Wir waren gestern Abend nach Praxisschluss gleich um die Ecke bei einer TÄ zum Spritzen. Mein Freund fühlt sich dem leider nicht mehr gewachsen und alleine kann ich es nunmal nicht.
Sie hat sich Moritz OP-Narbe angesehen und sie grob von dem gesäubert, was ohnehin abgestorben war. Sie hat mehrmals intensiv daran gerochen (alte Schule) und keine Spur von Entzündung/Eiter riechen/sehen können. Für sie ist das ein ganz unauffälliger Heilungsprozess, der nicht "geärgert" werden soll. Also keine Spülung, keine Manipulation zum jetzigen Zeitpunkt. Die Heilungsverzögerung kommt ihres Erachtens lediglich davon, dass Haut auf Haut liegt (unter den Achseln) und einfach zu wenig Luft an diese Stelle kommt. Von Außen mit Jodoformäther ranzugehen, hält sie für irrwitzig. "Nein, das machen Sie auf keinen Fall drauf!" Sie ist der Meinung, dass der Keim durch AB von Innen ausreichend bekämpft wird.
Die deutliche Überhöhung des Amoxiclavs (das wusste ich bislang noch nicht) von 0,8 statt 0,3 ml hält sie ebenfalls für bedenklich. Das Cobactan hat sie ebenfalls bei 0,3 ml belassen und nicht verdreifacht, wie mir in der Klinik am Montag aufgetragen wurde. Sie wird sich morgen mit einem Mikrobiologen und dem Labor in Verbindung setzen, um sich abzusichern. Außerdem die Dauer der Antibiose abklären. Denn dazu hat die Klinik-TÄ nur Bauchaussagen "meiner Meinung nach" getroffen. Zum Cobactan kann sie zudem gar keine Meinung haben, es wird in der Klinik seit Jahren nicht mehr verwendet. Im Gegensatz zu dieser TÄ. Sie hält viel von dem AB und hat es selbstverständlich vorrätig. Sie war doch etwas erstaunt.
Wir nehmen also jetzt jeden Abend die 7 Minuten Autofahrt auf uns. Moritz hat bei ihr nicht mal gezuckt, als er das Cobactan intramuskulär gespritzt bekam. Sie fragte mich, wie ich es gegeben hätte, ob mir gezeigt wurde, wie ich das AB richtig spritzen soll, denn eigentlich gehören intramuskuläre Impfungen nicht in Laienhände. Gezeigt hat es mir keiner. Letztlich bin ich froh, dass dreimal alles gut gegangen ist.
Moritz macht einen guten Eindruck. "Gut" ist in dem Fall so zu verstehen, dass er nun stabil und kein "Wackelkandidat" mehr ist. Wirklich von "gut" ist er noch sehr weit entfernt. Sein Gewicht hat er zumindest gehalten und nicht weiter abgenommen. Ich hoffe, sein alter Appetit kehrt bald zurück - der, wo nichts vor seinem Zugriff sicher war - und er nimmt wieder zu und wird kräftiger. Er hat einfach so gut wie keinen Muskel mehr.