Artikel aus der heutigen Borkumer Zeitung zum Thema:
In dem Konflikt um die Tötung von den verwilderten Katzen auf Borkum scheint eine Einigung erzielt worden zu sein. Der Verein „Deutschland sagt Nein zum Tiermorden“ stellt mehrere Tierärzte, die sich bereit erklärt haben, auf Borkum kostenlos Streuner zu kastrieren. „Vom 1. bis 3. November kommen drei Tierärzte nach Borkum, die beim Tierschutzverein Borkum umsonst verwilderte Katzen kastrieren“, erklärt Christine Schramm vom Verein „Deutschland sagt Nein zum Tiermorden“, die die Aktion maßgeblich mit angeschoben hat.
Die Jägerschaft soll die gefangenen Katzen dazu ab sofort zum Tierschutzverein Borkum bringen. Dort sollen sie bis zu ihrer Kastration gesammelt und betreut werden. Die Kosten dafür, die Katzen zusätzlich mit einem Chip zu kennzeichnen, wolle der Tierschutzverein Borkum tragen. Damit sich dieser nach der kostenlosen Kastrationsaktion auch weiterhin um die verwilderten Katzen auf der Insel kümmern kann, hat der Verein „Deutschland sagt Nein zum Tiermorden“ ein Spendenkonto für die Kosten von weiteren Kastrationen eingerichtet. Nach den Kastrationen sollen die verwilderten Katzen zu festen Futterstellen oder auf Bauernhöfe aufs Festland vermittelt werden. Dafür hat der Verein „Deutschland sagt Nein zum Tiermorden“ bereits um die 20 Zusagen von Tierfreunden bekommen.
Denn die Tiere dürfen nicht wieder im Nationalpark ausgesetzt werden. „Wir hatten Kontakt mit dem Nationalpark und dem Tierschutzverein Borkum und besprachen mit den zuständigen Ansprechpartnern unser Kurzkonzept“, erklärt Christine Schramm. „Wir sind unsagbar glücklich, dass beide Parteien unsere Hilfe und Ideen gerne aufgenommen haben und mehr als kooperativ sind.“ Auch die Borkumer Jägerschaft habe eingewilligt, die gefangenen Katzen nicht zu töten, sondern ins Tierheim zu bringen.
„Wir freuen uns über jedes Signal aus dem Tierschutz“, sagt Gundolf Reichert, der bei der Nationalparkverwaltung für das LIFE-Projekt zum Schutz der Wiesenvögel verantwortlich ist. Bereits seit mehr als einem Jahr treffen sich Vertreter der Nationalparkverwaltung auf Borkum mit Vertretern der Stadt, der Jägerschaft, dem Tierschutzverein, dem Nabu und Borkumer Landwirten, um die Brutmöglichkeiten für die gefährdeten Uferschnepfen zu verbessern.
Das Projekt Life des Landes Niedersachsen und der EU ist auf neun Jahre angelegt und hat ein Volumen von 22,3 Millionen Euro. Damit ist es eines der größten EU-Naturschutzprojekte in Deutschland. Unter anderem werden dabei große Flächen vernässt, damit Wiesenvögel dort brüten können. Da Uferschnepfen feuchte Böden brauchen, ist die Wasserrückhaltung in den Weideflächen eine zentrale Maßnahme zu ihrem Schutz.
Aber auch Igel und verwilderte Hauskatzen können den Vögeln gefährlich werden. Daher werden alle Igel auf den Tüskendörweiden und in den angrenzenden Dünenbereichen südlich der Ostfriesenstraße zwischen Flugplatz und Duala gesammelt und auf das Festland gebracht.
Außerdem hatte die Nationalparkverwaltung Fallen für die verwilderten Katzen auf der Insel an die Borkumer Jägerschaft ausgegeben, die diese im Außenbereich der Insel aufstellten. Bislang haben die Borkumer Jäger damit 42 verwilderte Katzen gefangen, die anschließend erlegt worden sind.
Dafür schlug der Nationalparkverwaltung massiver Protest von Tierschützern entgegen. Mehr als 8.000 Unterschriften haben Tierfreunde im Internet bereits gegen die Tötung von Borkums verwilderten Katzen gesammelt. Zahlreiche Beschwerden gingen bei der Stadt und der Tourist- Information ein. Viele davon gingen unter die Gürtellinie, wie Frank Pahl von der Stadt Borkum bedauert. „Wir sind für sachliche Kritik jederzeit offen, ebenso die Nationalparkverwaltung“, betont der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters. „In den vergangenen Tagen habe sich die Stadt jedoch mit einem wahren Shitstorm konfrontiert gesehen.“
Und das, obwohl die Stadt Borkum nicht Initiator der Tötung von verwilderten Katzen auf der Insel gewesen sei. „Wir sind eine natur- und umweltbewusste, aber auch sehr tierliebe Insel“, betonte Frank Pahl. „Wir hoffen, dass sich nicht zu viele Urlauber durch medial verbreitetes Halbwissen von einem Besuch auf Borkum abschrecken lassen.“
So hätten etwa viele Tierschützer vom Festland eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen auf Borkum gefordert. Diese gebe es jedoch bereits seit Dezember 2012 im Landkreis Leer und damit auch auf Borkum. Das Problem sei vielmehr die Umsetzung der Kastrationspflicht. Daran solle nun gemeinsam mit Vertretern des Tierschutzes gearbeitet werden.
Am Freitag protestierte eine kleine Gruppe von vier Tierschützern vor der Tourist-Info gegen „das unnötige und brutale Töten von Katzen“ und verteilte an Passanten 1.000 Flyer, die vom Tierschutz Rheiderland gesponsert worden waren. Darin sprachen sich die Tierschützer ebenfalls für Kastrationsaktionen aus.
„Wir kommen seit Jahren gerne nach Borkum“, erklärte der Düsseldorfer Initiator der Aktion, Andreas Vogt. „Aber in Bezug auf die verwilderten Katzen und auch die Igel, brauch man auf der Insel vernünftige und nachhaltige Konzepte.“ Dem steht auch die Nationalparkverwaltung nicht im Wege, wie Gundolf Reichert, der bei der Behörde für das Projekt zum Schutz der Wiesenvögel verantwortlich ist, den Tierschützern vor der Tourist- Information erklärte.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Bernd Oltmanns und dem Allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters, Frank Pahl, und dem Umweltbeauftragten der Stadt Borkum, Jens Albrecht, hatte er am Freitag das Gespräch mit den Tierschützern gesucht.
Auch die Nationalparkverwaltung lege keinen Wert darauf, dass die Katzen getötet würden, erklärte Gundolf Reichert auf Nachfragen der Borkumer Zeitung. Ziel sei es lediglich, dass die verwilderten Katzen von der Insel verschwänden. „Wenn es Menschen gibt, die die Tiere aufnehmen wollen, ist das umso besser“, betonte Reichert. „Daher nehmen wir das Angebot der Tierschützer sehr gerne an.“ Demnächst sollten die Tierschützer zu einem gemeinsamen Gespräch mit den weiteren beteiligten Gruppen auf die Insel eingeladen werden. Wer die Kastration der verwilderten Katzen auf Borkum unterstützen möchte, kann sich bei dem Verein „Deutschland sagt Nein zum Tiermorden e.V.“ unter der E-Mail- Adresse info@deutschlandsagtnein. com melden.
von Stephanie Zerm