Heute: schweres Erdbeben und Tsunami erschüttert Japan

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Keine Sorge, versicherte der AKW-Betreiber, der Stromkonzern Southern California Edison, am Montag. Erstens seien die Verwerfungen entweder "nicht aktiv" oder zu weit entfernt. Zweitens könne die Anlage einem Erdbeben der Stärke 7.0 widerstehen. Drittens sei sie von einer acht Meter hohen Tsunami-Schutzmauer abgesichert
Wie gut, daß die AKW-Betreiber eine Kristallkugel haben, in der sie mit besonderer Klarheit die langfristige Zukunft sehen, was sich mit ihren AKWs tun wird.

Wie lange sollte ein AKW allen Stürmen der Natur standhalten können? Mal wieder nur die 10 Jahre oder doch eher 100 oder ists auf 1000 ausgerichtet? 😕

In Japan hatte das Erdbeben die Stärke 9 auf der Richterskala, alle AKW waren auf 7,5 - 8 etwa gesichert. Dumm gelaufen? :massaker:


Zugvogel
 
A

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Hallo Rooky,

die Brennstäbe in Japan sind vom Typ MOX, also Mischoxid.

Das heisst Uran235, Uran238 und Plutonium239.
Uran235 und Plutonium239 sind spaltbar.

Uran238 absorbiert Neutronen die bei der Spaltung von Uran235 entstehen.
Ohne Uran238 ware die Laufzeit eines AKW 1 Sekunde, also Bumm mit Pilz.

Uranvorkommen haben >99% Uran238 und <1% Uran235.
Damit ist keine Kettenreaktion möglich. Also muss überflussiges Uran238 entfernt werden bis ca 3% Uran235 enthalten ist.
Das macht dein Bruder.
Die Stoffe sind schwach radioaktiv. Aber recht giftig. Nicht einatmen oder auf die Haut bekommen.
Uran ist z.B. in einigen Mineralwässern enthalten, den Grenzwert kenne ich aber nicht.

Plutonium239 entsteht während der Kernspaltung.
Alte Brennelemente enthalten also Plutonium239. Das wird zu MOX-Brennstäben weiterverarbeitet. Oder zu A-Bomben.

Plutonium239 ist abartig giftig und führt in winzigen Mengen zum Tod.
Es ist schwach radioaktiv.
Nicht einatmen !

Gruss Andi
 
Zu Plutonium:
Ich zitiere mal aus dem entsprechenden Wikipedia Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/Plutonium), der das ganz gut beschreibt:

Zitat Wikipedia:
Plutonium ist wie andere Schwermetalle giftig und schädigt besonders die Nieren. Es bindet ebenfalls an Proteine im Blutplasma und lagert sich unter anderem in den Knochen und der Leber ab. Die für einen Menschen tödliche Dosis liegt wahrscheinlich im zweistelligen Milligrammbereich, für Hunde beträgt die LD50-Dosis 0,32 mg/kg Körpergewicht.[21] Die chemische Giftigkeit von Plutonium wird jedoch von vielen anderen Stoffen übertroffen.

Viel gefährlicher als die chemische Wirkung ist seine Radioaktivität, die Krebs verursachen kann. Bereits die Inhalation von 40 Nanogramm 239Pu reicht aus, um den Grenzwert der Jahres-Aktivitätszufuhr für Inhalation bei Arbeitern zu erreichen. Diese Menge ist so winzig, dass die Giftigkeit von Plutonium noch gar nicht zum Tragen kommen kann.[49] Zur sicheren Entstehung von Krebs reicht vermutlich eine Menge von einigen Mikrogramm aus. Die von Plutonium 239Pu ausgesendete α-Strahlung wird durch die oberste Hautschicht aus abgestorbenen Zellen abgeschirmt. Diesen Schutz gibt es nicht bei Inkorporation, beispielsweise Inhalation von Plutonium enthaltendem Staub, oder durch verunreinigte Nahrung. Diese unterschiedliche Wirkung kommt aufgrund der geringen Reichweite der mit dem umgebenden Material stark wechselwirkenden α-Strahlung zustande.

