Heute: schweres Erdbeben und Tsunami erschüttert Japan

  • Themenstarter Themenstarter Indigo
  • Beginndatum Beginndatum
Kurze Durchsage von mir: Deutschland hat 2010 mehr Strom produziert als verbraucht.

Taz. Juli 2010 -Mehr Überschuss war nie - Stromexportweltmeister Deutschland

Höchster Exportüberschuss in der Geschichte der BRD: Im ersten Quartal wurden 6,7 Prozent mehr Strom erzeugt als verbraucht. EnBW droht indes mit Investitionsstopp.

http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/stromexportweltmeister-deutschland/

Das passt zu der Meldung, dass die Merkel gerade verkündet hat, dass sieben Atommeiler erst einmal vom Netz genommen werden. Was ja nicht gehen würde, wenn wir die unbedingt brauchen und ohne im Dunkeln sitzen würden. Da frag ich mich doch, warum die überhaupt noch weiter betrieben wurden?

Und wenn ich lese, dass in Frankreich vor übertriebener Panikmache gewarnt wird, die sind wirklich lustig. Die Japaner haben doch auch geglaubt, dass ihnen da nichts passieren kann - was also lässt die Franzosen glauben, dass sie da besser geschützt sind?

LG Silvia
 
Zuletzt bearbeitet:
A

Werbung

Weil sie ohne viel Aufwand (Infrastruktur steht ja schon) irre viel Geld in die Kassen der Konzerne spülen. Ich hätte auch noch einen link, welche Firmen alles Lobbyisten in welchen Organisationen in Berlin sitzen haben ^^

Die Ansprache von Frau Merkel gestern....sie spielt auf Zeit. Ich habe nicht das Gefühl, dass die jetzt endgültig vom Netz gehen. Davon hören wir noch, wenn die wahlen vorbei sind.
 
Weil sie ohne viel Aufwand (Infrastruktur steht ja schon) irre viel Geld in die Kassen der Konzerne spülen. Ich hätte auch noch einen link, welche Firmen alles Lobbyisten in welchen Organisationen in Berlin sitzen haben ^^Die Ansprache von Frau Merkel gestern....sie spielt auf Zeit. Ich habe nicht das Gefühl, dass die jetzt endgültig vom Netz gehen. Davon hören wir noch, wenn die wahlen vorbei sind.

den hätte ich gerne 😉
ansonsten: zustimmung !!

lg marion, heute nicht in schreiblaune
 
den hätte ich gerne 😉
ansonsten: zustimmung !!
OK, ich grabe mal in meinen 700 bookmarks, kann etwas dauern, aber er kommt 😎

Update: ging schneller als erwartet 🙂 klick mich - soweit ich weiss, ist das der Stand von 2009, daran dürfte sich aber in den 2 jahren CDU/FDP nicht wesentlich viel verändert haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Willy1o,

Die französischen Atomkraftwerke seien zehnmal sicherer als andere, da sie eine doppelte Schutzhülle hätten.

Das ist den Brennstäben aber egal ob da eine oder zwei Schutzhüllen drum rum sind.
Wenn die Kühlung ausfällt ist es rum mit dem AKW.
Der Kern hat ohne Kernspaltung zwar nur noch 5-10 % der Nennleistung.
Aber das langt allemal wie man in Japan sieht.

Ob in Frankreich alle AKW's einen 'Aschenbecher' haben weiss ich nicht.
Ein 'Aschenbecher' ist bei modernen AKW unter dem Reaktor angebracht und soll den flüssigen Kern auf eine grosse Fläche verteilen um die Restwärne abzuführen.

Gruss Andi
 
Da frag ich mich doch, warum die überhaupt noch weiter betrieben wurden?

Wobei die ja nur abgeschaltet werden sollen, bis sie auf ihre Sicherheit getestet wurden.
Wenn wir die 7 AKWs allerdings nicht zwingend brauchen würde mich auch interessieren, warum die Dinger dann nicht komplett ausgeschaltet werden. Wenn ich dann mal Zeit habe, muss ich mal googlen, ob es einen Übergangsplan gibt, wie die Energie beschafft wird (könnte ja theoretisch auch sein, dass dadurch beispielsweise Strom im Ausland gekauft wird) oder ob die tatsächlich überflüssig sind.
 
