Wir stellen gerade Überlegungen an, unsere beiden FIVis zu vergesellschaften...
Zum Hintergrund: FIVi Nr. 1 (Moses) haben wir Mitte September eingefangen. Er wurde Ende Juni irgendwo im Nirgendwo ausgesetzt (zum Glück wurde der Besitzer dabei beobachtet und angezeigt). Erst hielt er sich in der Nähe des Ortes auf, wo er ausgesetzt wurde (dort ist ein Gutshof, konnte dort aber nicht bleiben, weil er dauerhaft nicht versorgt worden wäre), wanderte dann aber ab, so dass wir ihn nicht einfangen konnten. Anfang September war er dann wieder da, wurde von den Anwohnern unermüdlich angefüttert und Mitte September hatten wir ihn dann innerhalb von 20 Minuten in der Falle, weil er der Frau, die ihn wochenlang schon gefüttert hatte, so weit vertraute, dass er auch das Futter in der Falle annahm.
Erste Bilder von Moses im Juni:
Moses kam in die Auffangstation und war ab dem Zeitpunkt unsichtbar. Er wurde von der Tierärztin kastriert und positiv auf FIV getestet. Er soll ca. 2 -3 Jahre alt sein. Wir haben in der Station einige Katzenzimmer, wo die Katzen je nach Auffinden in Gruppen oder allein gehalten werden (finde ich auch nicht ideal, daher werden wir jetzt ein paar bauliche Anpassungen vornehmen, um Vergesellschaftungen vornehmen zu können). Moses verkroch sich nur noch in der Kratzbaumhöhle, war überhaupt nicht zu Interaktionen zu motivieren und fauchte uns nur an. Er fraß schlecht und wirkte richtig depressiv. Das Problem bei uns ist, dass wir viele verschiedene Leute zur Fütterung und Versorgung der Katzen haben, also immer wieder neue Leute, auf die er sich einstellen musste. Zwar waren es immer die gleichen und irgendwann kannte er dann auch alle, weiter gebracht hat ihn das dann aber auch nicht. Es ist dann natürlich schwer, Vertrauen aufzubauen, auch wenn unsere Helfer sich viel Mühe geben, mit ihm gesprochen und ihm vorgelesen haben, ging es nicht richtig weiter. Also beschloss eines unserer Mitglieder, Moses zu sich nach Hause in Pflege zu holen. Sie hat aus Zeitgründen keine eigenen Tiere, aber so hätte er zumindest immer die gleiche Bezugsperson und eine Umgebung, in der er Alltagsgeräusche hat und sich allmählich an ständigen menschlichen Kontakt gewöhnen kann.
Zunächst lief es auch gut, Moses machte große Fortschritte, traute sich irgendwann auch frei zu spielen, wenn jemand im Raum war. Aber jetzt tut sich seit Wochen nichts. Sein Pflegefrauchen sagt, sie ist zu wenig Zuhause, um ihm richtig gerecht zu werden, weil sie durch Arbeit und Freizeitaktivitäten viel unterwegs ist.
FIVi Nr. 2 (Karlchen) wurde Anfang Dezember eingefangen, nachdem er wochenlang an einer Igelfutterstelle auftauchte, die eine ältere Frau betreute. Eine Woche lang versuchten wir, ihn zu bekommen und mussten der Frau immer wieder erklären, dass sie es unterlassen muss, überall am Gelände immer wieder Futterplätze einzurichten, weil er so nie in die Falle gehen würde. Als sie es endlich verstanden und umgesetzt hatte, ging er uns prompt in die Falle.
Die ersten Fotos von Karlchen:
Auch Karlchen hatte früher eine Besitzerin, diese ist aber verstorben und die Katzen waren unversorgt und wanderten ab. Das haben wir über den Aufruf, den wir bei Facebook gemacht haben, dann erfahren. Besonders gut kann sie sich aber auch nicht um ihn gekümmert haben, denn auch er war nicht kastriert. Dann beim Test die Gewissheit, dass er FIV positiv ist.
Karlchen ist jetzt seit seiner Kastration bei uns in der Auffangstation. Eigentlich wollten wir sie - wenn irgend möglich - über den Winter leer lassen. Das Gebäude ist schlecht isoliert und kalt, hat immense Heizkosten, da wir nur kleine Elektroheizungen haben, die ordentlich was durch pfeifen und uns im ersten Jahr horrende Kosten verschafft haben. Daher ist er nun ganz allein in der Station, alle anderen Katzen sind auf Pflegestellen. Er ist - genau wie Moses - fast nur in seiner Kratzbaumhöhle aufzufinden, reagiert nicht auf Ansprache. Wenn er allein ist, bewegt er sich zwar (wir haben eine WLAN Kamera dort stehen und können ihn so ungestört beobachten). Karlchen wird auf 5 -6 Jahre geschätzt.
In der Wohnung, wo Moses gerade ist, ist eine Zusammenführung schwer möglich, dafür ist sie zu klein, um über längere Zeit mit Gittertür zu arbeiten. Daher jetzt die Idee, die zwei in zwei Räumen in der Auffangstation unter zu bringen. Einen Raum mit Gittertür, davor eine Schleuse, so dass der Kater aus dem anderen Raum im Flur in der Schleuse Zugang bis zur Gittertür des ersten Raumes hat (die Räume stehen über Eck). Was mir dabei schwer fällt, ist die Einschätzung, ob es von den Charakteren her überhaupt passt, ob der Stress der Vergesellschaftung nicht zuviel wird für die zwei. Moses ist definitiv weiter als Karlchen, aber für ihn wäre der Ortswechsel erstmal wieder ein Grund, sich zurück zu ziehen. Wie die zwei prinzipiell mit anderen Katzen sind, wissen wir von beiden nicht.
Ist das ein Himmelfahrtskommando oder könnte man das wagen? Mir tun die zwei so leid, beide allein und super scheu, gefangen in ihrer Angst. Sollte die Vergesellschaftung klappen, könnten sie beide in den großen Raum umziehen, der auch einen vernetzten Balkon hat, so dass sie zumindest ab und zu (wenn jemand da ist) frische Luft schnappen könnten. Und wenn sie zahmer werden würden, hätten sie als eingespieltes Paar denke ich größere Chancen auf eine Vermittlung als allein als Einzelkatze mit FIV in Wohnungshaltung. Vielleicht kann ja jemand eine Einschätzung abgeben...