Futterplatz-Katze Clara: Woche 12 - Wohnzimmerkatzenklappeninbetriebnahme
Nachdem die letzten zwei Wochen irgendwie nicht viel passiert ist, kam jetzt plötzlich der Superknaller. Im Nachhinein glaube ich aber eher, dass ich einfach die Letzte war, die es mitbekommen hat.
Montag: Ich muss den Trainingsplatz für das abendliche Anfassen-Zecken-Suchen-und-Bürsten-Training verlegen, weil Clara mitten im Training die Katzenklappe so stark aufgedrückt hat, dass das davor positionierte Kissen umgekippt ist. Da hat Molly sich aufgeregt und ist weggerannt, und Clara hat den freien Platz an meiner Seite eingenommen. Claras Training war zwar dann ohne Anfassen-Zecken-Suchen-und-Bürsten, aber doch mit schnurrendem Sheba-Konsum direkt neben mir (was ist bloss in diesem Sheba-Lachs-Tütchen drin, dass die Katzen so scharf drauf sind?)
Dienstag: Clara schläft Nachts im Haus. Im Wohnzimmer. Unter dem Esstisch. Ist das nicht der pure Wahnsinn? Wie ist das denn passiert! Und wann fing das überhaupt an?
Als ich morgens runterkomme, rennt sie weg durch die Katzenklappe nach draussen, kehrt sofort wieder um, rennt durch die Klappe wieder rein, und kommt mit dem restlichen Rudel in die Küche zum Frühstücken. (Das hier war übrigens die Stelle, als ich zum Hüpfen in den Keller musste - hab mich nicht getraut, allzu hibbelig zu sein, als Clara mit den anderen in die Küche gelatscht ist. Klar war ich voll coooool.)
Mittwoch: Roxy spielt mit Clara "Auflauern und Wegrennen" draussen im Garten.Clara frisst mir TroFu aus der Hand. Sie hat ein viel pelzigeres Gesichtchen als die Kurzhaarkatzen - das kitzelt richtig. Neophobikerin Molly macht beim Training tapfer mit, obwohl wir jetzt am anderen Ende des Zimmers sitzen und dann schaut auch noch Clara zu! Clara schnappt der dicken Roxy ein Leckerchen vor der Nase weg und wird für diese Unverschämtheit nicht verprügelt! Endlich hat Roxy einen Futterkonkurenten - allerdings sehe ich bei Clara mittlerweile auch schon ein kleines Speckbäuchlein. Mir gefällt der Anblick, weil bei Claras Ankunft die Schulterblätter und die Wirbelsäule trotz Langhaar deutlich zu sehen waren - so dürr war diese Katze.
Donnerstag:Obwohl Clara direkt nach dem Frühstück den ganzen Tag verschollen war, kam sie abends ganz selbstverständlich mit ins Haus, liess sich von Molly den Popo beschnuppern und futtert gemeinsam mit dem Rudel. Ich mache es aus praktischen Gründen so, dass Clara ihren Teller nicht in der Küche bekommt, sondern ums Eck rum im Wohnzimmer - da ist sie auch dabei, aber um die Ecke geschützt, damit sie nicht jedes mal wegrennen muss, wenn ich mich mal bewege. Clara markiert regelmäßig den Durchgang zur Küche mit dem Kinn, einmal stand sie auch mit zitterndem Schwanz an der Ecke (zum Glück nur trocken - da ist mir aber kurz der Atem gestockt..)
Freitag: Das Wetter ist besser geworden, jetzt kommt Clara nur zu den Mahlzeiten ins Haus. Obwohl: Vielleicht war sie Nachts doch wieder drinnen - sie könnte ja. Ich darf jetzt - mit Sicherheitsabstand - an Clara vorbeigehen. Sie beäugt mich dann zwar, bleibt aber sitzen. Es sei denn, ich schneide ihr den Weg zur Terrassentür ab, da rennt sie dann doch lieber ganz schnell an mir vorbei. Wenn ich mich bewege (aus der Hocke aufstehen, vom Sofa aufstehen, oder Herumgehen), dann kündige ich dies an mit dem Wort "Vorsicht", und dann erschrickt sie auch nicht, sondern bleibt sitzen; beäugt mich allerdings. (Die Dicken kucken nicht mal; deswegen verwende ich bei denen auch das Wort "Vorsicht", damit sie mal ihren Popo aus der Tür wegbewegen, wenn ich mit Einkaufstüten bepackt in die Wohnung möchte.)
