2. Zitat
Standard Sind Katzen Kommunisten?
--------------------------------------------------------------------------------
Frauchen ist abends noch unterwegs. Ich schaue auf die Uhr, Mist, 18:30. Ich sollte die Rasselbande um 18:00 füttern. Ich gehe also in die Küche, hole eine Aluschale "Schnurrweg mit Huhn" aus dem Schrank, und, beim Öffnen, macht sie das typische Zschoupp.
Während ich noch überlege, wie viele 80g Dosen man, für 6 Katzen, braucht, fliegen zwei behaarte Kanonenkugeln, an meinen Füssen, vorbei und bleiben, mit qualmenden Krallen, am Fressplatz stehen. Die Norweger scheinen hungrig zu sein. Ich stelle ihnen den Teller, mit Schnurrweg, hin, sie riechen einmal dran und drehen sich wieder um. Gut, es war wohl die falsche Sorte, macht aber nichts, ich werde sicherlich noch ein paar Dosen mehr brauchen. Also öffne ich noch eine Dose, mit Rind und eine mit Wild. Die Reaktion ist wie gehabt, man rümpft die Nase.
Zwischenzeitlich ist Siam erschienen. Sie geht zu den Tellern, riecht dran und fängt an mir irgendetwas zu erzählen. Zu blöd, dass ich kein Siamesisch verstehe. Immerhin gibt es jetzt eine positive Veränderung. Die Norweger haben Angst, Siam könnte ihnen was klauen, also fangen sie an, mit langen Zähnen, zu fressen, während Raggi Ragdoll gemächlich in die Küche trottet. Die macht, mit einem gekonnten Schulterrempler, Platz und haut, abwechselnd, von allen Tellern, richtig rein. Was wiederum die Norweger dazu veranlasst, sich auf die "lange Pfoten Taktik" zu verlegen. Aus maximalem Abstand, fischen sie sich einen Brocken Futter aus den Näpfen und putzen ihn weg. Raggi guckt nur böse.
Während mir auffällt, das unser alter Coonikater unter dem Tisch sitzt und mich, mit einem herzerweichenden Blick, ansieht, beginnt die Siam zu pöbeln. Ich verstehe zwar immer noch nicht, was sie sagt, aber, dem Tonfall nach, sind es wüste Beschimpfungen, weit unter der Gürtellinie, mit denen sie mich bedenkt, keine Ahnung, warum? Den Cooni verstehe ich schon eher. Seine Augen sagen, wir Männer haben es schwer und müssen zusammen halten. Ich verspreche ihm, noch eine Dose zu öffnen, wenn die Mädels fertig sind.
Da fällt mir ein, es fehlt Einer. Der Savannah frisst nicht zusammen, mit den Normalos und wird außerdem gebarft. Im Kühlschrank finde ich Rindergulasch, tote Eintagsküken und eine Hühnerbrühe. Vermutlich hat meine Frau sie, für heute Abend, gekocht. Man sieht Hühnerfleisch und ein paar kleingeschnittene Karotten, in einer klaren Brühe. Ok, denke ich mir, da fehlen noch Nudeln, dann wird ein Eintopf, zum Abendessen, draus.
Das Gulasch und die Küken nehme ich raus. Die Küken werden Zeit brauchen, bis sie warm sind, aber das Gulasch packe ich in einen Plastikbeutel und lege es in warmes Wasser. Eventuell wird es schnell genug warm, um es zu verfüttern, bevor meine Frau zurück ist. Zwischenzeitlich haben die Waldmädels das Futter weit in der Küche verstreut und Siams Pöbeln nimmt ständig, an Lautstärke, zu. Cooni schaut immer noch traurig, nur Ragdoll mampft, mit vollen Backen.
Mir wird langsam klar, das drei Dosen noch zu wenig sind, und zu allem Überfluss kommt jetzt auch noch Frauchen zur Tür rein und drückt ihre Verwunderung, über den Zwergenaufstand, aus. Mit einem Kopfschütteln, nimmt sie einen frischen Teller, füllt ihn, mit Schnurrweg, ich glaube, es war mit Thunfisch, und stellt ihn auf den Küchentisch. Siam ist, mit einem Hüpfer, auf dem Tisch, schnurrt Frauchen einmal an und beginnt zu fressen. Ok, das versteh ich jetzt wieder. Die Katze lebt nicht nur vom Brot allein, auch ein hübsches Ambiente ist gewünscht. Ich gehe auch lieber in ein Restaurant mit angenehmen Stühlen und Atmosphäre. Zwischenzeitlich ist Raggi satt, die Waldies spielen noch mit Futterresten auf dem Boden und Cooni beginnt, die lehren Näpfe sauber zu lutschen. Dem gebe ich jetzt seinen versprochenen Herrenteller.
