Teil 2:
Inzwischen war es abends geworden, nachdem der ganze Tag sehr heiß war – tagsüber hatten Ana und ich die Gehege geputzt und die Katzen versorgt, am frühen Abend waren wir am Fluss. Jedoch war immer noch kein Feierabend in Sicht. Ana mußte noch einigen Katzen Medikamente geben. Daher nutzte ich die Zeit und ging noch mal in die verschiedenen Gehege und verteilte das mitgebrachte Spielzeug inkl. einiger selbstgenähter Seesterne, die mit Katzenminze oder Baldrian gefüllt waren, sowie selbst hergestellte Mäuschen. Diese Sachen hat eine liebe Adoptantin extra für unsere Katzen hergestellt. Da es schon kühler war, waren nun auch die Katzen aktiver und sie freuten sich wirklich alle sehr darüber, tobten damit herum oder sabberten es nass. Es war eine wahre Freude, den Fellchen dabei zuzusehen. Leider wurde es für meine Verhältnisse zu schnell dunkel, so dass nicht alle Fotos von dieser Aktion gut geworden sind.
Gegen 22 Uhr gab es dann Abendbrot, danach sortierten wir noch die Boxen für den nächsten Tag. Gegen Mitternacht gingen wir ins Bett und ich hatte immer noch das Gefühl, dass wir einfach zu wenig geschafft haben, obwohl wir bereits morgens um 8 Uhr losgelegt hatten.
Der neue Tag war hart – es hieß mal wieder Abschied nehmen, von Ana, Anas Eltern, Manuela und vor allem natürlich von unseren Katzen. Auch, wenn ich vermutlich wieder kommen werde, es ist jedes Mal sehr hart. Man hat seine Lieblinge, die einem ans Herz gewachsen sind und gerade die Langzeitinsassen tun einem schon verdammt weh. Moira ist eine ganz wunderbare Katze, wir haben viel gekuschelt und sie wartet schon so ewig lange. Aber, auch ein scheuer Zaid schmerzt – und noch viel schlimmer sind die unzähligen teilweise scheuen schwarzen Katzen wie Primar, Princess, Hanna oder Pipiolo – da wartet man sehnsüchtig auf den Tag, wo die eine Familie kommt, die sagt „Schwarz? Finden wir schön! Scheu? Das ist kein Thema, wir haben Geduld und Zeit – Hauptsache die neue Katze passt zu unseren Gegebenheiten!“ Andersrum freue ich mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass in „meinem alten und neuen Lieblingsgehege“ die Belegung fast komplett gewechselt hat, da Oreja, Chaval und Co. ja zum Glück schon lange in ihren verdienten schönen Heimen angekommen sind und nun dort Uro, Hiory, und leider immer noch Tais, Fonsi und Luiyi auf ihr Zuhause warten.
Interessant finde ich es immer wieder, wenn die anfangs scheuen Katzen, die teilweise manchmal wirklich die Wände hochgegangen sind, zutraulich werden. So habe ich z.B. Basilio, Gabana und Jesma als scheu kennengelernt, durfte diese drei nie anfassen – und nun?! Nach Jahren ließen sie sich von mir streicheln! Das war ein unglaublicher Glücksmoment, wenn man sieht, es gibt eine positive Entwicklung, die Kätzchen bauen doch Vertrauen auf, sie merken irgendwann, es gibt nicht nur böse Menschen. Natürlich sollte man im neuen Zuhause nicht erwarten, dass ein Jesma einem sofort auf den Schoss hüpft und niederkuschelt, aber ich glaube, mit Geduld, Liebe und Aufmerksamkeit möchte auch irgendwann ein Jesma die gemeinsamen Kuschelstunden im Bett nachts nicht mehr missen. Das braucht Zeit und das kann sich auch wirklich über Monate oder Jahre hinziehen, aber der Großteil der scheuen Katzen taut irgendwann auf – das zeigen unsere Erfahrungen ganz deutlich.
Natürlich gibt es auch viele verschmuste Katzen, die unter der Situation in Spanien leiden. Ana und ihre Helfer arbeiten fast ohne Pause – und trotzdem kommen gerade die verschmusten Katzen zu kurz. Vallolet, Balin, Etsu, Naila – diese Kätzchen sind sehr verschmust, sehr anhänglich, sie brauchen dringend eine liebevolle Familie, die ihnen die Aufmerksamkeit gibt, die sie brauchen. Auch Barita ist aufgrund ihrer Fellfarbe dringend, da weiße Katzen extrem ungeschützt vor Sonnenbrand und Hautkrebs sind.
