Und zu dem Buch bzw. dem Thema dieses Buches: Sonnenblume möchte den Mist ihrer Pferde nicht wegschaufeln. Sie bezahlt jemanden anderen dafür, dass er das für sie macht.
Das ist das gleiche, wie wenn jemand eine Putzfrau hat. Würde ein alteingesessener User auch so angegangen werden hier, wenn er sagt, er hat ne Putzfrau?
Ich schaufele den Mist meines Pferdes selbst weg und ich habe auch keine Putzfrau. Aber ich bezahle Menschen dafür, dass sie meinen eigenen Müll und Mist entsorgen (und das tut vermutlich jeder von Euch hier auch). Ich bezahle Menschen dafür, dass sie für mich kochen und abspülen, wenn ich woanders essen gehe usw. usw., die Liste ist sicherlich endlos.
Wofür jemand einen anderen Menschen bezahlt und was er selbst macht, ist Einstellungssache und anderen ihre Einstellung zu lassen, nennt man Toleranz. Ich persönlich denke, man kann konstruktive Kritik äußern und dennoch tolerant sein. Aber was hier abgeht, da kann ich einfach nicht meine Klappe halten.
Das sind Äpfel und Birnen, die du hier vergleichst, Duna. *seufz*
Es geht hier um Kindererziehung, nicht um den Dritten Sektor.
Wenn ich herrschen will, muss ich auch dienen können. Ich persönlich bin beispielsweise der Meinung, dass ich - wenn ich kompetenter Chef von meinen Mitarbeitern sein möchte - tunlichst wissen sollte, wie was geht. Also wenn ich von meinen Mitarbeitern bestimmte Dinge verlange, dass ich dann auch in der Lage bin, diese Arbeiten selbst auszuführen. Ich beziehe mich hier auf Büroarbeiten, nicht auf das produzierende Gewerbe oder das Handwerk!
Aber ich denke, dass der Handwerksmeister auch mehr Respekt genießt, wenn er in der Lage ist, seinen Azubis und Gesellen bestimmte Arbeitsschritte (v. a. wenn er Kritik übt) auch selbst zu zeigen.
Kinder sollten lernen, ihre Heimtiere zu respektieren, wenn sie sich eines wünschen, und vor allem auch lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Wenn ich den "Kamerad Pferd" als gleichwertigen Sport- und Freizeitpartner betrachten will, muss ich auch die Bedürfnisse und Eigenheiten des Tieres wahrnehmen. Angefangen davon, dass das Pferd ein Fluchttier ist, bis zu dem Umstand, dass ich nicht nur die Box ausmisten muss, sondern dass auch die Böller von der Koppel bzw. Weide entfernt werden müssen, wenn das ökologische Gleichgewicht erhalten bleiben soll. Dass ich das Leder von Zaum und Sattel pflegen muss, damit es nicht austrocknet und brüchig wird (vom Reinigen spreche ich noch nicht einmal), und dass sich kein Pferd die Hufe selbst auskratzen kann (egal ob es Eisen trägt oder barfuß geht). Und das sind nur die grundlegendsten Bedürfnisse des Tieres, abgesehen von Wasser und Futter.
Wenn ich mir dafür Dienstleistungen einkaufe, also mein Pferd in einem Stall einstelle, wo für alles gesorgt wird..... wie will ich mein Tier richtig gut verstehen und seine Bedürfnisse nachvollziehen können, wie will ich mit dem Tier eine richtig enge Beziehung und Bindung aufbauen?
Ein gemietetes Schulpferd für die Reitstunde..... da habe ich die komplette Dienstleistung, also "nur" die Reitstunde und das Erleben der Stunde in der Halle oder des Ritts im Gelände. Aber ich werde eigentlich keine wirkliche Bindung an das einzelne Tier haben.
Und wie soll ich dann in einer brenzligen Situation - oder wenn sich das Tier verletzt etc. - einschätzen und merken, dass da etwas schief liegt. Außer ich werde abgeworfen, oder das Pferd bricht dramatisch zusammen. Usw.
Genauso sehe ich es, wenn Kinder in anderen Punkten vom real life ferngehalten und über die Maßen gepampert werden.
Als Schulanfänger können Kinder noch keine komplette Verantwortung für ihre Heimtiere übernehmen, weil sie die Kontinuität der Versorgung noch nicht komplett leisten können (bzw. überwiegend noch gar nicht, weil keine Erfahrung in dieser Richtung da ist). Dafür sind dann die Eltern da und müssen die Kinder langsam da heranführen. Das ist ein Lernprozess, der viel mit der sozialen Entwicklung des Kindes zu tun hat, also sich positiv auswirkt.
Aber das braucht Vorbilder!
Was, glaubst du, wird ein Kind tun, das immer auf das fertig vorbereitete Pferd gesetzt wird für die Reitstunde?
Wie wird so ein Kind mit seinem neuen Kaninchen/Meerschweinchen/Hamster/Ziervogel umgehen, also mit Tieren, die sich eigentlich schlecht wehren können (insofern anders als Hund und Katze)? Wird so ein Kind von selbst sehen, dass dem Vögelchen das Trinkwasser fehlt und es Durst hat? Wird so ein Kind merken, dass das Kaninchen nicht frisst, weil es Zahnschmerzen aufgrund der zu langen Schneidezähne hat?
Ich rede ja noch nicht einmal davon, dass natürlich auch ein Nagerkäfig und das Vogelbauer regelmäßig gereinigt werden müssen. Sondern "nur" von dem Unbehagen beim Tier, das ein Kind, das umfassend an alle Bedürfnisses des Tieres herangeführt wird von den Eltern bzw. Bezugspersonen, auch erkennen kann, eines, für das das Tier nur Sportgerät bzw. Streichelsklave ist, gar nicht bemerken kann. Da letzteres Kind all diese Dinge über das Tier gar nicht wissen kann!
Und: wenn die Eltern diese Gleichgültigkeit gegenüber Tieren konsequent vorleben, auch gar nicht wissen will!
Aber egal, Duna, wieder mal Shakespeare: Love´s Labour´s Lost..... *seufz*