Tag 78 – Shop till you drop
Moin!
Ich erhöhe meine Bücherbestellung um vier weitere Exemplare !
Ich erhöhe um weitere 5 Bücher
Das Statistische Bundesamt hat in dieser Woche neue Kennzahlen bekanntgegeben. Demzufolge verfügt nun fast jeder bundesdeutsche Haushalt über einen Internetzugang, und auch die Anzahl der mobilen Internet-Nutzer ist im letzte Jahr rapide gestiegen auf 83, oder 85 oder 87 und ein paar und dann noch einige, glaube ich, bitteschön.
Im Verlauf des gestrigen Sonntags haben uns der Tiger und der Jaguar dann so langsam doch verziehen, dass wir sie am Samstag so lange allein gelassen haben. Am späteren Vormittag kommt sogar Lilly wieder zu mir und legt sich so neben mich, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als sie zu kraulen, während sich Mimi geduldig und irgendwie genussvoll von Lara schnurrend durch’s Haus tragen lässt.
Überhaupt ist Lara die einzige, bei der es Mimi länger als 10 Sekunden auf dem Arm aushält, bei ihr scheint es ihr sogar zu gefallen, und Lara schleppt sie auch gern ständig mit sich herum. Selbst bei den Hausaufgaben liegt der Jaguar oft daneben. Vorher hat unsere Zweitkatze meiner Frau auf dem Sofa Gesellschaft geleistet und sich quer vor und halb auf die Zeitschrift gelegt, die sie eigentlich versucht hat, zu lesen, also herrscht hier Entspannung an allen Fronten. Wir sind erleichtert, das schlechte Gewissen lässt nach und verschwindet bald wie eine immer kleiner werdende Gewitterwolke hinter dem Horizont. Alles wieder im Lot, gut so, feine Katzen, brave Katzen, prima.
Allerdings bleiben sie misstrauisch. Als wir uns am Nachmittag anziehen, um ein paar Orte weiter zu fahren, wo die Geschäfte, dank der segensreichen Erfindung des einkaufsoffenen Sonntags, geöffnet haben, sitzen auf einmal beide mit weit aufgerissenen, schreckensstarren Augen nebeneinander im Flur und schauen sich ungläubig an, was da so vorgeht.
Nicht schon wieder, scheinen sie einstimmig zu sagen.
Nun könnte ich persönlich durchaus auf einkaufsoffene Sonntage, egal, wo, verzichten. Zumal es hier um eine kleine Kreisstadt geht, da ist es Donnerstag mittags schon langweilig, was soll da am Sonntag anders sein? Und mit dem, was ich einkaufen möchte, kann ich mich doch problemlos die Woche über im lokalen Einzelhandel beschäftigen, dafür muss ich auch keinen Sonntag opfern. Meine Frau sieht das, ähnlich, wie vermutlich der gesamte Rest der hier ansässigen Landbevölkerung, ganz anders. Sie kann sich den gleichen Kochtopf auch gerne dreimal ansehen, wobei der Nutzen davon indes mir komplett verborgen bleibt.
Jegliche Diskussion darüber scheitert daher im Ansatz, es muss einfach sein, außerdem brauchen wir für das Abendessen noch einige Zutaten und überhaupt, nur am Strand spazieren zu gehen ist auch keineswegs erfüllend. Also finden wir uns, eine halbe Stunde später, umgeben von mehreren tausend Gleichgesinnten in einem Ortskern wieder, der mit der Hälfte der gleichzeitig Anwesenden schon hinlänglich überfüllt gewesen wäre und der aus exakt den gleichen Läden besteht, wie alle Innenstädte überall in Deutschland heutzutage. Nur die Reihenfolge variiert.
Ok, es gibt auch einen Rossmann, da gehe ich gerne mal kurz hin, die haben halbwegs große Tüten zur Selbstbedienung an der Kasse hängen, also sollten wir dort etwas kaufen, damit ich eine Handvoll davon klauen kann, als Schietbüdel für unsere Katzen. Rossmann und Famila, das sind meine Favoriten, tütentechnisch, wobei, bei Rossmann hängen die in so Bündeln oben zusammen, wenn man da so einen ganzen Batzen erwischt, das lohnt sich. Die Wahl fällt also auf Zahncreme, nicht, dass wir keine mehr hätten, aber wo wir schon mal da sind… Was Größeres ginge ja auch wieder nicht, muss ja schließlich in die kleinen Tüten passen, damit der Griff dorthin gerechtfertigt ist...
Und so geht es dann weiter. Ich sehe absolut nichts Besonderes, überall der gleiche Krempel wie unter der Woche auch, und was die unglaubliche Masse an Menschen nun dazu treibt, dies unbedingt am Sonntag besichtigen zu müssen, werde ich nie verstehen. Es gibt keine bahnbrechenden Neuentwicklungen und es gibt auch nichts umsonst. Trotzdem schleppt jeder irgendwelche Taschen und Beutel mit sich herum, und auch ich werde, so nach und nach, von Lara und meiner Frau mit diversen Einkaufstüten behängt.
Gott sei Dank beginnt es, der Zeitumstellung geschuldet, früh zu dämmern, und das scheint den Bann zu lösen, psychologische Sache, vermutlich, eventuell eine tiefsitzende Angst vor der Dunkelheit, wir beschließen, wieder heim zu fahren. Wurde auch Zeit. Ich mache mir schon Sorgen, wir waren immerhin 2 Stunden weg, wer weiß, wie die gerade versöhnten, zarten Katzenseelen nun darauf reagieren…
Daheim angekommen, erweist sich die Sorge als unbegründet, wir werden schon an der Tür freudig begrüßt, von beiden, das kommt auch nur selten vor. Abends sind sie freundlich, manchmal ein wenig kuschelig, sie haben offensichtlich keinen Schaden genommen, diesmal. Da ich Dienstag und Mittwoch Termine in Hamburg habe und dort auch übernachten werde, hoffe ich, dass sie mir das nicht übelnehmen werden, aber Lara und meine Frau sind ja da.
Als wir in’s Bett gehen, herrscht jedoch Desinteresse, keine Miez folgt.
Kurz, nachdem ich das Buch weggelegt habe und das Licht erloschen ist, hüpft dann doch wer auf die Decke neben mich. Beim Berühren des Fells stelle ich überrascht fest, dass es sich um den Jaguar handelt, der jetzt, wie selbstverständlich, des Tiger’s Platz an meiner Seite einnimmt, sich zusammenrollt und gemütlich ankuschelt. Wenn das mal gutgeht…
Morgens ist sie immer noch da, gleiche Stelle, unverändert. Lilly dagegen schaut kurz in’s Schlafzimmer und zieht sich sofort wieder zurück. Als ich schlaftrunken Lara wecken gehe, deren Ferien heute beendet sind und die wieder früh zur Schule muss, läuft Mimi mir nach in den Flur, nicht ahnend, dass sie an dessen Ecke bereits erwartet wird… Ohrfeige, Kreisch, du hast da nichts verloren, ich hab’s genau gesehen, Jagd durch’s Haus, warte, dir geb‘ ich’s, das ist mein Platz, ich wird‘ dich lehren… Und so weiter, das volle Programm, hatten wir so ausgiebig schon lange nicht mehr.
Nach dem Frühstück ist alles wieder in Ordnung, Mimi scheint verstanden zu haben, mal schauen, wer wo wann mit wem heute nacht schläft… Und warum…
Gruß, und einen schönen Start in die Woche, der Sepp