Sepp
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Tag 79 – Ein Jaguar mit langen Beinen
Moin!
Gestern Abend kam Mimi wieder zu mir. Das wird jetzt so langsam zur Selbstverständlichkeit für sie, ebenso wie ihre hartnäckigen Kuschelattacken mitten in der Nacht, die, im Gegensatz zu Lilly, bei der ich genau wusste, dass pünktlich um halb 5 bei ihr Bedürfnisse auftreten, immer zu völlig wechselnden Uhrzeiten stattfinden.
1:36 Uhr war es heute früh, und sie war diesmal nur sehr schwer zufrieden zu stellen, ich habe dafür jetzt Hornhaut an den Fingerspitzen. Darüber hinaus trägt sie ihr Anliegen mittlerweile mit einer solchen Vehemenz vor, dass, wie hier schon angeregt, an ein Kraulen im Halbschlaf, im Autopilot-Modus, überhaupt nicht zu denken ist. Sie widmet sich, wie gewohnt, zunächst meinen Ohren und gibt dann erst Ruhe mit den Pfoten, wenn ihr meine volle und uneingeschränkte Aufmerksamkeit zuteil wird, geschlossene Augen sind da ein no-go, das wird nicht akzeptiert, der soll sich schließlich schon ein bisschen Mühe geben, findet sie.
Außerdem besitzt der Jaguar die Eigenschaft, eine einmal gewählte Schlafposition nicht unbedingt beibehalten zu müssen, vielmehr werden im Lauf der Nacht so ziemlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die ein breites Bett mit darin liegendem Menschen zum Ankuscheln so bietet. Links am Bein, rechts an der Hüfte, gefolgt von rechter Oberkörperseite, von wo aus man prima, wenn man ganz langsam und bewusst über die Brust steigt, die linke Seite ebenfalls ausprobieren kann.
Dort bleibt man aber nur dann etwas länger, wenn sich der Zweibeiner im Gegenzug, nachdem man ihn überklettert hat, auch umdreht, sonst liegt man an seinem Rücken, das ist doof, dann besser wieder zu den Beinen, vielleicht mal dazwischen legen und mal sehen, wie’s von da aus weitergeht. Ein höchst unruhiger Geist und anstrengender Bettgenosse. Ich beginne, mich nach Lilly zu sehnen, aber die verweigert ja zur Zeit komplett.
Mir ist überhaupt völlig unverständlich, warum die beiden immer nur Nachts derart liebesbedürftig sind. Und warum immer ich das Opfer bin, meine Frau liegt immerhin keinen Meter weit entfernt, aber sie wird komplett verschont.
Keine der Katzen war je tagsüber so versessen darauf, von einem von uns gekrault zu werden oder hat derart intensiven Körperkontakt mit uns gesucht. Nachts dagegen sind sie wie ausgewechselt, beide. Obwohl, warum sollte jetzt plötzlich irgendetwas, was sie tun, logisch nachvollziehbar sein. War‘s nie, ist‘s nicht und wird’s vermutlich auch nicht werden.
Lilly taucht jetzt immer erst morgens auf und schaut in’s Schlafzimmer, und was sie dort sieht, scheint ihr gar nicht zu gefallen. Ich weiß zwar nicht, ob es damit zusammenhängt, dass die Kollegin sich nun offensichtlich dauerhaft auf Lilly’s Platz bei mir im Bett gemogelt hat, aber im Moment ist es wieder ein wenig angespannt zwischen den beiden, Lilly lauert der Kollegin auf, wo es nur geht, und jagt sie dann treppauf und treppab.
Das beginnt exakt nach dem Aufstehen, in dem Moment, wo Mimi das Schlafzimmer verlässt. Ich bin, übrigens, daneben nun auch in Ungnade gefallen, Lilly mag von mir absolut nicht gestreichelt werden, vermutlich Eifersucht. Wir kollaborieren in ihren Augen, Mimi und ich, aber was soll ich machen, ich kann doch den Jaguar abends nicht aus dem Bett schubsen, und wenn Lilly von sich aus eh‘ nicht kommt…
Beide im Bett, hatten wir ja schon, tief durchschlafend, was war das Klasse, das ist das höhere Ziel, darauf sollten wir hinarbeiten, nur, wie krieg' ich Lilly dazu, sich wieder friedlich zu uns zu gesellen? Keinen Stress zu machen mit der Gefährtin? Mit mir? So viele Fragen, so wenige Antworten.
