Da ich hier gerufen wurde mal ein kurzes Statement von mir:
Ich arbeite ja hauptsächlich mit Scheu und Angstkatzen und habe hier oft schwerst traumatisierte Tiere. Der Trick ist tatsächlich die Katzen zu "reseten" und nochmal neu anfangen zu lassen. Anders als wir Menschen leben Katzen nicht in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt. Das heißt ein Trauma schleppt sich nur weiter fort insofern es ein daraus erlerntes Verhalten gibt. Erlerntes Verhalten kann man aber durch Umlernen sozusagen "überschreiben" und so die Folgen des Traumas minimieren. Wie gut das klappt hängt zum einen davon ab, wie tief die Verhaltensmuster bereits eingeprägt sind und zum anderen vom Charakter. Und um das umlernen hinzukriegen braucht es neben entsprechenden Übungen und Tricks auch - wie Wasabikitten sagt - ein anderes Verhalten der Umgebung, das eben nicht mehr die alten Muster bedient. Erwarte ich ein ängstliches Verhalten, wird das Mietz darin festgefahren bleiben.
Was ich ganz oft erlebe bei den Mietzen von draußen sind sogenannte Follower-pärchen: da haftet sich ein im Charakter eher schüchternes Mietz an ein Selbstbewußtes und kann so in dessen Windschatten trotz seiner ängstlichen Art gut klarkommen.
Holt man diese Pärchen nun rein, dann dreht sich oft das Blatt: durch die Sicherheit der Wände und der gesicherten Rund-um-Versorgung kann das ängstliche Mietz nun aufatmen, da es nicht mehr entgegen seiner Charaktereigenschaft tapfer sein muß um zu überleben, sondern sich fallenlasen darf. Während das Selbstbewußte Mietz auf seiner erlernten Schiene versucxht weiterzulaufen und sich gegen die ungewohnten Verhältnisse auflehnt bzw. nun verunsichet ist, weil seine bekannte Welt zusammengebrochen ist und die erlernten Strukturen nicht mehr funktionieren. Solche Pärchen entzweoen sich dann bzw. ich versuche sie bewußt nicht zusammen zu vermitteln, da eben sonst das schüchterne ewig im Schatten des anderen festgeklebt ist. Spätestens, wenn man diese Pärchen trennt wird nämlich das Schüchterne plötzlich sein eigenes Selbstbewußtsein entdecken - gestärkt durch den geschützten Rahmen den das Leben beim Menschen bietet.
Und ähnliches sehe ich jetzt auch hier: der Jüngere orientiert sich an dem Alten - er ist es so von klein auf gewohnt, kennt es nicht anders. Würde man ihm aber mal was zutrauen, ihm die Möglichkeit geben mal unabhängig von dem Alten Erfolgserlebnisse (z.B. durch separates klickern) zu bekommen, würde da wahrscheinlich nach und nach ein ganz anderes Mietz zum Vorschein kommen....