Werbung:
So ist fast unter gegangen im Zeitgeschähen

Am Wochenende gab es im Norden von Spanien ein kleineres Erdbeben. Das Nationale Geografie-Institut meldete, dass das Beben eine Stärke von 3,2 gehabt haben soll. Der Schwerpunkt des Bebens lag im Nordwesten Spaniens in der Nähe von Santiago de Compostela (Galicien). Schäden oder gar Personenschäden verursachte das Erdbeben allerdings nicht.
Das Epizentrum des Erdbebens lag 25 Kilometer nördlich von Santiago de Compostela.
Aktuell befinden sich in Spanien acht Atomkraftwerke am Netz: Santa María de Garño (Kastilien-Leon), Almaraz I und II (Extremadura), Asco I und II (Katalonien), Cofrentes (Valencia), Vandellós II (Katalonien) und Trillo (Kastilien-La Mancha).
Demontiert wurden bzw. die Demontage wurde begonnen: Vandellós I und José Cabrera (auch als Zorita bekannt).
Nicht mehr am Netz sind: Lemóniz I und II (Baskenland), Valdecaballeros I und II, Trillo II.
Auf den Kanaren und Balearen gibt es keine Atomkraftwerke.
 
Wenn wir die 7 AKWs allerdings nicht zwingend brauchen würde mich auch interessieren, warum die Dinger dann nicht komplett ausgeschaltet werden. Wenn ich dann mal Zeit habe, muss ich mal googlen, ob es einen Übergangsplan gibt, wie die Energie beschafft wird (könnte ja theoretisch auch sein, dass dadurch beispielsweise Strom im Ausland gekauft wird) oder ob die tatsächlich überflüssig sind.

Dann lass uns bitte wissen, was du herausgefunden hast. Nicht dass es plötzlich heißt, wir müssen ab jetzt jeden Abend ab 20 Uhr im Dunkeln munkeln, weil kein Strom mehr da ist😉. Die Norweger können wir wohl nicht beanspruchen, da sind die Leitungen ja noch nicht gelegt. Und wenn wir während der vorrübergehenden Abschaltung den Strom aus einem ähnlich alten französischen Kernkraftwerk bekommen, wäre das ja wieder gehupft wie gesprungen.

LG Silvia
 
Europäer in der Atompolitik gespalten

www.abendblatt.de 15. März 2011


Hamburg. Nach dem Atomunglück in Japan debattieren die europäischen Staaten über die Zukunft der Kernkraft. Während mehrere Länder ankündigten, ihre nationalen Atomprogramme überprüfen zu wollen, hat die EU-Kommission für heute zu einem Atomenergie-Gipfel nach Brüssel eingeladen.

Das Nuklear-Unglück hat selbst Frankreich aufgerüttelt, das drei Viertel seines Stroms aus 58 Atomreaktoren bezieht. "Muss man Angst vor der Atomkraft haben?", titelte gestern die Tageszeitung "Le Parisien". Während französische Grünen-Politiker einen Volksentscheid über einen Atomausstieg fordern, bekräftigt die französische Regierung ihr Festhalten an der Atomenergie. Die französischen Atomkraftwerke seien so gebaut, dass sie ein Erdbeben oder eine Überschwemmung aushielten, sagte Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet. So könne der Reaktor in Fessenheim nahe der deutschen Grenze Erdbeben bis zu einer Stärke von 6,7 standhalten. Fessenheim ist Atomkraftgegnern in beiden Ländern ein Dorn im Auge, da es im Oberrheingraben und damit in einem Erdbebengebiet liegt.

Die Schweizer Regierung will sämtliche Pläne zum Neubau von Kernkraftwerken vorerst auf Eis legen. Wirtschaftsministerin Doris Leuthard beauftragte die Atomaufsicht, anhand des Unglücks in Japan neue oder schärfere Sicherheitsstandards zu entwickeln. Österreich, das Atomkraft strikt ablehnt, bekräftigte seine Forderung nach Stresstests für die europäischen Meiler. Umweltminister Nikolaus Berlakovich verlangte, zum Schutz der Bevölkerung müsse etwa geklärt werden, ob die europäischen Atomkraftwerke erdbebensicher seien, und wie die Kühlsysteme ihrer Reaktoren funktionierten.

