Hallo zusammen,
auch ich denke, dass es keinen großen Unterschied macht, ob 100 Katzen innerhalb eines Vereins gezüchtet werden oder außerhalb. Solange eben verantwortliche Menschen auf beiden Seiten stehen.
Das Problem ist nur, man züchtet ja noch lange nicht, nur weil man zwei Katzen die Gelegenheit für ein bisschen Sex gibt. Und so wie es aussieht, werden im vorliegenden Fall eher Bastarde produziert.
Zucht ist immer zielgerichtet, orientiert sich an Rassestandards. Man stärkt die guten Eigenschaften, verbessert andere, eleminiert weitgehenst die schlechten. Natürlich kann man hier und da frisches Blut einzüchten. Das Problem ist aber, dass die hier produzierten Tiere gar nicht in den Genpool der Rassen zurückgehen. Es soll, wie wir bereits erfahren haben, auch keine neue Rasse gezüchtet werden. Und das ist nun mal Vermehrung und nicht Zucht.
Welchen Zweck verfolgt dieser Rassenmix? Und ist es das Risiko wert? Wildes Herumgemixe von Rassen kann dazu führen, dass zwei rezessive Gene aufeinandertreffen und als Folge ein Tier unsäglich leiden muss. Ein recht heikles Thema. Kein Wunder, dass die Wellen hoch schlagen! Und auch ich kann nur sehen, dass es hier nicht um das Wohl der Tiere geht. Meiner Meinung nach stehen eher die Befriedigung egoistischer Gründe im Vordergrund. Das ist wohl mehr Opposition gegen Establishment und außerdem Besserwisserei.
Ich geh mal von mir aus. Wenn ich 300 oder gar 600 Euro für eine Katze auf den Tisch legen soll, hätte ich für dieses Geld gerne einen Gegenwert. Nun ist Katze Katze und eine so liebenswert wie die andere. Ist ja Wurtscht ob die einen Puschelschwanz oder grüne Ohren hat. Was eine Rassekatze aber von der Haus-und-Wiesen-Allwetter-Katze unterscheidet, sind Generationen an Erfahrung und Wissen, die im Rassetier gesammelt sind. Auf dieser Erfahrung und diesem Wissen basieren verschiedene Sicherheiten. Und das kostet eben Geld.
Bei einem Stammbaum geht es nicht darum, viele lustige Namen aufs Papier zu schmieren. Ich will ja keinen Stammbaum, damit ich weiß, die Urgroßmutter hieß Gretel und der Urgroßvater war der gestiefelte Kater. Das Papier garantiert mir, dass erfolgreiche Züchter hinter der Blutlinie stehen und dass im Hintergrund die Einhaltung der Standards kontrolliert wurde. Die Informationen in diesem Stammbaum kann ich über Generationen hinweg nachverfolgen und damit werden mir bestimmte Eigenschaften garantiert. Keineswegs zu 100 Prozent, aber die Wahrscheinlichkeit ist signifikant höher als bei einem Rassemix.
Wenn ich eine Main Coon mit einer Main Coon verpaare, ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine plattnasige Kurzhaarkatze bei raus kommt (und wenn, wäre DIE sicher mehr als 600 Euro wert 😉). Diese Sicherheiten kann ich bei einem Mix nicht geben. Kreuze ich eine Nacktkatze mit einer Main Coon habe ich keine Garantie, dass eine Nacktkatze mit Fell dabei rauskommt 😉. Ich kann beim Jungtier keine Voraussagen über Größe, Charakter, Gesundheit machen.
Ich hab noch nie den Stammbaum einer Katze gesehen, aber meine Freundin hat einen für ihr Pferd. Da sind offzielle Stempel drauf und es ist genau vermerkt, welcher Vorfahre wo welche Siege errungen hat. Und weil das Pferd in direkter Linie ein Nachfolger von irgendwelchen hochdekorierten Siegern ist, ist er auch gleich mal einige tausend Euro mehr wert. Und diesen "Mehrwert" hatte er bereits als Fohlen, wo er keine vier Beine gerade voreinander setzen konnte. Aber es gab fundierte Prognosen. Sein Erbe gab Sicherheiten. Klar hat jedes Tier Vorfahren, aber Stammbaum bedeutet doch reine Blutlinie, oder? Welchen Zweck sollte er sonst haben?
Zucht garantiert Gesundheit. Jedenfalls sollte es so sein. Dass es gerade bei Katzen und Hunden viele Qualzuchten gibt, steht auf einem anderen Blatt. Wenn einen das stört, muss man gerade in die Vereine gehen, saubere Rassentiere züchten und das System von innen verändern.
Niemand mit Verstand bezahlt ein paar hundert Euro für einen Mix, völlig ohne jede Garantie. Und außerdem weiß er, dass er damit Platz macht für noch mehr von diesen "ach so niedlichen Kleinen, bei denen es eine Schande wäre, da nicht schnell noch Nachwuchs zu produzieren!".
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber eine Schande sind die unzähligen Katzen, die im Tierheim dahinweggetieren! Eine Katze kann gar nicht so süss sein, dass man davon einen Bastard braucht!
