Nein, ihr hättet eine Wahl gehabt angesichts der Aussage der Vermehrerin, dass sie die Kitten aussetzen würde, falls ihr sie nicht kaufen und sofort mitnehmen würdet:
Wer Tiere aussetzt, so dass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie dadurch Schaden an Gesundheit und Leben nehmen (können) - insbesondere wenn es um so kleine hilflose Welpen geht -, macht sich strafbar. Daher hättet ihr nur (wenn ihr denn nur mal ein Sekündchen nachgedacht hättet *hust*) antworten müssen, dass ihr schnurstraks zur Polizei geht und die Frau anzeigt. Punkt.
Das Schlimmste, was euch angesichts einer solchen Antwort hätte passieren können, wäre, dass die Frau euch rausgeworfen hätte und dass ihr die Kitten nicht hättet kaufen können.
Genau diese angeblichen Drohungen von den Vermehrern ("Ich werde das Kitten ertränken, wenn ihr es nicht kauft und sofort mitnehmt!" - "Das Kitten muss sofort weg, sonst setze ich es aus." usw.) sind im Grunde gar nicht ernst zu nehmen, weil
a) der Vermehrer aus dem Tierchen möglichst viel Geld herausschlagen will, und wenn er es tötet/aussetzt/ins Tierheim bringt, sofern es nicht sofort gekauft und mitgenommen wird, geht er komplett leer aus (wenn er es ins Tierheim bringt, muss er ja für die Abgabe noch bezahlen - das will kein Vermehrer! 😀),
b) die angedrohten Handlungen strafbar sind und die meisten Vermehrer das auch wissen,
c) die Vermehrer im Regelfall darauf setzen, dass die potentiellen Käufer bereits vom Niedlichkeitsfaktor des Tierchens angezogen werden und sich halb schon für das Kitten entschieden haben und nur noch die Daumenschrauben etwas angezogen werden müssen --- das ist psychologisch ähnlich wie der Hinweis, dass jemand anders schon Interesse an dem Kitten/ an dem Auto/ an der Wohnung/ an der Playstation usw. gezeigt hat und die Sache nochmal überschlafen will, dass der Kaufgegenstand morgen also bereits anderweitig verkauft worden sein kann (künstliche Verknappung).
Ich meine hier natürlich in erster Linie den Vermehrer, also Personen, die (angebliche "Hobbyzüchter") Katzen vermehren, um sie gewinnbringend zu verkaufen. Anders mag es mit solchen Drohungen im hintersten Winkel des platten Landes sein, wo der Bauer noch nie vom Tierschutzgesetz gehört hat und das Ertränken der Kitten zum Alltag gehört .... glücklicherweise gibt es solche Gegenden heute kaum noch.
Wenn man "ohne Wahl" zu junge Kitten "holt", ist dies eigentlich nur dann der Fall, wenn ein Wurf kleine Kätzchen aus schlechten Verhältnissen (Beschlagnahme) herausgeholt werden muss in den Tierschutz oder wenn das Mütterchen verstorben ist. Jedenfalls wären dies die gängigsten Fälle, die mir im Augenblick einfallen. Ansonsten gibt es normalerweise immer eine Wahl (die rückständigen ländlichen Gegenden, die ich oben erwähnt hatte, mal ausgenommen ^^).
Also, ihr habt euch entschieden (mit Wahl), die Kitten im Alter von angeblich zehn Wochen zu euch zu nehmen. Woher wisst ihr das genaue Alter? Von der Verkäuferin? Wart ihr mit den beiden Katern schon beim Tierarzt, um sie entwurmen und impfen zu lassen? Wie alt hat der Tierarzt die Kleinchen geschätzt? Wieviel wiegen die beiden? Haben sie blaue Augen?
Solange das Alter nicht genau feststeht, ist es schwierig zu sagen, ob sie dauerhafte Defizite behalten werden.
Was ich gut finde: ihr habt zwei Kitten genommen statt nur eines. Danke dafür.
Sollten die beiden wirklich schon zehn Wochen alt gewesen sein bei der Abgabe, sollten sie bereits die erste Impfung gehabt haben (mit acht Wochen), und ihr solltet jetzt (mit zwölf Wochen) beim TA die zweite Impfung gegen Schnupfen und Seuche durchführen.
Mit zehn bis zwölf Wochen lernen die Kitten noch sehr viel von der Mama, vor allem jagen und Beute töten, aber auch kätzische Etikette und Sozialverhalten. Auch gibt es durchaus etliche dreimonatige Kitten, die noch bei der Mama saugen, wenn ihnen danach zumute ist und das Mütterchen sie lässt. Sie sind dann trotz des eigentlich passenden Alters noch nicht reif für die Trennung vom Muttertier, sondern sollten (so machen es jedenfalls die verantwortungsvollen Vereinszüchter von Rassekatzen!) noch so lange bei der Mama bleiben, bis sie sich selbst entwöhnen.