Polens Regierung hält dagegen an ihren Plänen für den Atomeinstieg fest. Sein Land sei nicht erdbebengefährdet, sagte der polnische Regierungschef Donald Tusk. Er sprach sich für "radikale Sicherheit" beim AKW-Projekt aus. "Wir dürfen aber nicht übertreiben", sagte er. Der Bau des ersten polnischen Atomkraftwerks soll 2016 beginnen. Bis 2030 sind insgesamt zwei AKWs mit einer Gesamtleistung von 6000 Megawatt geplant.

Die Türkei will ebenfalls nicht von ihren Plänen für den Bau von zwei Atomkraftwerken abrücken. Energieminister Taner Yildiz wies darauf hin, dass die Türkei die neueste Technologie einsetzen werde, während die bei dem Erdbeben in Japan zerstörten Anlagen aus dem Jahr 1971 stammt. Russische Unternehmen sollen im Süden vier Reaktorblöcke bauen. Der staatliche russische Kraftwerkbauer Atomstroiexport hatte sich als einziges Unternehmen um den Bau des Atomkraftwerks in dem von Erdbeben gefährdeten Gebiet beworben. Für den Bau des zweiten geplanten Meilers am Schwarzen Meer (Schönen Urlaub) verhandelt die Türkei mit japanischen und französischen Anbietern.
 
Weil sie ohne viel Aufwand (Infrastruktur steht ja schon) irre viel Geld in die Kassen der Konzerne spülen. Ich hätte auch noch einen link, welche Firmen alles Lobbyisten in welchen Organisationen in Berlin sitzen haben ^^

Die Ansprache von Frau Merkel gestern....sie spielt auf Zeit. Ich habe nicht das Gefühl, dass die jetzt endgültig vom Netz gehen. Davon hören wir noch, wenn die wahlen vorbei sind.


Der Reichstag in Berlin: Hauptstadt der Lobbyisten?
Autobauer leisten sich Lobbyisten in Berlin, Banker und Pharmakonzerne ebenso - und selbst Kirmesbudenbesitzer machen bei Regierenden Stimmung in eigener Sache. Die Hauptstadt ist die Metropole der Strippenzieher. Wie groß ist ihr Einfluss wirklich?

Berlin - "Rotwein gibt es leider nicht", sagt Nicola Brüning zur Begrüßung und lacht. Ein Scherz über die eigene Branche, ein bisschen Selbstironie, aber auch der versteckte Hinweis: Inzwischen ist alles anders. Nicola Brüning hat ein helles Büro im fünften Stock eines Gebäudes an der Berliner Prachtstraße Unter den Linden. Unter ihr sitzt der Deutsche Zigarettenverband, im Erdgeschoss ist das Café Einstein, ein beliebter Treff von Politikern und Journalisten. Zu Fuß sind es nur wenige Minuten zum Reichstag.


ANZEIGEDie Wege sind kurz, das hilft Brüning. Sie ist Chefin der Berliner Repräsentanz des bayerischen Autoherstellers BMW. Kontakte knüpfen, die eigenen Interessen gegenüber Politikern vertreten, ihren Arbeitgeber in der Öffentlichkeit ins rechte Licht rücken, das ist ihr Job. "Konzernkommunikation und Politik" steht auf ihrer Visitenkarte. Man könnte auch sagen: Lobbyismus.

Brüning kommt mit dem Begriff gut klar. "Natürlich ist das Lobbyismus", sagt sie. Das klinge nur immer so negativ, nach Hinterzimmern, in denen dicke alte Leute viel Rotwein trinken. Heute funktioniere das so nicht mehr. "Hier gibt es keinen Alkohol."