Gott sei Dank lässt Mimi sich längst nicht mehr alles gefallen. Saß sie früher, wenn Lilly ihr beim Toilettengang aufgelauert hat, ängstlich im Katzenklo und hat nur Flucht im Sinn gehabt, wenn Lilly dann plötzlich angeschossen kam, so sitzt sie heute ganz lässig da, und lässt entspannt die Pfote kreiseln.
Das sieht aus wie bei einem Boxer, der sich, allerdings nur einseitig, warmmacht, immer nur eine Pfote, die aber erhoben und in schneller Folge, meist in der Luft, Schläge ausführend. Die Bewegung genügt, um Lilly, bereits ohne, dass sie einen Treffer kassiert hätte, nachhaltig auszubremsen. Sie zieht daraufhin wieder ab, griesgrämig, Mist, wieder nix, sie hat begriffen, endlich, die hat halt eindeutig die längeren Arme und somit die bessere Reichweite…
Überhaupt, Mimis Gliedmaßen sind Fluch und Segen zugleich. Als sie bei uns ankam, war sie spindeldürr, mit elend langen Beinen. Man hatte, wenn sie sich bewegt hat, immer den Eindruck, sie wisse gar nicht so recht damit umzugehen. Mittlerweile hat sie eine wirklich schöne Figur bekommen, wohlproportioniert, aber immer noch schlank und die Beine sind auch immer noch lang. Sie sieht besser aus, finden wir, besser umgehen mit den Haxen jedoch kann sie nach wie vor nicht wirklich.
Gestern, nach dem Mittagessen, Lilly döst auf ihrer Decke, während es sich Mimi auf ihrem Lieblingsstuhl bequem gemacht hat. Aus den Augenwinkeln sehe ich irgendwann, dass der Jaguar zu erwachen beginnt. Da Mimi immer irgendwie zusammengefaltet schläft, wenn sie auf diesem Stuhl liegt, streckt sie ihre Beine dann zum Recken auch jeweils in unterschiedliche Richtungen aus, wie es gerade passt.
Gestern waren es drei, die gleichzeitig während des Dösens nach vorne und unten hingen, und in diese Richtung werden sie beim Aufwachen nun natürlich auch ausgestreckt. Das ergibt, nach den Grundregeln der Physik mit dem Schwerpunkt Hebelwirkung, ein Un-Gleichgewicht, welches dazu führt, dass das Tier, noch völlig schlaftrunken, in Richtung Laminatboden rutscht. Der Fachbereich wechselt schlagartig von Hebelwirkung zu Schwerkraft und Mimi plumpst ungraziös auf den Boden, es scheppert so laut, dass sogar Lilly aus ihrem Schlummer gerissen wird und erschrocken schaut, was da los ist.
Mimi schaut, ebenfalls erschrocken, fast verlegen in die Runde. Hat das etwa jemand gesehen?
Abends das gleiche Spiel, der Jaguar auf dem Sofa neben meiner Frau, Leder, rutschig, hätte man vielleicht bei der Wahl der Schlafposition bedenken sollen. Hat man aber nicht, ihr Rücken zeigt nach vorn zur Sitzkante, die Beine zur Rückenlehne. Aufwachen, Recken, es kommt, wie es kommen muss: Die nun durchgestreckten Beine stossen an die Lehne und schieben den Körper über die Kante, Hebelwirkung, Schwerkraft, plumps.
Und der Blick daraufhin ist ebenfalls der Gleiche, erschrocken, war was? Ich geh‘ dann mal. Ich bin sicher, sie würde unschuldig pfeifen, wenn sie könnte.
Ob sie das mit der Physik wohl mal lernt? Bei Lara klappt's doch auch, war immerhin 'ne Zwei im letzten Zeugnis.
