Teil 2
🙂
Wenn die Katze Trockenfutter frisst und zu wenig trinkt, dann verdickt sich der Urin (die Harnkonzentration steigt). Das ist ja auch logisch, denn er ist ja nicht mit genügend Wasser "verdünnt". Je höher das spezifische Gewicht des Urins ist (also je höher die Harnkonzentration ist), desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze Struvitkristalle in der Blase bildet. Das spezifische Gewicht von Rustys Urin war tatsächlich immer enorm hoch!
Weiterhin bleibt der Urin durch das wenige Trinken unverhältnismässig lange in der Blase stehen, denn - genau wie beim Menschen - setzt der Harndrang (das "Mussgefühl") erst ab einem bestimmten Füllungsgrad der Blase ein. Diese Komponenten (zu konzentrierter Harn und zu langes stehen in der Blase) tragen enorm dazu bei, dass Struvitkristalle in der Blase überhaupt erst entstehen können!
Nachdem ich dieses Wissen nun hatte, habe ich sofort die Fütterung von Trockenfutter eingestellt - und zwar für alle Katzen! Das war gar nicht so einfach, denn manche Katzen quittierten uns diese Umstellung mit Futterverweigerung. Nach ein paar Wochen hatten sich aber alle daran gewöhnt und es ist heute kein Thema mehr bei uns. Unsere Katzen bekamen also ausschliesslich nur noch Nassfutter und maximal 3 x wöchentlich rohes Fleisch (Rind, Pute, KEIN SCHWEINEFLEISCH, denn rohes Schweinefleisch kann ein Virus enthalten, das zwar für den Menschen unschädlich ist, bei Hund und Katze aber zum Tode führen kann. Es handelt sich hierbei um das Aujeski-Virus, das die sogenannte Aujeskische Krankheit - auch Pseudowut genannt - verursacht). Beim Dosenfutter wählen wir die besseren Sorten (kein Billigfutter aus dem Supermarkt), achten auf den höheren Fleischanteil (dieser sollte nach Möglichkeit mindestens bei 40 % Fleisch liegen) und darauf, dass kein Zucker im Katzenfutter enthalten ist (wenn Sie wissen möchten, welches Dosenfutter wir verfüttern, können Sie dies in unserer persönlichen Futterempfehlung nachlesen).
Noch besser ist es aber, wenn die Katzen ausschließlich mit rohem Fleisch gefüttert würden (das nennt man barfen: biologisches, artgerechtes, rohes Futter), aber die Kunst des barfens muss auf jeden Fall erst erlernt werden! Interessieren Sie sich für’s barfen? Dann möchten wir Ihnen wärmstens das kostenlose Barfer-Forum
www.dubarfst.eu empfehlen! Dort finden Sie fundiertes Fachwissen rund um die gesunde, naturnahe Rohfütterung von Hunden, Katzen und Frettchen - und das in freundlicher und sehr netter Atmosphäre. Dieses Forum ist einfach nur empfehlenswert!
Wir bemerkten die Futterumstellung auch sofort an den Katzenklos: Dadurch, dass Nassfutter ja zu ca. 80 % aus Feuchtigkeit besteht, waren die Urinklümpchen in den Katzenklos jetzt deutlich grösser. Und es waren auch viel mehr Urinklümpchen als vorher!
Obwohl Rusty ja nun kein Diätfutter mehr bekam, sank sein pH-Wert nicht zufriedenstellend. Die Astorin-FLUTD-Aid Tabletten, die er immer noch bekam, säuerten seinen Urin nicht ausreichend an, auch nicht, obwohl wir ihm schon zweimal täglich je 1 Tablette gaben. Im Januar 2005 hatte er daher wieder eine Blasenentzündung, weil sich wieder Kristalle gebildet hatten...