Nicola Brüning, langjährige frühere Korrespondentin für das Magazin "Focus", ist eine von vielen in Berlin. Etwa 5000 Lobbyisten tummeln sich mittlerweile in der Hauptstadt. Sie arbeiten für Verbände, Unternehmen, Gruppen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat hier seinen Sitz, genau wie der Wirtschaftsverband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa). Auch Greenpeace oder der Bundesverband der Verbraucherzentrale sind vertreten. Dazu kommen jede Menge PR-Agenturen und Kanzleien. Sie alle haben ein Ziel: die Entscheidungen der Mächtigen des Landes zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die Zahl der Einladungen, der Feste - vor allem im Sommer - hat so stark zugenommen, dass Politiker und Journalisten ganze Wochen damit verbringen könnten, sich von einer Veranstaltung zur nächsten durchzuschlemmen.

Boomende Branche

Lobbyismus in Berlin, das ist seit Jahren eine boomende Branche. Damals in Bonn war alles noch anders, "gemütlicher", sagt Nicola Brüning, die den früheren Regierungs- und Parlamentssitz am Rhein aus ihrer früheren journalistischen Laufbahn noch gut kennt. So sehen es andere auch. "Das alte Verbändesystem funktioniert nicht mehr", bestätigt der Politikwissenschaftler Rudolf Speth. Heute müssen die Unternehmen selbst aktiv werden. Wer es sich leisten kann, eröffnet ein Büro in Berlin. Die Kleinen beauftragen Agenturen und Kanzleien.

Das Machtgeflüster an der Spree ist längst ein Geschäft der Profis. Und jeder will mitmischen: Sogar der Deutsche Schaustellerbund, die Interessenvertretung der Kirmesbudenbesitzer, der zum Beispiel gegen das Fahrverbot in Umweltzonen kämpfte.

Man gibt sich selbstbewusst. "Wen wir einladen vorzutragen, der kommt", hatte einmal der Chef des sogenannten Kollegiums, eine Verbindung der Lobbyisten der Dax-30-Unternehmen, gesagt.

In Berlin sind die Einflüsterer längst feste Akteure des politischen Spiels. Beim Bundestag liegt eine Liste, auf der Verbände und deren Vertreter registriert sind - ganz offiziell. Über 2000 Einträge gibt es. Wer auf der Liste steht, hat zwar nicht das Recht, aber immerhin die Möglichkeit, auf einen Hausausweis für den Bundestag. Die Türen zu den Entscheidern im Parlament stehen offen. Wer wann und mit welchen Mitteln hindurchtritt, bleibt oft verborgen. Nur manchmal dringt etwas an die Öffentlichkeit.

Lobbyisten in den Ministerien

Vor einem Jahr beispielsweise sorgte der damalige Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für Aufregung, weil er ein Gesetz zur Bankenrettung von einer Großkanzlei und nicht von Mitarbeitern der Bundesbehörde schreiben ließ.

2006 gelangte ein Gesetzesvorschlag der Tabakindustrie in die erste Sitzung einer parlamentarischen Arbeitsgruppe, die sich mit einer Regelung zum Nichtraucherschutz auseinandersetzen sollte.

Laut war auch der öffentliche Aufschrei, als bekannt wurde, dass Unternehmen Lobbyisten in die Ministerien schleusten - und zwar ganz offiziell. Monatelang saß beispielsweise eine Lobbyistin der Finanzindustrie im Bundesfinanzministerium, bezahlt vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Die Frau arbeitete an einem Gesetzentwurf am sogenannten Investmentmodernisierungsgesetz mit, das erstmals Hedgefonds auch in Deutschland erlaubte.

Lobbyisten als die heimliche Legislative? BMW-Repräsentantin Brüning versucht ein besseres Bild zu zeichnen: das des Informationslieferanten. "Politiker können nicht alle Zahlen im Kopf haben. Die holen sich dann ihre Informationen aus den Unternehmen." Brüning kennt die Spielregeln im politischen Berlin. Sie erzählt, wie sie Politiker mit Infos über Praxistests von Elektrofahrzeugen versorgt, wie sie mit Botschaftern spricht und wie sie sich um den Umweltschutz beim Thema Abwrackprämie sorgte. Was haben die Leute eigentlich für ein Bild von den Politikern? Das sind selbstbewusste Menschen. Die lassen sich nicht so schnell was sagen", sagt sie. "Der bundespolitische Einfluss der Lobbyisten ist gar nicht so groß."

Gefahr für die Demokratie?