Gruß, der Sepp
Moin!
Gestern Abend kam Mimi wieder zu mir. Das wird jetzt so langsam zur Selbstverständlichkeit für sie, ebenso wie ihre hartnäckigen Kuschelattacken mitten in der Nacht, die, im Gegensatz zu Lilly, bei der ich genau wusste, dass pünktlich um halb 5 bei ihr Bedürfnisse auftreten, immer zu völlig wechselnden Uhrzeiten stattfinden.
1:36 Uhr war es heute früh, und sie war diesmal nur sehr schwer zufrieden zu stellen, ich habe dafür jetzt Hornhaut an den Fingerspitzen. Darüber hinaus trägt sie ihr Anliegen mittlerweile mit einer solchen Vehemenz vor, dass, wie hier schon angeregt, an ein Kraulen im Halbschlaf, im Autopilot-Modus, überhaupt nicht zu denken ist. Sie widmet sich, wie gewohnt, zunächst meinen Ohren und gibt dann erst Ruhe mit den Pfoten, wenn ihr meine volle und uneingeschränkte Aufmerksamkeit zuteil wird, geschlossene Augen sind da ein no-go, das wird nicht akzeptiert, der soll sich schließlich schon ein bisschen Mühe geben, findet sie.
Außerdem besitzt der Jaguar die Eigenschaft, eine einmal gewählte Schlafposition nicht unbedingt beibehalten zu müssen, vielmehr werden im Lauf der Nacht so ziemlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die ein breites Bett mit darin liegendem Menschen zum Ankuscheln so bietet. Links am Bein, rechts an der Hüfte, gefolgt von rechter Oberkörperseite, von wo aus man prima, wenn man ganz langsam und bewusst über die Brust steigt, die linke Seite ebenfalls ausprobieren kann.
Dort bleibt man aber nur dann etwas länger, wenn sich der Zweibeiner im Gegenzug, nachdem man ihn überklettert hat, auch umdreht, sonst liegt man an seinem Rücken, das ist doof, dann besser wieder zu den Beinen, vielleicht mal dazwischen legen und mal sehen, wie’s von da aus weitergeht. Ein höchst unruhiger Geist und anstrengender Bettgenosse. Ich beginne, mich nach Lilly zu sehnen, aber die verweigert ja zur Zeit komplett.
Mir ist überhaupt völlig unverständlich, warum die beiden immer nur Nachts derart liebesbedürftig sind. Und warum immer ich das Opfer bin, meine Frau liegt immerhin keinen Meter weit entfernt, aber sie wird komplett verschont.
Keine der Katzen war je tagsüber so versessen darauf, von einem von uns gekrault zu werden oder hat derart intensiven Körperkontakt mit uns gesucht. Nachts dagegen sind sie wie ausgewechselt, beide. Obwohl, warum sollte jetzt plötzlich irgendetwas, was sie tun, logisch nachvollziehbar sein. War‘s nie, ist‘s nicht und wird’s vermutlich auch nicht werden.
Lilly taucht jetzt immer erst morgens auf und schaut in’s Schlafzimmer, und was sie dort sieht, scheint ihr gar nicht zu gefallen. Ich weiß zwar nicht, ob es damit zusammenhängt, dass die Kollegin sich nun offensichtlich dauerhaft auf Lilly’s Platz bei mir im Bett gemogelt hat, aber im Moment ist es wieder ein wenig angespannt zwischen den beiden, Lilly lauert der Kollegin auf, wo es nur geht, und jagt sie dann treppauf und treppab.
Das beginnt exakt nach dem Aufstehen, in dem Moment, wo Mimi das Schlafzimmer verlässt. Ich bin, übrigens, daneben nun auch in Ungnade gefallen, Lilly mag von mir absolut nicht gestreichelt werden, vermutlich Eifersucht. Wir kollaborieren in ihren Augen, Mimi und ich, aber was soll ich machen, ich kann doch den Jaguar abends nicht aus dem Bett schubsen, und wenn Lilly von sich aus eh‘ nicht kommt…
Beide im Bett, hatten wir ja schon, tief durchschlafend, was war das Klasse, das ist das höhere Ziel, darauf sollten wir hinarbeiten, nur, wie krieg' ich Lilly dazu, sich wieder friedlich zu uns zu gesellen? Keinen Stress zu machen mit der Gefährtin? Mit mir? So viele Fragen, so wenige Antworten.
