Im Fall einer taubblinden Katze würde ich persönlich ein Leitkatz für unabdingbar halten, also eine soziale Katze desselben Geschlechts, an der sich das Handicat orientieren kann.
Täubchen hatte ich selbst noch nicht, aber zwei halbblinde Katzen (nicht gleichzeitig), und mein Sternchen Nine Katharine erblindete infolge Bluthochdrucks; vorher konnte sie normal sehen, aber sie hatte von Geburt an einen bunten Blumenstrauß an Krankheiten, was sich im Lauf ihres Lebens noch ausweitete.
Nine kam hervorragend mit ihrer Blindheit klar; sie täuschte sogar ihre behandelnden Tierärzte, bis sie in der Augensprechstunde konkret getestet wurde. Ihre Sehnerven waren durch den viel zu hohen Augeninnendruck (Folge des nicht rechtszeitig erkannten Bluthochdrucks) kaputt gegangen und verkümmert.
Nine bewegte sich, z. B. auch in den Praxisräumen, wie eine sehende Katze. Sie hatte durch ihre Erkrankung allerdings auch Zeit gehabt, ihre anderen Sinne zu schärfen und auszuprägen. Und sie lebte ihr ganzes Leben lang im Rudel mit anderen (orientalischen) Katzen zusammen.
Daher würde ich dem kleinen Täubchen, um das es hier geht, unbedingt ein etwas älteres Katerchen, das sehr sozial eingestellt und gut sozialisiert ist, zur Seite stellen. Kitten in diesem Alter freunden sich sehr schnell miteinander an, und in Einzelhaltung hat der kleine Kater keinen Artgenossen, mit dem er in anderer Weise als verbal kommunizieren kann.
Blinde Täubchen sind, denke ich, noch einen Zacken schärfer als eine "normal" taube Katze. Ob das etwas für Katzenanfänger ist (jedenfalls schreibst du nichts über Katzen, die bereits bei dir gelebt hätten), kann ich so nicht einschätzen.
Viele Handicats sind im Grunde fast wie gesunde Katzen im Zusammenleben mit den Dosis. Allerdings gibt es auch Einschränkungen bzw. Fälle, wo es einer gewissen Rücksichtnahme auf die Behinderung braucht.
Beispielsweise bei amputierten Katzen (Dreirädchen), die nicht so gut hochspringen oder runterspringen können. Da bietet es sich dann an, je nach Bedarf die Kratzmöbel entsprechend zu gestalten. Bei Blindchen ist es wichtig, dass zumindest anfänglich im neuen Revier nichts umgestellt wird; bis das Blindchen sich eingewöhnt hat. Bei Nine beispielsweise war es kein Problem, die Möbel umzustellen oder in den Flur ein Hindernis zu stellen; sie konnte sich mir ihrem prächtigen Bart (Vibrissen) wunderbar im Raum orientieren und rannte auch nicht gegen Hindernisse, auch nicht bei ihren "fünf Minuten". Sie kannte halt den Grundriss der Wohnung, und wenn nun im Einzelfall ein Paar Schuhe im Flur im Weg lag, rannte sie halt drumrum. Oder wenn ein Stuhl nicht direkt am Esstisch stand, sondern rausgezogen war, so dass die Stuhlbeine anders standen als sonst.
Moody, mein Siamkater mit Matschauge (halb blind), braucht ggf. länger, um sich im Raum zu orientieren, wenn er die Entfernung abschätzen will für eine Sprung. Dann ruckt der Kopf (mit gesträubtem Bart ^^) vor und zurück, hin und her, während Moody barttechnisch sozusagen den Raum misst und berechnet. Man sieht dann auch: er möchte gern springen, traut sich aber nicht wirklich, weil er Schwierigkeiten mit der Orientierung hat.
Besonders, wenn seine Partnerin in crime, Mercy, z. B. ganz oben auf der Heizung im Bad hockt und er sie gern dort (von dem schönen warmen Platz) vertreiben und diesen für sich selbst haben möchte.
Oder Pfötchen, die barsche Chefin des Rudels. Sie kann wunderbar und in Windeseile überall hochklettern, wo sie ihre Handkrallen einhaken kann, aber springen ist infolge der Beinamputation für sie recht schwierig. Pfötchen schafft (sozusagen mit Anlauf ^^) maximal 60 cm, etwa die Höhe des Randes der Badewanne. Die Arbeitsplatte in der Küche beispielsweise schafft sie nicht, weil sie an den Türfronten keine Möglichkeit findet, ihre Krallen einzuhaken und mit dem Fuß nachzustoßen, wie sie es beim Klettern an der Kratzsäule machen würde. Also hockt sie unten und pläkt den Kater an, der oben sitzt und sie frech angrinst. 😀
Für Pfötchen, die als frisch amputierter Teen bei uns einzog, war die ein Dreivierteljahr jüngere und unglaublich sportliche Mercy das passende Leitkatz; Mercys Gelenkigkeit und Sportlichkeit spornte Pfötchen zu beachtlichen Leistungen an. Wo Mercy rumturnte, wollte Pfötchen auch hin und entwickelte einen kaum zu bändigenden Ehrgeiz in Sachen Springen und Klettern. Sie übte unermüdlich, bis es geschafft war, und so gibt es innerhalb der Wohnung auch wirklich nur ganz wenige Orte, wo Pfötchen es nicht hinschafft. Die Küchenspüle (mit Moody obendrauf ^^) beispielsweise.
Auch deswegen finde ich für eine taubblinde Katze ein Leitkatz so wichtig: dass das Handicat sich selbst weiter entwickeln kann und einen entsprechenden Ansporn hat. Sonst drohen Depression und schlimmstenfalls Selbstaufgabe, zumal durch die Einschränkung in den beiden wichtigen Sinnen für die Wahrnehmung von Außenreizen ja auch der Verlust der so wichtigen Orientierung der Katze nach außen, auf die Umwelt hin, droht.
Ich persönlich würde weder eine taube noch eine blinde Katze als Einzelkatze halten und eine taubblinde schon gar nicht.