Also...ich wohne auf dem Land, ich bewirtschafte einen Hof, und ich stamme vom Hof.
Als Kind freute ich mich natürlich über die vielen kleinen Kätzchen, die jedes Jahr da waren- welches Kind hätte das nicht getan? Sie waren süß und verspielt. - und daß es nach jedem Winter ein paar Katzen weniger waren...nun ja, das war eben so. Ich kannte es nicht anders.
Aber- irgendwann wurde ich älter, und machte mir meinen eigenen Kopf. Was dazu geführt hat, daß ich zwar immer Nachbarskatzen vor meinem Stall sitzen habe- die ich aber NICHT füttere und vom Milchpulver, was sie verständlicherweise lieben, fernhalte- aber keine Katzenschar, die sich unbegrenzt vermehrt.
Meine eigene Katze lebt im Haus, nicht draußen, ist wie eine "Stadtkatze" geimpft, entwurmt....und wurde früh kastriert.
Und ich kenne viele Bäuerinnen- die da meist "weicher" sind als die Ehemänner- die das genauso halten. Da gibts meist nur erstmal Tanz mit dem Schwiegereltern/Eltern, die es nicht einsehen, für ein Tier, was nichts einbringt, Geld auszugeben. Aber die örtliche Katzenhilfe ist da sehr rührig und fängt die ganze Bande ein, lässt sie wenigstens untersuchen und kastrieren. Aus Spendengeldern. Und den ganz hartnäckigen Sturschädeln, denen bringts der Dorftierarzt bei. Der ist zwar Großtierfachmann, aber als Autorität anerkannt. Das zieht dann meistens...
Wirklich wild lebende Katzen haben wir daher kaum noch. Veirrte, verlaufene, ausgesetzte Katzen- denen man anmerkt, daß sie eigentlich an Menschen gewöhnt sind und die Welt nicht mehr verstehen- allerdings genug.
Wir gehen- wie alle Berufskollegen hier- alle Wiesen vor dem Mähen nochmal ab, Maisfelder auch, nur bei Getreide ist es etwas schwierig. Das wird auch der verbockteste Sturschädel tun, auch wenns ihm nicht um irgendein Tier geht - außer Katzen liegen ja auch junge Hasen bzw. Kitze gern in hohem Gras- aber er fürchtet Schäden am Mähwerk. Das nimmt so eine Kollision mit einem Tier übel, das kostet ordentlich Geld für die Reparatur, und das Auslauf kostet auch nochmal.
Es ist deshalb durchaus ratsam, umliegende Bauernhöfe abzuklappern, wenn eine Katze fehlt.
Wir finden oft Katzen im Gras, auch im Mais, aber die sind meist so verschreckt, daß man auch mit großer Mühe kaum angelockt bekommt. Sie müssen schon sehr ausgehungert sein. Meist flüchten sie- dann sind sie zwar aus dem Feld heraus, aber immer noch nicht wieder zu Hause.
Im letzten Jahr haben wir dreimal eine entlaufene Katze anlocken, einfangen und -da sie gechipt war- ihrem Besitzer wieder zurückgeben können. Das ist keine große Geschichte- so ein Lesegerät hat hier nicht nur der örtliche Tierarzt, sondern auch der Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr. Irgendeiner der Beiden wird schon Zeit haben.
Und wenn man sich schon die Mühe macht, eine tote Katze vom Straßenrand hochzunehmen...dann könnte man den Karton auch zum Tierarzt tragen. Notfalls lässt man ihn vor der Praxis stehen, geht hinein und schildert den Fall der Helferin. Soll kein Gemecker sein, aber das wäre für mich das Nächstliegende gewesen.
Es gibt sicher, gerade in ländlichen Gebieten, genügend Menschen, die Katzen nur als Mäusefänger achten. Aber auch genügend Andere, die ein entlaufenes Tier sehr vermissen.