Tag 36 – Pleiten, Pech und Pannen
Moin!
Mich würde mal interessieren, wie das aussieht, wenn Du aufstehst.
Du bist ja vergnügungssüchtig! Der frühe Mensch… Kein schöner Anblick, behauptet meine Frau.
Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen, so ein paar zerwurstelte Haare können doch einen Mann nicht entstellen. Ich verzichte jedoch aus Sicherheitsgründen, für den Fall, dass sie doch recht hat, darauf, hier ein Bild einzustellen.
Obwohl, heute könnte das damit zusammenhängen, dass ich mich, gegen meine Gewohnheit, wenn ich früh aufstehen muss, beim außerhäuslichen Abendessen gestern zu dem einen oder anderen Bier habe überreden lassen. Als Ausgleich für den verpassten Tatort. War lustig.
Das Heimkommen auch. Meine Frau geht in’s Bett, mich packt der Jagdtrieb. Schließlich stehen noch Urinproben aus. Und siehe da – Lilly tut mir prompt den Gefallen und trottet gen Klo. Ich schnappe mir meine Kelle und ab geht’s. Lilly hockt sich in Position, und ich schiebe gaaaaanz vorsichtig den großen Löffel darunter.
Ich denk‘ noch, was geht denn der Schwanz eigentlich so hoch…
Ok, Kelle war dann voll, aber nicht mit dem, was ich mir vorgestellt hatte. Die hat mir doch glatt auf den Löffel geschissen! Sie lässt aber auch wirklich nichts aus, damit wir beste Freunde werden können.
Unklar darüber, ob ich jetzt lachen oder weinen soll, entschließe ich mich für’s Lachen, reinige die Kelle, verteile Betthupferl und gehe selbst in’s Bett. War ja klar, dass die Urinproben-Sache nicht glatt geht. Das Ganze mutet an wie Pleiten, Pech und Pannen.
Kaum bin ich im Bett, kommt Lilly angetrabt, springt zum mir, lässt sich ausgiebigst kraulen und pennt neben mir ein.
Heute Nacht ist sie dann auch sehr kuschelbedürftig. Sie schmiegt sich an mich, legt das Köpfchen auf meinen Arm und schnurrt am Stück. Die hat wohl was gutzumachen.
Heute Morgen, vor dem Frühstück, gleiches Spiel, gleiche Darsteller, gleicher Schauplatz. Ich beäuge Lilly’s Schwanz wie ein Luchs, der bleibt aber, wo er bleiben soll, nämlich unten. Die Kelle nähert sich dem Ort des Geschehens. Man hört es rieseln, es ist eine große Menge, jetzt muss es klappen.
Es klappt auch, bedingt zumindest. Es ist ein wenig Urin in der Kelle. Zuwenig eigentlich für die Menge, die Lilly von sich gegeben hat. Das liegt daran, dass diese Kelle, wie alle Kellen, rund, also hohl und rund, hohlrund ist. Man kann das, bei Interesse, gerne am Wasserhahn simulieren. Wird in ein hohlrundes Gefäß unter Druck eine Flüssigkeit gesprüht, wirken auf diese Zentrifugalkräfte ähnlich der, die auf einen Rennwagen in einer Steilkurve wirken– es drängt sie zum Kurvenäußeren und ungünstigenfalls darüber hinaus, in diesem Fall Richtung Kellenrand.
Der befindet sich leider Gottes, aufgrund der von der Katze gewählten Position im Katzenklo, am Rand desselben, was wiederum dazu führt, dass sich die in der Kelle vermisste Menge Urin nun flächendeckend auf dem Boden des Gäste-WC’s wiederfindet.
Regelmäßiges Frühstück wird völlig überbewertet, und der Griff zur Wodka-Flasche am Morgen wird auch bald zur Routine. Der Vorleger war ja gerade frisch gekocht, hat ihm nicht geschadet, das kann er dann gleich nochmal haben. Ich warte förmlich darauf, dass jeden Moment einer um’s Eck gesprungen kommt und mit der versteckten Kamera wedelt. Die Nation brüllt vor Lachen, klasse. Die Katzen lachen mit, wenn ich nicht hingucke, bestimmt.
Immerhin habe ich eine kleine Urinprobe von Lilly. Wenn ich nun Mimi noch auf frischer Tat ertappe, bringe ich sie heute nachmittag noch zu unserer TÄ. Leider hat mich meine Frau heute früh kurz darüber informiert, dass ihr Auto nicht anspringt und sie meins nimmt, so dass ich heute vormittag nicht wegkomme. Sie lässt den Mechaniker in solchen Fällen Hausbesuche machen, ihr Auto ist ein Oldtimer und hat ein H-Kennzeichen, da ist es sinnvoll, ADAC-Mitglied zu sein, der kommt dann direkt vor's Haus. So bequem hab' ich's nicht, wenn mein Wagen mal mucken sollte.
...und warum Lilly gerade dann zupackt, wenn sie sich doch vorher hat kraulen lassen. (...) Gibt es eine Bewegung, die das Verhalten auslöst?
Sie tut das nicht direkt, meist erst nach dem Frühstück. Dann ist sie aber oft auf Krawall gebürstet. Dschihad. Der Ablauf hier ist eigentlich immer gleich, Aufstehen, Lara verarzten und in Gang setzten, dabei um meine Frau herumtänzeln, die ewig im Weg steht, Miezen mit Frühstück versorgen, eigenes Frühstück machen, hin und wieder Wodka auf dem Boden des Gäste-WC's verteilen und frühstücken.
Beim Warten auf das Frühstück darf man Lilly sowieso nicht anfassen, das war schon immer so, da ist sie hungrig, mit Warten beschäftigt und hat für Streicheln keine Zeit, hau' ab damit.
Heute ist es wieder so: Als Ausgleich für Lilly’s Kuschelbedürfnis in der Nacht muss, nach dem Frühstück, wieder Krawall sein. Lilly fetzt Mimi hinterher, Treppe hoch, Treppe `runter. Fauchen. Knurren. Ganz bisschen Gepfötel. Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe, lassen mich Die Ärzte dann wissen, als ich meinen Rechner nach 5 Updates dann endlich hochgefahren und iTunes gestartet habe. Das passt, finde ich.
Gruß, und einen guten Start in die Woche, wünscht der Sepp