Sepp
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Tag 84 – Kratz-Katz
Moin!
Die Wärmeperiode in Niedersachsen hält an. Gestern wurde die höchste Temperatur im November seit Beginn der Wetteraufzeichnung gemessen, sie betrug 97, oder 99 oder 101 und ein paar und dann noch einige, glaube ich, bitteschön. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass in einigen Orten gestern sogar die 100er-Marke überschritten wurde, was, durch einen Meßfehler verursacht, fälschlicherweise bereits vor einigen Tagen angegeben wurde.
Die Übernachtungs-Frage scheint sich mittlerweile dauerhaft eingependelt zu haben. Lilly schläft jetzt jeden Abend auf ihrem Schrank, den sie nun auch für Gute-Nacht-Leckerlies kaum verlässt, Mimi dagegen bei mir im Bett. Morgens kommt der Tiger dann zum Schauen, lässt sich kurz kraulen, ohne aber in’s Bett zu hüpfen, wie sie es früher getan hat, weil dort ja die Gefährtin hockt, und zieht dann einigermaßen griesgrämig wieder von dannen und wartet in der Küche auf’s nahende Frühstück.
Ihr Verhältnis zu Mimi ist nach wie vor ein bisschen angespannt, zu mir dafür zum Glück weniger, sie liegt nun wieder gerne neben mir zum Gestreichelt-Werden und eben ist etwas ganz Neues passiert, etwas Unerhörtes: Ich habe ihr Bäuchlein zum Kraulen hingedreht bekommen. Das hat sie noch nie gemacht, wenn man sich sonst dieser Region berührungstechnisch widmen wollte, hat sie das stets mit den Hinterbeinen abgewehrt, und lustigerweise hatte Mimi gestern, vor’m Einschlafen, genau dieselben Anwandlungen. Ich bin entzückt, so ein Katzenbauch ist herrlich flauschig, bislang waren beide sehr sparsam mit derartigen Vertrauensbeweisen, und jetzt gleich zweimal. Sehr entspannend für alle Beteiligten.
An der Kratz-Front von sich abzeichnender Entspannung zu sprechen, wäre allerdings zu weit gegriffen. Zunächst haben wir versucht, Mimi mit der Wasserpistole beizubringen, dass sie die Stühle und den Flurteppich in Ruhe lassen soll, aber wie das so ist… Wir hatten das Ding lange Zeit nicht verwendet, und so steht es in den Momenten, wo seine Benutzung sinnvoll erscheint, genau exakt dort, wo man nicht in der Nähe ist, bestenfalls gerade so eben außerhalb der Reichweite.
Wir sind lernfähig und holen, nach einigen verpassten Gelegenheiten, das Schießeisen zu uns, nur, um bei seinem nächsten Einsatz festzustellen, dass sich der Inhalt irgendwie verflüchtigt hat, sie ist leer, muss verdunstet sein oder sonst wo hingeflossen. Während das Ding neu befüllt wird, kratzt Mimi, auf ihrem Lieblingsstuhl sitzend, fröhlich und unbeirrt an diesem weiter.
Auch das einfache Herunterheben, gepaart mit dem obligatorischen „Nein“, scheint ihr viel Spaß zu bereiten. Wir setzen sie dann auf das extra für sie angeschaffte Kratzbrett, mit Katzenminze gewürzt, und sie hat inzwischen gelernt, wie man von dort mit nur einem Satz direkt wieder auf einen Stuhl springen kann. Zum Weiterkratzen. Geschickt. Meine Frau kommt just in dem Moment mit der nun wieder geladenen Pistole aus der Küche und schießt geistesgegenwärtig, gleich aus der Hüfte, die Stadt ist zu klein für uns beide, Django lässt grüßen.