Nach Untersuchungen des Forschers Arnulf Seidel vom Institut für Strahlenbiologie des Kernforschungszentrum Karlsruhe führen kleine Dosen 239Pu im Langzeitversuch erst nach frühestens zehn Jahren bei Hunden zu Knochenkrebs, wobei es eine fünf mal größere Gefährlichkeit als Radium zeigt. Der Grund dafür kann eine ungleichmäßige Verteilung des Plutoniums im Skelett sein, die zu punktuell stark bestrahlten Stellen führt.[50]

Das wie auch 240Pu in Kernreaktoren immer miterbrütete 241Pu zerfällt zum größten Teil in Americium 241Am, das große Mengen relativ weicher Gammastrahlung abgibt. Die Konzentration von 241Am erreicht nach 70 Jahren ihren Höchststand. Weil die Plutoniumisotope selbst kaum Gammastrahlung abgeben, nimmt diese (und damit die Dicke der benötigten Abschirmung) des Materials zunächst deutlich zu, um dann nach etwa 70 Jahren Lagerung wieder abzunehmen. Wegen der längeren Halbwertzeit von 241Am erfolgt diese Abnahme deutlich langsamer als der Anstieg.[51]

Zitat Ende
 
@Andi + Quicky:

also muss ich mir mehr Sorgen machen um das Brennelemente-Zwischenlager hier um die Ecke (ca. 1.5 km) als um meinen Bruder bei seiner Arbeit?
 
Hallo Zugvogel,

Wie lange sollte ein AKW allen Stürmen der Natur standhalten können? Mal wieder nur die 10 Jahre oder doch eher 100 oder ists auf 1000 ausgerichtet?

Mein Schwiegervater hat AKW's gewartet und zerlegt.
Er ist froh die Rente erlebt zu haben.
Die Kosten beim Zerlegen sind gigantisch, kann ich da aus dem Nähkästchen plaudern.
Also lieber 1000 Jahre betreiben 😀.

Vor ein paar Jahren hab ich von Klein-AKW's vom Fliesband gelesen.
Loch in den Garten, 28m Durchmesser,30m tief.
AKW rein, Luke für die Mannschaft hinter dem Kompost freilassen.
Alle Brennstäbe für 100 Jahre sind schon drinnen.
Wenn es ausgebrannt ist Deckel zu und vergessen.

Ist kein Scherz, war das Konzept einer amerikanischen Firma.

Gruss Andi
 
Rookie; Jepp, so isses.

Indigo:
Der Einschlag eines Meteoriten ist ungefähr so wahrscheinlich wie 2 7er im Lotto mit Superzahl.
Und WENN ein Großer bei uns runterkommt - glaube mir, dann habn wir alle miteinander KEINE Sorgen mehr, da bleibt nicht mal Asche von uns übrig. ein AKW wird wohl auch im Bruchteil von Sekunden vollständig verdampft, wenn so Ein Großer draufplumpst.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine menschliche Versagenspanne entsteht, durch die ein Reaktor durchgehen könnte, ist hunderttausendfach höher.
 
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Hallo Quiky,

hab gedacht das gilt nur für Plutonium-Isotope die viel kürzere Halbwertszeiten haben.
Danke für den Hinweis.

Gruss Andi
 
...
Angereichert wird in der Regel durch Zentrifuge, manchmal auch durch Laserbeschuss oder elektromagnetisch.

In Deutschland bei Urenco nur mit Zentrifugen (hab da mal ne Führung mitgemacht). Uranhexafluorid wird in den Gasultrazentrifugen nach Isotopen getrennt und dadurch das schwerere spaltbare Uran angereichert.
Das Problem ist dabei nicht irgendwelche Strahlung, sondern die Tatsache, dass Uranhexafluorid mit der Luftfeuchtigkeit zu Flusssäure reagiert. Und die ist echt ungesund. Also muss alles unter Luftabschluss geschehen und wehe das Zeugs tritt aus.
 
