So, ich versuche mal, ein wenig emotionslos noch einmal auf das Thema einzugehen, wobei ich mich auch noch bei den Streunererfahrenen, die hier Sachdienliches geschrieben haben, ganz lieb bedanken moechte.
CutePoison,
ich war keinesfalls beleidigt, so zickig bin ich eigentlich nicht veranlagt, sondern war schlicht und einfach sprachlos, weil die Anschuldigung, wir wuerden den Tod der Katzen billigend in Kauf nehmen, doch sehr hart ist.
Natuerlich nehme ich solche Anschuldigungen persoenlich, weil ich eigentlich immer versuche, zu meinen Handlungen auch stehen zu koennen, und da ist der Vorwurf, OC, wozu ja auch ich gehoerte, wuerde verantwortungslos mit Tierleben umgehen. Es ist nicht so, dass ich keine andere Meinung gelten lassen wuerde oder dass hier kein Raum fuer andere Meinungen waere, wie es anderswo hiess; ganz im Gegenteil, ich habe mir Deine Meinung sehr zu Herzen genommen und gruendlich drueber nachgedacht, kann sie aber dennoch nicht teilen, was aber keinesfalls heissen soll, dass ich Dir Deine Meinung absprechen will.
Wie die Praxis und Vorgehensweise in dem Ort ablaeuft, worueber der von Dir verlinkte Beitrag handelt, kann ich nicht sagen, weil ich anderswo gewohnt habe und wir vielleicht anders verfahren sind. Auch ist OC an die UF gekoppelt, was von enormen Vorteil ist.
Ich fand es ein wenig schade, dass Du Dich ausgerechnet auf einen Beitrag solchen Revolverblattjurnalismus berufen hast, wobei ich aber durchaus verstehe, dass Kastra-Aktionen immer mal wieder in schlechtes Licht gerueckt werden und fuer Toeten statt Kastra plaediert wird. Ich kann Leute, die fuer Toeten sind, sogar verstehen. Ich wuerde es auch nicht gut finden, wenn mein Wohgebiet von kranken, verwurmten Katzenkolonien bevoelkert wird und ich da meine Kleinkinder und Hunde draussen spielen lasse. Ich dachte aber, dass Du ein wenig mehr Einblick hast und wuesstest, dass das Toeten von Streunern enorm nach hinten losgeht, neue Streuner zuziehen und mehr Katzen geboren werden, je mehr man toetet, es ist eine Endlosspirale. Das Streunerproblem kann einzig und allein geloest werden, wenn ueber Jahre kontinuierlich mehr Katzen kastriert als geboren werden, und das ist nun mal nicht mit einer oder zwei Kastras pro Woche getan, die man dann wohlbehuetet in Obhut lassen kann.
Es gibt bereits einige sehr gut fundierte Artikel ueber Langzeitstudien ueber die Entwicklung von Streunerpopulationen Toeten vs. Kastra, und da bei den Kastra-Aktionen ja auch geimpft wird, gibt es auch gute Langzeituntersuchungen ueber Verbreitung bzw. Eindaemung von Infekten in Streunerkolonien. Schade, das Du Dich nicht auf solche serioesen Studien berufen hast.
Persoenlich sehe ich keinen Sinn darin, dass 120 Leute in einer Kastra-Aktion eingebunden sind, um hinterher den Tod dieser Katzen billigend in Kauf zu nehmen. Um wieviel Katzen soll es sich denn da handeln? Tausende im Jahr? Oder eine von 100? Oder eine von 500?
Und warum sollen die Katzen nach der Kastra und dem Aussetzen denn im Nirwana verschwinden? Ich habe meine Katzen z.B. alle wiedergesehen, da ist keine verschwunden. Zum System muss ich vielleicht noch mal erwaehnen, dass zu den Kastra-Aktionen 500 Fallen an Privatleute ausgegeben werden, die die Katzen fangen und dann nach der Kastra wieder abholen, dazu gibt es ein Merkblatt und Notarzttelefon mit kostenlosem Arztbesuch, falls noetig. Die Katzen kommen also nach der Kastra wieder zu Privatpersonen zurueck, und ich nehme einfach mal an, dass die Leute so verantwortungsvoll sind, sich auch weiterhin um die Katzen zu kuemmern.
