Ich durfte zwei Varianten näher kennenlernen.
Einmal kleiner Bauer, der sicher nicht Geld zählt, wenn er nicht auf dem Feld ist. Wobei das sicher trotzdem noch das geringere Problem wäre. Das größere Problem: "Geben wir nicht her, wir haben eh sowenig Katzen grad" (zwei Muttertiere und noch je zwei Jungtiere aus den Würfen), Katzen, die tierärztlich weitgehend unversorgt bleiben (die zwei von dort brachten nicht nur massiven Schnupfen mit, sondern auch Läuse und Milben), Kastration gibts nicht, man braucht ja den Nachwuchs schon wegen der hohen Sterberate und kastrierte Katzen fangen keine Mäuse, 🙄 (natürlich fangen ungefütterte Mütter in ihrer Not drei Mäuse mehr als eine kastrierte Katze) bestätigt sahen sie sich in ihrer Meinung noch da sie irgendwann mal einen Kater hatten (ob kastriert oder nicht kann ich nicht sagen), der sich am damals gegebenen Futter "fettgefressen" hat (wobei fett vermutlich alles bedeutet, was nicht so dürr ist wie die ausgemergelten Mütter) und nur herumlag. Den todkranken Jungen wurde beim Siechen zugeschaut: "Das sind Hofkatzen, die schaffen das schon - und manchmal schaffts halt eine auch nicht." Für mich ein schlimmes Erlebnis, wobei es sicher auch noch schlimmer geht, da mache ich mir nichts vor.
War ich da schon an meiner persönlichen Grenze, würden mich - wie hier im Forum geschildert - Leute (egal welcher Gruppe zugehörig, seinerzeit waren es eben Bauern) endgültig zur Verzweiflung bringen, die nicht einmal zulassen, daß andere die Arbeit und Kosten übernehmen und eine Kastrationsaktion verboten wird und stattdessen der Nachwuchs jedes Jahr "beseitigt" wird.
Der andere Bauer ist das genaue Gegenteil: Genau einer der Gruppe, die hier recht kritisch betrachtet wird; ein moderner Bauer mit Photovoltaik, Versuchsfeldern und sicher viel am PC beschäftigt. Vor einigen Jahren fragte ich bei ihm zur typischen Nachwuchszeit nach, wie das bei ihm wäre (war nach wie vor nicht auf dem Hof fällt mir da ein). Antwort: Bestimmt fünf/sechs trächtige Katzen (von zehn insgesamt). Auf meinen entsetzten Blick hin und die Bemerkung, daß das 25-30 junge Katzen bedeutet meinte er damals, es würden ja nicht alle überleben. 🙁
Das klingt in dem Fall "schlimmer", als es ist. Einmal erzählte er, sie hätten im Heu (wo nicht täglich jemand ist) einen Wurf tot gefunden, er nahm an, daß die Katze (jung?) geworfen und sich nicht gekümmert hat (was Mensch übernommen hätte, wenn sie es mitbekommen hätten). Ein andermal, daß es für die Katzen gerade nur abends Futter gibt, weil Jungtiere mit Schnupfen dabei waren, so daß sie, um sie versorgen zu können, ja erwischt werden müssen, also zur Fütterung antreten müssen und dabei dann ihre Medikamente verabreicht bekommen. Als ich in der folgenden Wurfsaison wieder nachfragte guckte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an: Bei mir wird nix mehr trächtig, alles kastriert, das geht ja nicht so weiter, ich hab so viele Katzen auf dem Hof wie noch nie vorher. 😀
Wieder später erzählte er, daß ein "raniger" (dürr, krank, struppig) aufgetaucht wäre auf dem Hof, der ganz sicher nicht von den eigenen Katzen käme (Hof liegt völlig allein), sondern wohl dort hingeschmissen wurde. Um die Katzen dort kümmern sich v. a. Frau, Tochter und Schwiegertochter: "Die waren mit dem jetzt schon dreimal beim TA, bestimmt auf meine Kosten!" 😀 Das die paar Kröten seine TA-Rechnung bei einem Bestand von 80-120 Bullen nicht wesentlich beeinflussen sieht er dabei schon auch. 😉 Aber der Fall bestätigt wohl, daß solche Höfe auch gerne zum "entsorgen" lästig gewordener Katzen genommen werden.
Auch der plötzlich aufgetauchte unkastrierte Kater, der alles markierte, war einmal Thema. Ich empfahl natürlich Kastration, aber der Kater war wohl sehr scheu; als ich riet, den TSV einzubinden zwecks Fangaktion meinte er dann: Den erwischen wir schon. 😉 Auch dieser Fremdling durfte die paar Kröten Kosten verursachen.
Wundern muß ich mich trotzdem über die nach wie vor blauäugige Vorstellung mancher Menschen über das (Katzen-)Leben auf dem Bauernhof; da ist alles eitel Sonnenschein mit glücklichen Tieren auf der Weide. Da sind allerdings vermutlich auch die Kühe lila...
Edit wegen inzwischen geschriebener Beiträge: Daß eine Katze verunfallt ist natürlich nicht schön, passiert aber, und das ja nicht ausschließlich auf Höfen. Tragisch, aber das, was es ist: Ein Unfall.
Bei den ersten von mir geschilderten Bauern ließ ich am zweiten Tag (am dritten rückten sie Bolle und Scooter dann endlich raus) ein Kartönchen Futter da - 12 Dosen á 400g. "Ach Gott, so viel Futter!" - würden diese *selbst zensiert* ihre Katzen normal füttern, reicht das gerade mal drei Tage. 🙁