Also lieber 1000 Jahre betreiben 😀.

Vor ein paar Jahren hab ich von Klein-AKW's vom Fliesband gelesen.
Loch in den Garten, 28m Durchmesser,30m tief.
AKW rein, Luke für die Mannschaft hinter dem Kompost freilassen.
Alle Brennstäbe für 100 Jahre sind schon drinnen.
Wenn es ausgebrannt ist Deckel zu und vergessen.

Ist kein Scherz, war das Konzept einer amerikanischen Firma.

Als die AKW hier in Planung und dann Bau waren, auch die Neutronenbombe als Abschreckungsmaßnahme herkommen sollte, da witzelte man, daß eine Aktentasche übern Kopf gehalten die Folgen des Strahlenblitzes mildern könnten. :muhaha:

Und nach 1000 Jahren sind alle Brennstäbe und Überbleibsel der AKW völlig ungefährlich für unsere Nachkommen? Vielleicht eine Attracktion wie heutzutage alte Bergwerksstollen oder Salzhöhlen? 😱


Atomstrom billig? Geschenkt ist er mir noch zu teuer :reallysad:


Zugvogel
 
Rookie; Jepp, so isses.

Indigo:
Der Einschlag eines Meteoriten ist ungefähr so wahrscheinlich wie 2 7er im Lotto mit Superzahl.
Und WENN ein Großer bei uns runterkommt - glaube mir, dann habn wir alle miteinander KEINE Sorgen mehr, da bleibt nicht mal Asche von uns übrig. ein AKW wird wohl auch im Bruchteil von Sekunden vollständig verdampft, wenn so Ein Großer draufplumpst.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine menschliche Versagenspanne entsteht, durch die ein Reaktor durchgehen könnte, ist hunderttausendfach höher.

danke, habs ja schon eingesehen 😎
 
Als die AKW hier in Planung und dann Bau waren, auch die Neutronenbombe als Abschreckungsmaßnahme herkommen sollte, da witzelte man, daß eine Aktentasche übern Kopf gehalten die Folgen des Strahlenblitzes mildern könnten. :muhaha:

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Zugvogel

Nein, das war kein Scherz. Das hat man in den 1950ern ernst gemeint: Duck and Cover. :dead:
 
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Und nach 1000 Jahren sind alle Brennstäbe und Überbleibsel der AKW völlig ungefährlich für unsere Nachkommen? Vielleicht eine Attracktion wie heutzutage alte Bergwerksstollen oder Salzhöhlen? 😱


...

Zugvogel

Es ist doch faktisch kaum möglich Dinge für 1000 Jahre als gefährlich zu markieren. Wer erkennt in 1000 Jahren noch das Gefahrensymbol für Radioaktivität? Wer versteht dann noch unsere Sprache? Und wie beschrifte ich etwas so, dass es in 1000 Jahren noch lesbar ist und nicht so verwittert, dass man es nicht mehr entziffern kann? Wie kann ich Wissen über 1000 Jahre und länger herüberretten ohne, dass es in Vergessenheit gerät oder als spinnertes Zeugs der primitiven Vorfahren abgetan wird?

Es ist heute nicht mehr möglich die Mondrakete aus den 1960ern nachzubauen. Niemand hat mehr die Pläne, das Wissen und das Werkzeug dazu. Und das ist blose 50 Jahre her und nicht 1000.

Das ist doch alles Irrsinn...
 
Hallo Quiky,

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine menschliche Versagenspanne entsteht, durch die ein Reaktor durchgehen könnte, ist hunderttausendfach höher.

Mal nach Biblis googeln.
Da hätte die Mannschaft wegen einem kleinen Defekt um ein Haar eine Kernschmelze verursacht.
Mein Schwiegervater hat da aufgewischt 🙂.

Gruss Andi
 
Rookie; Jepp, so isses.