Natürlich wünscht man jeder Katze sehnlichst ein eigenes Heim, aber es gibt immer wieder Katzen, die einem besonders ans Herz wachsen. Seitdem es Hiory bei uns gibt, liegt er mir am Herzen. Mehrmals habe ich versucht, schöne Fotos und Videos zu machen und ihn so zu pushen. Leider war das bisher immer erfolglos. Da sein Tränenkanal verstopft ist, leidet er dauernd unter Erkältungen und Bindehautentzündungen. Dementsprechend mitgenommen sieht er auch aus. Ana erklärte mir, dass das mit Antibiotika besser wird, aber man kann dem armen Kerl doch nicht permanent mit Antibiotika vollstopfen. Sobald sie es absetzt, wird Hiory wieder krank. Leider trauen weder Ana noch Manuela in Spanien die fachgerechte medizinische Versorgung von Hiory den Ärzten dort zu. Eine Option könnte es sein, dass sein Tränenkanal einfach nur durchgespült werden muss und dass dann alles ok ist.
Auch Uro liegt mir sehr am Herzen, da ich ihn auch schon als Baby frisch nach der Rettung kennengelernt habe. Ich habe mich sehr gefreut, dass es Rinka, Sera (die eine zeitlang mit Tavito bei mir als Pflegling lebte) und er geschafft haben. Nun jedoch ist Uro sehr krank geworden, er hat eine Ataxie entwickelt und kann aktuell den Urin nicht halten, gerade, wenn er aufgeregt ist, strullert der Kleine los.
Diese beiden Kater haben Baustellen und ich grübele darüber, wie man ihnen helfen kann. Selten gibt es für solche Problemfellchen Adoptanten, unsere Pflegestellen hier sind alle belegt – was kann man also tun, wie kann man ihnen helfen?
Dabei sind beide Kater unglaublich liebenswürdig, lebensfroh – Traumkatzen. Verschmust und dankbar für jede liebevolle Zuwendung, mir selber blutet das Herz, wenn ich an die Beiden denke und weiß, dass wir aktuell nicht wirklich helfen können.
Aber – auch die unzähligen Grautigerchen brechen mir das Herz – Jesma, Gabana, Oliva, Zipi & Zape, Golden, Brukti, Ayase, Haruka, …. Die meisten von ihnen hatten noch nie eine Anfrage und warten schon so lange.
Auch meine Flugkatzen mussten teilweise recht lange warten und dann gab es doch noch ein Happy End für Sarah, Amane und Pupura, Coque, Kaito und Kikio, Voluda und Confety, Aimi sowie Lola. Es gibt also noch Hoffnung, dass auch die bisher nicht gesehenen Katzen irgendwann ihre Familie finden werden.
Nach neun Aufenthalten kann ich eins sagen: es war wieder schön – erlebnisreich, stressig, aber auch wieder mit verdammt tollen Momenten. Bisher war jeder Aufenthalt anders, und ich habe jedes Mal eine Menge gelernt.
Unvergleichlich ist es auch, wenn man die glücklichen Adoptanten der geflogenen Fellchen sieht. Ein herzliches Dankeschön an unsere lieben Adoptanten, die teilweise weite Strecken in Kauf nehmen, um die Katzen abzuholen, die sogenannte Mitbringsel der Katzen nicht abschrecken und lieber mit den Katzen arbeiten und versuchen, die Situation zu verbessern – kurz, die unsere Katzen in ihre Familie aufnehmen und nicht direkt bei den ersten Schwierigkeiten aufgeben.
Auch möchte ich mich sehr bei der letzten Flughafenbetreuung bedanken, die eigentlich „nur“ zwei tolle Katerchen bei uns adoptiert hat und trotzdem „mal eben“ sich am Folgetag Urlaub nimmt, damit wir am Flughafen jemanden haben, der mit unseren Neu-Adoptanten wartet, die Boxen und mich nach Hause fährt und somit eine wirklich sehr hilfreiche Unterstützung war.
Weiterhin möchte ich mich auch bei Ana und ihrer Familie sowie Manuela und ihrer Familie bedanken. Es mag manchmal nicht perfekt sein, was wir im gesamten Team tun, aber wir geben jederzeit unser Bestes – sowohl in Spanien als auch in Deutschland. Natürlich gibt es auch noch weiterhin viele Dinge, an denen wir arbeiten müssen, Dinge, die noch ausbaufähig sind. Aber, die gesamten letzten 5 Jahre waren ein stetiger Lernprozess, es hat sich schon sehr viel geändert und ich bin zuversichtlich, dass wir auch weiterhin lernen und uns verbessern werden. Es ist einfach großartig, was Ana und Manuela mit ihren Familien in der eigentlich recht kurzen Zeit schon bewerkstelligt haben!
Natürlich herzlichen Dank auch dafür, dass ihr, Ana und Manuela, mich wieder „bespasst und versorgt“ habt.
Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder und dass wir für unsere zwei Notfellchen Hiory und Uro bald maßgeschneiderte Lösungen finden – denn, was sagte mal ein Kollege zu mir?! Es gibt keine Probleme, es gibt nur Herausforderungen! In diesem Sinne, lasst es uns gemeinsam versuchen, die Flusskatzen zu retten, ein Umdenken hinsichtlich sämtlicher Tiere in Spanien zu bewirken und ein tolles, liebevolles Heim für unsere Katzen zu finden.
Hier noch zwei Bilder von meinen Herzenskaterchen
Uro
Hiory