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Ach ja während ich so vor mich hin geredet habe hab ich ein
ganz feines zartes Stimmchen gehört.
Er ist wirklich ein ganz Lieber, das habe ich gestern auf der Fahrt erleben dürfen. Allerdings kann er auch lauter, wenn er will...
Hoffentlich ist Linus nicht enttäuscht, daß er nicht geflogen, sondern nur gefahren wurde - deshalb hier ein kleiner Bericht seiner Reise, wenn sie ein Flug gewesen wäre:
Boarding time 19.10.2017 pünktlich vor dem geplanten Start um 15:30 in Düsseldorf nach der Zubringerfahrt aus seinem bisherigen Zuhause. Perfektes Wetter - ein sonniger stiller Herbsttag, wie es sein muß, "wenn Engel reisen".
"Sehr geehrter Passagier, hier spricht Ihr Kapitän. Willkommen an Bord auf unserer Fahrt ins neue Zuhause! Unsere Fahrtzeit wurde, einschließlich Zwischenlandung und Tanken, mit 6 Stunden berechnet. Ich mache Sie nun mit den Sicherheitsvorkehrungen dieses Fahrzeugs vertraut. Zuerst zeige ich Ihnen, wie die Boxentür geschlossen und wieder geöffnet... nee, das lieber nicht. Bei einem plötzlichen Reiselustverlust fallen automatisch Leckerli durch die Boxentür vor Ihnen. Ziehen Sie diese zu sich heran und inhalieren sie diese. Dieses Fahrzeug verfügt über 4 Ausgänge, zwei im vorderen und zwei im hinteren Bereich des Fahrgastraumes. Die Ausgänge sind deutlich mit Türgriffen gekennzeichnet. Leuchtbänder der Ambientebeleuchtung weisen Ihnen bei Dunkelheit den Weg dorthin. Stellen Sie nun das Fauchen ein, stellen Sie die Ohren senkrecht und klappen Sie die Schnurrhaare nach oben. Beachten Sie, daß es sich hier generell um einen Nichtfaucherflug handelt. Während der Fahrt dimmen wir die Boxenbeleuchtung durch Auflegen eines Tuches."
Linus kurz vor Taxi and Takeoff in seiner Business Class-Kabine:
Aus dienstlichen Gründen leider nicht vermeidbar war der Slot für den Abflug um 15:30, was dazu führte, daß wir zunächst anderthalb Stunden damit verbrachten, uns durch den Berufsverkehr aus dem Ruhrgebiet heraus zu quälen. Diese Bummelei quittierte Linus mit mehr oder weniger deutlichem Miauen. Allerdings ließ er sich durch die Boxentür genüßlich am Kinn kraulen, wenn es mal gar nicht vorwärts ging.
Gegen 17:00 Uhr: "Sehr geehrter Passagier, hier spricht nochmals Ihr Kapitän. Wir haben nun unsere Reiseflughöhe (Autobahn A2, linke Spur) erreicht und werden trotz der bisherigen Verzögerungen unser Ziel pünktlich erreichen. Sie können sich nun entspannt hinlegen und das Bordprogramm (WDR3) genießen."
Sobald es vorwärts ging, wurde Linus ruhig. Instrumentalmusik interessierte Linus nicht, er steht aber auf menschliche Stimmen. Wenn kein Bericht im Radio lief oder so etwas wie Motetten oder Choräle, mußte ich ihn unterhalten. Sobald keine Stimme mehr zu hören war, maunzte er. Ich habe daher meine täglichen 1.000 Worte nun für mehrere Wochen aufgebraucht.
18:45 Uhr: "Sehr geehrter Passagier, wir setzen nun zu einer Zwischenlandung an. Wir werden Treibstoff nachfüllen und anschließend mit dem Bordservice beginnen. Wir servieren Ihnen einen Snack und ein kostenloses, alkoholfreies Getränk." Trinken wollte Linus allerdings nichts, und auch ein paar Leckerlis blieben erstmal unbeachtet. Da ich ihn nicht allein im Auto lassen wollte, gab´s meine Mahlzeit in der Tüte zum Mitnehmen. Katzentransport ist daher wie Reisen mit Kleinkindern - nur mit leiseren Passagieren und ohne infantile Gesänge von Detlev Jöcker und Konsorten. Auf dem Rücksitz aber genauso die Kiste mit den Utensilien für alle Fälle (Wasser, Tücher, Futter, Erste-Hilfe-Päckchen usw.). Und hinter den Fahrersitz geworfen die leere Burger King-Tüte mit den Abfällen.
Der Rest der Fahrt verlief äußerst ruhig. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr zum Reden, das Radio hatte ich ausgeschaltet, draußen war es inzwischen stockdunkel geworden, die Autobahn wurde leerer und nur der Fahrtwind rauschte. Linus schien eingedämmert zu sein oder wenigstens die Fahrt als solche nun zu akzeptieren - ein einsamer Reisender, der seine Bahn durch die Nacht zog, dem Neuen, Unbekannten entgegen. Nur wenn es wegen einer Baustelle mal langsamer vorwärts ging, miaute Linus ein wenig. Ein paar Sätze von mir und Maunzer von Linus später herrschte wieder Ruhe an Bord.
21:30 Uhr: "Sehr geehrter Passagier. Wir verlassen nun die linke Spur und beginnen mit dem Landeanflug. Bitte bereiten Sie sich darauf vor, am Zielort einen guten Eindruck zu machen."
21:40 Uhr: "Sehr geehrter Passagier. Wir haben soeben unsere finale Parkposition erreicht. Im Namen Ihres bisherigen Personals und allen Mithelfenden bedanke ich mich bei Ihnen für die angenehme Fahrt und wünsche Ihnen ein glückliches Leben an Ihrem endgültigen Zielort."
Linus, mach´s gut! Es war eine schöne Fahrt mit Dir. Ich wünsche Dir, daß Du Dich schnell einlebst und das Leben genießen kannst. Vielleicht gibt es ja in Zukunft das eine oder andere Lebenszeichen von Dir hier im Forum.