Indigo:
Der Einschlag eines Meteoriten ist ungefähr so wahrscheinlich wie 2 7er im Lotto mit Superzahl.
Und WENN ein Großer bei uns runterkommt - glaube mir, dann habn wir alle miteinander KEINE Sorgen mehr, da bleibt nicht mal Asche von uns übrig. ein AKW wird wohl auch im Bruchteil von Sekunden vollständig verdampft, wenn so Ein Großer draufplumpst.

Meterioten nicht aber Weltraum Bauer James Stiton hat Besuch aus dem Weltraum bekommen. Doch anstelle von Aliens oder einem Meteoriten schlug auf Bauer Stirtons Feld ein 20 Kilo schweres Stück Weltraumschrott ein. Der Landwirt schaffte den undefinierbaren Klumpen mit einer Schubkarre zu seinem Haus. Nun haben Experten "das Ding aus dem All" identifiziertmüll.





Es bestehe kein Zweifel, dass es sich um einen Teil einer Rakete handele, mit der Satelliten in denWeltraum befördert werden, sagte der Direktor des Planetariums in Brisbane, Mark Rigby. Vermutlich habe der Bauer den Helium- oder Stickstoff-Tank einer Rakete gefunden, die vor gut eineinhalb Jahren in den USA gestartet sei. Es sei nicht ungewöhnlich, Weltraumschrott auf der Erde zu finden. „In der Erdumlaufbahn sind wahrscheinlich rund 5000 Tonnen an ausgedienten Satelliten und Müll-Teilen unterwegs“, sagte er.

Im Jahr 2007 seien rund 70 Tonnen Weltraumschrott auf die Erde gefallen, sagte Heiner Klinkrad, Leiter der Abteilung Raumfahrtrückstände bei der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt. Das Spektrum reiche von ganz klein bis groß.

Einige Objekte verglühen nicht beim Eintritt in die Erdatmosphäre, etwa Raketentanks aus Titan oder Edelstahl. Solche Tanks seien bisher fast 300 Mal bei Startsystemen für amerikanische Delta-Raketen zum Satellitentransport verwendet worden. „Druckbehälter aus Titan kommen eigentlich immer unten an“, sagte Klinkrad.

Norbert Lossau| 14.06.2010Satellit stürzt bald unkontrolliert auf ErdeDer tonnenschwere Satellit "Rosat" wird bald auf der Erde einschlagen.
14.03.2011 Bundeswehr-Spezialisten berechnen das gefährdete Gebiet
bis heute keinen Ergebinisse.

Gefahren durch Weltraummüll drohen indes nicht nur im Orbit, sondern durchaus auch auf der Erde. So rast zum Beispiel der ausgediente deutsche Forschungssatellit „Rosat“ seit Jahren unkontrolliert durchs All. Nach Berechnungen von Wissenschaftlern der Technischen Universität Braunschweig wird die rund 2,5 Tonnen schwere Satellitenleiche im Jahr 2011 auf die Erde stürzen. Ein Teil von „Rosat“ wird beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen
 
Jajaja der Mensch und sein Müll.
 
Das ist doch alles Irrsinn...
Ja, es ist Irrsinn, das meine ich auch!

Wie kann man eine solch nachhaltige Energie nutzen wollen, und das als unbezahlbare Hypothek an alle Nachkommen weitergeben?

Wie wird Japan für die nächste Zeit aussehen? Tschernobyl nach 25 Jahren schon wieder am bröckeln, die Zahl der Kranken und Toten unsäglich. Wird es überall dort, wo es zu 'Pannen' mit der ach so preiswerten Energieanlagen kam, dann so aussehen, eine Erde mit tödlichen Zonen, die nicht mal mit unseren Sinnen zu spüren sind?

"Wenn der Wind weht"



Zugvogel
 
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Sarkozy: Atom-Ausstieg kommt nicht in Frage
Paris (dpa) - Präsident Nicolas Sarkozy hat Forderungen nach einem Umdenken in der französischen Atompolitik zurückgewiesen. «Ein Ausstieg kommt nicht in Frage», sagte er nach einem Bericht der Zeitung «Le Figaro» (Dienstag) nach einem Treffen mit der Parteispitze der Regierungspartei UMP.