Gott sei Dank lässt Mimi sich längst nicht mehr alles gefallen. Saß sie früher, wenn Lilly ihr beim Toilettengang aufgelauert hat, ängstlich im Katzenklo und hat nur Flucht im Sinn gehabt, wenn Lilly dann plötzlich angeschossen kam, so sitzt sie heute ganz lässig da, und lässt entspannt die Pfote kreiseln.
Das sieht aus wie bei einem Boxer, der sich, allerdings nur einseitig, warmmacht, immer nur eine Pfote, die aber erhoben und in schneller Folge, meist in der Luft, Schläge ausführend. Die Bewegung genügt, um Lilly, bereits ohne, dass sie einen Treffer kassiert hätte, nachhaltig auszubremsen. Sie zieht daraufhin wieder ab, griesgrämig, Mist, wieder nix, sie hat begriffen, endlich, die hat halt eindeutig die längeren Arme und somit die bessere Reichweite…
Überhaupt, Mimis Gliedmaßen sind Fluch und Segen zugleich. Als sie bei uns ankam, war sie spindeldürr, mit elend langen Beinen. Man hatte, wenn sie sich bewegt hat, immer den Eindruck, sie wisse gar nicht so recht damit umzugehen. Mittlerweile hat sie eine wirklich schöne Figur bekommen, wohlproportioniert, aber immer noch schlank und die Beine sind auch immer noch lang. Sie sieht besser aus, finden wir, besser umgehen mit den Haxen jedoch kann sie nach wie vor nicht wirklich.
Gestern, nach dem Mittagessen, Lilly döst auf ihrer Decke, während es sich Mimi auf ihrem Lieblingsstuhl bequem gemacht hat. Aus den Augenwinkeln sehe ich irgendwann, dass der Jaguar zu erwachen beginnt. Da Mimi immer irgendwie zusammengefaltet schläft, wenn sie auf diesem Stuhl liegt, streckt sie ihre Beine dann zum Recken auch jeweils in unterschiedliche Richtungen aus, wie es gerade passt.
Gestern waren es drei, die gleichzeitig während des Dösens nach vorne und unten hingen, und in diese Richtung werden sie beim Aufwachen nun natürlich auch ausgestreckt. Das ergibt, nach den Grundregeln der Physik mit dem Schwerpunkt Hebelwirkung, ein Un-Gleichgewicht, welches dazu führt, dass das Tier, noch völlig schlaftrunken, in Richtung Laminatboden rutscht. Der Fachbereich wechselt schlagartig von Hebelwirkung zu Schwerkraft und Mimi plumpst ungraziös auf den Boden, es scheppert so laut, dass sogar Lilly aus ihrem Schlummer gerissen wird und erschrocken schaut, was da los ist.
Mimi schaut, ebenfalls erschrocken, fast verlegen in die Runde. Hat das etwa jemand gesehen?
Abends das gleiche Spiel, der Jaguar auf dem Sofa neben meiner Frau, Leder, rutschig, hätte man vielleicht bei der Wahl der Schlafposition bedenken sollen. Hat man aber nicht, ihr Rücken zeigt nach vorn zur Sitzkante, die Beine zur Rückenlehne. Aufwachen, Recken, es kommt, wie es kommen muss: Die nun durchgestreckten Beine stossen an die Lehne und schieben den Körper über die Kante, Hebelwirkung, Schwerkraft, plumps.
Und der Blick daraufhin ist ebenfalls der Gleiche, erschrocken, war was? Ich geh‘ dann mal. Ich bin sicher, sie würde unschuldig pfeifen, wenn sie könnte.
Ob sie das mit der Physik wohl mal lernt? Bei Lara klappt's doch auch, war immerhin 'ne Zwei im letzten Zeugnis.
Gruß, der Sepp