Er war mit Finn befreundet. Jetzt sind sie wieder zusammen.
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Im Regenbogenland gab es Veränderungen. Es war einige Tage her, dass ein Kater auftauchte, den viele aus der Gruppe wiedererkannten. Sein Name war Finn.
Anders als die letzten Neuzugänge schloss er sich nicht den anderen Katzen an, sondern verbrachte den größten Teil des Tages am See und starrte trübsinnig auf die Erde herab. Er vermisste die Menschen furchtbar, die er in den letzten Wochen seines Lebens kennengelernt hatte. Sie hatten sich liebevoll um ihn gekümmert und mit den Kindern hatte er sich ganz schnell angefreundet. Sein Tod war für ihn genauso überraschend gekommen wie für die Menschen, die ihn bis zum Schluss begleitet hatten.
Die anderen Katzen versuchten, ihn zu trösten und in die Gruppe zu integrieren, doch sie hatten keinen Erfolg. So ging das nun schon einige Tage, bis ein Flirren in der Luft wieder einen Neuzugang ankündigte.
Diesmal erschien ein Tigerkater. Sein erst trübes linkes Auge wurde zusehends klarer, bis er seine Umgebung mit beiden Augen musterte. Als er die anderen Katzen sah, hielt er auf sie zu, blieb aber abrupt stehen, als er Finn am See sitzen sah. Er ignorierte die anderen Katzen und rannte auf Finn zu.
Aus einiger Entfernung begann er, ihn zu rufen: "Finn, Finn."
Finn drehte sich um und starrte ihn an wie vom Donner gerührt. "Emeli, was machst Du denn hier?"
Emeli blieb vor ihm stehen und schnurrte ihn an. "Mir ging es nicht gut, ich hatte keinen Appetit und fühlte mich schlapp. Gestern war es plötzlich ganz schlimm. Ana hat mich zum Tierarzt gebracht aber mir ging es zu schlecht."
Finn strich seitlich an Emeli entlang und stupste ihn freundschaftlich mit dem Kopf an. "Ich bin trotzdem froh, dass Du hier bist. Ich habe Dich vermisst."
"Wie ist es Dir ergangen?" Fragte Emeli.
"Ich hatte es sehr gut und ich wäre gerne geblieben. Ich mochte die Menschen und die Kinder waren sehr lieb, ich vermisse sie alle. Dort war ich auch nicht alleine, da war ein Kater, mit dem ich mich angefreundet hatte. Sein Name war Emilio."
Emeli leckte ihm über den Kopf. "Sei nicht traurig, es sollte einfach nicht sein. Ich hatte ein Zuhause und sollte in den nächsten Tagen fliegen. So kurz davor und dann wurde es nichts. Wenigstens sind wir wieder zusammen."
Er begann, Finn zu putzen und spielerisch anzustubsen. Daraus entwickelte sich eine wilde Rauferei, bis beide lachend und atemlos am Boden lagen. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft war Finn glücklich. Sein Freund Emeli war wieder bei ihm, das tröstete ihn etwas über den Verlust hinweg.
"Komm, lass uns mal sehen, wo wir hier gelandet sind," sagte Emeli.
Die beiden Freunde begannen, die Gegend zu erkunden. Es gab so viele verschiedene Pflanzen und Gerüche und die Luft war erfüllt von Vogelstimmen. Die beiden setzten einem Schmetterling nach, beobachteten am Flusslauf Frösche, kletterten auf Bäume und wetzten ihre Krallen an der Rinde. Sie spielten Verstecken im hohen Gras und jagten einander über die Wiese.
Als es Abend wurde, waren beide müde aber zufrieden. Sie suchten sich ein von der Sonne aufgewärmtes, weiches Plätzchen, kuschelten sich aneinander und träumten vom nächsten aufregenden Tag.