Alles, was zeitlich davor ist (also jünger als zehn Wochen bei der Abgabe) bedeutet, dass die Kurzen noch nicht geübt sind in den Jagetechniken, die sie normalerweise von der Mama lernen (das bezieht sich nicht allein auf Freigänger, sondern auch auf das Geschick beim Spiel mit Katzenspielzeug; da haben die Kleinchen dann noch recht viel nachzuholen), sondern auch in Sachen Sozialverhalten haben die Tierchen lange Zeit - vielleicht sogar lebenslänglich - Defizite. Sie können nicht hinreichend kätzisch, aber auch ihr Verhalten dem Menschen gegenüber kann dauerhaft übergriffig sein, weil sie von der Mama nicht gelernt haben, dass der Mensch kein guter Raufkumpel ist (Füße jagen, Wadenbeißen, Beine anspringen, in die Hände beißen, um nur ein paar Beispiele zu nennen). Auch haben die Kitten evtl. noch nicht lernen können, wie man das Katzenklo richtig benutzt und dass furchterregende Monster wie der Staubsauger usw. eigentlich gar nicht so gruselig sind.
Der wichtigste Punkt sind aber letztlich die Defizite im Sozialverhalten!
Bei Wurfgeschwistern gleichen Geschlechts kann es sein, dass die Liebe trotzdem dauerhaft bleibt. Aber falls es nun beides übergriffige Rüpel sind, denen die letzte Erziehung seitens der Mama fehlt und die entsprechenden Grenzen, kann es sein, dass es später zu blutigen Katerkämpfen kommt, weil keiner von beiden zurückstecken will. Oder dass der "schwächere" Teil, der weniger aggressive Kater, auf Dauer untergebuttert wird und dann vielleicht zu Unsauberkeit oder umgeleiteter Aggressivität (vielleicht seinen Menschen gegenüber?) neigt.
Solche Entwicklungen zeigen sich häufig erst in der Pubertät der Katzen; das ist die Zeit des zweiten Lebenshalbjahres (nach dem Zahnwechsel). Die Katerkitten werden dann, auch wenn sie eigentlich sehr lieb veranlagt sind, zu Rüpeleien und Missachtung sämtlicher Grenzen bzw. zum Austesten derselben.
Mein Kater Moody beispielsweise ist eigentlich ein ausgesprochen liebenswürdiger und sanfter Mädchenkater, der weitaus lieber Mädchenspiele spielt, als in grober katerlicher Weise zu raufen. Aber als er bei uns einzog (in eine erwachsene Mädchengruppe), war seine erste Tat, die Damen nach Strich und Faden zu verprügeln. Pubertierender Rüpel halt. 🙄
Moody war der festen Überzeugung, dass alle Frauen ein bisschen Haue gern haben. Und es bedurfte schlagkräftiger Argumente der Mädels, ihn von seinen Raufattacken abzubringen - Moody trug so manchen blutigen Kratzer im Gesicht davon, bis ihm die Erkenntnis dämmerte, dass die Mädels ihre Ohrfeigen ernst meinen und nicht angerauft werden wollen.
Heute ist Moody sechs Jahre alt (ab morgen 🙂) und rauft nur noch sanft, nach Mädchenart, mit seiner sportlichen Freundin Mercy (einziges Mädchen unter vier Brüdern). Mit Freundin Pfötchen spielt er nur Mädchenspiele wie Nachlaufen und Auflaufern und Antatschen.
Bei Zorro und Stuppi kann es euch passieren, dass Zorro Stuppi auf Dauer dominiert und Stuppis Grenzen missachtet, so dass der offenbar ruhigere Stuppi sich immer wieder untergebuttert fühlt und vielleicht noch weiter zurückzieht und dann von Zorro automatisch gemobbt wird. Gemobbte Katzen, die immer wieder unter den Übergriffen ihrer Mitkatzen leiden, können leicht unsauber werden - sei es, um ihr seelisches Missbehagen auszudrücken, sei es, weil sie sich nicht aufs Klo trauen aus Angst, dort vom Mobber angegangen zu werden.
Im Grunde genauso wie bei untergebutterten und gemobbten Menschenkindern.
Wenn die Kleinen noch länger bei der Mama geblieben wären, hätte sie ihnen gezeigt, dass sie die Grenzen des anderen beachten müssen und wie sie die Anzeichen erkennen. Katzenmamas sind da nicht zimperlich und ohrfeigen die Kleinen auch, wenn sie die gesetzten Grenzen überschreiten. Und deinen beiden Katerchen fehlen genau diese mindestens zwei Wochen, die sie benötigt hätten, um weiter zu lernen und das Gelernte zu verfestigen und zu verinnerlichen.