Einer, der das anders sieht, ist Dietmar Jazbinsek und ebenfalls Journalist. Seit einiger Zeit engagiert er sich für die Initiative LobbyControl, die es sich zum Ziel gemacht hat, über Machtmechanismen und Einflussstrategien aufzuklären und für mehr Transparenz zu kämpfen. Jazbinsek kommt etwas abgehetzt in ein Café wenige Meter vom Brandenburger Tor entfernt.

"Der real existierende Lobbyismus ist die größte Gefahr für die parlamentarische Demokratie", sagt Jazbinsek. Der Einfluss von diesen Personen auf die Gesetzgebung führe zu Politikverdrossenheit, weil der Wähler seine Macht schwinden sieht, warnt er. Über 300 Fälle haben Jazbinsek und seine Kollegen von LobbyControl schon dokumentiert, in denen Lobbyisten direkt in Ministerien mitgearbeitet haben. Regelmäßig bieten sie Führungen durch Berlin an, vorbei an den wichtigsten Lobby-Büros.

Doch wie groß ist der Einfluss tatsächlich? "Darauf kann man keine seriöse Antwort geben", sagt Lobbyismus-Forscher Speth. Immerhin: Im Juli 2008 verabschiedete die Bundesregierung eine Verwaltungsrichtlinie, die Externe aus Ministerien drängt, die direkt die Interessen ihrer Arbeitgeber berührten. Dieser Zugang zur Politik bleibt fortan verschlossen.


ANZEIGE Trotzdem nehme die Zahl der Lobbyisten in Berlin weiter zu, meint Grünen-Politiker Winfried Hermann. Er spricht aus Erfahrung. Als Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag hat er es regelmäßig vor allem mit der Automobilindustrie zu tun.

Dennoch möchte er Lobbyismus nicht per se verurteilen. Der Grüne weiß, dass auch alternative Branchen - etwa der Solarenergie - massiv im Parlament für die eigene Sache werben. "Man ist als Politiker auch auf die Infos von der Industrie angewiesen", sagt er. Gibt es einen Schutz? Es gehöre zur Arbeit des Abgeordneten, dass er Lobbyismus kritisch hinterfragen müsse. "Ich glaube nicht, dass die meisten Abgeordneten so blöd sind, jedem Lockruf zu folgen."

Da hilft dann wohl auch kein Rotwein
 
Dschungelbuch: Auf den Spuren der Lobbyisten in Berlin
15. Oktober 2009, 18:00 I N T E R V I E W
[Ursula Pidun] Kennen Sie Berlin? Die Hauptstadt hat "mächtig" viel zu bieten, denn neben Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor und einer Vielzahl anderer Sehenswürdigkeiten hat sich in der Weltmetropole im Laufe der Jahre ein Dschungel breit gemacht, den es zu durchforsten lohnt. Tausende Interessenvertreter in eigener Sache siedeln in und um den Deutschen Bundestag. Immer in der Hoffnung, den größtmöglichen Nutzen aus ihrer Nähe zu politischen Entscheidungsträgern zu ziehen. Ihre Macht ist inzwischen gewaltig und ihr Einfluss nicht zu unterschätzen. Im Auftrag und bezahlt von großen Wirtschaftsunternehmen sind sie Ministern stets dicht auf den Fersen und lauern auf ihre großen Chancen. Und – sie formulieren sogar Gesetze mit.

Doch so unscheinbar und von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt sie auch agieren: Lobbyisten zählen in Deutschland inzwischen zum festen Bestandteil der Politik. Laut einem Bericht des Bundesrechnungshofes ist der Einfluss der Berliner Lobbyisten immens und wesentlich größer, als bisher angenommen. Der Bericht untersuchte die Mitarbeit von Lobbyisten direkt in den Ministerien, als sogenannte "externe Mitarbeiter". Demnach hätten mehr als 60 Prozent dieser externen Mitarbeiter die Bundesregierung bei Veranstaltungen und Verhandlungen vertreten, veröffentlichte das ARD-Magazin "Monitor" bereits im April 2008 in Bezug auf den Bericht. Über 60 Prozent erstellten zudem Leitungsvorlagen für Top-Beamte. "Über 25 Prozent waren an Vergabeverfahren öffentlicher Aufträge beteiligt. Und über 20 Prozent der Leih-Beamten haben sogar an Gesetzen und Verordnungen formuliert".