So weit, so gut, super Auftritt, leider ist ihre Erfahrung, was Schusswaffen angeht, offensichtlich eher mager, und die erste Ladung trifft mein Bein. Auch bei den nächsten Schüssen ist die Streuung beachtlich, der Stuhl, der vor dem Kratzen geschützt werden sollte, ist nun zunächst gerettet, aber dafür, samt des Bodenbelags darunter, geduscht. Ich beginne, mir Sorgen um unsere Stereoanlage zu machen, vermutlich verträgt die kein Wasser, sie steht immerhin grob in der gleichen Richtung im Schrank, bei den Schiesskünsten besteht dringende Gefahr…
Mimi hat, zum Glück, zumindest auch ein paar Tropfen abbekommen und trollt sich daraufhin umgehend in den Flur, um dort den Teppich weiter zu bearbeiten.
Jetzt langt’s, wir fahren am Wochenende zum Teppichmarkt. Dort, eigentlich auf der Suche nach einem Sisal-Bodenbelag zum Zweckentfremden, haben wir eine simple Bodenfliese gefunden, irgendein Faser-Verbund-Zeug, woran der Jaguar tatsächlich viel Spaß zu haben scheint. Wir haben sie direkt auf den Flurteppich gelegt, die Miez darauf gesetzt und ich habe ihr mit meinen Fingern demonstriert, was man damit Schönes machen kann.
Offensichtlich hat das gefruchtet, Mimi kratzt begeistert darauf herum, war auch zum passenden Zeitpunkt, die Stuhlhussen sind jetzt soweit, dass sie rechtmäßig für tot erklärt werden könnten, und der schwedische Lieblingsteppich meiner Frau im Flur ist zumindest auf dem besten Weg dahin. Auf der gummierten Unterseite schauen nun bald genau so viele Flusen durch, wie auf der Oberseite, wo sie eigentlich hingehören.
Vor einigen Tagen übrigens, abends, im Fernsehen, war zu erfahren, dass in Deutschland zwischenzeitlich rund jedes dritte Kind in einem Ikea-Bett gezeugt wird. Das an sich ist informativ und lehrreich, es ist immer gut, solche Dinge zu erfahren, da kann man hin und wieder derart interessante Fakten in ansonsten belanglose Gespräche zur Auflockerung einstreuen. Leider sagt die Statistik überhaupt nichts über das Verhältnis von Katzen zu schwedischen Teppichen aus, da hätte ich aber gern mehr darüber gewusst, bedauerlicherweise scheint es hierzu aber keine verlässlichen Zahlen zu geben. Oder das Thema ist für das deutsche Fernsehen vielleicht längst nicht so interessant, wie die Frage, wo die meisten Kinder gezeugt werden…
Jetzt plagt uns jedenfalls nur das Problem, wie wir Lilly von der Teppichfliese fernhalten sollen. Kaum ist Mimi von dort, nun müde gekratzt, weitergezogen, liegt Lilly auf dem Ding, flächendeckend. „Nein“, super Idee. Fast so gut wie „runterda“ und „wechjetzt“. Und genauso erfolgreich, nämlich gar nicht. Neinlilly lässt sich nicht beeindrucken und bleibt liegen, statisch und wie angeklebt. Es ist neu, es ist ihr’s, fertig.
Neinmimi derweil sitzt auf der Treppe und beäugt die Kollegin argwöhnisch. Sie würde gerne kratzen, jetzt. Die soll da weg. Sie belauern sich. Irgendwann wird’s uns zu blöd, dann lass‘ sie sich halt gegenseitig anstarren, bis sie schielen, Lilly kann ja nun nicht ewig dort liegen.
Etwas später hören wir Mimi, im Wohnzimmer, genüsslich kratzend auf dem Stuhl.
Lilly dagegen hören wir nicht. Die atmet ruhig und gleichmäßig, sie ist eingeschlafen, gemütlich eingerollt, genau mittig auf der neuen Bodenfliese, nur der Schwanz ragt keck ein wenig darüber hinaus.
„Mach was“, sagt meine Frau. Wen sie wohl meint?
Gruß, der Sepp
Moin!