Also suchte ich erneut im Internet nach Alternativen zur Harnansäuerung und stiess dabei auf einen Hinweis einer Katzenfreundin (Danke, liebe Victoria!). Sie schrieb, dass sie ihren ebenfalls unter dem FUS-Syndrom leidenden Kater seit einigen Jahren mit GUARDACID-Tabletten der Firma PRODOCA behandeln würde. Diese enthalten besonders viel DL-Methionin und würden den Urin ausreichend ansäuern. Victorias Kater ist seit einigen Jahren beschwerdefrei! Mal abgesehen davon, dass diese Guardacid-Tabletten wesentlich preisgünstiger sind als die Astroin-FLUTD-Aid Tabletten, war es wieder eine Alternative, die einen Versuch wert war!Rusty bekommt diese Guardacid-Tabletten seit Februar 2005. Alle anderen Massnahmen (DIÄT-Trockenfutter, Astorin-FLUTD-Aid Tabletten, Uropet-Paste) haben wir eingestellt. Trockenfutter (auch Diätfutter) ist, wie ich ja bereits erläutert habe, zur Ernährung von Katzen ohnehin schlecht geeignet, weil es die Katzen regelrecht austrocknet. Unsere Katzen bekommen hochwertiges Dosenfutter und Rusty wird zusätzlich mit den Guardacid-Tabletten zur Harnansäuerung behandelt. Somit gibt es auch keine Probleme mehr in Mehrkatzenhaushalten, wo nur eine oder zwei Katzen an FUS erkrankt sind, die anderen aber nicht und daher keine Harnansäuerung benötigen.
Es ist wichtig, dass gerade Katzen, die zur Harnsteinbildung neigen, AUF GAR KEINEN FALL MEHR MIT TROCKENFUTTER ernährt werden!
Die Uropet-Paste ist meiner Meinung nach auf Dauer nur schlecht zu verabreichen (Rusty bekam schon nach einer Woche richtige Würgereize) und unverhältnismäßig teuer! Die Harnansäuerung lässt sich mit den Guardacid-Tabletten viel einfacher und wesentlich preisgünstiger durchführen.
Übrigens: Falls Ihr Tierarzt Ihnen von den Guardacid-Tabletten abraten sollte, was vermutlich aus Unkenntnis leider sehr oft geschieht (angeblich, weil sie Zucker enthalten), weisen Sie ihn doch bitte darauf hin, dass die Uro-Pet-Paste, die Tierärzte zum Ansäuern des Harns üblicherweise verschreiben, sogar sehr viel mehr Zucker enthält, als die Guardacid-Tabletten! Zucker (bei Guardacid ist es übrigens Traubenzucker) ist leider in beiden Fällen ein Muss. Stärke kann aus fertigungstechnischen Gründen nicht genommen werden (die Tabletten müssen formbar werden, die Paste dickflüssig und dosierbar). Die Guardacid-Tabletten enthalten auch bedeutend mehr DL-Methionin als die Uro-Pet-Paste, so dass sie sparsamer dosiert werden können. Die Guardacid-Tabletten werden oft von den Katzen als "Leckerlie" angesehen und problemlos angenommen, wohingegen es bei der Uro-Pet-Paste spätestens nach ein paar Tagen meistens zur Verweigerung kommt (allerdings auch nicht immer). Es ist zwar von Fall zu Fall unterschiedlich, aber in der Erhaltungsdosis kommen die meisten Katzen mit 2 x täglich eine Tablette Guardacid (morgens und abends) aus.
Enthält KEIN Calcium, Natrium und Phosphor Enthalten KEIN Calcium, Natrium und Phosphor, im Gegensatz zu den ebenfalls auf dem Markt erhältlichen Methazid-TablettenPreis ca. 49 Euro für 1000 Stück
rusty kann also mit dem gleichen Nassfutter ernährt werden, wie alle anderen Katzen und hat dadurch natürlich auch viel mehr Abwechslung im Speiseplan! Wenn eine FUS-Katze ausschliesslich mit Diätfutter vom Tierarzt ernährt würde, müsste sie ja jeden Tag das gleiche Futter essen...!! Egal ob Diättrocken- oder Nassfutter, denn es gibt dieses Diätfutter immer nur in den Geschmacksrichtungen Huhn oder Rind. Mögen wir Menschen jeden Tag Grünkohl oder Erbsensuppe??? Für den Rest unseres Lebens???
