Behandlung der metabolischen Azidose: Etwa 80% aller Katzen mit Niereninsuffizienz zeigen eine metabolische Azidose, welche durch den oft ansäuernden Charakter des Katzenfutters verstärkt werden kann. Bemerkenswert ist der bei Katzen erwiesene Zusammenhang zwischen metabolischer Azidose und negativer Kaliumbilanz, der seinerseits zu Hypokalämie, Niereninsuffizienz und Unterversorgung mit Taurin führen kann. Eine metabolische Azidose kann bei Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz folgenden Einfluss haben:
a. Anorexie, Lethargie, Erbrechen, Gewichtsverlust und Muskelschwäche
b. Kataboler Effekt auf den Proteinmetabolismus
c. Erhöhte renale Ammoniaksynthese mit sich selbst verschlimmernder Niereninsuffizienz
d. Verminderte Adaption an zusätzlichen „Säurestress“, z.B. durch Durchfall, Dehydratation oder respiratorische Azidose,
e. Skelettschädigung (Demineralisation)
Idealerweise sollte der Bicarbonatspiegel zwischen 17 und 22 mEq/l (Gesamt-Co2-Konzentration zwischen 18 und 23 mEq/l) liegen. Dementsprechen ist eine ansäuernde Diät abzusetzen und auf eine Nierendiät umzustellen. Bei weiterhin zu niedrigem Bicarbonatgehalt kann Natriumbicarbonat (5-10 mg/Kg zwei- bis dreimal täglich oral) individuell angepasst verabreicht werden. Alternativ kann Kaliumcitrat (0,3-0,5 mEq/l zweimal täglich) zur Alkalisierung eingesetzt werden, wodurch Hypokalämie und metabolische Azidose gleichzeitig therapierbar werden.
Behandlung einer Hypokalämie: Diskutierte Ursachen einer Hypokalämie bei Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz sind diätetische Faktoren (hoher Protein- und Säuregehalt, niedriger Kalium- und Magnesiumgehalt), verminderte Futteraufnahme, Muskelabbau, verstärkte Kaliurese, sowie verminderte intestinale Absorption bzw. erhöhte intestinale Ausscheidung von Kalium. Die häufigsten Symptome einer Hypokalämie sind Anorexie, massive Muskelschwäche (hypokalämische Myopathie) und verminderte Nierenfunktion. …
Eine kaliumreiche Diät oder orale Substitution kommt als Therapie in Frage. Eine parenterale Gabe ist nur bei massiver Myopathie angezeigt. Mit Kaliumgluconat (2,5-5 mEq/Katze, verabreich in 2-3 Dosen) zeigen Katzen nach 1-2 Wochen meist eine deutlich verminderte Muskelschwäche. Kaliumgluconat sollte allen Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz gegeben werden, da eine Hypokalämie einen selbstzerstörerischen Zyklus von verminderter Nierenfunktion, metabolischer Azidose und kontinuierlichem Kaliumverlust hervorrufen kann. Es ist offensichtlich, dass in diesem Zusammenhang der Kaliumgehalt des Futters beachtet werden muss. Für hausgemachte Rationen kann als Faustregel gelten, dass Eier, Milchprodukte, fettes Fleisch und Reis kaliumarm sind, während mageres Fleisch und Kartoffeln kaliumreich sind. Kommerzielle Mineralfutter enthalten sehr häufig kaum Kalium, da eine Ergänzung bei üblichen Rationen für gesunde Katzen meist nicht nötig ist. Bei kommerziellen Fertignierendiäten ist es einerseits möglich, dass der Hersteller dem häufig auftretenden Problem der Hypokalämie bereits durch einen erhöhten Kaliumgehalt Rechnung getragen hat. Eine zusätzlich Supplementation kann hier u.U. mehr schaden als nützen. Andererseits können Nierenpatienten (insbesondere bei anderen Spezies als der Katze) aber auch eine verringerte Fähigkeit zur Kaliumausscheidung aufweisen, weshalb einige Produkte einen eher knappen Kaliumgehalt aufweisen. Dies schliesst ihre Verwendung nicht aus, macht aber bei hypokalämischen Patienten eine Ergänzung notwendig. Der Kaliumgehalt muss bei Fertignierendiäten angegeben werden.