Tag 49 – Die Kammer des Schreckens
Moin!
Naja... aber was nützt der Strand, ohne das Meer?? Aber das bekommen Sepp's Mietzen sicher auch noch irgendwie hin
Aber klar tun sie das. Oder vielmehr, ich selbst.
Eigentlich haben wir das doch alles vor der Haustür, Strand, Meer, keine 10 Minuten mit dem Fahrrad. Ist jetzt wirklich nicht so, dass ich das hier im Haus auch noch haben müsste.
Hatten wir aber tatsächlich, heute früh, Sand und Meer. Ich reinige sehr gewissenhaft, und das Zusammenkehren des über den Rand geflogenen Sandes erspart hin und wieder auch das Nachfüllen der durch die Böller verbrauchten Menge. Beim Fegen der weitläufigen Umgebung des Katzenklo’s heute Morgen allerdings muss ich mich irgendwie ungeschickt angestellt haben. Ich habe auch das Rohr vom Spülkasten zum Klo gereinigt. Mit etwas Druck. Genaugenommen mit etwas zuviel Druck, wie sich herausstellt, weil es hernach beim Spülen nicht unbeträchtlich leckt. Kein richtiges Meer zwar, dafür aber massig Leitungswasser.
Das ist besonders toll, wenn sich dieses mit der immer noch auf dem Boden herumfliegenden Streu vermischt und beginnt, eine zähe, klebrige Masse zu bilden, die sich dann bevorzugt in den mittlerweile ebenfalls nassen Borsten des Handfegers festsetzt, den ich gerade zwei Tage zuvor eigens für dieses Klo gekauft hatte. Ein ordentlicher Toilettenwart muss schließlich auch über die richtige Ausrüstung verfügen.
Nachdem ich das Gästeklo nun also erfolgreich geflutet und mich im Anschluss erst als Installateur und dann als Raumpfleger betätigt habe, ernte ich ungläubige Blicke von meiner Frau, die es unbegreiflich findet, wie man sich so lange mit der Reinigung eines simplen Katzenklo’s aufhalten kann. Ob das nicht vielleicht auch einfacher ginge? Ich muss es doch nicht übertreiben...
Und das war erst Phase 1. Phase 2 befindet sich, seit Wochen unangetastet, im Bad im Obergeschoß. Heute passiert’s habe ich beschlossen, und entsorge, nicht ganz ohne Bedauern, das CBÖP, um es zunächst durch das Premiere zu ersetzen. Danach ist unser Vorrat fast aufgebraucht, klasse, unseren Paketboten habe ich ja auch schon ein paar Tage nicht gesehen. Werde Abhilfe schaffen, nächste Woche ist er wieder dran. Hoffentlich geht es seinem Rücken bis dahin dann schon wieder besser…
Das letzte Wort an der Sand-Front ist hier aber auch noch nicht gesprochen. Ich beschließe, das Klo oben zur Teststation zu machen. Jedwede neue Streu wird fortan hier zunächst erprobt werden. Ich werde mich umgehend auf die Suche machen. Ich brauche eine Streu, die nicht staubt, aber klumpt, die nicht stinkt, aber die man im WC entsorgen kann. Sie soll nicht schwer sein, obwohl, der Paketbote macht ja an sich einen kräftigen Eindruck... Sie soll sich auch nicht überall von unseren Miezen verteilen lassen. An die Experten: Wie heißt das Zeug noch gleich? …und wo krieg‘ ich’s her?
So geht’s jedenfalls nicht weiter, mit 2 Sand-Klo's muss ich ja noch mehr saugen als vorher. Unser Staubsauger befindet sich übrigens in einer kleinen Kammer, die der Architekt, um den nutzlosen Raum zu verbasteln, unter der Treppe angelegt hat. Die Kammer hat eine Tür und ist schmal.
Ganz hinten drin steht der Tiefkühlschrank, seitlich ein Regal für Getränkekisten, welches theoretisch einen ca. 60 cm breiten Gang zum Kühlschrank lässt. Vorn, am Eingang, sowie in diesem Gang stehen derzeit 52 Dosen Katzenfutter, ein ungeöffneter 40-Liter-Sack CBÖP, ein geöffneter 20-Liter-Sack CBÖP, ein geöffneter 20-Liter-Sack Thomas Katzenstreu und meist, wenn es nicht gerade aufgebraucht ist, 2 volle 12-Kilogramm-Säcke Premiere Sensitive. Dann hängt da noch ein großer Jutesack mit diversen alten Katzenutensilien, die uns meine Schwiegereltern von Pascha geschickt haben, und ein Beutel mit verschiedenen Futterproben, Näpfen und Leckerlie’s, die uns unsere Tierärztin geschenkt hat. 3 Sechserpacks österreichisches Weizenbier sowie eine 12er Palette österreichische Brause, beides auf dem Boden hinter den Katzenfutterdosen, runden das Ganze ab.
