Sehr interessantes Thema, hier wurde aber teils viel vermischt.
Also eine Obduktion dient in der Regel nicht dazu, um in der Forschung weiterzukommen und irgendwelche Gentests zu entwickeln, das ist ein anderes Thema auf das ich gerne auch noch separat eingehe.
Die Obduktion dient dazu abzuklären, ob eine Todesursache feststellbar ist und wenn ja, ob es etwas ist das vererblich ist oder eben nicht. Das hilft mir als Züchter zu entscheiden, ob ich mit dieser Linie weiterzüchten kann oder ob ich die Linie aufgebe und die noch aktiven Zuchttiere daraus kastrieren lassen. Und im Endeffekt hilft das den zukünftigen Käufern, wenn durch solche Entscheidungen vermieden werden kann, dass Kitten mit vererbbaren Krankheiten geboren und verkauft werden.
Ich als Züchter sehe das halt als meine Verantwortung, alles zu tun um möglichst Erbkrankheiten auszuschließen, leider gibt es eben nicht für alles Gentests.
Ich hab in den Kaufverträgen drinnen stehen:
„…Ebenfalls können Gewährleistungsansprüche im Todesfall nur dann anerkannt werden, wenn diese durch eine Obduktion und einer einwandfreien Identifikation (Microchipnummer) des Tieres gestützt werden.
Im Todesfall außerhalb der gesetzlichen Gewährleistungspflicht, mit Ausnahme von Unfällen oder nachweislicher Fremdeinwirkung, ist bis zum 8. Lebensjahr eine Obduktion wünschenswert. Diese dient zum Wohle der Zuchtkatzen des Züchters und wird bis zu einem Betrag von 100,- Euro vom Züchter getragen…“
Beispiele (ich denke dann wird es verständlicher um was es geht):
Das erste mal wurde ich 2016 damit konfrontiert dass ein junges Tier bei den neuen Besitzern schwer erkrankt ist. Die Katze war zu dem Zeitpunkt 8 Monate alt und, als mich die Besitzer kontaktierten, schon 3-4 Wochen schwer krank, appetitlos, matt. Sie hatten bereits mit ihrem Tierarzt und in einer Tierklinik viele Tests und Therapieversuche gestartet und die Ärzte sind im Dunklen getappt was die Katze haben könnte, unter anderem ging ein Verdacht in Richtung angeborener Herzfehler. Sie hatte Wasser im Bauch (FIP wurde bereits durch Bauchpunktat eher ausgeschlossen), die Nieren haben begonnen zu versagen und sie hatte hochgradige Anämie. Die Besitzer haben wirklich alles versucht, ich bin dann auch noch hin und hab die Katze „ausborgt“ und bin zum Kardiologen gefahren und hab Herz und Nieren noch schallen lassen, und so zumindest mal Herzfehler und Nierenzysten ausschließen können, letztendlich wurde sie dann wenige Tage danach wegen Multiorganversagen eingeschläfert. Ihr Tierarzt meinte vielleicht doch ein Tumor (obwohl so jung), und ich wollte auch noch abklären ob es Amyloidose war (war das einzige erbliche was mir zu den Symptomen gepasst hat.
Die Obduktion hat natürlich die unmittelbare Tordesursache festgestellt (Nierenversagen), dazu noch Lungenentzündung, aber letztlich stand im Befund nicht das warum. Amyloidose wurde jedenfalls ausgeschlossen, ebenso wie erbliche Herzkrankheiten oder PKD.
Ich hab dann dort angerufen und mit der Pathologin lange geredet, sie meinte letztlich ists es schwer zu sagen aber sie geht von irgendeiner Infektion aus die die Katze Wochen davor gehabt hatte, und die dann generalisiert hat und so die Organe geschädigt hat, aber das kann man nicht mehr feststellen wie es begonnen hat.
Einerseits war das Ergebnis natürlich unbefriedigend, andererseits hat es mir die Frage beantwortet ob es was erbliches ist oder nicht.
Die Besitzer haben mir so leid getan, sie hatten alles versucht und mir in keiner Sekunde irgendeinen Vorwurf gemacht, mich mit eingebunden, hatten hohe Ausgaben.. ich hab ihnen dann ein anderes Kätzchen geschenkt. Hätte ich nicht müssen aber in so einem Fall ist das für mich keine Frage.
Der nächste Fall war dann 1 Jahr später und etwas anders… da bekam ich von 2 Katzen (Geschwister) nach einigen Jahren immer weniger Infos oder Fotos, und dann irgendwann die Nachricht per email: zur Information in Hinblick auf meine Zuchtpläne, die Katze ist vor einem halben Jahr an Nierenversagen gestorben (war damals knapp 5 Jahre alt) und „der Arzt sagt es war sicher was angeborenes“, der Bruder hat aber keine Nierenprobleme, das wurde getestet.
