Liebe Forenmitglieder, sowohl außen als innen,
dies ist eine Geschichte, die sich erst vor kurzem in einer kleinen aber behaglichen schwäbischen Siedlung zugetragen hat. Ich muss ein bissel ausholen und die Hauptcharaktäre unserer Geschichte ein wenig vorstellen.
Links haben wir, mit einem Kampfgewicht von ca. 3 kg, die schlanke, superagile und verdammt schnelle Cissy. Eine graugetigerte EKH, ca. 3 Jahre alt, die sich normalerweise durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind lange Spaziergänge durch die Nachbarschaft, das Ärgern des Nachbarhundes und Nickerchen auf dem Kratzbaum. Als dienstälteste Katze bei uns im Haus kümmert sie sich liebevoll um alle Familienmitglieder, insbesondere den jüngeren Kater, den sie aber zu disziplinieren weiss. Jedoch macht sie ebenso bei Schandtaten mit.
Rechts haben wir unseren roten James-Bond-Katzenverschnitt: Imothep. Imo kam über Bad Arolsen und dieses Forum zu uns und hat sich seitdem zu mancher Schandtat verführen lassen. Der rotgetigerte Wirbelwind mit weißem Kragen zieht es normalerweise vor, stundenlang an der offenen Terassentüre zu sitzen und wie ein altes Waschweib aus dem Fenster zu blicken. Seine Vorlieben sind hohes Graß und offene Schubladen.
In der Mitte haben wir meine Wenigkeit, ein Wesen der Gattung Homo sapiens Glatzkopfus humorica. Mit seinen 30 Lenzen ist er das Älteste Lebewesen im Haus. Die wenigen Haare, die noch auf seinem Kopfe verweilen, färben sich aufgrund der Schandtaten von Imothep und Cissy langsam ins Graue.
Auf der Gegenseite haben wir Sennadine. Sennadine ist der Nachbarskater, komplett weiß. Obwohl Sennadine ein sehr attraktiver Kater ist ist es allen Katzen der Nachbarschaft und deren entsprechenden Dosis bekannt, dass er kaum mehr als ein Bully ist.
Let's get ready to rumble! Der Titel unserer Geschichte könnte lauten:
Imothep - Ritter ohne Furcht und Adel
Man stelle sich ein warmer Frühlingstag vor. Im warmen Sonnenschein, der den frisch eingepflanzten Kräuter in einem nagelneuen, von dem Familienoberhaupt selbst gezimmerten Hochbeet Leben gibt, scheint alles an jenem Nachmittag friedlich dazuliegen. Man hört zartes Vogelgezwitscher durch ein schräg gestelltes Küchenfenster. In der Küche steht das eben benannte Familienoberhaupt und ist schwer damit beschäftigt, den Grillrost zu reinigen, denn gegen Abend kommen Freunde zu einer kleinen Feier vorbei.
Er singt, pfeift und lächelt bei seiner harten Arbeit und bemerkt nichts von dem, was sich auf der Straße abspielt. Wenig ahnt er, dass Cissy, die vor ca. 2 Stunden zu einem langen, ausgiebigen Spaziergang aufgebrochen ist, zur gleicher Zeit um ihr Leben rennt.
Wie üblich ist es Sennadine, der Cissy mit gar böser Absicht hinterher rennt und sie jagd. Welch gar dunkle Absicht sich hinter dem glänzend weißem Fell verbirgt - keiner weiß es. Welch Übeltat der Schurke wieder im Sinn hat ist niemandem bekannt. Auch Cissy weiß nur, dass sie nicht Opfer seines sinisterem Tuns werden wolle und rennt, was die Pfoten eben hergeben.
Doch obgleich sie von guter Fitness ist, sie kann den Schurken nicht abhängen. Doch es besteht Hoffnung: Sie ist nur noch wenige Meter von ihrem Zuhause entfernt, wo sie sicher Zuflucht finden würde.
Zu gleicher Zeit stellt Imothep, der bis dorthin auf dem Stuhl des Familienoberhauptes ein Nickerchen machte, und springt zugleich auf und rannte zur gläßernen Terassenpforte. Da diese geschlossen und somit für ihn nicht passierbar ist fing er an, sich lauthals und auch an derselbigen Pforte kratzend bemerkbar zu machen. Sogleich weiss der Mann des Hauses, dass die Pforte sogleich zu öffnen wäre, obschon er sich zu wundern mochte, dass Imothep, welcher sonst eher dezent seinen Wunsch nach Freigang äußert, nun doch verbal massivst seinem Wunsch Dringlichkeit beibringt.