Hinter diesem ganzen Zeug stehen plastikumverpackte Getränke in PET-Flaschen, und dahinter steht der Staubsauger. Es macht brutal viel Spaß, den da herauszufrickeln, mal ganz abgesehen von dem gymnastischen Effekt auf den gesamten Körper. Täglich. Die Idee mit dem kleinen Sauger erscheint mir, in diesem Zusammenhang, überaus sinnig.
Meine Frau ruft mich jetzt auch immer, wenn sie etwas aus dem Tiefkühlschrank braucht oder hineingesteckt haben will. Das macht noch mehr Spaß, weil man dafür diverse Säcke Katzenstreu, den Jutesack, das Weizenbier und den Staubsauger herausräumen muss, dann über das Katzenfutter, die Brause und die PET-Flaschen hinweg zum Kühlschrank klettern kann und danach alles wieder einräumen darf.
So lagen dann Schrauben und noch so Männerwerkzeugs im Wagen
Das Männerwerkzeugs war bestimmt das 15-teilige Bohrerset für Stein, Metall und Holz. Sehr sinnvolle Entscheidung, das. Hätte ich auch gern gehabt. Bitte richte Deinem Mann aus, dass ich ihn darum beneide.
Aber nur, wenn auch Günter darin vorkommt!
Günter ist sozusagen die Initialzündung unseres Katzenhalterdaseins, weil er mit der Katzenallergie meiner Frau kurzen Prozess gemacht hat und ist somit fester, wenn auch nicht ständig präsenter, Bestandteil unserer Geschichte. Ohne Günter geht‘s nicht, auch wenn ich ihn im Moment, wegen unserer Mädels, eher heimlich kraulen muss, wenn ich ihn draußen hinten am Schuppen treffe. Eine heimliche Affäre momentan, sozusagen.
Gestern hatte ich von relativ friedlichen Verhältnissen berichtet. Wie es immer so ist, ändert sich das, bevor die digitale Tinte zur Gänze getrocknet ist. Kaum hatt‘ ich’s getippt, hören wir Geräusche, die wir schon lange nicht mehr gehört hatten. Es fetzt, pfötelt, kreischt, und flitzt durch’s Haus.
Wir bleiben gelassen, geduldig, wie wir sind, was hilft’s. Allerdings mache ich mir nun langsam ernsthaft Sorgen um Lilly’s Geisteszustand. Hatte ich vor kurzem noch festgestellt, dass sie nun endlich gelernt hat, nicht aus taktisch ungünstigen Positionen anzugreifen, wie beispielsweise von unten einen zu attackieren, der auf einem Stuhl sitzt, so stellt sie sich heute besonders blöde an.
Wer kommt denn auf die schwachsinnige Idee, hier jetzt von unten hochzuspringen und Stress zu machen? Selbst im Mittelalter wussten sie schon, dass der, der auf der Mauerbrüstung der Burg sitzt, es deutlich leichter hat, indem er seelenruhig heißes Öl auf seinen Angreifer auf der Leiter kippt und dem dann ordentlich was auf die Mappe haut, wenn dieser es immer noch wagt, seinen Kopf durch die Schießscharten zu stecken.
Geschichte scheint nicht ihre Stärke, also weiß Lilly das offensichtlich nicht. Sekunden nach dieser Aufnahme springt sie zum Angriff. Folglich kriegt sie, noch in der Flugphase, eine saftige Ohrfeige, die sie daran hindert, oben Fuß zu fassen und die, als daraufhin die Schwerkraft als lachender Dritter den Kampf für sich entscheidet, sie unverrichteter Dinge wieder nach unten segeln lässt. Das Weitere ist bekannt, ein völlig beleidigter Abgang. So'n Scheiß.
Das hätt‘ ich ihr auch vorher sagen können.
Gruß, und ein immer noch schönes, langes Wochenende, der Sepp