Ich muss sagen ich war echt platt nach dies Nachricht.. ohne mich miteinzubinden, im Nachhinein, ohne irgendwelche Befunde, ohne Obduktion, die Behauptung es wäre angeboren gewesen ohne es irgendwie getestet zu haben.. und dann die Info erst nach Monaten..
Ich war damals sehr traurig dass die Besitzer mir nicht rechtzeitig Bescheid gegeben hatten, vom Bruder hab ich dann auch nie wieder Fotos oder irgendwelche Infos bekommen. Er müsste jetzt knapp 7 Jahre alt sein.
Mit so einer Info kann ich wenig anfangen. Hab dann bei Leuten nachgefragt die verwandte haben, Vorfahren Geschwister.. alle waren ok, mehr kann ich in dem fall dann auch nicht machen.
Dann kam 2018, kein so tolles Jahr.
Anfang des Jahres hatte ich Kitten, eines hatte eine Nabelinfektion und ist wenige Stunden später bereits tot gewesen, dann bald darauf 3 weitere mit Nabelinfektion.. eines starb, das hab ich auf die Patho gebracht um den Keim zu bestimmen und auch bestimmen zu lassen auf welche Antibiotika die keime empfindlich sind, gelichzeitig um das Leben der 2 Geschwister gekämpft, die haben es zum Glück geschafft, und dann mit dem Ergebnis der Patho mit dem richtigen Antibiotikum die ganze Gruppe, alle Kitten, Katzen, Kastraten behandelt und seither keine Probleme mehr gehabt.
Im Sommer kam die Nachricht eines meiner ehemaligen Kitten, Kater 2 Jahre alt, ist sehr dünn, matt, appetitlos, leichte Anämie. Ich bin damals glaub ich übertrieben nervös geworden und hab die arme Besitzerin in weiß Gott was für Tests reintheatert.. der Kater wurde auf den Kopf gestellt, aber nix ist rausgekommen. Nach einigen Wochen gings ihm wieder besser und nun ist alles gut. Ich frag in regelmäßigen Abständen, aber es passt wieder alles. Ich denke der hatte mit irgendeiner Infektion zu kämpfen die man halt nicht testen kann.
Und dann im Dezember kam die sehr traurige Nachricht dass eine Katze die ich in die Zucht verkauft habe, mit 1,5 jahre schwer krank geworden ist, mager, matt, appetitlos, anämisch, beginnendes Nierenversagen, der Arzt will einschläfern, und „es sei wohl was angeborenes“.. naja da hab ich dann darum gebeten dass die Katze zu mir gebracht wird und ich habs dann auf der Uniklinik untersuchen lassen, sie wurde dort stationär aufgenommen, leider konnten die auch nur zum einschläfern raten weil die Nieren bereits komplett versagt haben. Bin dann hingefahren und sie ist in meinen Armen eingeschlafen.. es war wirklich furchtbar.
Nachdem die Ursache völlig unklar war hab ich sie auch Obduzieren lassen du engen Kontakt zum Arzt gehabt der mich regelmäßig informiert hat und sich wirklich viel Mühe gegeben hat.
Ergebis war: „Funny ist an einer Niereninsuffizienz erkrankt die durch das Immunsystem
ausgelöst wurde (immunmediierte Glomerulonephritis). Die Ursachen einer
solchen Erkrankung können verschiedene Erreger sein (Bakterien,Viren). Eine
genetische Ursache für die Nierenerkrankung schließt der Pathologe aus.
Leider konnte kein Erreger isoliert werden.“
Wiederum frustrierend dass nicht konkret herausgekommen ist was die definitive ursache war, aber für mich trotzdem eine sehr wichtige Info, denn ich hab diese Linie noch in der Zucht.
Wer bis jetzt mitgelesen hat, danke 😊 ich weiß es wurde ein Roman.
Kurz zusammen gefasst: auch wenn viele Tierärzte, wenn sie nicht weiterwissen, oft in den raum stellen es sein „etwas angeborenes“.. ist das Ergebnis der Patho dann oft doch anders, und ohne diese Pathoergebnisse könnte ich nicht ruhigen Gewissens mit diesen Linien weiterarbeiten.
(OT: alles meine Zuchttiere werden regelmäßig untersucht, Herz und Nieren geschallt, Gentests die man halt machen kann, usw…). Gesundheit ist mir eben sehr wichtig.