Tag 17 - Nichts bleibt ewig sicher...
Moin.
Es scheint auf den ersten Blick eine niederträchtige Eigenschaft zu sein, sich über andere zu freuen, denen das Schicksal in gleicher Form mitspielt wie einem selbst. Trotzdem gestehe ich, dass ich froh bin, nicht der Einzige zu sein, der Haus und Bett mit mordlustigen Wüterichen teilt (und ich meine nicht meine Frau).
Heute haben sie noch nicht blind aufeinander eingedroschen. Ich werte das als Erfolg. Bleibt mir aber auch nichts anderes übrig. Und das ohne Felifriend - oder gerade deswegen... wer weiß das schon...
Als Folge der ganzen sachdienlichen Hinweise hier konzentriere ich mich auf's Wesentliche - zum Beispiel Loben wie verrückt, wenn sie sich friedlich begegnen.
Lara muss heute erst spät zur Schule, heute früh' ruft die Elternvertretung an, die ersten drei Stunden, Englisch und Geschichte, fallen aus. Hätte man ja auch gerne gestern abend schon gewusst, aber gut. Also zieht Lara nach dem Frühstück wie immer, wenn's Leerlauf gibt, erstmal zum Chillen (was auch immer man sich darunter so genau vorzustellen hat, hat sich mir noch nicht erschlossen, aber cooles Abhängen hat definitiv etwas damit zu tun) hoch in ihr Zimmer.
Zeitgleich begegnen sich unsere Katzen im Flur, aber versuchen zur Abwechslung mal nicht, sich spontan körperlichen Schaden zuzufügen, und ich schäume über vor Entzücken. Gut, ja fein hast du das gemacht, super-klasse, liebes Kätzchen, feines Kätzchen.
Oben fliegt die Tür auf. Was hat sie gemacht? Nichts, antworte ich. …und warum machst du dann so einen Zirkus? Tür wieder zu.
Nicht jedem erschließt sich unser neues Erziehungskonzept auf Anhieb. Nachher erkläre ich es nochmal, langsam diesmal. Für 11-jährige. Das mag sie überhaupt nicht, sie möchte Dinge so erklärt bekommen wie es sich für Erwachsene gehört. Das Problem dabei ist, dass dann nicht alles da ankommt, wo es hinsoll. Manches bleibt für immer verschwunden. Wie das mit dem Loben, zum Beispiel.
Zurück in der Küche bietet sich folgendes Bild:
Tja, Mimi, nichts bleibt ewig sicher. Das muss Lilly schon gewaltig gestunken haben, dass Mimi da oben sitzen und ganz entspannt 'runterlinsen konnte. Als es dann aber beginnt, auf dem Schrank zu knurren, pflücke ich Mimi herunter - ich möchte nicht erleben, wie sie sich da oben hauen. Mal sehen, ob's Lilly auch alleine nach unten schafft.
Übrigens springt Mimi seitlich, also vom Fensterbrett, da hoch. Ich habe das gestern abend einmal gesehen, da kann ich gar nicht hingucken. Wenn die da mal danebenspringt... Mann-o-Mann. Lilly zumindest scheint den Weg über die Dunstabzugshaube zu nehmen.
Den nimmt sie nun auch auf dem Abstieg. Es ist deutlich hörbar. Deutlich hörbar ist vor allem die Frontblende der Dunstabzugshaube, die unter der geballten Katzenkraft einfach kampflos aufgibt und mit lautem Scheppern auf den Boden fällt.
Auweia - das gibt Ärger. Besser, ich bastel' das da wieder irgendwie fest, später. Leider ist eine Plastikhalterung gebrochen. Muss ich mir was einfallen lassen. Superkleber, vielleicht.
Mimi begibt sich zwischenzeitlich auf die Suche nach sicheren Alternativen. Sie wird an der Stirnseite der Küche fündig, da haben wir auch hohe Schränke.
Mal sehen, wie lange das funktioniert. Lilly hat's noch nicht gesehen.
Nachher muss ich Lara zur Schule fahren - zur vierten Stunde fährt von hier kein passender Bus. Das wiederum bedeutet, dass ich die beiden Strolche mal wieder allein lassen muss. Nix mit Deeskalieren, im Ernstfall.
Gut, vielleicht könnte ich zumindest schnell noch die Hausratversicherung hochsetzen? Irgendwo haben sie doch gerade mit einer Zahnzusatzversicherung geworben, die man auch mit Zahnweh noch abschließen kann... Ob das hier auch geht? Obwohl, es sind ja, genaugenommen, unsere eigenen Katzen... Bevor ich mich komplett lächerlich mache, beschließe ich, auf einen Anruf bei unserem Versicherungsvertreter zu verzichten und füge mich in's Unvermeidbare.
Solange der Kollateralschaden mit Superkleber behebbar ist, ist alles gut. Ich habe schließlich Geduld. Wenn sie den Laptop allerdings nochmal umschmeißen, bring' ich meinem Vater beim nächsten Besuch was gegen sein Rheuma mit...
Vielleicht weiß ich heute nachmittag mehr über Bachblüten. Werde berichten, wir bleiben am Ball.
Muß jetzt los.
Gruß, der Sepp