Momochico, wie schade, daß deine Geschichte kein echtes Happy End hat. Es ist so schrecklich, wenn eine Katze einfach nicht mehr kommt. Und der Kater hätte es wirklich verdient gehabt, in Ruhe und Geborgenheit in seinem Zuhause zu sterben.
Ich habe auch eine Geschichte über einen Charly.
Mein Charly stammt von einem Bauernhof. Dort gab es unglaublich viele Kätzchen, die meisten total scheu und wild.
Ich wollte eines mitnehmen, und wir haben Charly erwischt.
Er war 10 oder 12 Wochen alt. Und bestand nur aus Angst und Katzenschnupfen.
Der kleine Kerl konnte sich vollkommen unsichtbar machen. Wenn man ihn suchte, sah man oft einige Male über den drüber. Da lag er nur da und drückte sich in eine Ecke.
Wurde er aber bemerkt, ist der vor Angst an der Wand entlang hochgeklettert! So eine Panik habe ich noch nie bei einer Katze gesehen.
Wegen seinem Schnupfen mußte ich ihn ja täglich einfangen. Das dauerte oft 1,5 Std. Ich bin einfach nur ruhig hinter ihm her, bis er irgendwann aufgegeben hat und sitzen geblieben ist.
Aber er hatte dann nur Angst. Er machte sich völlig steif, wenn man ihn dann berührte.
Charly war schon den ganzen Winter hier, und wir machten keine echten Fortschritte. Noch immer schlich er nur an der Wand entlang, er hat sich nie getraut, einmal quer durch ein Zimmer zu laufen. Noch immer hatte er furchtbare Angst vor Händen, und anfassen war für ihn schrecklich.
Unsere Katzen sind alle Freigänger, und im Sommer stehen bei uns die Türen offen. Ich hatte mittlerweile Bauchschmerzen, wenn ich daran dachte. Wie sollte ich diese scheue Katze in den Freigang lassen? Würde der je wieder zu sehen sein?
Dann zog im Frühjahr Snoopy ein. Ein junger Kater, sehr schmusig und selbstbewußt bis zum geht-nicht-mehr. Und an den hat sich Charly völlig drangehangen.
Beim 1. Freigang marschierte der Kleine voraus, und Charly schlich vorsichtig hinterher. Der Kleine quer durch den Hof, Charly an der Wand entlang.
Und Charly wurde durch den Freigang zusehends mutiger und selbstbewußter. Allerdings dehnte er das nicht auf Menschen aus. Wenn er rein wollte, mußte die Türe ganz weit offen sein und - wichtig - es durfte kein Mensch in der Nähe sein. Irgendwann durften wir zu sehen sein, aber bitte 10 m von der Türe weg, sonst ging er nicht durch. Dann 5 m. Dabei blieb es dann lange Zeit. Und wenn er einen schlechten Tag hat, macht er das heute noch. Aber nur noch selten.
Als Charly 3 Jahre alt war, blieb er zum 1. Mal liegen, als ich versuchte, ihn zu streicheln. Dann durfte ich ihn draußen manchmal vorsichtig anfassen. Vorsichtig, nur mit den Fingern ganz leicht am Kopf.
Dann begann er, die Menschen am Hof zu beobachten. Natürlich aus sicherer Entfernung und guter Deckung.
Als Charly 7 Jahre hier lebte, ist er zum 1. Mal den Nachbarn aufgefallen.
Heute ist Charly 10 Jahre alt. Er ist immer noch sehr vorsichtig und eher scheu. Aber er läuft nicht mehr direkt weg, sondern nur noch ein Stückchen und kommt dann gleicht wieder.
Meistens darf man ihn anfassen, mittlerweile auch andere Leute, die er kennt. Fremde bekommen ihn nur von weitem zu sehen. Aber das macht ihm mittlerweile nichts mehr aus.
Ja, und nachts, wenn ich mal raus muß und kein Licht anmache (wichtig), dann plötzlich kommt Charly mittlerweile zu mir und schmust. Dann setz ich mich mitten in der Nacht auf den Fußboden
😳 und Charly wird zum Kampfschmuser. Dann brummt er, köpfelt, was das Zeug hält. Dann wird nicht vorsichtig gestreichelt, sondern kräftig geknuddelt.
Oh Gott, ich hätte bald geheult, als er das erste Mal kam. Nach so vielen Jahren.
Tagsüber kann es aber immer wieder passieren, daß er in seine alten Verhaltensmuster zurückfällt. Panik, wenn es zu eng ist, kann nicht ins Zimmer, wenn schon jemand drin ist usw.
Aber ich glaube, für diesen Kater ist das schon sehr viel. Mehr kann er einfach nicht. Der muß als winziges Baby ein total traumatisches Erlebnis gehabt haben, und das sitzt unglaublich fest.
Ab und zu traut er sich sogar mal, "frech" zu sein und tatschelt vorsichtig mit der Pfote. Oder er klaut in der Küche irgendwas. Für Charly ist das eine echte Mutprobe.
Aber man sieht, daß Charly heute ein glücklicher Kater ist.