Hallo Tanja,
ich hab mich jetzt durch Deinen Thread gelesen und möchte Dir Folgendes erzählen:
Lotte war unsere erste Katze, wir bekamen sie mit 12 Wochen. Gut sozialisiert und nur lieb. Gina kam zwei Monate später dazu, von der gleichen Züchterin - traumatisiert, verhaltensgestört, angst-aggressiv. Warum, wissen wir bis heute nicht, vermuten aber, dass sie bereits einmal vermittelt war und zur Züchterin zurückkam. Gesagt hat uns das keiner ...
Ich hatte im Anfang große Probleme, mit Gina umzugehen - keinerlei Katzenerfahrung und großen Respekt vor Zähnen und Krallen.😉 Auf der Suche nach Hilfe, die wir von der Züchterin nicht bekamen, wuselte ich durchs I-Net und bekam gute Tipps, wie ich mit ihren Attacken umgehen konnte. Bei ihr war recht schnell klar, dass sie uns einfach nicht vertraute - kratzte, biss und schlug nach uns, obwohl sie einige Sekunden vorher noch von selbst zum kuscheln kam. Ich hatte Angst vor ihr, das muss ich ehrlich zugeben, weil ihre Reaktionen so unberechenbar waren. Weggeben wollte ich sie aber auf gar keinen Fall, also habe ich peinlichst genau die üblichen Kriterien beachtet - nicht anstarren, nicht bedrängen, nichts gegen ihren Willen tun (was ich bei Lotte übrigens auch nie gemacht habe) und Stück für Stück wurde sie ruhiger. Mit jedem körperlichen Kontakt zwischen uns, der ohne Probleme ablief, wurde ich ebenfalls ruhiger, blieb aber weiter vorsichtig im Umgang mit ihr. Es hat sehr, sehr lange gedauert, bis sie mir völlig vertraute - ungefähr zwei Jahre. Eine Attacke kam aber schon nach wenigen Wochen nicht mehr vor, weil sie merkte, dass ich ihr nichts Böses wollte. Mit meinem Mann hatte sie deutlich länger Schwierigkeiten, mit Männern im Allgemeinen, obwohl er sich ihr von selbst nicht einmal näherte.
Ich kann Deine Angst sehr gut verstehen - so ein fauchendes, spuckendes, krallenbesitzendes Tier ist angsteinflößend, vor allem für jemanden, der nie eine Katze hatte.
Aber schau: Sie konnte nichts dafür. Sie hatte wahnsinnige Schmerzen und war völlig in Panik. Ich glaube nicht, dass eine solche Attacke jetzt nochmal vorkommt - die Garantie dafür kann Dir natürlich keiner geben. Aber es wäre so furchtbar schade für Euch beide, wenn Du es nicht schaffst, den Mut aufzubringen, Dich erneut auf sie einzulassen.
Meinst Du, Du kannst vielleicht noch ein paar Tage durchhalten und ihr eine Chance geben? Vielleicht gibt es jemanden hier im Forum, der Dir seine Telefonnummer geben und den Du anrufen kannst, wenn die Angst wieder ganz schlimm wird? Ich würde Dir das gerne anbieten, bin aber aus beruflichen Gründen schlecht erreichbar und insofern kein guter Ansprechpartner.
Ich würde mich sehr für Euch beide freuen, wenn Du Dich doch noch überwinden und wieder das in ihr erkennen kannst, was sie doch eigentlich ist: Eine liebe, ruhige Katze.