Der Ruf der Freiheit
Vorgestern habe ich einfach mal die Terrassentür aufgemacht. Das war wirklich eine Bauchentscheidung, ein zauberhafter Tag, der Frost urplötzlich weg, 12 Grad warm und strahlender Sonnenschein. Mensch und drei Katzen schlurfen auf die Terrasse, das Menschenauge entdeckt jede Menge sprießendes Unkraut, die Katzen die Vögel in Nachbars Hecke.
Was macht die vierte? Sitzt an der Türschwelle und glotzt.
😱 Es hat ca. eine Stunde gedauert, bis er endlich raus auf die Terrasse kam, dann vorsichtig immer weiter den Radius ausgedehnt, so immer an der Wand lang. Hinter der Wand bzw. dem hohen Zaun lebt leider ein Rotweiler, Basil sieht ihn und rennt …zurück ins Haus.
Ich denke mir super, weil, er sieht drinnen als Safe Place an. ER wurde dann schnell mutiger, gestern war er den ganzen Vormittag auf Tour, ich habe ihn gesucht und hatte schon schlimmste Befürchtungen, aber als ich von meiner Runde zurückkam, saß er brav unter der Treppe.
ER schläft auch nach wie vor, drinnen im Bett. Abends hatte er bis gestern noch Ausgangssperre, ab heute ist die Klappe nach oben geklebt. ER ist auch schon mal durch nach draußen gelaufen, nach draußen geht immer leichter. Daumen drücken, dass er es schnell kapiert. Mittagschläfchen hält er auch im Haifischbettchen und nicht unter einem Busch wie befürchtet, er ist hier wirklich zuhause. Ich hoffe, dass er das nie vergisst.
Jetzt muss natürlich als neu geregelt werden, alle Katzen sitzen abwartend im Garten. Ich hole die Angel, damit sie etwas Energie loswerden. Jeder beäugt jeden misstrauisch, außer Fiffi der freudstrahlend hinter der Angel hersaust. Irgendwann verkrümelt Bonnie sich, gegen drei Kater möchte sie nicht antreten. Nero schläft im Sitzen ein, Basil hat Angst. Dann hat Nero doch Lust zu spielen und stürzt sich auf Basil der grade der Angel hinterher schleicht. Muss man sich so vorstellen, der Typ, der dich immer nur anschreit, boxt dir auf einmal in den Magen und ruft, du bist. Nero spielt gerne so, dass kein anderer mitspielen mang. Stunden später erinnert er sich, dass ich mit der Angel herumgewedelt habe und will auch. Er rastet dabei immer völlig aus,
so dass die anderen nur mit offenen Münder das Spektakel bestaunen, wie Nero sich mit dem Federbüschel auf dem Boden wälzt.
Die ersten Kloppereien gab es auch schon, Basil hat einen Kratzer am Kopf. Aber ich beobachte sie. Beim Anstarrduell geht Basil als erster weg. Oder er rennt, ich würde sagen spielerisch, auf Nero zu, der faucht, Basil dreht ab. Es werden sich nochmal alle prügeln, aber ich hoffe dann ist auch gut. War bei Rambo und Fiffi nicht anders.
Und was machen Katzorkes? Sie halten eine Konferenz. Ich übersetzte das mal.
Nero hüpft auf Zaunpfahl. „Rudel herkommen, wir müssen reden.“
Fiffi legt sich auf den Gullideckel, Bonnie hüpft auf die Mauer.
„Es geht um den Schwarzen“, beginnt Nero mit weinerlicher Stimme. „Wir brauchen eine neue Mitbewohnervereinbarung. Erst war er drinnen und jetzt ist er auch draußen.“
„Er war doch den ganzen letzten Sommer hier“, meckert Fiffi.
„Egal, wir brauchen eine neue Vereinbarung.“
„Oh nein“, grummelt Bonnie, „bei Rambo hast du die Rangordnung neu festgelegt, bei Fiffi, alles neu. Ganze Arien habt ihr seinerzeit gesungen, darüber wer Vorfahrt hat.“
Fiffi gähnt zustimmend.
„Soll der Schwarze hier herumlaufen, solange er mir nicht zu nahe kommt.“ Bonnie schaut sich ängstlich um. „Sein schwarzes Fell macht mir Angst, man sieht ihn nicht im Dunklen, diesen Ninja. Aber Papa holt mich abends immer rein und trägt mich ins Bett und dann schlaf ich bei Papa im Arm oder auf dem Schrank. Da habe ich meine Ruhe, denn Fiffi und Basil schlafen ja bei Mama. Ich frag mich, wie ihr alle ins Bett passt.“ (Anm. des Übersetzer: Das frage ich mich auch, aber es ist schön warm)
Nero schaut mitleidig auf sein Fußvolk. „Ich schlafe auf dem Schrank als einsamer Krieger.“
Bonnie rollt mit den Augen „Du schläfst jeden Morgen in Papas Bett. Schlafwandelst du etwa? Wo wachst du denn auf?“
Nero glotzt verwirrt „Auf der Fensterbank im Schlafzimmer natürlich. aber es geht hier nicht um meine Schlafgewohnheiten sondern um den Ninja. Ich wollte das vorhin mit ihm besprechen, aber er ist gewalttätig geworden.“
„Du meinst, als du ihm dier Pfote auf den Kopf gezimmert hast.“
„Das war die Eröffnungsrede.“
„Immerhin musstet du in der anschließenden Diskussion ziemlich Haare lassen. Das war doch dein Fellbüschel in Basils Maul, oder?“
Nero schaut pikiert. „Genau deswegen brauchen wir eine neue Vereinbarung. Ich bin der Chef, Bonnie ist Assistenz Chef, Fiffi ist auch Assistenz Chef und der neue, der kann der Hausmeister sein.“
Bonnie spitzt die Ohren. „Ich glaube er belauscht uns.“
Fiif steht auf, streckt sich. „Du kannst gerne Chef sein, habe ich dir schon hundertmal gesagt. Niemand will Chef sein außer dir. Aber wenn du mir blöd kommst“, er kratzt herausfordernd an der Kopfweide. „Ich setz mich auf dich drauf und dann bist du platt. Nur dass du es weißt.“
Nero ruft „Mau. Die Versammlung ist beendet, ich schlage vor, jeder versteckt sich, bis der Schwarze kapiert, dass wir ihn hier nicht wollen.“
„Da bin ich dabei.“ Bonnie verschwindet im hohen Gras.
Fiffi rennt zu Basil und drückt ihm einen Schmatzer auf die Wange. Nero zieht die Füße ein und wird zur Sphinx, ein katzenförmiger Vorwurf.
Basil und Fiffi hopsen über die Wiesen.
Nero schleicht vorsichtig hinterher, immer mit argwöhnischem Blick, ob die alles auch richtig machen.