Das vermittelt den Anschein einer Legitimität, doch das Gegenteil ist der Fall. Dass sich Lobbyismus derart verfestigen konnte, wirft ein äußerst bedenkliches Licht auf unsere Demokratie. Und das beschäftigt nicht nur den Bundesrechnungshof und uns, sondern auch "LobbyControl", einen gemeinnützigen Verein mit Sitz in Köln. Seit seiner Gründung setzt er sich mit diesem "Lobbydschungel" auseinander und schafft Öffentlichkeit. Für all jene, die den Spuren der Berliner Lobbyisten folgen wollen, gab der Verein nun einen Leitfaden heraus. Er entführt auf einen Planeten, der in dieser beeinflussenden und konzentrierten Form in einer Demokratie nicht einmal vermutet werden dürfte: dem "LobbyPlanet Berlin". Wir haben nachgefragt. Spreerauschen im Gespräch mit Ulrich Müller, Vorstandsmitglied von LobbyControl.

Ulrich Müller, Sie sind vertretungsberechtigter Vorstand des Vereins LobbyControl mit Sitz in Köln. Wann wurde der Verein gegründet, was war die Motivation zur Gründung eines solchen Vereins und worin sehen Sie Ihre gesellschaftliche Aufgabe?

LobbyControl wurde 2005 gegründet. Unsere Motivation war die Einschätzung, dass wachsende Machtungleichgewichte und die Einflussnahme privilegierter Interessengruppen zum Problem für die Demokratie werden. In Deutschland fehlte bis dahin eine Organisation, die über intransparente Einflussnahme und unethische Lobbypraktiken aufklärt. Wir wollten diese Lücke schließen, undemokratische Missstände anprangern und mehr Transparenz und ethische Schranken für den Lobbyismus durchsetzen.

War Ihnen gleich zu Beginn Ihrer Tätigkeit klar, wie stark sich die Lobbyistenszene in Berlin bereits verfestigt hat? Oder wurden Sie von dieser konzentrierten Form erst im Verlauf Ihrer Arbeit überrascht?

Dass die heutigen Formen des Lobbyismus und der politischen Verflechtungen ein großes Problem sind, war uns schon klar. Trotzdem sind wir immer wieder auf Problemfälle und Verflechtungen gestoßen, die ich so nicht vermutet hätte. Beispielsweise, dass Lobbyisten in den letzten Jahren in großem Umfang mit eigenen Schreibtischen in den Ministerien mitgearbeitet und dort an Gesetzen mitgeschrieben haben.

Hat Sie das erschreckt? Hat Lobbyismus in unserem Land inzwischen eine mehr als bedenkliche Stellung eingenommen?

Ja, das Ausmaß an Lobbyismus, an Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft und an einseitiger Einflussnahme schränkt die demokratischen Mitsprachemöglichkeiten vieler Menschen ein. Schwächere gesellschaftliche Interessen wie Umwelt, Soziale Fragen oder Verbraucher-Interessen geraten leicht unter die Räder.

Bis zu welchem Grad lässt sich eine Lobbytätigkeit rechtfertigen? Interessen zu vertreten ist in einem bestimmten Umfang durchaus auch sinnvoll. Wo muss die Linie gezogen werden? Und in wieweit ist diese Linie bereits längst überschritten?

Interessenvertretung ist nicht per se verwerflich. Meinungs- und Koalitionsfreiheit sind wichtige demokratische Grundrechte. Aber Lobbyismus ist durch gesellschaftliche Machtungleichgewichte geprägt. Dazu kommen problematische Methoden und Verflechtungen. In dem LobbyPlanet Berlin machen wir deutlich, wie massiv Lobbygruppen Einfluss auf die Politik nehmen und dass sie dabei oft nicht zimperlich sind. Es gibt irreführende Öffentlichkeitskampagnen, Lobbyisten schreiben direkt in Ministerien an Gesetzen mit, Politiker werden direkt aus ihrem Amt für Lobbyjobs angeworben – da muss es aus unserer Sicht erstens mehr Transparenz geben und zweitens Schranken für Lobbyisten.