Samstag: Morgens ist Clara sogar noch vor Roxy zum Frühstück gekommen. Da Roxy von draussen kam nehme ich an, dass die zwei schon gemeinsam vor dem Frühstück eine Runde "Joggen" waren - so ausgehungert wie die zwei waren. Danach wälzte Clara sich auf der Terrasse und ich konnte ihr weißes Flauschibauchi anschauen. Ein paar Stunden später kam sie zu mir und hat mich um Futter angebettelt.Sie sucht jetzt immer häufiger von sich aus den Augenkontakt, und macht miepmiepmiep, wenn sie was zu Futtern haben will. Nach dem zweiten Frühstück haben wir uns gemeinsam zum Putzen nebeneinandergehockt (ich experimentiere ja gerade, was es mit Claras Putzverhalten auf sich hat). Ich saß also auf dem Teppich und habe mir demonstrativ und mit viel Gewese die Füße massiert, kommt sie doch tatsächlich näher(!) an mich ran, und putzt sich intensiv alle Körperteile. Nach 15 Minuten hab ich's dann leider versaut, weil ich niesen und mir die Nase putzen musste. Mich erinnert das an die Anfangszeit mit Madame Molly "RührMichNichtAn": Für sie war es das größte, einfach neben mir zu sitzen und aus dem Fenster zu schauen. Bei Clara scheint das gemeinschaftliche Putzen eine Bedeutung zu haben.
Sonntag: Clara ist durch die Katzenklappe zum Frühstück gekommen, das klappt immer besser. Später habe ich die Terrassentür aufgemacht, da war sie dann gleich wieder drinne. Als ich noch eine Runde TroFu ausgegeben habe, saßen alle drei Katzen dicht um mich herum. Clara konnte ich wieder aus der Hand füttern, aber anfassen klappt wirklich nicht. Sie faucht aber gar nicht, sondern weicht aus und hat auch mal halbherzig nach meiner Hand getatzt. Später war Clara langweilig und sie suchte Ansprache, aber die doofen Dicken haben nur in der Sonne gepooft. Da ist sie wieder ab, hat Blätter gejagt und suchte sich irgendwo draussen eine Beschäftigung.
In dieser einen Woche hat sich so viel gezeigt, was aber natürlich mit wochenlanger Arbeit vorbereitet wurde. Ich habe wirklich darauf gewartet, mal zwischen Roxy und Clara eine Interaktion zu sehen, die über eine reine Duldung hinaus geht (also Nasenküsschen oder ein gemeinsames Spiel). Ich habe Clara schon oft die Katzenklappe gezeigt, hatte aber nicht gedacht, dass sie diese schon benutzt - ich hatte die Klappe sogar schon mal einen ganzen Sonntag hochgebunden. Wenn Clara mit dem Rudel läuft, sieht es schon fast selbstverständlich aus. Nur Molly vergisst manchmal, dass Clara dazugehört, und fällt immer mal wieder zurück in ihr reserviertes Verhalten. Beim Leckerli-Werfen kommt Clara jetzt auch mal ganz nah an mich ran. Wenn sie dann bemerkt, dass sie schon so nah ist, erschrickt sie ein bisschen und rennt wieder weg. In manchen Momenten nimmt sie TroFu fast aus der Hand (sie puhlt nicht, ich muss dann schon loslassen; deswegen "fast"). Sie ist wirklich eine ganz sanfte Mieze zu mir und zu den zwei Dicken, dabei aber souverän.
Noch eine Beobachtung diese Woche: Eines Tages saß Clara in der Tür zur Terrasse, und Molly wollte nach draussen. Sie näherte sich unsicher, wurde dann aber von Clara angefaucht, woraufhin Molly abdrehte und sich gar nicht mehr auf die Terrasse wagte. Dann kam Roxy und wollte vorbei. Clara kuckt schon - und Roxy hopst schnell an Clara vorbei, bevor diese genug Luft zum Fauchen geholt hat.
Bei so was sieht man halt schon deutlich den Unterschied zwischen der sozialen Roxy und der unsicheren Molly, die sich mit der Integration von Clara halt einfach deutlich schwerer tut.