Die französischen Atomkraftwerke seien zehnmal sicherer als andere, da sie eine doppelte Schutzhülle hätten. Als Vorsitzender der G20-Gruppe wolle er eine Konferenz anregen, die sich mit Energie und Nuklearsicherheit befasse, sagte Sarkozy.

Frankreichs Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet betonte ihrerseits die hohe Sicherheit der 58 französischen Reaktoren. «Man kann nicht die Stromversorgung eines ganzen Landes mit erneuerbaren Energien sicherstellen», sagte sie.

Die Chefin des französischen Atomkonzerns Areva, Anne Lauvergeon, warnte vor Panikmache. Die Grünen, die eine Volksabstimmung über die Zukunft der Atomtechnologie forderten, würden auf einer Welle der Emotion surfen, meinte sie. «Ich verstehe diese Emotion, aber sie darf nicht instrumentalisiert werden», sagte sie der Zeitung «Le Parisien» (Dienstag). Aber es gebe auch für Frankreich Lektionen zu lernen, insbesondere beim Blick auf die Gefahr durch Überschwemmungen.

© sueddeutsche.de - erschienen am 15.03.2011 um 13:02 Uhr
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Sarkozy: Atom-Ausstieg kommt nicht in Frage
Paris (dpa) - Präsident Nicolas Sarkozy hat Forderungen nach einem Umdenken in der französischen Atompolitik zurückgewiesen. «Ein Ausstieg kommt nicht in Frage», sagte er nach einem Bericht der Zeitung «Le Figaro» (Dienstag) nach einem Treffen mit der Parteispitze der Regierungspartei UMP.

Die französischen Atomkraftwerke seien zehnmal sicherer als andere, da sie eine doppelte Schutzhülle hätten. Als Vorsitzender der G20-Gruppe wolle er eine Konferenz anregen, die sich mit Energie und Nuklearsicherheit befasse, sagte Sarkozy.

Frankreichs Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet betonte ihrerseits die hohe Sicherheit der 58 französischen Reaktoren. «Man kann nicht die Stromversorgung eines ganzen Landes mit erneuerbaren Energien sicherstellen», sagte sie.

Die Chefin des französischen Atomkonzerns Areva, Anne Lauvergeon, warnte vor Panikmache. Die Grünen, die eine Volksabstimmung über die Zukunft der Atomtechnologie forderten, würden auf einer Welle der Emotion surfen, meinte sie. «Ich verstehe diese Emotion, aber sie darf nicht instrumentalisiert werden», sagte sie der Zeitung «Le Parisien» (Dienstag). Aber es gebe auch für Frankreich Lektionen zu lernen, insbesondere beim Blick auf die Gefahr durch Überschwemmungen.

© sueddeutsche.de - erschienen am 15.03.2011 um 13:02 Uhr
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Doch diese Art der beschwichtigenden Rhetorik reicht nach den "japanischen Ereignissen" nun möglicherweise selbst in Frankreich nicht mehr aus, um eine ernsthafte Debatte über das Risiko Kernkraft zu verhindern, auch wenn die öffentliche Erregung bei Weitem nicht an die deutsche Gefühlslage heranreicht. Am Sonntag hatten sich in Paris gerade einmal 300 Atomgegner zusammengefunden, um für einen sofortigen Ausstieg zu demonstrieren. Sie kritisierten insbesondere den Industrieminister Éric Besson, der am Sonntagmorgen noch beschwichtigend erklärt hatte, die japanischen Behörden hätten die große Gefahr einer nuklearen Katastrophe "für den Augenblick gebannt". Am Montagmorgen war Besson sich dann nicht mehr ganz so sicher und erklärte, man erlebe einen größeren atomaren Zwischenfall, das sei zwar "noch keine Katastrophe", aber eine solche könne man auch "nicht mehr ausschließen".