Noch von der Ferne erkennt Cissy Hoffnung: Die Terassentüre öffnet sich! Sie gibt nochmal alles, aber sie ist immer noch weit entfernt von der erhofften Sicherheit. Sie will es dennoch schaffen. Sie will durch die Terassentüre gelangen und hoffen, dass Sennadine es sich nur nicht getraut, eine Pfote in ihr Reich zu setzen. Ansonsten wird sie eben ihren Dosi holen!
Dann sieht sie einen goldenen Blitz, der an ihr vorbei springt just als sie die Grundstücksgrenze überschreitet. Sie hält an und dreht sich um und sieht zu ihrer Überraschung Imothep, welcher genau an der Grundstücksgrenze (der Zaun wurde im Zuge von Umbaumaßnahmen temporär abgebaut) sich todesmutig dem weißen Schurken in den Weg stellte.
Auch der Grillputzer, der immer noch in der Küche stand und bis zu diesem Moment wie ein Weltmeister schrubbte, wird jetzt hellhörig, denn er hört Fauchen und Miauen. Er wirft die Spülbürste ins dreckige Wasser, trocknet sich die Hände an seiner Schürze und lief sogleich nach draußen.
Imothep steht noch immer Sennadine im Weg, während dieser versucht, irgendwie an ihm vorbei zu kommen. Er hat keine Chance. Versucht er es links herum springt der rothaarige Heldenverschnitt ebenso nach links, dasselbe geschieht, wenn er es rechts herum versucht. Er kommt an ihm nicht vorbei.
Cissy ist ganz baff über die Courage, die ihr Stiefbruder hier zeigt.
Der Grillputzer nähert sich langsam der Szene und ist gewillt, einzugreifen, sollte es nicht nur beim Fauchen bleiben.
Sennadine versucht es noch einmal. Kein blonder Halbstarker wird ihn davon abhalten, an Cissy ranzukommen und mit dem Mädel genau das zu tun, was er will. Er versucht es nun massivst und will über Imothep springen, als er plötzlich eine rote Pranke mitten im Gesicht hat.
Imothep gibt nun mehrere Fauchlaute von sich, die an einen Ausruf des Zauberers Gandalf erinnern: YOU SHALL NOT PASS!
Nun erkennt Sennadine seine Lage. Selbst, wenn er den rothaarigen Teufel überwinden kann, hinter diesem ist ein Mensch, der es ebenso nicht zulassen wird, dass er der grauen Dame auch nur ein Häarchen krümmt. Da er ohne Chance dasteht wendet er sich zum Gehen.
Der Grillputzer atmet auf. Keine Eskalation - jedoch ward ein derartiger Mut im jungen Imothep vorher nie gesehen.
Sennadine, der mittlerweile die Straße halb überquert hat, riecht plötzlich etwas. Hey, was ist denn dass? Basilikum, Rosemarin, Schnittlauch, Petersilie, frisch gepflanzte Erdbeerbüsche... Und sogleich kommt ihm eine neue, ebenso niederträchtige Idee. Wenn er schon nicht an Cissy rankommt, so will er dennoch dafür sorgen, dass es ärger gibt - und was wäre besser geeignet, als einen neuen Kräutergarten zu zerstören? Er rennt wieder auf die Grundstücksgrenze zu und setzt zu einem Hechtsprung an. Gleich wird er im Basilikum landen und diesen vollends zerstören...
...doch weit gefehlt...
Mitten in der Luft haut ihn auf einmal etwas von seiner Flugbahn ab und er landet zwar auf allen vier Füßen, aber fernab von seinem eigentlichen Ziel, auf dem warmen Asphalt der Straße. Im nächsten Augenblick sieht er erneut den goldenen Jungspund, diesmal ihm ganz nahe, wie er sich mit einem blick eiserner Entschlossenheit und buschigem Schwanz ihm nähert.
Sennadine, sogleich eines besseren belehrt, wendet sich und ergreift die Flucht in seinen eigenen Garten.
Imothep stolzierte ebenso zurück auf unser Grundstück und wurde zugleich von Cissy mit einen Nasenstupser und einem Schmuser begrüßt.
So, werte Freunde, stimmet an einen Lobgesang und erhebet eure Kelche, Becher und Krüge und trinket auf das Wohl von
Sir Imothep dem Goldenen,
Retter des felinen Weibsvolkes,
Beschützer des Kräutergartens
Sorry, dass es so lang wurde, ich glaube ich habe mich beim Schreiben etwas gehen lassen...