Ach ja... hier bitte auch zwei Exemplare.
Die Wärmeperiode in Niedersachsen hält an. Gestern wurde die höchste Temperatur im November seit Beginn der Wetteraufzeichnung gemessen, sie betrug 97, oder 99 oder 101 und ein paar und dann noch einige, glaube ich, bitteschön. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass in einigen Orten gestern sogar die 100er-Marke überschritten wurde, was, durch einen Meßfehler verursacht, fälschlicherweise bereits vor einigen Tagen angegeben wurde.
Die Übernachtungs-Frage scheint sich mittlerweile dauerhaft eingependelt zu haben. Lilly schläft jetzt jeden Abend auf ihrem Schrank, den sie nun auch für Gute-Nacht-Leckerlies kaum verlässt, Mimi dagegen bei mir im Bett. Morgens kommt der Tiger dann zum Schauen, lässt sich kurz kraulen, ohne aber in’s Bett zu hüpfen, wie sie es früher getan hat, weil dort ja die Gefährtin hockt, und zieht dann einigermaßen griesgrämig wieder von dannen und wartet in der Küche auf’s nahende Frühstück.
Ihr Verhältnis zu Mimi ist nach wie vor ein bisschen angespannt, zu mir dafür zum Glück weniger, sie liegt nun wieder gerne neben mir zum Gestreichelt-Werden und eben ist etwas ganz Neues passiert, etwas Unerhörtes: Ich habe ihr Bäuchlein zum Kraulen hingedreht bekommen. Das hat sie noch nie gemacht, wenn man sich sonst dieser Region berührungstechnisch widmen wollte, hat sie das stets mit den Hinterbeinen abgewehrt, und lustigerweise hatte Mimi gestern, vor’m Einschlafen, genau dieselben Anwandlungen. Ich bin entzückt, so ein Katzenbauch ist herrlich flauschig, bislang waren beide sehr sparsam mit derartigen Vertrauensbeweisen, und jetzt gleich zweimal. Sehr entspannend für alle Beteiligten.
An der Kratz-Front von sich abzeichnender Entspannung zu sprechen, wäre allerdings zu weit gegriffen. Zunächst haben wir versucht, Mimi mit der Wasserpistole beizubringen, dass sie die Stühle und den Flurteppich in Ruhe lassen soll, aber wie das so ist… Wir hatten das Ding lange Zeit nicht verwendet, und so steht es in den Momenten, wo seine Benutzung sinnvoll erscheint, genau exakt dort, wo man nicht in der Nähe ist, bestenfalls gerade so eben außerhalb der Reichweite.
Wir sind lernfähig und holen, nach einigen verpassten Gelegenheiten, das Schießeisen zu uns, nur, um bei seinem nächsten Einsatz festzustellen, dass sich der Inhalt irgendwie verflüchtigt hat, sie ist leer, muss verdunstet sein oder sonst wo hingeflossen. Während das Ding neu befüllt wird, kratzt Mimi, auf ihrem Lieblingsstuhl sitzend, fröhlich und unbeirrt an diesem weiter.
Auch das einfache Herunterheben, gepaart mit dem obligatorischen „Nein“, scheint ihr viel Spaß zu bereiten. Wir setzen sie dann auf das extra für sie angeschaffte Kratzbrett, mit Katzenminze gewürzt, und sie hat inzwischen gelernt, wie man von dort mit nur einem Satz direkt wieder auf einen Stuhl springen kann. Zum Weiterkratzen. Geschickt. Meine Frau kommt just in dem Moment mit der nun wieder geladenen Pistole aus der Küche und schießt geistesgegenwärtig, gleich aus der Hüfte, die Stadt ist zu klein für uns beide, Django lässt grüßen.
