Tag 69 – Bettgeschichten, die 12.
Moin!
ich will auch ein Exemplar deines Buches!
Und hier die Ergebnisse vom 12. Spieltages der Bundesliga: FC Energie Cottbus gegen Greuther Fürth spielt 62, oder 63 oder 64 und ein paar und dann noch einige, glaube ich.
Gestern waren wir den ganzen Tag unterwegs. Mittlerweile tun wir das, wenn wir etwas unternehmen wollen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil wir uns nun relativ sicher sind, dass unsere beiden Katzen nicht den gesamten Tag damit verbringen, sich zu belauern, sich zu prügeln und miteinander zu kämpfen.
…und wieder gelingt es den zwei Miezen, uns zu überraschen. Als wir abends wieder nach Hause kommen, sieht es hier aus, als hätten sie den gesamten Tag damit verbracht, sich zu belauern, sich zu prügeln und miteinander zu kämpfen.
An sich war das ja klar. Ich weiß, so im Nachhinein, auch gar nicht, wie wir überhaupt auf die Idee kommen konnten, das Verhalten der beiden auch nur ansatzweise vorhersagen zu wollen. Eben daraus besteht die Besonderheit unseres Zusammenlebens: Es existiert keinerlei Beständigkeit, das Leben ist ein fortwährender Wandel und es kommt immer anders, als du denkst. Ganz anders.
Kaum haben wir die Tür geöffnet, kommen beide angelaufen. Noch während wir den Flur betreten, geraten sie aneinander und boxen sich gegenseitig. So schnell krieg‘ ich das Knurren, trotz langanhaltenden Übens, nicht hin. Man muss schon eine gewisse Menge Speichel ansammeln, mit trockener Kehle klingt das irgendwie nach asthmatischem Eichhörnchen, was die Situation dann unweigerlich in’s Lächerliche abgleiten lässt. Für die Katzen. Meine Frau und meine Tochter lachen sowieso, egal, wie das klingt.
Spucke erzeugen wiederum braucht seine Zeit, so ganz spontan klappt das nicht. In der Zwischenzeit sind die beiden Kampfhähne flugs in's Wohnzimmer entschwunden, wo, wie wir hören können, die Prügelei fröhlich weitergeht. Als wir ihnen folgen, erwartet uns ein Bild der Verwüstung: Der Kratzbaum liegt auf der Seite, gleich neben dem umgestürzten Stuhl. Das an sich ist praktisch, da braucht man sich nur einmal zu bücken. Die gelbe Decke, auf denen meist Lilly ruht, liegt zusammengewurstelt mitten im Raum, ebenso die Decke, die für gewöhnlich meinen Arbeitssessel ziert. Die Sofas sind von sämtlichen Kissen befreit, die sich nun teils auf dem Tisch, teils auf dem Boden wiederfinden und stehen somit nackt und undekoriert im Raum.
Klasse.
Hier muss es heute richtig lustig gewesen sein. Pech, Mädels, da muss das Abendessen erstmal auf sich warten lassen, während wir den Flurschaden beseitigen. In der Zeit, in der wir mit Aufräumen beschäftigt sind, geht das Belauern und Anspringen ungehindert weiter. Bis mir der Kragen platzt und ich, mit zwischenzeitlich hinreichender Menge an Spucke ausgestattet, vor Lilly, die gerade dabei ist, an der Ecke zur Küche auf Mimi zu warten und deren Hinterteil in freudiger Erwartung des Gegners schon zu zappeln beginnt, auf die Knie gehe, sie nach allen Regeln der Kunst anstarre und zusammenknurre.
Ok, sie rennt jetzt nicht gleich panisch davon, wie ich es mir erhofft hatte, aber immerhin ein Teilerfolg, sie trollt sich langsam und ein bisschen verunsichert. Vielleicht ist es natürlich auch nur die Sorge um das noch nicht gehabte Abendessen, die ihr Einhalt gebietet. Der Katzenvater scheint sauer, besser, ich warte bis nach dem Essen…
…und genauso kommt es auch. Als die Schüsseln klappern, sitzen zwei sterbende Katzen, geeint in ihrem Leiden, kläglich maunzend und, vor allem, direkt nebeneinander, vor mir. Als beide ihre Portionen verdrückt haben, geht es weiter. Es gibt keine 5 Minuten Ruhe.