Anschließend gehe ich, mit dem Gulasch, die Treppe, zum Savannah hoch. Dabei beginne ich über Katzen und Politik zu philosophieren. Heißt es nicht, im Kommunismus, jeder bekommt, nach seinen Bedürfnissen. Gut, da unten in der Küche sah es ziemlich kommunistisch aus, allerdings war das Grundübel des Kommunismus, der Egoismus, auch klar zu erkennen.
Wie abgesprochen, verschließe ich die Gittertür oberhalb der Treppe. Unser Exklusivkater wünscht ungestört zu speisen. Na ja, das kenne ich aus dem kommunistischen China. Die großen Tiere essen da auch ausschließlich in Separees. Dort will man nicht, dass das gemeine Volk mitbekommt, wenn man europäischen, billigen Rotwein schlürft, der dort allerdings so um 50 Euro, die Flasche, kostet. Ich begrüße also das Mitglied im Politbüro, mit einem freundlichen, "hallo Krümelmonster" und stelle ihm die Portion Gulasch, mit feinen Vitaminzusätzen, hin.
Nur blöd, dass der Konstrukteur der Zwischentür ein Volltrottel war. Die Gitterabstände sind so breit, dass Girly, unsere kleinste Norwegerin, durch die Lücken passt. Krümel hat sich gerade ein Stück Rindfleisch genommen und es in seine Schlafhöhle getragen, um auch wirklich ungestört fressen zu können, als die rote, behaarte Kanonenkugel abermals an mir vorbei fliegt. Krümel kommt aus seiner Höhle, bereit für den 2. Happen, da steht sie auch schon vor dem Fressnapf, packt das größte Stück und zischt ab. Krümel schaut ihr völlig verblüfft nach. Das erscheint jetzt zumindest Sozialistisch, jeder nach seinen Fähigkeiten!
Auf meine, die Treppe hinunter gebrüllte, Nachfrage, wie, in solchen Fällen, zu verfahren sei, antwortet meine Frau, ich möge Girlies Schwester auch in das obere Stock lassen. Solange die nicht pappsatt sind, könne man dem Savannah keine Küken füttern. "Und was ist mit den anderen?" "Die mögen keine Küken!"
Gesagt, getan, die beiden Mädels umschwärmen jetzt den Savannah, der ungefähr so schwer ist, wie die Beiden zusammen. Er nimmt sich ein Stück, wobei ich mir denke, er hat wenigstens mehr Rückgrat, als der Cooni unten, dann schießen die Waldbienen vor und kassieren ihren Teil. In erschreckend kurzer Zeit ist der Teller leer und Krümelmonster schaut mich fragend an, wobei er sich unmissverständlich das Maul schleckt.
Meine Frau kommt wenig später zu uns hoch und bringt ein Küken mit. Savannahs haben echt sauspitze Krallen, die Ohren der kleinen Norwegerinnen sind jetzt aber noch spitzer. Das kann wohl nur bedeuten, das Gulasch war auch zu wenig. Frauchen geht ins Badezimmer, welches man fest verschließen kann. Der Savannah flitzt hinterher, gefolgt von den Norwegern. Frauchen schupst die Norwegerinnen vorsichtig wieder raus und lässt den Savannah allein, mit dem Küken. Die Norwegerinnen beginnen daraufhin sofort, einen Tunnel, unter der Tür, zu graben. Das im Kommunismus nicht schwer gearbeitet wird, ist ein Vorurteil. Man arbeitet schon hart, nur eben nicht sehr effektiv.
Von unten kommt mittlerweile ein angenehmer Duft, von Hühnersuppe. Es wird wohl bald Abendessen geben.
Nachdem Krümelmonster sein Küken verdrückt hat, lasse ich ihn wieder aus dem Bad, und er drückt sich an den beiden stinksauren kommunistischen Bergarbeitern vorbei. Unten höre ich Teller klappern und ich habe inzwischen auch Hunger. Als ich in der Küche zurück bin, sehe ich gerade noch, wie meine Frau den mutmaßlichen Hühnereintopf, jetzt auf Körpertemperatur erwärmt, auf 6 Tellerchen füllt. Die werden dann auf 6 Plätze verteilt (einer davon im Obergeschoß), und die Katzen werden höflich an ihren Tischplatz gebeten. Raggi vor dem Kühlschrank, Cooni unter dem Tisch, Siam auf dem Tisch und die beiden Norwegerinnen zwischen Kühlschrank und Ofen.
Jetzt ist es bewiesen, Katzen sind doch Kommunisten, jeder bekommt, was er braucht, also immer das Beste!
Ach übrigens, was gibt es heute zum Abendbrot?!?