Kranke, verletzte, zu junge Katzen werden eingezogen und gepflegt, das ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit gewesen, mit dem ich immerhin 4 Tage pro Woche (2 Werktagsnachmittage und Wochenenden) verbracht habe. Es wurde also keineswegs leichtfertig mit den Leben der Tiere umgegangen, ganz im Gegeenteil. In Spitzenzeiten hatte ich bis zu 85 Katzen mitversorgt. Wunden, Tumore, Knochenbrueche, Wuermer, Hautpilz, Schnupfen, die ganze Palette. Wenn ich mir Deine Beitraege so ansehe, wage ich zu zweifeln, ob Du den Job auch nur eine Woche durchgehalten haettest, denn es schlaucht emotional enorm, so viel geballtes Leid auf einem Haufen zu sehen. Peta toetet solche Tiere eigentlich, wobei die aber auch gesunde Streuner toeten.
Mit Streunerhaltung im Kaefig habe ich also in der Tat sehr viel mehr Erfahrung, als mir lieb sein koennte. Und Du kannst mir glauben, dass man eine gestandene, wilde Mutterkatze oder einen Platzhirsch von Kater nur wegen Kastranarbe keine 7 Tage im Kaefig halten kann, geschweige denn auch noch mit Trichter. Manche Katzen sind ja recht tolerant, manche auch noch, solnage sie ernsthaft krank sind, aber ich ahbe auch jede Menge Katzen erlebt, da hat jeder einzelne Tag gezaehlt, die wieder in Freiheit zu lassen, weil Du die einfach nicht im Kaefig halten kannst. Und das sind nicht die Ausnahmen.
Wenn Du die Streuner lieber wieder in der Toetung sehen willst, hast Du Dir dann auch mal ueberlegt, ob Du vielleicht diesen Job machen willst? Denn irgendwer muss es ja tun. Bei uns wurden vor OC jeden Monat im Schnitt 600 Katzen getoetet, jahrein, jahraus, also ein verdammt harter Job. Und teuer. Kostenpunkt pro Katze einschliesslich sachgerechter Entsorgung des Kadavers: $180. Kastra einschl. Impfen und Parasitbekaempfung: $30 (OK, da wird keine Arbeitskraft bezahlt, weil das alles Freiwillige erledigen).
Ich kannte die Leute, die vorher die Katzen toeten mussten, weil das zu ihrer Arbeit gehoerte. Die haben abends immer die Tageskatzen zur Kastra gebracht und waren die freundlichsten, kooperativsten Leute, die man sich vorstellen kann, weil sie diesen bescheuerten Job des Spritze-Ansetzens nicht mehr erledigen mussten.
Die Streuner sind meine besonderen Lieblinge, das gebe ich ganz freimuetig zu, aber ich weise es von mir, billigend deren Tod in Kauf zu nehmen. Vielleicht hattest Du, CP, als Du Deine Vorwuerfe erhoben hast, auch nicht direkt gewusst, wie die Vorgehensweise des Wiederaussetzens ist, dass die Katzen in der Regel sehr wohl ein Wohngebiet haben und unter Kontrolle sind.
Einen Punkt moechte ich auch noch ansprechen. Du hast geschrieben, ich wuerde Kastra ab der 6. Lebenswoche propagieren. Das stimmt keinesfalls. Ich habe Dir einen Artikel ueber Narkoserisiken verlinkt, wo es um Risiken in verschiedenen Altersgruppen ging, u.a. Narkose zwecks Kastra bei Katzen ab der 6. Lebenswoche, wie es in GB Routine ist. Ich habe damit keinerlei Erfahrung, weil wir erst ab der 10. Woche kastrieren, weshalb ich mich schwer huete, eine Wertung vorzunehmen, ob ab der 6. Woche nun gut oder nicht gut ist. Wenn ich fuer etwas eintrete, moechte ich auch dahinterstehen koennen, was ich hier aber nicht kann. Wenn Du Dich naechstens mal wieder auf mich berufen solltest, moechte ich Dich darum bitten, es mit dem Wahrheitsgehalt der Fakten etwas genauer zu nehmen. Ich hab Dich darum gebeten, mich bezueglich der 6 Wochen zu zitieren, naja, das geht ja schlecht, nicht wahr?
So, ein Haufen Text, der hoffentlich einiges klarstellt. Oder auch nicht.