So weit, so gut, super Auftritt, leider ist ihre Erfahrung, was Schusswaffen angeht, offensichtlich eher mager, und die erste Ladung trifft mein Bein. Auch bei den nächsten Schüssen ist die Streuung beachtlich, der Stuhl, der vor dem Kratzen geschützt werden sollte, ist nun zunächst gerettet, aber dafür, samt des Bodenbelags darunter, geduscht. Ich beginne, mir Sorgen um unsere Stereoanlage zu machen, vermutlich verträgt die kein Wasser, sie steht immerhin grob in der gleichen Richtung im Schrank, bei den Schiesskünsten besteht dringende Gefahr…
Mimi hat, zum Glück, zumindest auch ein paar Tropfen abbekommen und trollt sich daraufhin umgehend in den Flur, um dort den Teppich weiter zu bearbeiten.
Jetzt langt’s, wir fahren am Wochenende zum Teppichmarkt. Dort, eigentlich auf der Suche nach einem Sisal-Bodenbelag zum Zweckentfremden, haben wir eine simple Bodenfliese gefunden, irgendein Faser-Verbund-Zeug, woran der Jaguar tatsächlich viel Spaß zu haben scheint. Wir haben sie direkt auf den Flurteppich gelegt, die Miez darauf gesetzt und ich habe ihr mit meinen Fingern demonstriert, was man damit Schönes machen kann.
Offensichtlich hat das gefruchtet, Mimi kratzt begeistert darauf herum, war auch zum passenden Zeitpunkt, die Stuhlhussen sind jetzt soweit, dass sie rechtmäßig für tot erklärt werden könnten, und der schwedische Lieblingsteppich meiner Frau im Flur ist zumindest auf dem besten Weg dahin. Auf der gummierten Unterseite schauen nun bald genau so viele Flusen durch, wie auf der Oberseite, wo sie eigentlich hingehören.
Vor einigen Tagen übrigens, abends, im Fernsehen, war zu erfahren, dass in Deutschland zwischenzeitlich rund jedes dritte Kind in einem Ikea-Bett gezeugt wird. Das an sich ist informativ und lehrreich, es ist immer gut, solche Dinge zu erfahren, da kann man hin und wieder derart interessante Fakten in ansonsten belanglose Gespräche zur Auflockerung einstreuen. Leider sagt die Statistik überhaupt nichts über das Verhältnis von Katzen zu schwedischen Teppichen aus, da hätte ich aber gern mehr darüber gewusst, bedauerlicherweise scheint es hierzu aber keine verlässlichen Zahlen zu geben. Oder das Thema ist für das deutsche Fernsehen vielleicht längst nicht so interessant, wie die Frage, wo die meisten Kinder gezeugt werden…
Jetzt plagt uns jedenfalls nur das Problem, wie wir Lilly von der Teppichfliese fernhalten sollen. Kaum ist Mimi von dort, nun müde gekratzt, weitergezogen, liegt Lilly auf dem Ding, flächendeckend. „Nein“, super Idee. Fast so gut wie „runterda“ und „wechjetzt“. Und genauso erfolgreich, nämlich gar nicht. Neinlilly lässt sich nicht beeindrucken und bleibt liegen, statisch und wie angeklebt. Es ist neu, es ist ihr’s, fertig.
Neinmimi derweil sitzt auf der Treppe und beäugt die Kollegin argwöhnisch. Sie würde gerne kratzen, jetzt. Die soll da weg. Sie belauern sich. Irgendwann wird’s uns zu blöd, dann lass‘ sie sich halt gegenseitig anstarren, bis sie schielen, Lilly kann ja nun nicht ewig dort liegen.
Etwas später hören wir Mimi, im Wohnzimmer, genüsslich kratzend auf dem Stuhl.
Lilly dagegen hören wir nicht. Die atmet ruhig und gleichmäßig, sie ist eingeschlafen, gemütlich eingerollt, genau mittig auf der neuen Bodenfliese, nur der Schwanz ragt keck ein wenig darüber hinaus.
„Mach was“, sagt meine Frau. Wen sie wohl meint?
Gruß, der Sepp