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Die Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet beteuerte unterdessen in Interviews, die französischen Kernkraftwerke seien so konstruiert, dass sie Naturkatastrophen "standhalten können". Vergleichbares hatten japanische Behörden bis zum vergangenen Freitag behauptet. Die Ministerin erläuterte am Beispiel des Reaktors im elsässischen Fessenheim - der knapp 30 Kilometer vor den Toren von Freiburg im Breisgau liegt -, dieser sei für Erschütterungen ausgelegt, die fünfmal stärker sein könnten als das bislang schwerste Erdbeben in der Region, das sich 1356 in Basel ereignet hatte. Auch die in Küstennähe gelegenen Kernkraftwerke seien sicher, behauptete Frau Kosciusko-Morizet. In der Anlage von Blayais im Departement Gironde etwa habe man die Schutzdämme erhöht, nachdem 1999 ein Teil der Kühlanlagen überflutet worden sei. Den nun vonseiten der französischen Grünen vorgebrachten Forderungen nach einem Ausstieg aus der Atomenergie entgegnete die Umweltministerin: "Man kann die Energieversorgung eines ganzen Landes nicht nur mit erneuerbaren Energien gewährleisten." Außerdem wäre es "unmöglich", die Energieversorgung von einem Tag auf den anderen "umzuwerfen".

Die mögliche Präsidentschaftskandidatin des Umweltbündnisses Europe Écologie, Eva Joly, hat unterdessen vorsichtig angeregt, zumindest einmal über langfristige Ausstiegsszenarien nachzudenken. Die Atomkraft sei "kein nützliches Risiko", sagte sie. Was die Gefahren betreffe, gelte aber in Frankreich offenbar eine "Omertà" - ein Schweigegebot wie bei der Mafia. Vorsichtig erhob Frau Joly die Forderung nach einem Ausstieg "in den nächsten 20 Jahren".

Daniel Cohn-Bendit, der für das Bündnis Europe Écologie - Les Verts im Europäischen Parlament sitzt, regte derweil eine Volksabstimmung über die weitere Nutzung der Atomenergie an. Allerdings scheint auch er zu glauben, dass eine Mehrheit für einen Ausstieg in Frankreich bestenfalls nach einer ausführlichen Debatte zustande zu bringen sei: "Was nötig ist, ist eine wirkliche Debatte in der französischen Gesellschaft, und dann, nach ein bis zwei Jahren, ein Referendum, bei dem die Gesamtheit der französischen Bürger in Kenntnis der Sachlage entscheiden kann", sagte der deutsch-französische Grüne. Die ehemalige französische Umweltministerin Corinne Lepage pflichtete Cohn-Bendit bei: Statt, wie von Nicolas Sarkozy gewünscht, über den Islam zu debattieren, sei es dringender, eine Abstimmung über die Atomkraft herbeizuführen.

In Frankreich laufen in 19 Atomanlagen derzeit 58 Reaktoren. Sie decken ungefähr 80 Prozent der französischen Energieversorgung ab. Störfälle gibt es dabei immer wieder. Die beiden gravierendsten ereigneten sich 1969 und 1980 im Atomkraftwerk Saint-Laurent im Departement Loir-et-Cher. Beide Male kam es zu einer partiellen Kernschmelze im Reaktor. Dennoch hat es eine Debatte über Atomkraft in Frankreich nie gegeben. Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg schuf der General de Gaulle mit der Gründung der nationalen Atomenergiebehörde die Grundlage für Frankreichs Aufstieg zur zivilen und militärischen Atommacht. Nach seiner Rückkehr an die Macht 1958 trieb der General diese Strategie entschlossen voran. "Frankreich ist nur Frankreich, wenn es strahlt", lautete die keineswegs scherzhaft formulierte Devise.
 
Kurze Durchsage von mir: Deutschland hat 2010 mehr Strom produziert als verbraucht.

Taz. Juli 2010 -Mehr Überschuss war nie - Stromexportweltmeister Deutschland

Höchster Exportüberschuss in der Geschichte der BRD: Im ersten Quartal wurden 6,7 Prozent mehr Strom erzeugt als verbraucht. EnBW droht indes mit Investitionsstopp.

http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/stromexportweltmeister-deutschland/
 

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