Lässt sich feststellen, dass Lobbyarbeit insbesondere Sache von großen Unternehmen ist? Oder gibt es in Berlin auch ausreichend gesellschaftsrelevante Interessenvertretungen insbesondere für die Belange der ganz "normalen" Bürger im Sinne eines ausgewogenen Gegengewichts?

Es gibt natürlich auch Sozialverbände, Umwelt- und Verbraucherorganisationen, die sich über die Öffentlichkeit, aber teilweise auch über Lobbyarbeit und die Beteiligung an politischen Anhörungen etc. für das Gemeinwohl einsetzen. Aber die Unternehmen und ihre Lobbygruppen haben deutlich mehr Ressourcen und Lobbyisten, die für sie arbeiten. Eigentlich sollte die staatliche Politik dem entgegenwirken und ein besonderes Ohr für schwächere Interessen haben. In der Praxis erleben wir leider häufig das Gegenteil: Den einflussreichen und finanzstarken Lobbygruppen und Unternehmen wird oft zusätzlich noch ein bevorzugter Zugang zur Politik gewährt.

Wieso stößt der inzwischen völlig überzogene Lobbyismus und extreme Einfluss der Lobbyisten der Großkonzerne auf eine doch so breitgefächerte Akzeptanz bei Politikern? Wirft die Wirtschaft Köder aus? Macht sie im Gegenzug Versprechen, die schwer auszuschlagen sind?

Erstens gibt sehr wohl einige, die sich kritisch zum Einfluss der Lobbyisten äußern. Zweitens glaube ich, dass ansonsten mehrere Faktoren zusammen kommen. Natürlich pflegen die Unternehmen und ihre Lobbygruppen gezielt die Kontakte zur Politik und in die Ministerien. Dazu kommt ihr ökonomisches Druckpotential, das gerade in Zeiten der ökonomischen Globalisierung gewachsen ist. Das wird gezielt genutzt, um Drohkulissen von Arbeitsplatzverlusten und Firmenverlagerungen aufzubauen – auch wenn das nicht immer sachlich zutreffend sein mag. Viele Politiker fühlen sich zudem von den Informationen der Lobbyisten abhängig, auch wenn diese Informationen immer interessegeleitet sind. Hier stellt sich auch die Frage, ob wir genug Geld für unabhängige Expertise und öffentliche Forschung ausgeben oder ob die großen Unternehmen in Zukunft immer weitere Bereiche der Forschung und der Ökonomie kontrollieren, dass sie allein dadurch zu großen Einfluss gewinnen.

Aus unserer Sicht besteht ein gewaltiges Problem auch darin, dass die Wirtschaft Politikern lukrative Posten für die Zeit nach der politischen Tätigkeit in Aussicht stellt. Das weckt Begehrlichkeiten, die wiederum zu Abhängigkeiten führen. Müsste da nicht zunächst angesetzt werden? Beispielsweise durch Karenzzeiten für Politiker nach Beendigung des politischen Amtes?

Wir fordern solche Karenzzeiten seit längerem. Leider gibt es seitens der Politik wenig Bereitschaft dazu, diesen fliegenden Wechseln einen Riegel vorzuschieben. Nach Schröders Wechsel zu Gazprom gab es große öffentliche Diskussionen, auch Anträge der Oppositionsparteien für Karenzzeiten oder einen Ehrenkodex. Aber nach Abflauen der öffentlichen Debatte versauern diese Anträge im Innenausschuss des Bundestags. Der großen Koalition fehlt der politische Wille hier dringend notwendige Grenzen zu setzen.

Alt-Kanzler Schröder bei Gazprom, Ex-Superminister Clement bei Adecco oder Riester in der Versicherungsbranche: Ein solches, direktes Übergleiten vom politischen Fachressort in das passende Ressort in der freien Wirtschaft kommt nicht gut an beim Bürger. Was muss geschehen, damit der Bürger dennoch die gebotene Neutralität von Politikern und eine ausgewogene Abwägung aller Interessengruppen zuverlässig erwarten kann?