Lilly sitzt auf dem Wohnzimmerschrank, Mimi geht unten vorbei, Satz, Fauch, batsch. Von so hoch oben springt die sonst nie. Mimi rennt in die Küche, Lilly hinterher, Mimi Tisch, Lilly ebenfalls Tisch, batsch. Mimi kommt zurück, hüpft auf den zwischenzeitlich wieder in die Senkrechte beförderten Wohnzimmerstuhl, Lilly springt ihr nach, und der Ausgang eben dieser Konstellation ist dem regelmässigen Leser wohlbekannt, ebenso Lilly's fehlerhaftes Lernverhalten, was das angeht. Der Obere hat in diesem Fall eindeutig den strategischen Vorteil, wieder batsch, aber jetzt von der anderen Seite, nun geht Lilly stiften und Mimi hinterher.
Das Ganze ließe sich nun noch mindestens zwei Seiten weiter fortsetzen, wechselnde Orte, die gleichen Katzen, abwechselnder Aggressor, zwei Drittel Lilly, ein Drittel Mimi. Als der Mörder des toten Chinesen im späten Tatort überführt ist, bin ich wieder heiser vom Knurren und fußlahm vom Hinterherrennen und mir schwant Übles für die kommende Nacht.
Ich verteile, wie gewohnt, Leckerlies als Betthupferl, und während Mimi begeistert darüber herfällt, taucht Lilly erst gar nicht auf. Erst, als ich die Packung wegstecken will, lässt sie sich gelangweilt blicken, und da ich ein weiches Herz habe, bekommt sie auch noch ein paar. Es lebe die Inkonsequenz, vielleicht bin ich ja auch nur zu blöd, zwei Katzen zu erziehen. Kaum ist die Erstkatze hinreichend versorgt, rennt Mimi an mir vorbei in’s Schlafzimmer, und Lilly hinterher.
Spitze, da hätt‘ ich den Spätfilm auch noch gucken können. Als ich das Bett erreiche, in dem es sich meine Frau bereits bequem gemacht hat, sitzt Mimi auf der Fensterbank und rührt sich nicht. Lilly sitzt unter dem Bett und rührt sich ebenfalls nicht.
Nun waren wir gestern den ganzen Tag auf den Beinen, es war anstrengend, und trotz meiner Sorge, dass sie sich sowieso gleich wieder prügeln werden, und das vermutlich auf dem Bett, auf uns, zwischen uns, auf unseren Köpfen, Händen und sonstigen Extremitäten, die vorwitzig und unachtsam unter der Bettdecke hervorlugen, schlafe ich doch relativ zügig ein.
Der Projektionswecker verrät mir, dass es halb 3 ist, als ich feststelle, dass es mir ungewohnt schwerfällt, sich auf der Suche nach einer neuen, komfortableren Schlaf-Position auf die andere Seite zu drehen.
Das liegt vor allem daran, dass meine Bettdecke von beiden Seiten beschwert ist. Links von mir, in Brusthöhe, liegt Lilly. Rechts von mir, im Bereich der Unterschenkel, liegt Mimi. So wollt‘ ich’s ja haben. Beide haben sich eng angekuschelt und beide schlafen bombenfest. Es wird halb 5, egal. Nix passiert, das ganze Kämpfen hat sie ausgelaugt. Erst als meine Frau gegen 7 in’s Bad geht, erwachen beide, folgen ihr und laufen, als sie zurück in’s Bett kommt, nach unten. Ich höre ein Fauchen, Knurren und Herum-Galoppieren, beschließe, dass mir das um diese Uhrzeit scheißegal ist und schlafe postwendend wieder ein.
Nach vielen vergeblichen Versuchen, auch nur ein elementares Grundverständnis für das Verhalten unserer Mädels aufzubringen, habe ich es längst aufgegeben, auch nur darüber nachzudenken. Jedes Mal, wenn ich denke, das ist jetzt nicht zu toppen, geht’s sowieso noch ein wenig abstruser.
Gruß, und schönes Wochenende, der Sepp