Ich persönlich halte es für naiv und unseriös ahnungslosen Leuten 600 Euro abzuknöpfen für eine Leistung, die gar nicht erbracht wird. Und ganz ehrlich, da gebe ich diese 600 Euro doch lieber ans Tierheim und tue dabei ein gutes Werk, indem ich eine Katze aus diesem Gefängnis befreie ... wobei man da mittlerweile ja sogar auch gute Chancen hat ein Rassetier zu bekommen.
Soviel übrigens zum Thema: "Ich habe ja einen Schutzvertrag, meine Tiere landen nicht im Tierheim".
Ach ja? Ich will nicht wissen, wieviel Tiere eben mal schnell durch die zufällig offene Tür hinauswitschen. Das tut dann auch gaaaaaaaaanz schrecklich leid und vielleicht zerdrückt der ach so geknickte Ex-Eigentümer sogar ein paar Tränchen. Und selbst wenn es herauskommt, dass die Katze in Wahrheit ins Tierheim abgeschoben wurde ... was nutzt die Vertragsstrafe der Katze??? Im Tierheim ist im Tierheim. Ich hab noch keine Katze gesehen, die sagte: "Hauptsache, der hat dafür geblecht!" Und ein Photo sagt lange nichts darüber aus, dass die Katze nicht im Keller entsorgt wurde und da ihr Dasein fristet.
Natürlich kann das auch einer Rassekatze passieren. Das ist nicht mein Punkt. Mein Punkt ist, dass es bereits so viele ungewollte und ungeliebte Katzen gibt und der Tierschutz eh schon nicht mehr weiß, was er damit tun soll. In Spanien und anderen Ländern werden gar Katzen in Tötungsstationen entsorgt.
Muss man da noch seinen Beitrag leisten, indem man einen Rassen zusammenpantscht?
Wenn man unbedingt Katzen groß ziehen will, braucht man sich doch nur am Tierheim an die Tür zu stellen und eine halbe Stunde zu warten. Die haben da doch eh schon eine Drehtür, weil der Andrang so groß ist! Der nächste Karton mit Kätzchen kommt bestimmt. DAS ist Tierschutz. Es ist ganz sicher kein Tierschutz, ungewollte Katzen bei sich aufzunehmen und in der Scheune unterzubringen. Auch diese Tiere haben ein Recht auf ein ordentliches Zuhause, auf einen warmen Schlafplatz auf der Couch oder gar im Bett, neben einem Menschen, der sich mit Zeit und Liebe um das Tier kümmert.
Mit ist völlig schleierhaft, wie man bei so vielen Tieren Zeit und Muse für jedes einzelne haben will. Also Kasimir schmusen darf gut und gerne auch mal drei oder vier Stunden dauern und schlafen tut er nachts am liebsten auf meinen Beinen. Was Sonas betrifft, der übt noch, aber bringt es auch schon auf stattliche 60 Minuten. Bei so vielen Tieren wie im vorliegenden Fall kann man das ja nur bewältigen, wenn man jemanden zum Katzenschmusen anstellt! Aber Geld genug scheint ja vorhanden zu sein.
Wenn der ein oder andere Problemfall in der Garage einen Unterschlupf findet, magt das ja das Gewissen beruhigen, aber Tatsache ist doch, dass hier 120 Tierheimkatzen die Chance auf ein schönes Zuhause genommen wurde.
Und als würde das nicht reichen, werden die angetrauten Schutzbefohlen noch zum Vermehren missbraucht. Es gibt ja schon keine Tierschutzorganisation, die erlaubt, dass man mit ihren Rassekatzen süße kleine Rassebabies züchtet, da werden die bestimmt Juhu gerufen haben, als die gehört haben, dass mit ihren Katzen vermehrt werden soll, weil die ach so süß sind ... (gibt es unsüße Katzen 😕)
Da fällt mir der kleine Prinz ein. Wir sind für das, was wir zähmen, verantwortlich.
Je weniger Katzen es gibt, umso wertvoller wird das einzelne Tier und um so sicherer können wir sein, dass die Katzen ein gutes Zuhause finden. Darum waren Rassetiere ja lange Zeit realtiv sicher. Weil sie selten und teuer waren. Aber auch da gibt es mittlerweile die Dumpingpreise und ich hab ja hier auch einen Norweger, dem es nichts genutzt hat, dass er mal 500 Euro gekostet hat ... wenn er nicht sogar gleich vom Züchter ausgesetzt wurde, weil er ein Minitiger ist. Solange es Leute gibt, die Tiere am laufenden Band produzieren und so für genug Nachschub sorgen, wird es immer Leute geben, die Katzen für entsorgbar halten.
Und sorry, ich sehe hier einen direkten Zusammenhang. Für jede Katze, die im vorliegenden Fall produziert wurde, wurde anderswo eine Katze entsorgt.
Das ist der Grund, warum es Vereine geben sollte. Weil sie Rassestandards aufsetzen, deren Einhaltung Tiere wertvoll machen. Natürlich kann man sich außerhalb des Systems stellen. Aber auf keinen Fall darf man das System unterlaufen. Denn es sind die Tiere, die diese Zeche zahlen!
mikesh