Ich glaube, dass es mehr Transparenzverpflichtungen und Schranken für Lobbyisten geben muss, wie Karenzzeiten, wie ein Ende der direkten Mitarbeit in den Ministerien. Zugleich werden sich diese Regeln nur mit öffentlicher Unterstützung durchsetzen lassen. Es ist also wichtig, dass sich Bürgerinnen und Bürger selbst politisch beteiligen und organisieren.

Das Vertrauen der Bürger in die Politik scheint nachhaltig gestört. Stellvertretend für viele Menschen in diesem Land äußerte eine Leserin kürzlich in einer Mail an unsere Redaktion: "Die Menschen in diesem Land haben kein Vertrauen mehr in die Politik, das ist das eigentliche Problem". Inwieweit trägt der praktizierte Lobbyismus zu einer solchen Entwicklung bei?

Ich denke, dass viele sehen, dass ihre Anliegen nicht mehr angemessen in der staatlichen Politik vertreten sind. Dazu trägt der heutige Lobbyismus natürlich bei. Aber die Politik selbst trägt auch einen Teil der Verantwortung.

Lässt sich die derzeit praktizierte Form des Lobbyismus innerhalb unserer Demokratie überhaupt vertreten? Wurden Grenzen zur Illegalität nicht längst überschritten und warum schreitet niemand energisch ein?
 
Werbung:
@willy1o
magst du nicht einfach mit kurzen Stichworten auf die Artikel verlinken?

Erstens muss sich hier niemand durch so eine Textwall quälen, ausserdem haben die Zeitungen alle ein Copyright auf ihren Texten - da kann der Forenbetreiber Probleme bekommen, der haftet nämlich für die Posts hier.
 
Home > News > Horror-Beben in Japan: Steht der Welt das Schlimmste noch bevor?

Reicht die 20-Kilometer-Sperrzone um das AKW?WETTER.NET.


Professor Lengfelder: „Um Tschernobyl herum hat die Sowjetunion damals eine Sperrzone mit 60 Kilometern eingerichtet. Das war in manchen Gebieten bei Weitem nicht ausreichend. Es waren Gebiete betroffen, die in bis zu 400 Kilometern Entfernung liegen.“
Das liegt daran, dass kleine strahlende Teilchen als Wolke deutlich weiter als 20 Kilometer transportiert werden können. Strahlenexperte Herwig Paretzke: „Radionuklide liegen dann auf dem Boden und auf Häuserwänden herum und bestrahlen dort anwesende Menschen noch über lange Zeit.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwann hat die Menscheit sich selbst in die Luft gejagt.
Ich denke wir geben nur ein kurzes Gastspiel auf diesem Planeten.
Dann haben wir uns selbst ausgerottet.
 
prognose

Irgendwann hat die Menscheit sich selbst in die Luft gejagt.

ne, ich glaube so einen schnellen und gnädigen Tod wirds nicht geben, wir werden gaaanz langsam dahinsichen, Krebs, Gendefekte, Mutationen etc alles Krankheiten ausgelöst von Giften und Strahlung ...
 
ne, ich glaube so einen schnellen und gnädigen Tod wirds nicht geben, wir werden gaaanz langsam dahinsichen, Krebs, Gendefekte, Mutationen etc alles Krankheiten ausgelöst von Giften und Strahlung ...

So wie in vielen Zukunftsfilmen da wir ja schon die Fantasie hatten solche herzustellen wird die Zukunft erträglicher sein.
Amen würde der Papst jetzt sagen und allen Geld/............Haien die absolution erteilen.
 
Werbung:
Zuletzt bearbeitet:
genau willy, da fällt mir ein Film ein den ich anfang der 80ger als Jugendliche gesehn habe und mir wirklich Alpträume verursachte....original titel "soylent green"

Der Film hat mich seinerzeit auch wahnsinnig erschreckt.
Aber wenn man so drüber nachdenkt .....soweit ist dieses Szenario wohl nicht mehr entfernt.
 

Über uns

Seit 2006 stehen dir in unserem großen Katzenforum erfahrene Katzenhalter bei Notfällen, Fragen oder Problemen mit deinem Tier zur Verfügung und unterstützen dich mit ihrem umfangreichen Wissen und wertvollen Ratschlägen.
Zurück
Oben