben sie dann beruhigt und gesagt, wir kümmern uns um sie.
Die beiden alten Leutchen haben ihre Katzen geliebt! Und als er dann im Alter von 91 gestorben ist, da hat seine Frau noch mehr an den Tieren gehangen. Es war meiner Meinung nach für sie total wichtig, dass sie noch Verantwortung hatte, eine Aufgabe. Auch wenn es ihr nicht so gut ging - die Katzen wollten morgens ihr Fressen haben, also ist sie aufgestanden und hat sie gefüttert. Früher im Keller, später dann, als das Treppensteigen mühsamer wurde, in der Küche. Klar, sie war auch mal im Krankenhaus - da haben wir dann eben die Katzen gefüttert und die haben auch ab und an bei uns übernachtet.
Die Katzen sind dann beide vor ihr gestorben. Kurz nach dem Tod der letzten haben wir dann unseren Kater geholt und sie konnte dann in ihrem letzen Lebensjahr zumindest unseren Kater noch im Garten rumrennen sehen. Sie ist 90 Jahre alt geworden.
Wie viel Freude mit den Katzen hätte unsere Nachbarin verpaßt, wenn sie damals die beiden zugelaufenen ins Tierheim gegeben hätte, weil sie ja schon "so alt" waren. Und wieviel auch wir! Ich wollte schon immer eine Katze haben, aber erst, wenn die "Bedingungen stimmen" - eigenes Haus in ruhigem Wohngebiet. Aber als die letzte Katze unserer Nachbarin tot war, da haben wir Tiger aus dem Tierheim geholt und gesagt, es wird schon gehen. Und es ging!
Wir haben hier ein Hospiz und letztes Jahr hat dort ein junges Mädchen ihre letzte Zeit verbracht. Sie hatte eine Katze - und die ist mit ihr ins Hospiz gekommen. Als das Mädchen tot war, ist die Katze im Hospiz geblieben, bekam noch eine Gefährtin und ist jetzt der Sonnenschein von Patienten, Personal und Helfern.
Wir machen uns häufig viel zu viele Gedanken, über das, was werden könnte. Natürlich zeugt das von einem großen Verantwortungsgefühl. Aber wie oft treffen die vielen Probleme, die wir uns vorgestellt haben, gar nicht ein? Und wie oft stellt sich heraus, dass die Probleme kommen, aber lösbar sind?