Seinen pH-Wert kontrollieren wir regelmässig, er liegt meist zwischen 6,0 und 7,2. Eine Urinuntersuchung im Labor Ende Februar ergab, dass jetzt keinerlei Tripelphosphate (die Vorstufe zu den Struvitkristallen) mehr im Urin enthalten waren!! Auch sein spezifisches Harngewicht war deutlich besser geworden, sein Urin war also nicht mehr so stark konzentriert. Wir haben - was Rustys Blasenproblem angeht - endlich erreicht, was wir wollten.
Es bleibt jetzt abzuwarten, ob Rusty weiterhin symptomfrei bleibt. Wir halten Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden!
Heike Gödde, im Februar 2005
Nachtrag - nach einem Jahr - vom 12. Februar 2006:
Rusty ist tatsächlich seit Februar 2005 vollkommen beschwerdefrei! Er hat weder eine Blasenentzündung bekommen, noch eine Harnröhrenverlegung oder irgendwelche sonstigen Probleme. Die Guardacid-Tabletten sind wirklich Gold wert!
Nachtrag vom 12. Februar 2007:
Seit über einem Jahr barfen wir unsere Katzen zu 50 % (barfen = Rohfleischfütterung), 1 x täglich bekommen sie also rohes Fleisch inklusive der dazugehörenden Supplemente (wichtig!!) und 1 x täglich hochwertiges Dosenfutter (siehe unsere persönliche Futterempfehlung). Da rohes Fleisch ebenfalls harnansäuernd ist, müssen wir Rusty seitdem keine Guardacid-Tabletten mehr geben! Sein pH-Wert bleibt mit dieser Ernährung gleichbleibend gut.
Nachtrag vom 12. Februar 2008: Nur der Vollständigkeit halber möchten wir kurz berichten, dass bei Rusty immer noch alles in bester Ordnung ist. Inzwischen ist er seit über drei Jahren völlig beschwerdefrei. Unser Fazit: Ernährung gut, alles gut!
Nachtrag vom 12. Februar 2010: Rusty ist jetzt schon über 5 Jahre ohne Rückfall! Und seit über 3 Jahren benötigt er gar keine Harnansäuerung mehr. Ich kann es nur immer wieder betonen: Die eigentliche Ursache der Struvitsteinproblematik war das Füttern von Trockenfutter sowie von minderwertigem Dosenfutter! Eine abwechslungsreiche, artgerechte Ernährung ist Voraussetzung für ein gesundes Katzenleben ohne Harnstein. Liebe Tierfreunde, wenn mich Menschen wegen Harnsteinproblemen bei ihren Katzen anschreiben, fällt häufig der Satz: "Das kann doch nicht so einfach sein! Warum weiß mein Tierarzt dass denn nicht?" Die Zweifel, dass eine vernünftige Ernährung in Verbindung mit einer Harnansäuerung helfen kann, sind groß. Verständlich, wird den Katzenhaltern doch häufig vom Tierarzt erklärt, dass nur und ausschließlich Diätfutter helfen würde. Und auch die Fachliteratur sieht für diese Erkrankung bei Katzen in der Tat lediglich Diätfutter vor und hält eine Ernährung mit hochwertigem Nassfutter in Verbindung mit Harnansäuerung für falsch. Sicher hat das Diätfutter schon vielen Katzen geholfen. Das möchte ich gar nicht in Frage stellen. Aber es hilft leider nicht in jedem Fall. Das haben wir ja selbst mit unserem Kater Rusty erlebt. Da ich seit Bestehen dieser Website schon mit vielen hunderten Menschen alleine wegen Harnsteinen Kontakt hatte, und immer wieder miterlebte (durch die positiven Rückmeldungen per Mail, ins Gästebuch oder per Bericht), dass aber genau dies auch den Katzen dieser Menschen geholfen hat.