Es ist doch wirklich erstaunlich, dass Argumente hier stets überlesen werden und Nachfragen prinzipiell nicht beantwortet werden. Ich versuche es trotzdem noch mal mit Argumenten:
Ihr seid doch alle für Kastration. Nun, warum seid Ihr das? Weil Ihr wisst, wie sich die Katzenpopulation potenziert, wenn nicht kastriert wird. So anders ist dieses Virus doch auch gar nicht mal. Wird nicht eingegriffen, liegt die Reproduktionszahl schnell über 1 (sie lag in manchen Ländern weit über 1) und in Folge dessen wird es immer mehr Erkrankte geben, um die das Land sich kümmern muss, und die als Arbeitskraft wegfallen. Da fehlten dann Ärzte und Schwestern, Verkäufer und Polizisten und all die weiteren wichtigen und vielleicht auch unwichtigen Berufsgruppen, weil sie erkrankt sind. Nicht jeder würde Beatmung brauchen, aber sie wären dennoch erkrankt. Und sie wären nicht umsorgt, weil es nicht mehr genügend Gesunde gibt - weil die Reproduktionsrate halt schlicht zu schnell ist, als dass die Jungen, Starken, Widerstandsfähigen schon wieder gesund wären.
Nun haben wir aber gegen das Virus aktuell keine Kastration; es gibt keine Impfung bislang, es gibt keine gesichert wirksamen Medikamente bislang. Gäbe es also nun für Katzen keine Kastration, dann würdet Ihr aber doch trotzdem die ungehemmte Vermehrung eindämmen wollen? Und wäre es da nicht vielleicht sinnvoll, eine rollige Katze ein paar Tage einzusperren? Wäre das tatsächlich so unethisch?
Der Vergleich hinkt, ich weiß. Denn zum einen ist die Katzenpopulation unkastriert erst am Ende, wenn keine Nahrung mehr zu finden ist, während aber der Virus irgendwann jeden einmal erwischt hat, zum anderen wurden wir auch nicht eingesperrt, sondern nur dazu aufgerufen, uns bedacht und der Situation angepasst zu verhalten.
Aber dennoch kann ich mir vorstellen, wie unsere Welt ausgesehen hätte, hätte es keine Bemühungen gegeben, die ungehemmte Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Und wie ein überfordertes Gesundheitssystem ausschaut, haben wir in Ansätzen gesehen - das möchte ich nicht haben.
Es ist auch müßig, dieses Coronavirus immer wieder mit der Grippe zu vergleichen. Bei der Grippe gibt es die Kastration - äh, sorry, die Impfung. Ein Großteil der Deutschen ist geimpft und wird darum weder krank noch zum Verbreiter der Viren. Trotzdem sterben jährlich an der Grippe noch Menschen. Wie viel mehr wären nun an Corona verstorben, wo es doch keinen Prozentsatz geimpfter Menschen gibt? Wäre das in der Tat zu vertreten?
Es sterben viele ältere Menschen; es sterben viele Menschen mit Vorerkrankungen. Es sterben auch Menschen außerhalb dieser Risikogruppen, aber im Verhältnis sind das sehr viel weniger. Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich dann höre: "Die wären ja sowieso gestorben. Ist es nun wirklich schlimm, dass das 6 Monate früher geschah?" Weil ich in der Tat diese 6 Monate früher schlimm finde, lässt mich diese Aussage erschauern. Und wohlgemerkt, die kommt von Menschen, die ihren Haustieren sämtliche Sorge angedeihen lassen, auf dass diese noch ein paar Monate mehr haben mögen; und sie kommt von Menschen, die möchten, dass ihre Katze denn wenn sie gehen muss, nicht derart leidet. Ich bleibe dabei: Ersticken ist wohl so ziemlich der schlimmste Tod, den man sich vorstellen kann. Und den möchte ich nicht in Kauf nehmen für Menschen, die ihn nicht hätten erleiden müssen. Ich möchte nicht, dass meine Mutter erstickt. Ich möchte auch nicht, dass meine Mutter 6 Monate früher stirbt, als dies ohne Covid-19 der Fall gewesen wäre. Ich hänge an ihr.
Es ist auch müßig, andere Epidemien, die in der Menschheitsgeschichte auftraten mit der zu vergleichen, die uns nun heimsucht, weil die Welt eine andere geworden ist seitdem. Es gibt wesentlich mehr Menschen auf der Welt, es gibt wesentlich größere Ballungsräume, wesentlich engere Kontakte, es gibt das freizügige Reisen. Es ist nicht vergleichbar, weil die Grundvoraussetzungen andere sind.
@Starfairy: Ich kann derzeit nicht beurteilen, ob die Regierung in der Tat versäumte, Studien zur Gefährlichkeit des Virus in Auftrag zu geben, weil ich schlicht nicht weiß, was in Auftrag gegeben wurde. Ich könnte aktuell nur zu bedenken geben, dass das Virus offensichtlich gefährlich ist, da es scheinbar sehr unterschiedliche verheerende Folgen im Körper anrichtet. Diese Offensichtlichkeit sorgte also erst einmal für Maßnahmen, die ich prinzipiell Gutheiße. Das bedeutet freilich nicht, dass ich unsere Regierung für Unfehlbar halte und auch nicht, dass ich denke, es wäre alles getan, was getan werden musste. Ich werde mich dazu belesen und danach vielleicht Dir Recht geben müssen.
Und noch einmal zur Maskenpflicht: Ja, es gibt Leute, die können aufgrund Vorerkrankungen eine solche Maske nicht tragen. Ich habe selbst einen solchen Fall in der Familie. Wenn von 100 Menschen also dieser 1 die Maske nicht trägt, habe ich trotzdem noch 99, die vielleicht aufgrund des Tragens die Situation für alle verbessern. Ja, es gibt Menschen, die im Umgang mit der Maske sehr viele Fehler machen und dadurch ggf. sich und andere gefährden. Aber das sollte doch nicht für alle der Grund sein, die Maske nun abzunehmen, sondern vielmehr sollten die, die es besser wissen die Unwissenden über den korrekten Umgang aufklären. Hintergrund für diese Maskenpflicht ist doch, dass das öffentliche Leben wieder in Gang kommen soll. Und daran ist doch allen gelegen?
Aber wenn nun alle gegen die Art und Weise, wie etwas wieder in Gang kommen sollen, sich auflehnen, weil vielleicht nicht alle Öffentlichen Räume gleichzeitig öffnen, oder weil man zum Schutze aller eine Maske tragen soll, oder weil oder weil oder weil, ja dann bleiben wir beim Status Quo. Wollen wir aber doch nicht. Also lassen wir uns auf das Experiment doch bitte ein, um Veränderung zuzulassen und gehen nicht einfach nur mit dem Schild "Dagegen" an die Decke. Und wenn Ihr denn dagegen seid, dann seid bitte nicht nur dagegen, sondern sucht Euch und liefert anderen stattdessen lieber ein "Dafür". Es ist so einfach, gegen was zu sein, aber es ist soviel sinnvoller, für etwas zu sein, weil man sich nur so bewegt.